Archive - Jun 1, 2011

EHEC-Infektionen: Die Dynamik eines Ausbruchs

Noch tappen die Behöden bezüglich der genauen Ursache im Dunkeln – doch der Anstieg der Fälle an hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) in Norddeutschland ist evident. Dem <a href=http://www.rki.de>Robert-Koch-Institut</a> (RKI) in Berlin wurden seit Anfang Mai 470 Erkrankungsfälle übermittelt, bis 31. Mai, 15 Uhr, sind neun Personen daran verstorben. <% image name="EHEC" %> <small><b>Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien</b> verursachen die derzeit in Norddeutschland zu beobachtende Welle schwerer Durchfallerkrankungen. <i>Bild: Manfred Rohde, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung</i></small> HUS ist eine schwere, unter Umständen tödliche Komplikation, die bei bakteriellen Darminfektionen mit sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Die Zahl der gemeldeten EHEC-Infektionen ist noch höher, seit Anfang Mai sind dem Robert-Koch-Institut 1.064 Fälle bekannt geworden. Auffällig bei dem nun beobachteten Ausbruchsgeschehen ist der Anstieg der Erkrankungsfälle: Vom 2. bis 8. Mai lag die Fallzahl zwischen 0 und 2 Fällen täglich. Am 9. Mai stieg die Fallzahl auf 5 Fälle an und erhöhte sich kontinuierlich weiter bis zu einem bisherigen Maximum von jeweils 39 Fällen am 16., 19. und 21. Mai. Zwischen 16. und 22. Mai lag die tägliche Fallzahl bei mindestens 30 Fällen. Der Rückgang der Meldezahlen nach dem 22. Mai darf laut RKI aufgrund des Melde- und Übermittlungsverzugs noch nicht als Rückgang der Erkrankungszahlen gewertet werden. <b>Ursache noch nicht gefunden</b> Eine vom RKI gemeinsam mit den Hamburger Gesundheitsbehörden durchgeführte epidemiologische Studie zeigt, dass vom aktuellen EHEC-Ausbruch betroffene Patienten signifikant häufiger rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate verzehrt hatten als gesunde Studienteilnehmer. Vorläufig ist dies aber reine Statistik, es stehe noch nicht fest, ob nur eines oder mehrere dieser drei Lebensmittel mit dem Ausbruchsgeschehen in Zusammenhang stehen, betonte das RKI in einer Aussendung. Bei dem aktuellen Geschehen handelt es sich nach Aussage des RKI um einen der weltweit größten bislang beschriebenen Ausbrüche von EHEC bzw. HUS und den bislang größten Ausbruch in Deutschland, wobei insbesondere die Alters- und Geschlechterverteilung ungewöhnlich ist, wie die Experten betonen. Nach wie vor sind vor allem Erwachsene, überwiegend Frauen, betroffen. Zu anderen Zeiten entwickelten vorwiegend Kinder dieses schwere Krankheitsbild. Für gewöhnlich werden dem RKI pro Jahr etwa 1.000 EHEC-Fälle übermittelt, im Jahr 2010 waren darunter zwei Todesfälle. Die das HUS verursachenden EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen. Als Reservoir gelten Wiederkäuer, vor allem Rinder, Schafe, Ziegen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt fäkal-oral, wobei die Erregeraufnahme über den Kontakt mit Tierkot, über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erfolgt, aber auch durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch (Schmierinfektion). Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass rohes Fleisch oder Rohmilch, die in Zusammenhang mit EHEC häufig als Überträger-Lebensmittel identifiziert werden, die Ursache des aktuellen Ausbruchs darstellen. <small> <b>Das Robert-Koch-Institut</b> Das RKI ist die zentrale Einrichtung der deutschenBundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention und damit auch die zentrale Einrichtung auf dem Gebiet der anwendungs- und maßnahmenorientierten biomedizinischen Forschung. Die Kernaufgaben des RKI sind die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten. </small> EHEC-Infektionen: Die Dynamik eines Ausbruchs