Archive - Mär 2015

March 31st

Plastiksackerl-Kompromiss im EU-Parlament

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat am 31. März Maßnahmen zur Reduktion des Gebrauchs von Plastiksackerln beschlossen. Die Regelung stellt es den Mitgliedstaaten frei, entweder die kostenlose Abgabe „leichter Plastiktüten“  zu verbieten oder andere Maßnahmen zu setzen, um deren Verbrauch bis 2019 um 50 Prozent und bis 2025 um 80 Prozent zu reduzieren.

 

Das EU-Parlament folgt damit einem Kompromiss, der bereits im November von den Mitgliedstaaten ausgehandelt wurde und dem der EU-Umweltministerrat kurz vor Weihnachten zugestimmt hat. Rechtlich gesehen handelt es sich dabei um eine Änderung der Verpackungs- und Verpackungsabfall-Richtlinie (94/62/EC), die auf die Reduktion des Verbrauchs von Tragetaschen mit einer Stärke von weniger als 50 Mikrometern abzielt.

Dass gerade die Plastiksackerl so viel politische Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist immer wieder kritisiert worden. Angesichts der geringen Gesamtmengen falle weder der CO2-Footprint noch der durch Tragetaschen verursachte Anteil am Auftreten von Kunststoff-Mikropartikeln in Gewässern ins Gewicht, so der Tenor. Industrieverbände haben überdies vor wettbewerbsverzerrenden Effekten gewarnt, wenn in verschiedenen Mitgliedstaaten unterschiedliche nationale Regelungen zum Tragen kommen.

 

 

 

 

Wissenschaftsministerium: Rauskala folgt Freismuth

Ab 15. April leitet Iris Rauskala die Sektion VI (Budget, Personal und Wissenschaftskommunikation) des Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums, verlautete heute per Aussendung. Sie folgt Elisabeth Freismuth, der neuen Rektorin der Grazer Universität für Musik und darstellende Kunst. Rauskala absolvierte das Doktoratsstudium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit Auszeichnung und war danach an der Universität Innsbruck als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte tätig.

 

Von 2007 bis 2011 arbeitete sie im sowohl im Wirtschafts- als auch im Wissenschaftsministerium in Wien und war dabei vor allem mit Themen wie Hochschulraum, Qualitätssicherung, Forschung sowie Technologiepolitik befasst. Zuletzt leitete sie die Fachstelle für Public Financial Management am Institut für Verwaltungsmanagement der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Dort war Rauskala auch als Dozentin tätig.

 

 

 

Neue Fusionen im Pharmabereich

In der Pharmaindustrie stehen zwei größere Fusionen an. Der größte US-amerikanische Krankenversicherer, die UnitedHealth Group mit Hauptsitz in Minnetonka im Bundesstaat Minnesota, gab gestern bekannt, sein Tochterunternehmen OptumRx mit der in Schaumburg, Illinois, ansässigen Catamaran Corporation verschmelzen zu wollen. Catamaran ist mit rund 35 Millionen Kunden einer der größten Arzneimittelhändler in den USA. Jede fünfte Arzneimittelverschreibung in den USA wird über Catamaran abgewickelt. OptumRx ist der Arzneimittelhändler von UnitedHealth und betreibt ein Netzwerk von etwa 66.000 öffentlichen Apotheken sowie Online-Medikamentenversandfirmen in Kansas und Kalifornien. Das Geschäft soll im vierten Quartal 2015 abgeschlossen werden. Die Transaktionssumme wird mit etwa 12,8 Milliarden US-Dollar bzw. 61,50 US-Dollar pro Catamaran-Aktie beziffert. UnitedHealth erwartet für heuer einen Jahresumsatz zwischen 140,5 und 141,5 Milliarden-US-Dollar.

 

Eine Akquisition im Wert von 3,2 Milliarden US-Dollar kündigte der israelische Pharmakonzern Teva Pharmaceutical Industries Ltd. an. Er will die kalifornische Auspex Pharmaceuticals übernehmen. Die Gremien beider Unternehmen hätten die Transaktion bereits abgesegnet, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung von Teva und Auspex. Teva zufolge könnte die Fusion um die Jahresmitte abgeschlossen werden. Geplant ist, die Übernahme in bar („cash on hand“) zu finanzieren. Auspex hat sich auf Medikamente gegen Erkrankungen des Zentralnervensystems spezialisiert, vor allem solche, die unkontrollierte Körperbewegungen auslösen. Im vergangenen Jahr wurden positive Resultate einer klinischen Studie über den Wirkstoff SD-809 gegen die Huntingdon-Krankheit (Chorea Huntingdon) gemeldet. Die Chorea Huntingdon zerstört Gehirnareale, die für die Muskelsteuerung zuständig sind. Die Zulassung des Medikaments durch die Food and Drug Administration (FDA) wird für 2016 erwartet.

 

 

March 30th

CEFIC: Produktion nur schwach gewachsen

Um magere 0,3 Prozent wuchs die Produktion der chemischen Industrie Europas von 2013 auf 2014. Das teilte der Branchenverband CEFIC mit. Seinem neuesten Trendreport zufolge verzeichnete die Petrochemie-Erzeugung ein Minus von vier Prozent. Die Herstellung wesentlicher anorganischer Chemikalien ging 1,2 Prozent zurück, die Polymererzeugung um 0,5 Prozent. Knapp kompensiert wurde dies durch ein Plus von 2,8 Prozent bei Spezialchemikalien und 2,1 Prozent bei Haushaltschemikalien. Insgesamt lag die Chemikalienproduktion in Europa um 5,3 Prozent unter dem Rekordwert von 2007, dem Jahr vor dem Beginn der Wirtschaftskrise.

 

Wie das CEFIC hinzufügt, sanken die Chemikalienpreise von 2013 auf 2014 um 1,8 Prozent. Der Vergleich der Dezember-Daten für 2013 und 2014 ergibt sogar ein Minus von 3,6 Prozent. Am schlimmsten betroffen waren die Hersteller von Petrochemikalien, die sich mit einem Preisrückgang von 6,6 Prozent konfrontiert sahen. Die Kunststoffpreise sanken im Dezember-zu-Dezember-Vergleich um 1,8 Prozent.

 

Rückläufig war – zumindest von Jänner bis einschließlich November 2014 - auch der Außenhandelsüberschuss. Er belief sich auf rund 40,4 Milliarden Euro, um 4,2 Milliarden weniger als im Vergleichszeitraum 2013. Die USA konnten ihr gegenüber Europa bestehendes Handelsdefizit im Chemiebereich um rund eine Milliarde Euro auf 4,8 Milliarden verringern.

 

CEFIC-Generaldirektor Hubert Mandery verlautete in einer Aussendung, das niedrige Wachstum sei „zum Teil auf den Exportrückgang zurückzuführen.“ Das Sinken der Ölpreise habe das grundlegende Problem nicht gelöst, das darin bestehe, Europas chemische Industrie „zu wettbewerbsfähigen Preisen zuverlässig mit Energie zu versorgen.“

 

 

 

March 27th

Nanoroboter auf DNA-Basis

In der Forschungsgruppe von Hendrik Dietz an der TU München ist es gelungen, bewegliche Nanoapparate auf DNA-Basis zu bauen. Dabei kommt eine als „DNA-Origami“ bezeichnete Methode zum Einsatz, bei der dreidimensionale DNA-Komponenten ohne Basenpaarung zusammengefügt werden.

 

Dietz hat sich in den vergangenen Jahren auf die Erforschung von DNA-Nanomaschinen spezialisiert. Bislang kam dazu die spezifische Paarung komplementärer Basen zur Anwendung, die auch die biologische Funktion der Erbsubstanz bestimmt. Damit war es aber schwierig, bewegliche Nanomaschinen zu realisieren, da die durch Basenpaarung entstehende Bindung nur schwer wieder zu lösen war.

Aus diesem Grund adaptierten die Forscher ein anderes Prinzip für ihre Zwecke: In der Natur bilden sich schwache Bindungen aus, wenn das RNA-basierte Enzym RNaseP ein Molekül Transfer-RNA erkennt. Die Moleküle werden dann über ihre komplementären Formen nah genug zueinander geführt und „klicken“ in einen gebundenen Zustand.

 

Roboter und Aktuatoren realisiert

Auf diese Weise konnte das Team um Dietz einen nanoskaligen Roboter realisieren, der seine Arme öffnen und schließen kann. Überdies gelang der Bau eines scherenartigen Aktuators, der über einen Zeitraum von vier Tagen mehr als tausend Temperatur-induzierte Schaltzyklen absolvierte.

Original Publikation: „Dynamic DNA devices and assemblies formed by shape-complementary, non-base pairing 3D components.“ Thomas Gerling, Klaus F. Wagenbauer, Andrea M. Neuner, and Hendrik Dietz. Science, 27 March, 2015

 

Görtschitztal: Weiter Krach um HCB-Emissionen

Die Auseinandersetzungen um die HCB-Emissionen im Kärntner Görtschitztal gehen weiter. Donau-Chemie-Chef Franz Geiger reagierte gestern auf Behauptungen der Wietersdorfer & Peggauer Zementwerke (w & p), die Belastungen des von dieser zu verbrennenden Blaukalks mit HCB seien anfangs nicht bekannt gewesen. Geiger verlautete in einer Aussendung, es „steht fest, dass w&p von Beginn an die Material-Belastung kannte und wusste, wie sie den Blaukalk korrekt zu verarbeiten hatte.“ Das habe die w & p „selbst mehrfach bestätigt.“ Außerdem habe sie betont, auch ein unterschiedlicher Gehalt an Chlorkohlenwasserstoffen wie HCB habe „keine Relevanz für eine korrekte, sichere und umweltgerechte Verarbeitung. Die korrekte, sichere und umweltgerechte Verarbeitung hat w&p ausdrücklich gewährleistet.“ Keinesfalls habe die Donau Chemie das belastete Material falsch deklariert.

 

Geiger fügte hinzu, der Vertrag mit der w & p sei aufrecht und erlaube dieser, den Blaukalk auch „außerhalb des Görtschitztales“ zu behandeln, falls sich dafür geeignete Subunternehmer finden. Die Donau Chemie wolle „aufklären und aktiv an einer Problemlösung für das Görtschitztal arbeiten.“ Unter anderem sei sie „in den Arbeits- und Expertengruppen auf Landes- bzw. Behördenebene daran beteiligt, Zukunftskonzepte zu erstellen.“ Im Werk Brückl, aus dem der belastete Blaukalk stammt, unternehme sie „alles im eigenen Einflussbereich, um den Sanierungsfortschritt zu unterstützen.“ In Brückl lagern noch etwa 400.000 Tonnen mit HCB belasteter Blaukalk. Die dortige Deponie K20 muss bis spätestens 2022 geräumt werden.

 

 

 

March 26th

Deutsche Industrie zapft Know-how von Start-up-Unternehmen an

Beteiligungen an kreativen Start-up-Unternehmen sind in der deutschen Industrie ein beliebtes Mittel, frischen Wind in die eigene Produktentwicklung zu holen. Bereits jedes fünfte deutsche Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern beschreitet diesen Weg, wie der jüngst veröffentlichte „Industrie-Innovationsindex 2015“ zeigt.

 

Im Rahmen der vom Chemiekonzern Altana beauftragten Studie wurden 250 Telefoninterviews mit Vorstandsmitgliedern, Geschäftsführern und Bereichsleitern geführt, aber auch ebenso viele Berufseinsteiger zwischen 18 und 35 Jahren befragt, die in Industrieunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern beschäftigt sind. Dabei zeigte sich, dass ein vielfältiger Mix an Kooperations- und Beteiligungsmodellen herangezogen wird, um externes Innovationspotenzial für das eigene Unternehmen nutzbar zu machen.

 92 Prozent der Firmen gehen etwa Kooperationen mit den eigenen Kunden ein, 87 Prozent arbeiten mit Dienstleistern zusammen, 86 Prozent tauschen sich innerhalb von Verbänden aus. Auch die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wissenschaft (77 Prozent) und die Beteiligung an Netzwerken und Think-Tanks (72 Prozent) sind beliebte Modelle der Blutauffrischung.

Große Industriebetriebe nutzen darüber hinaus in steigendem Ausmaß das Potenzial kleiner, junger Innovationsschmieden. 21 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sind an Start-up-Unternehmen  beteiligt, 14 Prozent halten Anteile an branchenfremden Unternehmen. Bei der Gruppe der Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl zwischen 500 und 1.000 sind dagegen Beteiligungen innerhalb der eigenen Branche beliebter, dieses Modell wird hier von 44 Prozent gewählt.

 

Externes Wissen bleibt oft ungenutzt

Die Vertreter der deutschen Industrieunternehmen zeigten sich im Rahmen der Befragung dabei durchaus selbstkritisch gegenüber der eigenen Innovationskultur:  Zwei von fünf Industriemanagern geben an, dass in ihrem Unternehmen nur eine geringe oder gar keine Risikobereitschaft vorhanden ist. Noch schlechter fällt die Beurteilung der Nutzung des mit viel Aufwand ins Unternehmen geholten externen Wissens aus: Nur in elf Prozent der Unternehmen sind Prozesse zur gezielten Nutzung etabliert, in weiteren 45 Prozent trifft das zumindest zum Teil zu.

 

 

 

Österreich: CO2-Emissionen sinken

Rund 79,6 Millionen Tonnen Treibhausgase (CO2-Äquivalente) wurden 2013 in Österreich emittiert, um 0,2 Prozent bzw. 0,2 Millionen Tonnen weniger als 2012. Das zeigt die heute veröffentlichte Treibhausgas-Inventur des Umweltbundesamtes (UBA). In der Energiewirtschaft sanken die Emissionen von 11,21 auf 10,02 Millionen Tonnen (minus 10,6 Prozent). In der Industrie stiegen sie dagegen von 25,28 auf 25,73 Millionen Tonnen (plus 0,5 Prozent), im Verkehr von 21,24 auf 22,25 Millionen (plus 4,7 Prozent). Den Emissionsrückgang in der Energiewirtschaft führt das UBA auf die verminderte Strom- und Wärmeerzeugung in thermischen Kraftwerken und Heizwerken sowie auf gestiegene Stromimporte zurück. Für vermehrten CO2-Ausstoß in der Industrie macht das UBA vor allem die Eisen- und Stahlbranche verantwortlich. Im Verkehr schlug der höhere Benzin- und Dieselverbrauch zu Buche. Außerdem wurden den konventionellen Kraftstoffen weniger Biokraftstoffe beigemengt. Der Beimengungsanteil belief sich 2013 auf 6,2 Prozent, 2012 waren es noch 6,8 Prozent. Wie das UBA hinzufügt, stiegen die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich vom Basisjahr 1990 bis einschließlich 2013 um rund 63 Prozent.

 

Umstrittene Forderungen

 

Laut dem zuständigen Abteilungsleiter im UBA, Jürgen Schneider, lagen die österreichischen Emissionen 2013 insgesamt um rund 2,9 Millionen Tonnen unter dem aufgrund der EU-internen Rechtslage erlaubten Wert. Schneider forderte dennoch „radikale Schnitte“, um die Emissionen bis 2050 um rund 80 bis 95 Prozent zu senken, wie dies im Zuge der internationalen klimapolitischen Verhandlungen diskutiert wird. Einen verbindlichen Beschluss dazu gibt es allerdings nicht. Ob dieser auf dem Weltklimagipfel in Paris im Dezember fällt, ist fraglich. Etliche Staaten, darunter auch Mitglieder der EU, wehren sich mit Klauen und Zähnen gegen eine entsprechende völkerrechtlich bindende Festlegung. Sie befürchten ruinöse Auswirkungen auf ihre Energiewirtschaft und ihre Industrie. Widerstand kommt nicht zuletzt von den beiden größten CO2-Emittenten der Welt, China und den USA.

 

Stärkster Rückgang

 

Seitens des Elektrizitätswirtschaftsverbandes Oesterreichs Energie hieß es zur Treibhausgas-Inventur für 2013, der Energiesektor habe mit minus 10,6 Prozent „den stärksten Rückgang der Treibhausgasemissionen aller untersuchten Branchen“ aufgewiesen. Die Emissionen lägen „um mehr als ein Viertel unter dem Wert von 1990 (13,72 Millionen Tonnen).“ Als Gründe nannte Oesterreichs Energie „einerseits die gestiegene Effizienz der heimischen Kraftwerke, andererseits aber auch den Strompreisverfall an den Märkten, der die hocheffizienten Kraftwerke unwirtschaftlich macht und zu einem Steigen der Stromimporte und einem Rückgang der Inlandsproduktion von Strom geführt hat.“

 

Kritik an der Regierung


Unterdessen präsentierte der österreichische Biomasseverband eine in seinem Auftrag erstellte Studie über „regionale Wertschöpfung durch Biomasse“. Diese wurde vom Klima- und Energiefonds der Bundesregierung (KLI.EN) gefördert und von der Österreichischen Energieagentur auf Basis von Daten aus der sogenannten „Klima-Modellregion“ (KEM) Hartberg in der Steiermark erstellt. Das Ergebnis fasst der Biomasseverband folgendermaßen zusammen: „Beim Einsatz heimischer Biomasse zur Wärmeerzeugung werden fossile Energieimporte ersetzt und gleichzeitig wird die regionale Beschäftigungsintensität erhöht.“ Die Verminderung der Ölimporte wirke sich auch auf die CO2-Bilanz aus.

Am Rande der Präsentation der Studie übte der Präsident des Biomasseverbands, Josef Plank, Kritik am diese Woche vorgestellten Wohnbausanierungspaket der Bundesregierung. Das Fehlen von Energieeffizienzkriterien sei nicht eben erfreulich. Einmal mehr forderte Plank die neuerliche Einführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung.

 

 

 

March 25th

Mäzene statt Minister

Das von der Regierung vorgestellte „Gemeinnützigkeitspaket“ stößt in der Wissenschafts-Community nicht auf ungeteilte Zustimmung. Sehen die einen wichtige Impulse für mehr privates Engagement für die Forschung, kritisieren die anderen, dass damit an der falschen Stelle angesetzt werde.

 

Das vom BMWFW vorgelegte und im Rahmen der Regierungsklausur präsentierte Maßnahmenpaket beinhaltet ein vereinfachtes gemeinnütziges Stiftungsrecht, steuerliche Anreize für Zuwendungen an gemeinnützige Einrichtungen sowie die Ermöglichung der Mittelweitergabe an andere gemeinnützige Einrichtungen bei gleichem oder ähnlichem gemeinnützigen Zweck.

Naturgemäß wohlwollend beurteilte ÖVP-Wissenschaftssprecher Karlheinz Töchterle die vorgeschlagenen gesetzlichen Veränderungen, da damit das private Engagement gerade auch in Wissenschaft und Forschung ausgebaut und attraktiviert werden könne. Anders die grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer: Anstatt der „chronisch unterfinanzierten“  Grundlagenforschung und den Universitäten unter die Arme zu greifen, werde die „nie evaluierte Forschungsprämie“ für Unternehmen erhöht – eine ebenfalls im Rahmen der Regierungsklausur beschlossene Maßnahme – und das Stiftungsrecht vereinfacht. Damit gab Maurer eine Ansicht wieder, die auch in Wissenschaftskreisen nicht selten zu hören ist. Dass eine Änderung des Stiftungsrechts zu einer Geldschwemme für Wissenschaft und Forschung führe, sei stark überzogen, so die Nationalratsabgeordnete. Stattdessen solle der Wissenschaftsminister lieber das fehlende Geld für die Overhead-Zahlungen (also die Abgeltung der indirekten Projektkosten für die Inanspruchnahme von Ressourcen an Universitäten) durch den  FWF auftreiben.

 

„Signalwirkung“ für Uniko und FWF

Dass der FWF die Overhead-Zahlungen reduzieren will, bedauerte zwar auch Heinrich Schmidinger, der Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz Uniko, gestand dem präsentierten „Gemeinnützigkeitspaket“ aber durchaus Signalwirkung  für die Universitäten zu, wenn es gelingen sollte, Zuwendungen an Universitäten für Sponsoren attraktiver als bisher zu gestalten. Auch der FWF selbst schlug in diese Kerbe: Seit Jahren bemühe sich der Wissenschaftsfonds um die Einwerbung von privaten Zuwendungen für die Grundlagenforschung. Die bisherigen gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen hätten aber viele potenzielle Mäzene von solchen Zuwendungen abgehalten.

 

 

 

 

March 24th

„Gutes und passables Ergebnis“

Es ist ein gutes und passables Ergebnis.“ So kommentierte der scheidende Vorstandsvorsitzende der Lenzing-Gruppe, Peter Untersperger, heute deren Jahresbilanz 2014. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) sei um 24 Prozent auf 240,3 Millionen Euro gewachsen. Bei der Absatzmenge habe die Lenzing mit 960.000 Tonnen ein Plus von acht Prozent verzeichnet: „Wir sind also drei- bis vier Mal so stark gewachsen wie der Markt.“ Mit 137 Millionen Euro hätten die Einsparungen den geplanten Wert von 60 Millionen Euro weit übertroffen.

Dass das operative Ergebnis (EBIT) um 62,6 Prozent einbrach und ein Konzernverlust von 14,2 Millionen Euro zu verzeichnen war, begründete Untersperger mit Wertanpassungen um insgesamt 94 Millionen Euro bei den Tochtergesellschaften PT. South Pacific Viscose in Indonesien und Lenzing Nanjing Fibers in China. Diese seien infolge des weiterhin „schwierigen Preisumfelds“ notwendig geworden. „Wir haben damit unsere Bilanz gesäubert und die Firmenwerte auf Null gestellt“, sagte Untersperger. Er verlasse die Lenzing schweren Herzens, jedoch erhobenen Hauptes, nachdem er 30 Jahre lang „mit Leib und Seele“ für das Unternehmen gearbeitet habe. Während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender habe sich der Umsatz der Lenzing-Gruppe verdreifacht und deren Marktkapitalisierung „versechs- bis siebenfacht.“ Seinen designierten Nachfolger Stefan Doboczky bezeichnete Untersperger als „jungen, dynamischen, sehr sympathischen Kerl“.

 

Basis für künftige Erfolge

Finanzvorstand Thomas Riegler und Vertriebsvorstand Robert de Kerkhof betonten unisono, Untersperger sowie die gesamte Belagschaft der Lenzing hätten „die Basis für künftige Erfolge“ gelegt. Diese zu erzielen, werde angesichts des schwierigen Fasermarktes freilich nicht einfach. Wegen der sinkenden Ölpreise gehen auch die Preise für Polyester und damit die gesamten Faserpreise zurück. Zwar verminderten die Baumwollproduzenten die Anbauflächen und somit zumindest tendenziell das Angebot an Baumwollfasern. Doch China alleine verfüge über Lagerbestände, die ausreichten, um den gesamten globalen Bedarf für ein Jahr zu decken. Eine „Erholung der Preissituation“ sei bis auf Weiteres nicht in Sicht.

 

Anlass zu Optimismus bieten laut Kerkhof die erzielten „weiteren Absatzsteigerungen“ bei den Faserprodukten Tencel und Lenzing Modal. Heuer werde auch die neu in Betrieb gegangene Tencel-Anlage in Lenzing (Jahreskapazität 67.000 Tonnen) erstmals „voll zum Tragen“ kommen. Mit einer Marktoffensive sollen insbesondere Tencel-Baumwoll-Mischungen beworben werden.

 

Riegler zufolge wird das Kostensenkungsprogramm „Excellenz“ weiter fortgesetzt. Für heuer sind „strukturelle Einsparungen“ von rund 130 Millionen Euro geplant. Ab 2016 sollen es im Vergleich zu 2013 jährlich 160 Millionen Euro sein. Eine der diesbezüglichen Maßnahmen ist eine Personalreduktion um rund 200 bis 250 Beschäftigte. Diese soll unter anderem durch den Verkauf nicht zum Kerngeschäft gehörender Kapazitäten im Bereich Technik erfolgen. Als Beispiele nannte Riegler gegenüber dem Chemiereport den Gerüstbau, die Blechtechnik sowie die Fräserei. Wie Riegler betonte, heißt der Verkauf allerdings nicht, „dass die betroffenen Menschen ihren Arbeitsplatz zwangsläufig verlieren. Wir brauchen diese Leistungen ja weiterhin und werden sie daher künftig zukaufen. Es kann also durchaus sein, dass jemand seinen Arbeitsplatz behält und nur der Eigentümer des Unternehmens, bei dem er tätig ist, nicht mehr die Lenzing ist.“

 

Erster Teil abgeschlossen
 

Vom Chemiereport gefragt, warum er die Lenzing mitten in einer Umstrukturierung verlässt, sagte Untersperger, der erste Teil der Umstrukturierung sei erfolgreich abgeschlossen. Mit kolportierten Unzufriedenheiten der Eigentümer hinsichtlich Investitionsentscheidungen in den vergangenen Jahren, in denen hohe Preise für Viskosefasern erzielt wurden, habe sein Abgang nichts zu tun. „Ich würde die meisten Dinge wieder so machen“, betonte Untersperger. Nun zu gehen, sei „meine ganz persönliche Entscheidung“ gewesen.

 

Seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) legt Untersperger Ende Mai übrigens ebenfalls zurück, teilte er dem Chemiereport mit. Allerdings führt er zuvor noch die Kollektivvertragsverhandlungen. „Das ist ja eher unangenehm“, sagte Untersperger lächelnd.

 

 

 

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