Archive - 2005

November 18th

NO im Heliumnanotröpfchen beobachtet

In einem 5 Nanometer kleinen Ball aus Helium haben Bochumer Chemiker um <a href=mailto:martina.havenith@rub.de>Martina Havenith-Newen</a> bei -272,78 &deg;C - nur 0,37 &deg;C über dem absoluten Nullpunkt - ein Stickstoffoxid-Molekül eingefangen. <% image name="Nanotroepfchen" %><p> Mit einem hochauflösenden Infrarotlaser, der einen charakteristischen chemischen Fingerabdruck liefert, konnten die Forscher erstmals Informationen über die Wechselwirkung zwischen dem NO-Molekül und seiner Umgebung herausfinden. Das Heliumnanotröpfchen ist bei ultrakalten Temperaturen supraflüssig. Das NO-Molekül kann daher reibungslos im Helium rotieren. Während in normalen Molekülen nur gepaarte Elektronen auftreten, handelt es sich beim NO um ein Radikal: Es hat ein einzelnes ungepaartes Elektron, was typisch ist für besonders reaktive Moleküle. <small> Im Nanotröpfchen ist das NO-Molekül wie in einem Labor eingefangen. &copy; RUB </small> Erstmals konnten die Chemiker detailliert untersuchen, wie das Heliumnanotröpfchen die Elektronen beeinflusst - nämlich fast gar nicht: Der infrarote Fingerabdruck des NO im Heliumnanotröpfchen ist fast identisch mit dem Fingerabdruck des NO-Moleküls im Vakuum. Supraflüssige Heliumnanotröpfchen könnten künftig als Nanolaboratorien eingesetzt werden, um Reaktionen bei ultrakalten Temperaturen zu untersuchen. NO im Heliumnanotröpfchen beobachtet

Kaletra zeigt anhaltende antivirale Wirkung bei HIV

Ein auf <a href=http://www.kaletra.com>Kaletra</a> (Lopinavir/Ritonavir) basierendes Therapieschema zeigte während eines Sieben-Jahreszeitraums anhaltende Wirksamkeit und ein günstiges Resistenzprofil bei HIV-Patienten. Kaletra zeigt anhaltende antivirale Wirkung bei HIV <% image name="Aidstest" %><p> Bei allen Patienten, die Kaletra in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen einnahmen, blieb die nachweisbare Viruslast unter 50 Kopien/Milliliter, gemessen in Form von HIV-RNA. Von den 19 Patienten, die die Kriterien für eine Resistenztestung erfüllten und für die Testergebnisse für alle 360 Wochen vorlagen, zeigte keiner eine primäre Proteaseinhibitoren-Resistenz. Die Ergebnisse der Phase II-Studie an 100 nicht vorbehandelten Patienten, die Kaletra in Kombination mit Lamivudin (3TC) and Stavudin (d4T) einnahmen, zeigten, dass 59 % der Patienten eine nicht nachweisbare Viruslast aufwiesen und 61 % einen HIV-RNA-Wert von weniger als 400 Kopien/mm hatten. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Durchfall und Übelkeit. Pankreatitis und Leberprobleme, die tödlich sein können, wurden berichtet. Bei Patienten, die Proteaseinhibitoren nehmen, sind erhöhte Blutungsneigung und Diabetes aufgetreten. Einige Patienten zeigten starke Anstiege bei den Triglyzerid- und Cholesterinwerten. Kaletra wird immer in Kombination mit anderen Anti-HIV-Medikamenten eingesetzt. Nicht eingenommen werden darf Kaletra mit Astemizol, Cisaprid, Dihydroergotamin, Ergonovin, Ergotamin, Methylergonovin, Midazolam, Pimozid, Terfenadin oder Triazolam. Darüber hinaus sollte Kaletra nicht mit Fluticasonpropionat, Lovastatin, Rifampin, Simvastatin oder Produkten, die Johanniskraut enthalten, eingenommen werden. Besondere Vorsicht ist angebracht, wenn Kaletra mit Sildenafil, Tadalafil oder Vardenafil eingesetzt wird.

November 17th

EU-Parlament verabschiedet REACH

Nach der Abstimmung über mehr als 1.000 Änderungsanträge steht fest, dass das EU-Parlament die Vorschläge zu <a href=http://www.reach-info.de>REACH</a> zugunsten der Industrie deutlich abgeschwächt hat. So wurden vor allem die Anforderungen für Substanzen, die in geringen Mengen hergestellt werden, reduziert. EU-Parlament verabschiedet REACH <% image name="Euopaflaggen" %><p> Gegen den Widerstand der Industrie setzten die EU-Parlamentarier Verschärfungen in zwei Bereichen durch: So müssen Zusatzstoffe bei Tabak getestet werden. Außerdem votierte das Parlament für eine automatisch alle fünf Jahre wiederkehrende Erneuerungspflicht der Zulassung für gefährliche Chemikalien. An der Frist übte die Wirtschaftskammer Kritik und hofft auf Nachbesserungen im Rat. Die Wettbewerbsminister werden vermutlich kurz vor Weihnachten abstimmen, sodass erst dann die endgültige Ausgestaltung der neuen Chemikalienverordnung feststeht. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein bezeichnete die Parlamentsvorlage als "gute Basis". "Das EU-Parlament hat sich in seinem Votum leider in mehreren Punkten gegen Europa und für die Bürokratie entschieden", kritisiert dagegen Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik in der WKÖ. Positiv sei zwar zu beurteilen, dass man sich bei der Registrierung von Chemikalien auf einen risikobasierten Ansatz verständigt habe. So erleichtere die Aufnahme von Expositionskategorien die Situation für KMUs nachhaltig. Dem stehe aber eine massive Verbürokratisierung des Autorisierungsregimes gegenüber. "Einerseits bekennt sich das Parlament zwar zur Unterstützung von KMUs, andererseits stellt es aber die Vertraulichkeit von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen massiv in Frage, womit vom Bekenntnis nur eine Hülse bleibt", ergänzt Wolfgang Eickhoff, Geschäftsführer des Österreichischen Fachverbands der Chemischen Industrie.

November 16th

Die Ökobilanz der Kunststoffe

Das Wiener Forschungsinstitut <a href=http://www.gua.at>GUA</a> (Gesellschaft für umfassende Analysen) hat im Auftrag vom europäischen Kunststoffverband PlasticsEurope untersucht, wie sich der Einsatz von Kunststoffen auf den Energieverbrauch und die CO<small>2</small>-Emissionen auswirken. <% image name="Kunststoff" %><p> Dazu wurden die Kunststoffe zu 32 Produktgruppen zusammengefasst und nach jeweils sinnvollen Materialalternativen gefragt. Laut Studienleiter Harald Pilz sind dabei rund 20 % der Kunststoffanwendungen realistisch nicht mehr zu ersetzen bzw. durch Kunststoff überhaupt erst möglich gemacht. Der Rest findet sich hauptsächlich in Verpackungen, am Bau, in Autos und Elektrogeräten sowie in Haushaltswaren und in der Medizin. Als Alternativen würden sich etwa Metalle, Holz, Stein, Glas, Leder, Gummi oder Wellpappe eignen. Bei der Untersuchung wurde nicht nur der Energieaufwand für die Herstellung und Entsorgung der unterschiedlichen Produkte, sondern die Folgen des Warengebrauchs im gesamten Lebenszyklus eines Produktes herangezogen. Für Westeuropa ergibt sich dadurch folgendes Bild: Würde man Kunststoffe im maximal möglichen Ausmaß durch alternative Stoffe ersetzen, stiege der Energieaufwand um 26 %. Der jährliche Mehrverbrauch an Energie würde 1,02 Mrd GJ betragen - ein Energieäquivalent von 22 Mio t Rohöl. Damit einhergehend würde auch der CO<small>2</small>-Ausstoß um 56 % zunehmen - fast 1/3 jenes Beitrages zu den Kyoto-Zielen, zu dem sich Westeuropa verpflichtet hat. In der Herstellung selbst sind die Kunststoffe nicht immer die energieeffizientesten Materialien. Punkten können sie vor allem während ihres Einsatzes und durch gute Wiederverwertung. Das lässt sich etwa an Kühlschränken demonstrieren. Diese werden heute mit Polyurethan isoliert, als Alternative käme Mineralwolle in Frage. Letztere würde in der Herstellung zwar etwas weniger an Energie benötigen, um seine Funktion jedoch später auch gleichwertig erfüllen zu können, hätte ein Kühlschrank mit Mineralwolle in zehn Jahren Gebrauch etwa 1.000 kWh mehr Strom verbraucht und rund 500 kg CO<small>2</small> mehr emittiert. Ein typischer PKW mit 165 kg Kunststoffteilen verbrauchte übrigens über seine durchschnittliche Lebensdauer und Fahrleistung insgesamt 190 l Treibstoff mehr, würden jene Kunststoffteile, die theoretisch substituiert werden könnten (75 kg), aus Stahl, Glas, Aluminium oder anderem produziert. Dieser Ersatz würde das Auto um 36 kg schwerer machen. Die Ökobilanz der Kunststoffe

Unilever vergab Hygiene-Preis

Der von <a href=http://www.unilever.at>Unilever</a> gestiftete Hygiene-Preis ging an Ingeborg Hein für die Entwicklung einer rascheren Methode zur Keimzahlbestimmung eines Bakteriums sowie an Alexander Kirschner für eine neue Strategie zur Beurteilung fäkaler Kontaminationen in Gewässern. <% image name="Unilever_Logo" %><p> <table> <td width="110"></td><td> Das Bakterium S. aureus spielt als Erreger von Entzündungen der Milchdrüse von Rindern, Schafen und Ziegen eine Rolle. Die Überprüfung der Grenzwerte für das Vorhandensein dieser Bakterien in Lebensmitteln wie Milchprodukten erfordert die Zählung der Bakterien. Traditionelle Verfahren sind äußerst zeitaufwändig. </td> </table> Gemeinsam mit Forschern in Oslo hat <b>Ingeborg Hein</b> von der Veterinärmedizinuni Wien nun eine Alternativmethode basierend auf der Real-Time PCR angewendet. Hier werden die Keime direkt über ihre Erbinformation, die in Form der DNS vorliegt, aufgespürt und gezählt. Spezifische Abschnitte der DNS der Keime können im Reaktionsgefäß durch einen Anstieg der Fluoreszenz in der Probe sichtbar gemacht werden, der dann auf die Menge der Keime in der Probe schließen lässt. Im Vergleich zur traditionellen Methode wurden so sowohl mehr positive Proben identifiziert als auch höhere Keimzahlen festgestellt. <b>Alexander Kirschner</b> von der Medizinuni Wien stellte eine neue integrative Strategie vor, um die Aussagekraft von mikrobiologischen Fäkalindikatoren in von Vögeln beeinflussten Binnengewässern zu beurteilen. Anhand von Untersuchungen an Gewässern des Neusiedler Sees weist die Arbeit den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Konzentration mikrobiologischer Fäkalindikatoren (E.coli, Enterokokken, Fäkalcoliforme). <table> <td width="110"></td><td> So wurden signifikante Zusammenhänge zwischen den Vogelzahlen, deren Kotproduktion und der Konzentration an Enterokokken gefunden, während die Konzentrationen an E.coli und Fäkalcoliformen keine verlässliche Aussage über die fäkale Kontamination zuließen. Die Aussagekraft der Fäkalindikatoren war dabei von einer Reihe zusätzlicher Umweltfaktoren wie Salinität, Trübe und Produktivität der Gewässer sowie vom Niederschlag abhängig. </td> </table> Unilever vergab Hygiene-Preis

Neue Ära in der Therapie der rheumatoiden Arthritis

Neue Studie: Der monoklonale Antikörper MabThera (Rituximab) von <a href=http://www.roche.com>Roche</a> erzielte bei bisher schwer behandelbaren Patienten mit rheumatoider Arthritis umfassende klinische Erfolge. Neue Ära in der Therapie der rheumatoiden Arthritis <% image name="MabThera" %><p> Die Daten belegen, dass MabThera - das bisher nur in der Onkologie zum Einsatz kam - schon nach einem einzigen Behandlungszyklus mit nur zwei Infusionen zu einer sechs Monate anhaltenden Verbesserung der Symptome führt. MabThera brachte beinahe dreimal so vielen Patienten Linderung wie die Verabreichung von Placebo. Derzeit gibt es für diese schwer behandelbaren Patienten, die rund 30 % aller mit der heute gängigen biologischen Therapie behandelten Fälle ausmachen, kaum andere therapeutische Optionen. Mit diesen Phase III-Ergebnissen eröffnet sich eine völlig neue Therapiemöglichkeit der rheumatoiden Arthritis, an der weltweit über 21 Mio Menschen leiden. Bisher konzentrierte sich die biologische Therapie darauf, die Wirkung von TNF - eines Moleküls des Immunsystems - zu blockieren. MabThera hingegen zielt als erstes Medikament auf spezifische Immunzellen ab - die so genannten B-Zellen. Diese spielen eine zentrale Rolle bei Entzündungsreaktionen, die zu den für die rheumatoide Arthritis typischen Schäden an den Knochen und Knorpeln der Gelenke führen. MabThera wird bereits zur Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms, einer Form von Lymphdrüsenkrebs, eingesetzt und wurde in diesem Bereich in den letzten acht Jahren an über 730.000 Patienten weltweit verabreicht.

November 15th

Mikro-Rapid-Prototyping in Wien

Österreichs höchstauflösender 3D-Drucker wurde von der TU Wien und der FH Wiener Neustadt in den Institutslaborräumen in der Wiener Favoritenstraße installiert und ist seit Oktober betriebsbereit. <% image name="3DDrucker_Zahnrad" %><p> Das hochpräzise System eröffnet der Forschungslandschaft und der Industrie neue Möglichkeiten zur Herstellung komplexer 3D-Minibauteile. Das Unikat wurde für 200.000 € in Deutschland gefertigt - es eignet sich zur Produktion günstiger Prototypen oder Kleinserien bis hin zu komplexen Bauteilen, die mit den gängigen Fertigungstechnologien nicht mehr realisierbar sind. Ein CAD-Modell wird dabei in Schichten zerlegt und aus diesen werden direkt die Daten zur flexiblen Prozesssteuerung ermittelt. Diese Daten steuern einen ultravioletten Laserstrahl in Bahnen über die Oberfläche eines flüssigen Polymers. Durch eine lokale Aushärtung können in einer Schicht beliebige Geometrien erzeugt werden. Durch die Vernetzung der einzelnen Schichten entsteht das Bauteil 1:1 als physisches Abbild des CAD-Modells. Bei einem Bauraum von 40x40x40mm kann das Gerät beliebige Geometrien mit einer Auflösung in der x-y-Ebene von bis zu 5 Mikrometer, was 5000 dpi entspricht, und 10 Mikrometer in der z-Ebene strukturieren. Das Gerät ist mit diesen Spezifikationen somit das höchstauflösende Stereolithographiegerät in Österreich. Derzeit laufen bereits drei aktuelle Projekte, die sich diese neuen Möglichkeiten zunutze machen. Während sich die FH Wiener Neustadt auf Anwendungen in Werkzeugbau und industrienahe Dienstleistungen konzentriert, nutzt die TU Wien die Anlage zur Entwicklung neuer Photopolymere mit gezielt einstellbaren optischen und biofunktionellen Eigenschaften. So sollen etwa gezielt optische Leiterbahnen in Platinen zur Versorgung optoelektronischer Bauelemente eingeschrieben werden. Für Anwendungen in der Zellbiologie besteht die Möglichkeit der Herstellung dreidimensional strukturierter Gerüste zur Untersuchung und Kultivierung von Zellkulturen. Mikro-Rapid-Prototyping in Wien

GEA Wiegand baut in der Slowakei

Die deutsche <a href=http://www.gea-wiegand.de>GEA Wiegand</a>, ein Unternehmen der GEA Group, wird bis Mitte 2007 eine schlüsselfertige Bioethanolanlage in der Slowakei errichten. Bei der Anlage handelt es sich um die Bioethanolanlage von Enviral in Leopoldov bei Bratislava. GEA Wiegand baut in der Slowakei <% image name="Bioethanolanlage_Suedzucker" %><p> Enviral, das eine Monopolstellung auf dem inländischen Markt anstrebt, engagiert sich seit Februar in Leopoldov. Das Unternehmen erhielt den Zuschlag für einen Sechs-Jahres-Vertrag mit dem ungarischen Slovnaft-Mutterkonzern MOL. Slovnaft wird das von Enviral produzierte Bioethanol vor allem zur Herstellung von ETBE (Ethyltertiärbutylether) verwenden. In der Anlage sollen täglich rund 300.000 l Bioethanol erzeugt werden, was einer Kapazität von 100.000 t/Jahr entspricht. Alleiniger Abnehmer des Bioethanols wird Slovnaft sein. Der Auftrag in der Höhe von 37 Mio € ist der größte in der Unternehmensgeschichte der GEA Wiegand.

Beiersdorf wertet Wien als CEE-Standort auf

Die Wiener <a href=http://www.beiersdorf.at>Beiersdorf CEE Holding</a> bekommt Zuwachs: Ab 2006 steuert sie auch die Beiersdorf-Aktivitäten in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Mit den bisher betreuten Ländern ist Beiersdorf CEE dann für einen Markt von knapp 100 Mio Menschen verantwortlich. Bereits bisher war die Holding für die Aktivitäten in Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien-Montenegro, Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und Moldawien verantwortlich. Die CEE Holding steigt damit zur umsatzmäßig fünftgrößten Einheit im Beiersdorf-Konzern auf. <% image name="Nivea" %><p> Derzeit erzielt die Holding 45 % ihres Umsatzes in Österreich. Dieser Anteil soll in den nächsten Jahren zu Gunsten der CEE-Länder auf rund 30 % sinken. Die Zahl der Mitarbeiter in der Holding wird von 370 auf mehr als 500 steigen. 2005 wird die CEE Holding - noch ohne die neuen Länder Ungarn, Tschechien und Slowakei - einen Umsatz von rund 175 Mio € erzielen. Der Löwenanteil davon entfällt mit rund zwei Dritteln auf die Marke Nivea - und hier vor allem auf Gesichtspflege, Deo und Haarpflege. Im Bereich Körperpflege hält Beiersdorf einen Marktanteil von mehr als 20 %. Der Konzern vertreibt außer Nivea noch Marken wie Labello, Atrix, Basis PH und 8x4. In den Balkanländern spielen Basisprodukte wie Seife eine größere Rolle als in den EU-Ländern. Generell hätten in dieser Region derzeit langfristige Konsumgüter wie Autos, Geschirrspüler oder Elektronik Vorrang vor Körperpflege-Produkten. Beiersdorf wertet Wien als CEE-Standort auf

Mykotoxine: Gift im Weizen

Pilzbefall von Getreide und Mais stellt eine der größten Herausforderungen für die heimische Landwirtschaft dar. Gemeinsame Anstrengungen von Bauern, Wissenschaft und öffentlicher Einrichtungen sind gefordert. Mykotoxine: Gift im Weizen <% image name="Aehre" %><p> Am 1. Juli 2006 wird es ernst. Dann schreibt eine EU-Verordnung einheitliche Grenzwerte für die Mykotoxinbelastung von Nahrungsmittel in Europa vor. Für viele Länder, auch für Österreich, sind solche Grenzwerte neu. Bisher galten Richtwerte, die sich an Vorgaben verschiedener Körperschaften orientierten. Ganz rund ist die Vorgabe der EU allerdings noch nicht. Wenn der Ernstfall eintritt und die Belastung mit Pizgiften zu hoch ist, weiß man noch nicht, wie darauf zu reagieren ist. Mykotoxine sind ein Jahrzehnte altes Problem, dem man erst nach und nach habhaft wird: Sekundäre Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die ein ganzes Feld kontaminieren können. Die aktuelle EU-Verordnung 856 – ein Zusatz zur Verordnung 466, die auch Grenzwerte anderer bekannter Mykotoxine wie Aflatoxin oder Ochratoxin in Lebensmitteln regelt – beschäftigt sich nur mit Giften der Fusarien-Pilze. Diese sind vor allem auf Mais und Weizen ein Problem. Die freigesetzten Toxine dienen dem Pilz dabei als Virulenzfaktoren, um sich auf der Wirtspflanze ausbreiten zu können. Und das kann zu massiven Ernteausfällen führen. Problematisch ist das akuttoxische Deoxynivalenol (DON) des Pilzes Fusarium graminearum, zu einem geringeren Anteil auch dessen Zearalenon (ZON), eine östrogen-aktive Substanz, die vor allem in der Schweinezucht, aber auch beim Menschen zu Problemen führen kann. Publikationen berichten von frühzeitigem Eintreten der Pubertät bei Kindern in Puerto Rico oder Ungarn, die hohe Dosen des Toxins über die Nahrung aufgenommen haben. Die Pilzbelastung in der Ernte hängt neben den klimatischen Bedingungen vor allem mit der landwirtschaftlichen Praxis zusammen. Hier ließe sich einiges verhindern, meint Christian Krumphuber von der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer. Insbesondere bei der Fruchtfolge von Weizen auf Mais ist eine Infektionskette über die Ernterückstände gegeben. Arbeitet der Bauer die Stoppel schlecht in den Boden ein, kann das Pflanzenmaterial nicht vollständig verrotten. So bleiben genug Sporen und keimfähiges Pilzmaterial zurück, um die nächste Saat zu infizieren. Winterweizen, der schon kurz darauf am selben Feld angebaut wird, ist dann schon im Fruchtstadium infiziert. Abhilfe kann der Anbau von Sorten mit geringerer Fusarien-Anfälligkeit schaffen. Und spezifischere Düngung sowie chemischer Pflanzenschutz, wobei das auf Tebucanozole basierende Folicur noch am wirksamsten ist. Mykotoxine beschäftigen schon länger die Forscher an der Wienere Boku, der TU Wien und dem IFA Tulln. Im Analytikzentrum Tulln ist aus der Entwicklung von Screening-Methoden und neuen Tests 2001 die Firma Biopure entstanden. In den Wiener Labors von TU und BOKU versucht man Licht in die Interaktion zwischen Pathogen, Gift und Wirtspflanze zu bringen. Ebenso geht es darum, die Biosynthese der Toxine zu erforschen und Gene zu finden, die Wirtspflanzen resistent machen könnten. Auch bei den Bauern selbst, weiß Krumphuber, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Man ist sich des Problems bewusst und setzt auf vorbeugende Maßnahmen, soweit es die Wirtschaftlichkeit zulässt. Letztlich bekommen die Landwirte den Schaden meist selbst zu spüren. 90 % der heimischen Getreide-Ernte wird als Futtermittel verwendet. Ist dieses kontaminiert, gewinnen die Tiere langsamer oder gar nicht mehr an Gewicht und können bei hoher Toxinbelastung auch sterben. Beziffern lässt sich der jährliche Schaden schwer. Für Österreich gibt es hier keine Zahlen, eine Studie aus Deutschland errechnete vor einigen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in DM. <b>Schwierige Testbedingungen.</b> Für die seit wenigen Jahren laufende Evaluierung der Landwirtschaftskammer über die tatsächliche Toxinbelastung untersuchen die Analytiklabors der AGES die Getreideproben. Natürlich könne nicht alles überprüft werden – „das würde zu lange dauern und wäre zu kostspielig“, sagt AGES-Analytiker Richard Öhlinger. „Aufgrund der weiteren erhobenen Daten zu Fruchtfolge, Sorten und Anbaubedingungen lässt sich aber abschätzen, wo genauer nachgeprüft werden muss.“ Jährlich werden etwa 100 Proben Futtermittel untersucht. Aufträge für Untersuchungen an Lebensmittel kommen vor allem von den Ländern, die bisher ihre eigenen Standards festgelegt haben. Ein herkömmlicher Test bei der AGES kostet 100 Euro. Das ist nicht so viel, nur „es steht ja nicht an jeder Ecke ein Labor“, sagt Krumphuber. Er würde gerne einen gut funktionierenden Schnelltest sehen, um viel und rasch prüfen zu können. Solche wurden in den letzten Jahren entwickelt und sind seit kurzem auf dem Markt. Der DON-Schnelltest von r-biopharm sieht aus und funktioniert wie ein Schwangerschaftstest – er beruht auf einem ELISA-System: Kommt es zu einer DON-Antikörper-Reaktion am Teststreifen, färbt sich dieser blau. Das größte Problem dieser Schnelltests ist die Probenentnahme. Öhlinger hält hier entgegen, dass diese Systeme sehr hohe Anforderungen an die Beschaffenheit der Proben stellen und schwer validierbar sind. Deoxynivalenol kommt in Nestern in den Getreidechargen vor. Wer nicht weiß, wonach er sucht, kann tadellose Proben ziehen und trotzdem kontaminiertes Material freigeben. Noch dazu müssten entsprechend viele Proben analysiert werden. Im Lagerhaus entscheidet dann oft das erfahrene Auge. Die entscheidende Frage ist, was passiert, wenn es dann knapp wird und zuviel DON die Chargen verunreinigt, wie es im verregneten Sommer des letzten Jahres der Fall war. Roland Grossgut, der für die AGES an der Erstellung der EU-Grenzwerte mitgearbeitet hat, hält fest, dass die Richtwerte für Futtermittel noch ausstehen. In Arbeit ist eine Empfehlung an die Kommission, worin die Werte im Vergleich zu den Lebensmitteln für die einzelnen Tierkategorien wesentlich höher angesetzt seien. Das heißt: Kontaminierte Chargen könnten also auf Futtermittel umgewidmet werden. Sind die Testwerte auch dafür zu hoch, muss das kontaminierte Getreide vernichtet werden. Ein Verschneiden von unkontaminierten mit verseuchtem Material ist mit der EU-Verordnung ausdrücklich untersagt. Unklar ist, ob und wie Bauern für ihren Verlust entschädigt werden. Eher gar nicht, sagt Öhlinger, „denn die Bauern können selber sehr viel für die Eindämmung des Problems tun“. Trotzdem stehen Öhlinger und Grossgut den neuen Grenzwerten durchaus positiv gegenüber. Das EU-Papier sei ein gelungener Kompromiss zwischen wirtschaftlicher Machbarkeit und den Anforderungen der Gesundheitspolitik.

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