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August 9th, 2018
Lanxess: Arlanxeo-Verkauf zum Schuldenabbau
09.08.18
von
Klaus Fischer
Die Saudi Aramco soll den Anteil des deutschen Spezialchemikalienkonzerns am Kautschuk-Joint-Venture übernehmen.
Der deutsche Spezialchemikalienkonzern Lanxess will seinen 50-Prozent-Anteil am Kautschukproduzenten Arlanxeo um 1,4 Milliarden Euro an die Saudi Aramco verkaufen. Mit dieser hatte er Arlanxeo 2016 gegründet. Laut einer Aussendung plant Lanxess, mit dem Transaktionserlös „seine finanzielle Basis zu stärken und seine Nettofinanzverbindlichkeiten zu reduzieren“. Vorgesehen ist, den Verkauf noch heuer abzuschließen. Notwendig dafür ist das Placet der zuständigen Kartellbehörden.
Zufolge dem aktuellen Geschäftsbericht hatten sich die Nettoverbindlichkeiten von Lanxess nach Abzug von Termingeldern und zur Veräußerung verfügbaren Wertpapieren von 2016 auf 2017 auf 2,25 Milliarden Euro fast verzehnfacht. Begründet war dies durch den Kauf des US-amerikanischen Additivproduzenten Chemtura. Er stellte die bisher größte Akquisition in der Firmengeschichte von Lanxess dar.
August 8th
Lenzing: Periodenergebnis sinkt um 39 Prozent
08.08.18
von
Klaus Fischer
Vor allem Währungseffekte sowie höhere Preise für Rohstoffe und Energie drückten das Halbjahresresultat. Laut Vorstandschef Stefan Doboczky ist dieses aber „solide in einem herausfordernden Marktumfeld“.
Der Umsatz des Faserkonzerns Lenzing lag im ersten Halbjahr 2018 bei rund 1,07 Milliarden Euro. Er war damit um 6,4 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2017. Das EBITDA sank um 28,1 Prozent auf 194,8 Millionen Euro, das EBIT um 37 Prozent auf 128,7 Millionen Euro. Das Periodenergebnis schließlich war mit 91,3 Millionen Euro um 39,3 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2017. Trotzdem sprach Vorstandschef Stefan Doboczky bei der Bilanzpräsentation am 8. August von einem „soliden Ergebnis“, das in einem „herausfordernden Marktumfeld“ erzielt worden sei. Ihm zufolge ist der Umsatzrückgang im Wesentlichen auf Währungseffekte zurückzuführen. Erhebliche Mengen an Produkten werden in US-Dollar sowie Yuan Renminbi (RMB) abgerechnet. Beim EBITDA wiederum schlugen höhere Preise für wichtige Rohstoffe sowie höhere Energiekosten durch. Unter den Rohstoffen war laut Finanzvorstand Thomas Obendrauf nicht zuletzt Natronlauge, die unter anderem für die Produktion von Modal-Fasern verwendet wird. Die Preise für diese Chemikalie stiegen seit etwa Mitte 2017 beträchtlich, berichtete Obendrauf. Mittlerweile zeichne sich zumindest in Asien zwar ein leichter Rückgang ab. Auf Europa habe dieser aber bis dato nicht durchgeschlagen: „Die Märkte für Natronlauge sind regional strukturiert. Man kann nicht einfach große Mengen dieser Substanz von Asien nach Europa verfrachten.“
Für das Gesamtjahr rechnet das Lenzing-Management mit einem Ergebnis, das unter jenem der beiden „Rekordjahre“ 2016 und 2017 liegt. Zur Erinnerung: 2016 schrieb die Lenzing rund 229,1 Millionen Euro Gewinn, 2017 waren es 281,7 Millionen Euro. Als Grund für die niedrigeren Erwartungen für heuer nannte Doboczky die „unverändert herausfordernden Marktbedingungen“. So dürfte sich die weltweite Viskose-Produktion heuer um rund 600.000 bis 900.000 Tonnen erhöhen. Für das kommende Jahr ist mit einem weiteren Zuwachs im selben Ausmaß zu rechnen. Entsprechend dürften sich die Preise entwickeln. „Allerdings haben wir das bereits 2015 erwartet und sind daher gerüstet“, betonte Doboczky. Spezialfasern wie Tencel Luxe sowie superreine Viskose verkaufen sich ihm zufolge nach wie vor „unheimlich gut“. Und der Anteil von Spezialfasern am Gesamtumsatz liegt mittlerweile bei 44 Prozent, dem höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte. Ab 2020 will die Lenzing etwa die Hälfte ihres Umsatzes mit Spezialfasern erwirtschaften.
Deshalb wird weiter investiert. Wie berichtet, plant das Unternehmen unter anderem, gemeinsam mit der brasilianischen Duratex ein Faserzellstoffwerk mit 450.000 Tonnen Jahreskapazität zu bauen. Die Entscheidung über die Investition von insgesamt etwa einer Milliarde US-Dollar ist für Anfang 2019 vorgesehen. Laut Finanzchef Obentraut wird zurzeit ein Finanzierungskonzept erarbeitet. Die Nutzung von Kapitalmarktinstrumenten ist vorgesehen, eine Kapitalerhöhung allerdings nach derzeitigem Stand nicht.
An seinem Stammsitz im oberösterreichischen Lenzing errichtet der Faserkonzern um 30 Millionen Euro eine weitere Pilotanlage für Tencel-Luxe-Filamente. In Mobile im US-Bundesstaat Alabama läuft die Erweiterung der Lyocell-Erzeugungskapazitäten um 90.000 Tonnen. Für das in Thailand geplante Lyocellfaserwerk wurden die nötigen Grundstücke gekauft, ihre Nivellierung ist im Gang. Die neue Produktionslinie für Zellstoff und Spezialfasern in Heiligenkreuz im Burgenland befindet sich im Testlauf.
Was den Handelskrieg der USA gegen China und Europa betrifft, konstatierte Doboczky, diese Entwicklung sei „für alle Industrien schlecht“. Kurzfristig könne die Lenzing Produkte „umrouten“. Sie beobachte die Lage jedoch „mit Argusaugen“, nicht zuletzt wegen ihres Engagements in den USA. Die Faserproduktion in Mobile sei für den asiatischen Markt bestimmt, vor allem für China. Dürfe dorthin nicht mehr exportiert werden, „werden wir andere Märkte bedienen, darunter Pakistan“. Die gesamte Erzeugung von 140.000 bis 145.000 Tonnen pro Jahr unterzubringen, sei freilich eine gewisse Herausforderung. Doch könne die Lenzing in gewissem Umfang auch konzernintern umschichten.
Der kommende EU-Austritt Großbritanniens wirkte sich bisher infolge des gesunkenen Pfund-Kurses „leicht positiv“ auf die Lenzing aus, sagte Doboczky auf Anfrage des Chemiereports. Allerdings seien „Handelshemmnisse nie gut“. Die Lenzing verfüge über ein „gutes Werk“ in Großbritannien. Wie es damit langfristig weitergehe, lasse sich zurzeut nicht absehen.
August 6th
Lebensmittel überwiegend in Ordnung
06.08.18
von
Klaus Fischer
Bei mehr als 80 Prozent der 2017 gezogenen Proben hatten die Behörden nichts zu beanstanden.
Insgesamt 28.026 Proben untersuchten die österreichischen Lebensmittelsicherheitsbehörden im Jahr 2017. Keinen Grund zur Beanstandung gab es bei 23.127 davon (82,5 Prozent). Das zeigt der aktuelle Lebensmittelsicherheitsbericht, den die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie das Gesundheitsministerium kürzlich publizierten. Als gesundheitsschädlich beurteilten die Behörden lediglich 117 Proben (0,4 Prozent). Weitere 891 Proben (3,2 Prozent) bewerteten sie als für den menschlichen Verzehr bzw. für den bestimmungsgemäßen Gebrauch ungeeignet.
Am häufigsten zu beanstanden waren dem Bericht zufolge „Kennzeichnungsmängel und zur Irreführung geeignete Informationen“, die bei 2.813 Proben zu Tage traten. Ein Kritikpunkt war ferner die Zusammensetzung der Lebensmittel, die in 376 der untersuchten Fälle (1,3 Prozent) nicht den rechtlichen Vorgaben entsprach. Bei Fleischprodukten betraf dies unter anderem erhöhte Nitratwerte sowie die unzulässige Verwendung von Zusatzstoffen. Weitere 1.233 Proben (4,4 Prozent) wurden aus anderen Gründen getadelt, unter anderem wegen Verstößen gegen die Hygieneverordnung, wegen Wertminderung gemäß Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG) sowie aufgrund der Trinkwasserverordnung. „Insgesamt lag die Beanstandungsquote bei 17,5 Prozent“, heißt es in dem Bericht.
Wie betont wird, sind diese Ergebnisse differenziert zu betrachten. Von den aufgrund routinemäßiger Kontrollen gezogenen Proben (Planproben) wurden nur 0,2 Prozent als gesundheitsschädlich beurteilt. Bei den Verdachtsproben hingegen lag diese Quote bei 1,5 Prozent. Dem Bericht zufolge kann dies „als Indiz für die Effizienz der verdachtsorientierten Probenziehung gewertet werden“.
Von Lebensmitteln aus biologischer Produktion zogen die Behörden insgesamt 2.713 Proben. Davon waren 83,4 Prozent beanstandungsfrei. Acht Proben (0,3 Prozent) erwiesen sich als gesundheitsschädlich, was bei fünf davon auf „Verletzungsgefahr durch Fremdkörper“ zurückzuführen war. Bei 39 Proben (1,4 Pozent) stellten die Behörden Kennzeichnungsmängel fest.
July 30th
Neun ERC Starting Grants gehen nach Österreich
Bei der jüngsten Vergabe von ERC Starting Grants konnten auch neun österreichische Wissenschaftler reüssieren.
Insgesamt fließen damit 13,5 Millionen Euro an die Universität Wien (vier Preisträger), das IST Austria (zwei Preisträger), die Universität Graz, die Universität für Bodenkultur Wien und das Austrian Institute of Technology (je ein Grant). Nach Aussagen des Bildungsministeriums liegt Österreich damit, gemessen an Bevölkerungsgröße, BIP und Anzahl der Forschenden, im ersten Viertel des europäischen Wettbewerbs.
Aus dem Bereich der Biowissenschaften haben zwei Biologinnen der Universität Wien, ein Biochemiker der Universität Graz sowie eine Bodenforscherin der Universität für Bodenkultur (BOKU) einen Preis erhalten. Maria Filipa Baltazar de Lima de Sousa ist an der Abteilung für Ökogenomik und Systembiologie der Universität Wien tätig und beschäftigt sich dort mit Genom-Evolution und Ökologie prokaryotischer Archaeen. Im aktuellen Projekt erforscht sie, wie im Zuge eines Wechselspiels geologischer und biologischer Abläufe jene Prozesse entstanden sind, die Energie für Stoffwechselleistungen verfügbar machen. Jillian Andersen forscht am Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Uni Wien über Symbiosen zwischen Tieren und Bakterien. Sie hat dazu das Modellsystem einer marinen Mondmuschel zur Verfügung, die in ihren Kiemen symbiontische Bakterien beherbergt.
Proteindesign und Bodenforschung
Gustav Oberdorfer beschäftigt sich an der Universität Graz mit dem computerunterstützen Design von Proteinen – Ziel ist, eine Methoden zu entwickeln, mit der besonders stabile Protein erzeugt werde können. Eva Oberdorfer ist am Institut für Bodenforschung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) angesiedelt. In ihren Arbeiten geht es um die Wechselwirkung zwischen Pflanzenwurzeln und Boden. Ihr Interesse gilt insbesondere bestimmten, von den Wurzeln abgegebenen Substanzen (sogenannten „Siderophoren“), mit denen kleine Mengen an Nährstoffen wie Eisen erschlossen werden können.
Weitere Preisträger sind Dan Alistarh (IST Austria; maschinelles Lernen), Nicla de Zorzi (Uni Wien; Assyrilogie), Mikhail Lemeshko (IST Austria; Theorie der Angulon-Quasiteilchen), Bernhard Schrenk, (AIT; Photonik, Quantenkommunikation) und Alice Vadrot (Uni Wien; Politikwissenschaften, Biodiversitätspolitik).
July 27th
BASF: Mehr Umsatz, weniger Gewinn
27.07.18
von
Klaus Fischer
Laut Vorstandschef Martin Brudermüller schlugen im ersten Halbjahr 2018 nicht zuletzt „negative Währungseffekte“ zu Buche. Die Aussichten sind ebenfalls nicht rosig.
Im ersten Halbjahr 2018 erwirtschaftete der deutsche Chemiekonzern BASF nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 33,43 Milliarden Euro. Verglichen mit dem ersten Halbjahr 2017 entspricht das einem Zuwachs von einem Prozent. Dem gegenüber sank das EBITDA um 0,8 Prozent auf 6,68 Milliarden Euro. Der Überschuss verminderte sich um zwei Prozent auf 3,28 Milliarden Euro. Schlecht lief das Geschäft insbesondere in den Bereichen Performance Products, Functional Materials & Solutions sowie Agricultural Solutions.
Bei den Performance Products sank der Umsatz um fünf Prozent auf 7,94 Milliarden Euro. Das EBITDA verringerte sich um ein Prozent auf 1,31 Milliarden Euro. Im Segment Functional Materials & Solutions wuchs zwar der Umsatz um zwei Prozent auf 10,68 Milliarden Euro. Doch das EBITDA brach um 22 Prozent ein und lag bei 986 Millionen Euro. Im Bereich Agricultural Solutions verzeichnete BASF eine Umsatzminderung um vier Prozent auf 3,23 Milliarden Euro. Das EBITDA sank um 14 Prozent auf 802 Millionen Euro. Für die Rückgänge machte Vorstandschef Martin Brudermüller vor allem „negative Währungseffekte“ verantwortlich.
Brudermüller ergänzte, im ersten Halbjahr hätten sich „die weltwirtschaftlichen Risiken deutlich erhöht. Dazu haben insbesondere geopolitische Entwicklungen und die Handelskonflikte zwischen den USA und China sowie den USA und Europa erheblich beigetragen. Wir beobachten die Entwicklungen und mögliche Auswirkungen auf unser Geschäft sehr sorgfältig“. Unverändert bleibe die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr. BASF rechne „mit einem leichten Umsatzwachstum, einem leichten Anstieg des EBIT vor Sondereinflüssen und einem leichten Rückgang des EBIT“.
July 25th
EuGH: Mutagenese ähnelt Transgenese
25.07.18
von
Klaus Fischer
Mit Verfahren wie der „Genschere“ CRISPR/CAS9 hergestellte Organismen fallen unter die GVO-Richtlinie der EU, urteilt das Höchstgericht.
„Durch Mutagenese gewonnene Organismen sind genetisch veränderte Organismen (GVO) und unterliegen grundsätzlich den in der GVO-Richtlinie vorgesehenen Verpflichtungen“. Zu diesem Schluss kommt der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) in seinem Urteil in der Rechtssache C-528/16. Wie der EuGH festhält, werden als Mutagenese „alle Verfahren bezeichnet, die es, anders als die Transgenese, ermöglichen, das Erbgut lebender Arten ohne Einführung einer fremden DNS zu verändern“. Unter anderem wurde auf diese Weise Saatgut erzeugt, das gegen bestimmte Herbizide resistent ist.
Entscheidend ist laut dem EuGH: Durch Mutagenese wird „eine auf natürliche Weise nicht mögliche Veränderung am genetischen Material eines Organismus vorgenommen“. Daher unterliegen mit einschlägigen Techniken wie der „Genschere“ CRISPR/CAS9 gentechnisch veränderte Organismen der GVO-Richtlinie. Der Grund: „Mit der unmittelbaren Veränderung des genetischen Materials eines Organismus durch Mutagenese lassen sich die gleichen Wirkungen erzielen wie mit der Einführung eines fremden Gens in diesen Organismus, und die neuen Verfahren ermöglichen die Erzeugung genetisch veränderter Sorten in einem ungleich größeren Tempo und Ausmaß als bei der Anwendung herkömmlicher Methoden der Mutagenese.“ Das heißt: Die Methoden der Mutagenese und der Transgenese ähneln einander. Deshalb sind auch die Risiken der beiden Verfahren einander ähnlich. Und das wiederum bedeutet, dass ähnliche Vorkehrungen gegen diese Risiken getroffen werden müssen. Unter anderem sind die Gefahren zu prüfen, die mittels Mutagenese erzeugte GVO für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellen können. Ferner gelten strenge Anforderungen „hinsichtlich ihrer Rückverfolgbarkeit, Kennzeichnung und Überwachung“. Dies entspricht im Übrigen auch dem Vorsorgeprinzip, das in der EU generell gilt, erläutert der EuGH.
Ergänzend konstatiert der Gerichtshof: Die GVO-Richtlinie gilt zwar nicht für Organismen, die mit seit langem als sicher geltenden Mutagenese-Verfahren produziert werden. Das sind primär Verfahren, bei denen nicht gezielt in das Erbgut eingegriffen wird, wie etwa die Bestrahlung mit UV-Licht. Allerdings können die EU-Mitgliedsstaaten solche GVO sehr wohl den Verpflichtungen aus der Richtlinie unterwerfen: „Denn der Umstand, dass diese Organismen vom Geltungsbereich der Richtlinie ausgeschlossen sind, bedeutet nicht, dass interessierte Personen sie nach Belieben absichtlich freisetzen oder in der Union als Produkte oder in Produkten in den Verkehr bringen dürfen. Den Mitgliedstaaten steht es somit frei, in diesem Bereich – unter Beachtung des Unionsrechts, insbesondere der Regeln über den freien Warenverkehr – Rechtsvorschriften zu erlassen.“
Das Urteil erging aufgrund einer Anfrage des französischen Conseil d’État (Staatsrat). Dort hatten der Landwirtschaftsverband Confédération paysanne und acht weitere Organisationen Klage erhoben. Sie richtete sich dagegen, dass Frankreich Mutagenese-Verfahren wie CRISPR/CAS9 von der Geltung der GVO-Richtlinie ausgenommen hatte.
Gentechnikkritiker wie Thomas Waitz, ein EU-Abgeordneter der österreichischen Grünen, begrüßten das Urteil. „Gentechnik bleibt Gentechnik, auch, wenn sie in neuem Gewande als „Gentechnik 2.0“ daherkommt. Das ist ein Rückschlag für die Agrochemiekonzerne, die versucht haben, ihre Methoden der strengen europäischen Gentechnikgesetzgebung zu entziehen“, verlautete er in einer Aussendung. Seitens der Arbeiterkammer hieß es, auch für mittels Mutagenese erzeugte Produkte werde es künftig „eine klare und verpflichtende Kennzeichnung als Gentechnik-Produkte geben“. Das helfe den Konsumenten, sich zurecht zu finden.
Kritik kam dagegen vom Verein Saatgut Austria, dem unter anderem die Agrotechnologiekonzerne DuPont Pioneer und Syngenta angehören. Obmann Michael Gohn sprach von einer „undifferenzierten Entscheidung“ und malte die Katastrophe an die Wand. Gerade für kleine und mittelständische Züchter entstehe „immenser Schaden. Sie sind im internationalen Wettbewerb längerfristig quasi chancenlos, was den Konsolidierungsprozess in der Züchtungsbranche weiter beschleunigt“. Und „ mit den heimischen Züchtern werden auch regionale und flächenmäßig weniger bedeutende Sorten bald verschwunden sein“.
July 24th
„Mass Customization“ treibt Wachstum von 3D-Druck-Markt voran
Das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan prognostiziert in einer aktuellen Studie ein hohes Wachstumspotential bei 3D-Druck-Werkstoffen für die Automobilindustrie.
Bis 2024 soll demnach ein jährliches Weltmarktvolumen von 576,5 Millionen Dollar bei jährlichen Wachstumsraten von 176,8 Prozent erreicht werden. Ist derzeit der schnelle Prototypenbau der mit Abstand größte Anwendungsbereich von additiven Fertigungsverfahren, so könnten diese mittelfristig zu weitreichenden Organisationsänderungen in der Automotive-Branche führen. Die Experten von Frost & Sullivan sehen die Möglichkeit, dass in spezialisierten Mikrofabriken Einzelteile nach Maß hergestellt werden und sich so eine kundenindividuelle Massenproduktion, eine sogenannte „Mass Customization“ herausbilden könnte.
Strategische Weichenstellungen könnten Wachstum ankurbeln
Die Studie „Global 3D Printing Materials Market in Automotive Transportation, Forecast to 2024“ zeigt Umsatztrends, wachstumstreibende Faktoren und externe Herausforderungen für verschiedene Segmente des Markts (Kunststoffpulver, Kunststoff-Filamente, Metallpulver, Photopolymere) auf und beschreibt die Wettbewerbsstrategien wichtiger Player. Dabei wird zu einigen strategischen Weichenstellungen geraten, die nach Ansicht der Studienautoren das Marktwachstum ankurbeln könnten: So sollte sich die Forschung und Entwicklung auf Kunststoffrezepturen konzentrieren, die für Anwendungen im Realeinsatz geeignet sind und so die Prototypenentwicklung hinter sich lassen. Regional könnte die Fokussierung auf die Märkte in Europa und Nordamerika sinnvoll sein, wo die wichtigsten Pioniere in der Automobiltechnik geortet werden. Von Vorteil wäre die Zusammenarbeit von Material- und Maschinenherstellern, um gemeinsam nicht nur die technische Entwicklung sondern auch Geschäftsmodellen und Marketing zu entwickeln.
Zudem raten die Experten zu einer Stärkung der Vertriebsbasis in Märkten anderer asiatischer Länder, die „neue Entwicklungen langsamer aufnehmen und kostensensibel strukturiert sind“. Als zu bewältigende Herausforderungen werden unsichere Versorgungsszenarien bei Werkstoffen, fehlende Konsistenz in der Endphase der Produktion und höhere Kosten als bei konventionellen Werkstoffen genannt.
July 23rd
Chemieroboter mit künstlicher Intelligenz findet neue Reaktionswege
Wissenschaftler der Universität Glasgow haben einen Syntheseroboter trainiert, die unter bestimmten Bedingungen vielversprechendsten neuen Verbindungen und Reaktionswege herauszufinden.
Der Begriff Hochdurchsatzexperiment könnte in der Chemie eine ganz neue Dimension bekommen: Wissenschaftler der Universität Glasgow haben in der Zeitschrift „Nature“ eine Publikation veröffentlicht, in der sie einen mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Syntheseroboter beschreiben. Das System wurde daraufhin konzipiert, neue Reaktionswege und bisher unbekannte Verbindungen zu finden, ohne durch die Einträge in bestehende Datenbanken oder die bekannten Regeln der Organischen Chemie limitiert zu sein.
Der Roboter lernt schnell
Dahinter steht ein Lernalgorithmus, der mit digital verfügbarer chemischer Information gefüttert werden kann, um neue Reaktionswege vorherzusagen. Die Forschergruppe rund um Lee Cronin, den Inhaber des Regius-Lehrstuhls für Organische Chemie an der Universität Glasgow, startete dabei mit 18 chemischen Verbindungen als Ausgangsstoffen, nach der Untersuchung von etwa 100 möglichen Reaktionen (nach Angaben der Forscher nur etwa zehn Prozent der mit diesen Verbindungen möglichen Transformationen) soll der Roboter bereits imstande gewesen sein, mit einer Genauigkeit von 80 Prozent vorherzusagen, welche Kombinationen von Ausgangsprodukten zu neuen Reaktionstypen und Molekülen führen. Bei der Untersuchung der vorgeschlagenen Reaktionswege wurden bisher unbekannte Verbindungen und Reaktionswege entdeckt und einer davon sogar in die Spitzengruppe („Top 1 %“) der einzigartigsten bekannten Reaktionen eingereiht.
Cronin glaubt, dass mit diesem Ansatz der Raum der möglichen chemischen Verbindungen kostengünstiger, sicherer und mit weniger anfallendem Abfall durchmessen werden könnte, um so etwa neue Arzneimittelkandidaten oder Moleküle für technische Anwendungen zu finden.
July 17th
Apeiron: Llewellyn-Davies folgt Loibner
17.07.18
von
Klaus Fischer
Der Brite, seit Oktober 2017 Finanzchef, übernahm den Vorstandsvorsitz des Wiener Immunonkologie-Unternehmens.
Der bisherige Finanzvorstand des Wiener Immunonkologie-Unternehmens Apeiron, Peter Llewellyn-Davies, hat mit 15. Juli den Vorstandsvorsitz übernommen. Er folgt Hans Loibner, der sich nach 13 Jahren an der Vorstandsspitze zurückzieht. Laut einer Aussendung von Apeiron steht er aber weiter als Berater zur Verfügung. Unter seiner Leitung brachte das Unternehmen das Medikament Qarziba auf den Markt. Dieses wirkt gegen das Neuroblastom, eine Krebsart, die vor allem bei Kindern auftritt. Weiters gelang Loibner unter anderem die Auslizensierung zweier Entwicklungsprojekten an Pharmakonzerne.
Llewellyn-Davies kam im Oktober vergangenen Jahres zu Apeiron. Der gebürtige Brite ist seit langem im Biotechnologiegeschäft tätig. Unter anderem arbeitete er für die Medigene und die Wilex, die heutige Heidelberg Pharma AG. Laut Apeiron-Vorstandschef Manfred Reichl war er „der Wunschkandidat des Aufsichtsrates und ist von Hans Loibner hochgeschätzt. In den letzten neun Monaten hat er sich hervorragend eingearbeitet und bereits wichtige Akzente gesetzt“. Llewellyn-Davies kündigte an, er wolle den „Hauptsitz in Wien ausbauen und gleichzeitig unsere internationalen Aktivitäten und Partnerschaften weiter verstärken“.
Loibner dankte den Investoren und den Mitarbeitern „für die jahrelange Zusammenarbeit und Loyalität“. Llewellyn-Davies bezeichnete er als „ausgezeichneten Nachfolger“.
July 13th
Bilanz „erfreulich“, Aussichten nicht
13.07.18
von
Klaus Fischer
Der VCI gibt sich zufrieden mit dem Ergebnis des ersten Halbjahres und blickt „besorgt“ in die Zukunft.
„Erfreulich“ seien die Geschäfte der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie im ersten Halbjahr 2018 gelaufen, meldet der Branchenverband VCI. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 um 5,5 Prozent „auf gut 100 Milliarden Euro“. Die Produktion erhöhte sich um rund fünf Prozent. Für das Gesamtjahr prognostiziert der Verband weiterhin einen Umsatzzuwachs von 4,5 Prozent auf über 204 Milliarden Euro. Die Produktion dürfte um 3,5 Prozent wachsen, die Preise sollen laut VCI um etwa ein Prozent zulegen. Dennoch warnte Verbandspräsident Kurt Bock: „Dass wir nach einem guten ersten Halbjahr die Prognose nicht nach oben korrigieren, zeigt unsere gedämpften Erwartungen für die zweite Jahreshälfte.“
Aufs Gemüt drückt den Chemie- und Pharmagewaltigen „die Gefahr eines globalen Handelskrieges zwischen den USA, China und der EU, die Folgen eines harten Brexits und die stürmische Ölpreisentwicklung“. Und die deutsche Politik habe die Lage offenbar immer noch nicht begriffen, klagte Bock. Es sei zu bedauern, „dass die fehlende industriepolitische Perspektive der Bundesregierung, zum Beispiel zu Unternehmensteuern und Forschungsförderung, diesen Risiken keine positiven Impulse für die Wirtschaft entgegensetzt.“
Bock verlangte von der Regierung, „im Herbst einen konkreten Gesetzentwurf für eine steuerliche Forschungs- und Entwicklungsförderung vorzulegen. Die Glaubwürdigkeit politischen Handelns steht hier auf dem Spiel – nicht nur innerhalb unserer Branche“. Als Vorbild nannte Bock Österreich, wo die F&E-Quote bei rund 3,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegt. In Deutschland beläuft sich diese auf 2,93 Prozent.
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