Archive - Jul 1, 2015

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Niederösterreich bereitet sich auf „Industrie 4.0“ vor

Das Land Niederösterreich will sich durch eine Reihe an Maßnahmen auf die Herausforderungen durch „Industrie 4.0“ vorbereiten. Einige Betriebe sind bereits in eine vernetzte Art des Produzierens eingestiegen.

 

„Wir überlassen hier nichts dem Zufall, wir bereiten uns auf Industrie 4.0 vor“, ließ die niederösterreichische Wirtschaftlandesrätin Petra Bohuslav die anwesenden Journalisten im Rahmen einer Pressekonferenz am 1. Juli wissen. Denn die neue Art des vernetzten, digitalisierten Produzierens bedeutet zwar eine Vielzahl an Chancen für die Betriebe des Landes – aber nur dann , wenn auch die entsprechende Basis dafür gelegt werde. Die gelte vor allem für die Qualifikation der Mitarbeiter und des Managements von Klein- und Mittelbetrieben.

Das Land habe daher in seinem Wirtschaftsressort eine eigene Koordinationsstelle für Industrie 4.0 geschaffen. Einzelne Maßnahmen zielen bereits jetzt schon in diese Richtung: Verfahren des 3D-Drucks stellen am Technopol Wiener Neustadt einen aktuellen Schwerpunkt dar, der Mechatronik-Cluster sammelt im Projekt „Enterprise 4.0“ konkrete Fallbeispiele zur erfolgreichen Digitalisierung. An der TU Wien wird eine Stiftungsprofessur zum Thema unterstützt. Zusätzlich soll es einen eigenen Förder-Call  zu „Intelligenten Systemen und Oberflächen geben“ und im Rahmen einer Breitbandinitiative in vier Pilotregionen die nötige Infrastruktur geschaffen werden.

 

Metaflex – ein  Vorzeigebeispiel

Die Firma Metaflex aus Unterradlberg nahe St. Pölten hat bereits viel von dem verwirklicht, was als „Industrie 4.0“ bezeichnet wird, wie deren Gründer und Geschäftsführer Gerhard Resch darlegte. Das Unternehmen produziert Kantteile für die Bau- und Werbebranche, die vom Kunden online konstruiert werden können. Auch Angebot, Bestellung und Rechnungslegung werden automatisiert erstellt. Die Produktionsmaschinen werden auftragsspezifisch angesteuert, das System ist auch für den Logistik-Partner zugänglich, der die Auslieferung entsprechend planen kann.  Auf diese Weise kann eine individuelle Bestellung des Kunden innerhalb von 48 Stunden abgewickelt werden. „Der Kunde hat Zugriff auf unsere Maschinen, wie wenn es seine eigenen wären“, so Resch

 

 

 

 

TTIP: VCI veröffentlicht „Mittelstandsmemorandum“

Der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) verstärkt sein Lobbying für das zwischen der EU und den USA geplante Freihandelsabkommen TTIP. In einem sogenannten „Mittelstandsmemorandum“, das von 53 Unternehmen unterstützt wird, heißt es unter anderem, die USA seien für die deutsche Chemieindustrie der „wichtigste Auslandsmarkt außerhalb der EU“. Das Exportvolumen habe sich 2014 auf etwa 15 Milliarden Euro belaufen, der Exportüberschuss auf vier Milliarden. TTIP sei notwendig, „um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.“ Nicht zuletzt gehe es um den Abbau der Zölle für Importe in die USA, die sich zurzeit auf rund 140 Millionen Euro pro Jahr belaufen, sowie um Erleichterungen bei der Qualitätssicherung, unter anderem durch die wechselseitige Anerkennung von Standards. Überdies heißt es in dem Memorandum: „Bei zukünftiger Regulierung können transparente Konsultationen zu einer langfristigen regulatorischen Konvergenz führen – unter Beibehaltung der regulatorischen Autonomie diesseits und jenseits des Atlantiks.“

 

Als unverzichtbar werden in dem Papier auch „einfache und transparente Regeln zum Investorenschutz“ bezeichnet: „Eine Herausnahme des Themenkomplexes aus den Verhandlungen kommt einer „Vogel-Strauß-Politik“ gleich und wäre der falsche Weg. Aber auch wir sehen Reformbedarf beim Instrument der Investor-Staat-Schiedsgerichtsverfahren. Ein Ansatz könnte sein, einen internationalen Gerichtshof als dauerhafte Instanz einer Revision ins Leben zu rufen.“ Insgesamt sei TTIP eine „historische Chance, einen starken transatlantischen Wirtschaftsraum zu schaffen“, der „mehr Wachstum und Wohlstand für Deutschland und Europa“ bringen werde.

 

Überdies publizierte der VCI einen Gastkommentar seines Vizepräsidenten Karl-Ludwig Kley aus der Zeitung „Tagesspiegel“. Kley zufolge werden von TTIP „besonders die Bürger profitieren, in Form sinkender Preise und einer größeren Vielfalt an Produkten.“ Und an der Chemikaliensicherheit „wird nicht gerüttelt – die hohen Standards der europäischen Chemikaliengesetzgebung REACH werden bleiben.“