Archive - Mär 18, 2014

Stammzellen aus dem Säurebad?

Die Diskussionen um die Reproduzierbarkeit einer im Jänner in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlichten Stammzellen-Studien reißen nicht ab. Nun hat ein chinesischer Forscher auf der Online-Plattform "Open Review" Ergebnisse publiziert, die trotz strenger Einhaltung des veröffentlichten Versuchsprotokolls nicht mit denen in Nature übereinstimmen.

 

Eine im Jänner in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte Arbeit aus der Stammzellenforschung sorgt derzeit für Aufregung. Ein Team um die japanische Wissenschaftlerin Haruko Obokata berichtete, dass es gelungen sei, ausdifferenzierte Säugetierkörperzellen in pluripotente Stammzellen zurück zu programmieren ohne dabei Gene oder Transkriptionsfaktoren in den Zellkern einzuschleusen. Das von den Forschern beschriebene Protokoll sieht lediglich vor, die Zellen starken äußeren Stimuli, etwa niedrigen pH-Werten durch Behandlung mit Säure, auszusetzen – ein Phänomen, das sie „stimulus-triggered acquisition of pluripotency“ (abgekürzt „STAP“, zu Deutsch etwa Reiz-ausgelöster Erwerb von Pluripotenz) nannten. Ein solches Ergebnis hätte Bemühungen um eine breit anwendbare regenerative Stammzellmedizin weiteren Auftrieb gegeben.

 

Ergebnisse bisher nicht reproduzierbar

Doch bald nach der Veröffentlichung der Arbeit kamen Zweifel daran auf, dass es so einfach sein soll, ein bisher nur durch aufwändige Verfahren erreichbares „Reprogramming“  zustande zu bringen. Vor allem, so wurde argumentiert, seien Körperzellen in ihrer natürlichen organismischen Umgebung häufig derartigen Stimuli ausgesetzt ohne in Stammzellen zurückverwandelt zu werden. Zahlreiche Labors bemühten sich daraufhin um die Wiederholung der Ergebnisse, was bislang aber fehlschlug. Nature berichtete über diese Versuche, wies aber darauf hin, dass in den meisten Fällen andere Zelltypen als von Obokatas Team verwendet wurden.

Nun hat Kenneth Ka-Ho Lee von der chinesischen Universität Hongkong nachgelegt: Im Online-Portal „Open Review“, das vom der deutschen Forschungsnetzwerk „Research Gate“ betrieben wird, veröffentlichte er seine Versuche, das Ergebnis von Obokata zu reproduzieren, indem er sich streng an deren veröffentlichtes Versuchsprotokoll hielt. Auch ihm gelang es jedoch nicht, die anhand der Aktivierung des Promotergens Oct4 identifizierte Pluripotenz zu erzielen. Ka-Ho Lee betont in seinem Bericht ausdrücklich, für seine Versuche Mäuse herangezogen zu haben, die prinzipiell in der Lage sind, Oct4 zu exprimieren und dieselben Typen adulter Splenocyten verwendet zu haben wie die Nature-Studie.