Archive - Jul 23, 2015

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VCI: „Durchwachsenes“ erstes Halbjahr 2015

Die Produktion der deutschen chemischen Industrie war im ersten Halbjahr 2015 um rund ein Prozent höher als im ersten Halbjahr 2014. Der Branchenumsatz lag mit 96,5 Milliarden Euro um 0,5 Prozent über dem Vorjahreswert, obwohl die Chemikalienpreise um drei Prozent zurückgingen. Das teilte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Marijn Dekkers, mit. Ihm zufolge ist zwar ein „Aufwärtstrend zu erkennen. Er wirkt aber kraftlos. Es fehlen nachhaltige Impulse von der Weltwirtschaft.“ Insgesamt sei die Bilanz des ersten Halbjahres 2015 „durchwachsen“.


Nicht zuletzt wegen der Abwertung des Euros stiegen allerdings die Exporte in die NAFTA-Zone um rund zwölf Prozent. Die Exporte nach Lateinamerika erhöhten sich um 15,5 Prozent, jene in den asiatischen Raum um zehn Prozent. Leicht rückläufig waren mit einem Minus von 0,5 Prozent dagegen die Ausfuhren nach Westeuropa. Insgesamt exportierte die deutsche Chemiebranche im ersten Halbjahr 2015 Waren im Wert von 59,1 Milliarden Euro, um 2,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2014.

 

Für das Gesamtjahr 2015 rechnet Dekkers weiterhin mit einem Branchenumsatz von rund 191,8 Milliarden Euro, gegenüber 2014 ein Plus von 0,5 Prozent. Dazu werde „vor allem das Auslandsgeschäft mit einem Plus von zwei Prozent“ beitragen. Das Inlandsgeschäft werde dagegen „trotz steigender Verkaufsmengen um rund ein Prozent zurückgehen.“ Dekkers geht davon aus, dass die Chemieindustrie weiter „vom schwachen Euro bei den Exporten und vom billigen Öl“ profitiert. Dadurch würden „Nachteile bei den Produktionskosten von Basis-Chemikalien gegenüber der Konkurrenz aus den USA oder dem Nahen Osten abgemildert.“

 

Kritik übte Dekkers an der deutschen Wirtschaftspolitik. Es fehle eine „industriepolitische Initiative, um das Investitionsklima deutlich zu verbessern. Wir dürfen nicht noch mehr Investitionen ins Ausland verlieren.“ Auch würden „Hemmnisse für Innovationen“ nicht abgebaut. Benötigt werde eine „umfassende Agenda für bessere Investitions- und Innovationsbedingungen.“ Ende September werde der VCI eine branchenweite Studie über „unternehmensinterne und -externe Hemmnisse für Innovationen“ präsentieren, kündigte Dekkers an.

 

 

Ein Krebsgen, das Gutes tut

Ein Forschungsteam um Lukas Kenner (Meduni Wien, Vetmed) hat eine überraschende Rolle des „Krebsgens“ STAT 3 und des von ihm codierten Transkriptionsfaktors entdeckt: Bei Prostatakrebs wird das Wachstum von Krebszellen nicht gefördert sondern blockiert.

 

Das Protein STAT 3, ein Transkriptionsfaktor aus der STAT-Familie, ist dafür bekannt, das Wachstum von Krebszellen zu fördern. Das für das Protein codierende Gen ist also im Allgemeinen ein Onkogen. Es wird unter anderem von Interleukin 6 (IL-6) aktiviert – ein Signalweg, der aus diesem Grund Ziel verschiedener Krebstherapien ist.

Ein internationales Forschungsteam um Lukas Kenner, der die Abteilung für Labortierpathologie der Meduni Wien und der Vetmed leitet, hat nun herausgefunden, dass STAT3 bei Prostatakarzinom eine entgegengesetzte Rolle spielt. Das Protein aktiviert hier das Gen P14ARF, dessen zugehöriges Protein wiederum die Teilung von Krebszellen blockiert und so der Bildung von Metastasen entgegenwirkt. Das Vorhandensein von STAT3 und P14ARF kann sogar als Biomarker dafür dienen, eine geringere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Metastasen vorauszusagen.

 

Interleukin-6-Hemmung mit Nebenwirkungen?

Tumorsuppressive Wirkungen von STAT3 konnten zuvor auch schon bei Gehirntumor, bei der Progression von Adenomen zu Karzinomen und beim Fortschreiten von Darmkrebs beschrieben werden. Vor dem Hintergrund der neuen Ergebnisse raten die Wissenschaftler zur Vorsicht beim Einsatz von Interleukibn-6-Hemmern, wie sie etwa gegen Rheumatoide Arthritis zum Einsatz kommen. Eine solche Therapie könnte möglicherweise die Entstehung von Krebsarten wie Prostatakarzinom begünstigen.