Archive - Mär 24, 2015

„Gutes und passables Ergebnis“

Es ist ein gutes und passables Ergebnis.“ So kommentierte der scheidende Vorstandsvorsitzende der Lenzing-Gruppe, Peter Untersperger, heute deren Jahresbilanz 2014. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) sei um 24 Prozent auf 240,3 Millionen Euro gewachsen. Bei der Absatzmenge habe die Lenzing mit 960.000 Tonnen ein Plus von acht Prozent verzeichnet: „Wir sind also drei- bis vier Mal so stark gewachsen wie der Markt.“ Mit 137 Millionen Euro hätten die Einsparungen den geplanten Wert von 60 Millionen Euro weit übertroffen.

Dass das operative Ergebnis (EBIT) um 62,6 Prozent einbrach und ein Konzernverlust von 14,2 Millionen Euro zu verzeichnen war, begründete Untersperger mit Wertanpassungen um insgesamt 94 Millionen Euro bei den Tochtergesellschaften PT. South Pacific Viscose in Indonesien und Lenzing Nanjing Fibers in China. Diese seien infolge des weiterhin „schwierigen Preisumfelds“ notwendig geworden. „Wir haben damit unsere Bilanz gesäubert und die Firmenwerte auf Null gestellt“, sagte Untersperger. Er verlasse die Lenzing schweren Herzens, jedoch erhobenen Hauptes, nachdem er 30 Jahre lang „mit Leib und Seele“ für das Unternehmen gearbeitet habe. Während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender habe sich der Umsatz der Lenzing-Gruppe verdreifacht und deren Marktkapitalisierung „versechs- bis siebenfacht.“ Seinen designierten Nachfolger Stefan Doboczky bezeichnete Untersperger als „jungen, dynamischen, sehr sympathischen Kerl“.

 

Basis für künftige Erfolge

Finanzvorstand Thomas Riegler und Vertriebsvorstand Robert de Kerkhof betonten unisono, Untersperger sowie die gesamte Belagschaft der Lenzing hätten „die Basis für künftige Erfolge“ gelegt. Diese zu erzielen, werde angesichts des schwierigen Fasermarktes freilich nicht einfach. Wegen der sinkenden Ölpreise gehen auch die Preise für Polyester und damit die gesamten Faserpreise zurück. Zwar verminderten die Baumwollproduzenten die Anbauflächen und somit zumindest tendenziell das Angebot an Baumwollfasern. Doch China alleine verfüge über Lagerbestände, die ausreichten, um den gesamten globalen Bedarf für ein Jahr zu decken. Eine „Erholung der Preissituation“ sei bis auf Weiteres nicht in Sicht.

 

Anlass zu Optimismus bieten laut Kerkhof die erzielten „weiteren Absatzsteigerungen“ bei den Faserprodukten Tencel und Lenzing Modal. Heuer werde auch die neu in Betrieb gegangene Tencel-Anlage in Lenzing (Jahreskapazität 67.000 Tonnen) erstmals „voll zum Tragen“ kommen. Mit einer Marktoffensive sollen insbesondere Tencel-Baumwoll-Mischungen beworben werden.

 

Riegler zufolge wird das Kostensenkungsprogramm „Excellenz“ weiter fortgesetzt. Für heuer sind „strukturelle Einsparungen“ von rund 130 Millionen Euro geplant. Ab 2016 sollen es im Vergleich zu 2013 jährlich 160 Millionen Euro sein. Eine der diesbezüglichen Maßnahmen ist eine Personalreduktion um rund 200 bis 250 Beschäftigte. Diese soll unter anderem durch den Verkauf nicht zum Kerngeschäft gehörender Kapazitäten im Bereich Technik erfolgen. Als Beispiele nannte Riegler gegenüber dem Chemiereport den Gerüstbau, die Blechtechnik sowie die Fräserei. Wie Riegler betonte, heißt der Verkauf allerdings nicht, „dass die betroffenen Menschen ihren Arbeitsplatz zwangsläufig verlieren. Wir brauchen diese Leistungen ja weiterhin und werden sie daher künftig zukaufen. Es kann also durchaus sein, dass jemand seinen Arbeitsplatz behält und nur der Eigentümer des Unternehmens, bei dem er tätig ist, nicht mehr die Lenzing ist.“

 

Erster Teil abgeschlossen
 

Vom Chemiereport gefragt, warum er die Lenzing mitten in einer Umstrukturierung verlässt, sagte Untersperger, der erste Teil der Umstrukturierung sei erfolgreich abgeschlossen. Mit kolportierten Unzufriedenheiten der Eigentümer hinsichtlich Investitionsentscheidungen in den vergangenen Jahren, in denen hohe Preise für Viskosefasern erzielt wurden, habe sein Abgang nichts zu tun. „Ich würde die meisten Dinge wieder so machen“, betonte Untersperger. Nun zu gehen, sei „meine ganz persönliche Entscheidung“ gewesen.

 

Seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) legt Untersperger Ende Mai übrigens ebenfalls zurück, teilte er dem Chemiereport mit. Allerdings führt er zuvor noch die Kollektivvertragsverhandlungen. „Das ist ja eher unangenehm“, sagte Untersperger lächelnd.