Archive - Aug 2015

August 31st

Erber Group eröffnete neue Konzernzentrale

In Getzersdorf etwa 15 Kilometer nördlich von St. Pölten ging am Freitag die neue Firmenzentrale der auf Futtermitteladditive, Schimmelpilzbekämpfung sowie biotechnologischen Pflanzenschutz spezialisierten Erber Group offiziell in Betrieb. Sie hat eine Bürofläche von 11.000 Quadratmetern und damit Platz für etwa 220 Beschäftigte. Insgesamt ist das Gelände etwa 20 Hektar groß. Geplant ist, bis 2020 weitere Gebäude zu errichten, in denen rund 450 Personen tätig sein sollen. In einer Aussendung hieß es, die Region um St. Pölten solle zum „Mekka der weltweiten Mykotoxin-Forschung“ werden.

 

Bis Ende der Dekade plant die Erber Group eine Umsatzsteigerung von derzeit etwa 250 Millionen Euro auf rund 450 Millionen und eine Ausweitung der Mitarbeiterzahl von derzeit weltweit rund 1.600 auf etwa 2.000. Zurzeit ist das Unternehmen mit 50 Geschäftseinheiten und 19 Fertigungsstandorten in 37 Ländern vertreten, darunter in den USA und in Singapur. An der Eröffnungsfeier nahmen neben Firmengründer Erich Erber Finanzminister Hans Jörg Schelling sowie Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll teil. Erber sagte, er habe in Niederösterreich ideale Bedingungen für die Gründung seines Unternehmens gefunden, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit dem Department für Agrarbiotechnologie Tulln (IFA) der Wiener Universität für Bodenkultur.

 

 

 

 

August 27th

"Segel setzen, wenn der Wind weht"

Zum Auftakt der Alpbacher Technologiegespräche berichteten, der Tradition entsprechend, BMVIT und BMWFW über Maßnahmen, mit denen sie die österreichische Innovations- und Gründungsdynamik zu beleben gedenken. Forschungsrat und Industriellenvereinigung präsentierten ihre Forderungen.

 

Vekehrsminister Alois Stöger holte einige der mit blauen Leibchen sichtbar in der Mitte des Erwin-Schrödinger-Saals platzierten "Talente" auf das Podium des Alpbacher Congress-Zentrums, um an ihnen beispielhaft vorzuführen, welche Ideen und Aktivitäten hoffnungsvolle Jungforscher oft schon während des Studiums verfolgen. Für 50 dieser jungen Menschen übernimmt das BMVIT die Kosten der Teilnahme an den Alpbacher Technologiegesprächen. Bereits Donnerstagfrüh hatte sich Stöger im Rahmen eines "Technologiegipfels" mit Vorständen namhafter Industrieunternehmen getroffen, um sieben Projekte vorzustellen, die Wachstums- und Beschäftigungshemmnissen entgegenwirken sollen. Darunter ist etwa die Einrichtung von Teststrecken für selbstfahrende Autos, ein Programm zur Förderung der Ausstattung mit Forschungsgeräten sowie die Ausschreibung drei weiterer Pilotfabriken für Industrie 4.0.

Gemeinsam mit Stöger stellte Staatssekretär Harald Mahrer eine Initiative der Bundesregierung zur Etablierung einer "Open Innovation"-Strategie vor, die zum Ziel hat, die "Schwarmintelligenz" vieler Akteure in der heimischen Innovationspolitik nutzbar zu machen. Mahrer mahnte bei seinem Auftritt auf dem Alpbacher Podium einen globaleren Blick der europäischen Politik ein, dem vor allem die ungeheure Innovationsdynamik in China nicht verborgen bleiben sollte.

 

"Europa droht, den Anschluss zu verlieren"

Hannes Androsch, Präsident des Rats für Forschung und Technologieentwicklung sowie Aufsichtsratsvorsitzender des AIT, kritisierte nicht nur die chronische Unterfinanzierung der Universitäten, sondern sprach auch die gesellschaftlichen Umwälzungen an, die mit der fortschreitenden Digitalisierung einhergehen. Wenn Wind weht, gelte es, die Segel zu setzen, um Fahrt zu gewinnen und sich nicht auf das Trockendeck zurückzuziehen. Sonst drohe, dass Europa den Anschluss verliere.

IV-Präsident Georg Kapsch ging in seinem Statement auf das Generalthema des diesjährigen Forums Alpbach, "UnGleichheit" ein.  Ungleichheit dürfe nicht einseitig als sozialer Missstand verstanden werden, sie sei vielmehr auch Motor, der Unternehmen, Menschen und Länder veranlasse, aktiv zu werden. Es gelte, die "positiven Effekte des technologischen Wandels im einer positive Ungleichheit" zu nutzen. Ungleichheit herrsche aber auch im nicht immer fairen globalen Wettbewerb, in dem China mit ganz anderen sozialen, Umwelt- und Finanzierungsstandards arbeite als die westliche Welt.

 
 
 

OMV: Pleininger folgt Huijskes

Johann Pleininger wird per 1. September neuer Vorstand des Bereichs Upstream der OMV. Das wurde in der Aufsichtsratssitzung am 27. August beschlossen, teilte die OMV mit. Pleininger folgt Jaap Huijskes, der seine Tätigkeit „vorzeitig im besten Einvernehmen“ beendet, hieß es in einer Aussendung. Allerdings hatte Huijskes schon im Zuge der Debatten um die OMV-Führung im vergangenen Jahr angekündigt, seinen bis 2018 laufenden Vorstandsvertrag vorzeitig aufzulösen und das Unternehmen im ersten Halbjahr 2016 zu verlassen.

 

Aufsichtsratschef Peter Oswald dankte Huijskes „für einen wesentlichen Beitrag zur Internationalisierung der OMV.“ Mit Pleininger folge ihm einer „der erfahrensten und erfolgreichsten OMV-Manager“, der vor allem bei der Petrom „herausragende Leistungen“ erbracht habe. Zu Gerüchten, dass sich Huijskes mit dem neuen OMV-Generaldirektor Rainer Seele nicht gut verstehe, nahm Oswald nicht Stellung. Sachlich ist die nunmehrige Vertragsauflösung insofern argumentierbar, als der OMV-Vorstand bis Jahresende die Konzernstrategie überarbeitet. Hätte Huijskes das Unternehmen erst im Frühjahr 2016 verlassen, hätte er daran noch mitgewirkt, die Umsetzung der Strategie aber nach wenigen Monaten einem Nachfolger überantwortet. Mit der nunmehrigen Lösung kann Pleininger bereits eigene Vorstellungen einbringen.

 

Pleininger ist seit 1977 bei der OMV. Er war von 2007 bis 2013 im Vorstand der OMV Petrom für den Bereich Exploration und Produktion, also für das Upstream-Geschäft, zuständig. Derzeit hat er die Funktion eines „Senior Vice President“ für Österreich und Rumänien, die von der OMV als ihre „Kernländer“ bezeichnet werden.

 

 

Chemieindustrie: Produktion kaum gewachsen

Die Produktionszahlen der chemischen Industrie der EU waren im ersten Halbjahr 2015 um 0,2 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2014. Allerdings lagen die Erzeugerpreise um 4,8 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Das teilte der Branchenverband CEFIC mit. Immerhin zeichnete sich im Juni mit einem Produktionsplus von 1,1 Prozent gegenüber Juni 2014 eine leichte Besserung ab. Zwar war die Polymererzeugung laut CEFIF um drei Prozent geringer als im Juni 2014, die Produktion der petrochemischen Industrie lag um 0,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dem gegenüber verzeichneten jedoch die Hersteller anorganischer Basischemikalien ein Produktionsplus von 5,3 Prozent. Bei Spezialchemikalien zeigte sich ein Wachstum um 4,7 Prozent, bei Haushaltschemikalien eines um 0,2 Prozent.

 

Bezüglich der Verkaufszahlen und der Exporte vergleicht die CEFIC in ihrem neuen Trendbericht die ersten fünf Monate des heurigen Jahres mit den ersten fünf Monaten des Vorjahres. Dabei zeigt sich ein Verkaufsrückgang von 4,2 Prozent und ein Exportrückgang um 370 Millionen Euro auf rund 18,1 Milliarden Euro. Immerhin konnte der Exportüberschuss gegenüber den USA um 1,11 Milliarden Euro auf 3,63 Milliarden gesteigert werden.

 

CEFIC-Generaldirektor Hubert Mandery verlautete, bis auf weiteres halte die CEFIC an ihrer bisherigen Prognose hinsichtlich des Wachstums der Branche im Jahr 2015 fest. Dem zufolge wäre für heuer mit einer Zunahme der Produktion um etwa ein Prozent zu rechnen.

 

 

August 26th

EFSA: Risiko für Sumsi

Die Spritzanwendung von neonicotinoidhaltigen Pflanzenschutzmitteln zur Blattbehandlung stelle ein Risiko für Bienen dar, teilte die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA in einer Aussendung mit. Sie veröffentlichte am 26. August ihre Bewertungen der Risiken, die sich für Bienen durch den Einsatz von Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam ergeben können. Dabei wurden alle Anwendungsarten berücksichtigt, ausgenommen die Behandlung von Saatgut mit den drei Substanzen sowie deren Verwendung als Granulat. „In den Fällen, in denen die Bewertung abgeschlossen werden konnte, wurden entweder hohe Risiken ermittelt oder konnten nicht ausgeschlossen werden. In den übrigen Fällen konnte die Risikobewertung aufgrund lückenhafter Daten nicht abgeschlossen werden“, fasste die EFSA das Ergebnis ihrer Untersuchungen zusammen. Seitens der Pflanzenschutzmittelindustrie liegt bis dato keine Reaktion vor. 

 

Wie die Agentur betonte, kam sie bereits vor zwei Jahren zu analogen Ergebnissen, als sie die Saatgutbehandlung sowie den Einsatz von „Neonics“ in Granulatform bewertete. Aufgrund dessen verhängten sowohl die EU-Kommission als auch mehrere Mitgliedsstaaten strengere Regeln für die Verwendung der Substanzen. Unter anderem dürfen diese bei von Bienen beflogenen Kulturpflanzen sowie bei Getreide mit Ausnahme von Wintergetreide nicht zur Behandlung des Saatgutes benutzt werden. Auch die Blattbehandlung bei Kulturpflanzen, die von Bienen beflogen werden, ist untersagt.

 

Die Verbote gelten bis 1. Dezember des heurigen Jahres. Daher soll noch im Herbst eine Evaluierung allfälliger neuer Erkenntnisse zum Einsatz der drei Neonicotinoide zur Saatgutbehandlung und als Granulat erfolgen. Die EFSA erwartet, sämtliche diesbezüglichen Informationen bis 30. September zu erhalten. Anschließend will sie „das Material auswerten und Schlussfolgerungen im Hinblick auf eine aktualisierte Risikobewertung formulieren.“ In Österreich gelten die von der EU-Kommission verhängten teilweisen Verbote für den Einsatz drei Substanzen noch bis Ende kommenden Jahres. Untersagt ist auch die Nutzung der Neonicotinoide als Beizmittel für Winterweizen, Winterroggen, Winterdinkel und Wintertriticale verboten, wenn diese der Erzeugung von Lebens- bzw. Futtermitteln dienen.

 

 

 

August 25th

Lenzing AG verbessert Ergebnis

Die Umsatzerlöse der Lenzing AG beliefen sich im ersten Halbjahr 2015 auf 955,4 Millionen Euro. Sie lagen damit um 6,2 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres. Das EBITDA wuchs um 37,7 Prozent auf 126,5 Millionen Euro, das EBIT um 86,7 Prozent auf 60,5 Millionen. Stefan Doboczky, seit 1. Juni neuer Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, sagte, dieses habe „ersten Halbjahr 2015 eine solide Geschäftsentwicklung erzielt.“ Als Gründe nannte Doboczky den gegenüber dem US-Dollar sowie dem chinesischen Yuan Renminbi (RMB) schwachen Euro, der Exporte erleichterte, „eine gute Faser-Nachfrage im zweiten Quartal sowie unsere verbesserte Kostenposition“.

 

Letztere ergab sich durch mehrere Faktoren. So lief das Kostensenkungsprogramm „Excellenz“ nach Angaben Doboczkys wie geplant. Die vorgesehenen Kostensenkungen von 160 Millionen Euro pro Jahr würden heuer anteilig und 2016 in vollem Ausmaß erreicht. Überdies verkaufte die Lenzing vermehrt höherwertige Erzeugnisse wie Viscosefaser- und Tencel-Faserprodukte. Dazu kam, dass dass die Preise für Viscosefasern stiegen, weil in China Kapazitäten „aus Umweltgründen“ aus dem Markt gingen. Auf Anfrage des Chemiereport erläuterte Doboczky, vor allem in den westlichen Teilen Chinas hätten Industriebetriebe vieler Branchen ihre Abwässer nicht angemessen behandelt: „Das führte zu sehr drastischen Reaktionen der Behörden.“ Unsicher ist ihm zufolge, ob und wann die stillgelegten Anlagen wieder in Betrieb genommen werden. Doboczky fügte hinzu, mittelfristig werde auch das Thema CO2 und klimaneutrale Produktion für die Faserindustrie an Bedeutung gewinnen. Die Lenzing sei diesbezüglich gut positioniert und könne dies als „Differenzierungsfaktor“ gegenüber der Konkurrenz nutzen.

 

Nicht selbst erschweren

Auf die Frage des Chemiereport nach dem Umgang der Lenzing mit dem österreichischen Energieeffizienzgesetz sagte Doboczky, er sehe sein Unternehmen diesbezüglich „gut aufgestellt.“ Allerdings dürften die Herausforderungen nicht unterschätzt werden. Auch lägen wesentliche Dokumente noch immer nicht vor, etwa die Richtlinienverordnung zur Bewertung von Energieeffizienzmaßnahmen. Grundsätzlich stellte Doboczky hinsichtlich der rechtlichen und regulatorischen Rahmenfest, die Lenzing sei einer der letzten großen Faserhersteller in Europa. Und Europa solle sich „das Leben nicht selbst unnötig schwer machen.“

 

Für das Gesamtjahr rechnet Doboczky für die Lenzing mit einer „weiteren Verbesserung des operativen Ergebnisses sowie einer weiteren Reduktion der Nettofinanzverschuldung.“ Auf konkrete Zahlen wollte er sich nicht festlegen. Er verwies auf „die unruhige geopolitische Situation, die Konjunkturentwicklung in China sowie unvorhersehbare Schwankungen von Wechselkursen als Unsicherheitsfaktoren.“ Den Verfall der chinesischen Börsenkurse in den letzten Tagen will Doboczky, der fünf Jahre in China tätig war, nicht überbewertet wissen. Ihm zufolge handelt es sich um eine erwartbare Korrektur nach dem Kursfeuerwerk der beiden vergangenen Jahre.

 

 

 

AIT präsentiert Telemedizin-Projekt bei Alpbacher Gesundheitsgesprächen

Die Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau (VAEB) und das Austrian Institute of Technology (AIT) präsentierten im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche ihr gemeinsames Telemedizin-Projekt „Gesundheitsdialog Diabetes“, bei dem Arzt und Patient in laufendem (Daten-)Austausch stehen.

 

Dabei werden Blutdruck- und Blutzuckerwerte, Körpergewicht und Bewegungsdaten in einem elektronischen Diabetikertagebuch erfasst und dem Arzt übermittelt. Der Mediziner kann sich auf diese Weise ein Bild der Situation machen, ohne mit dem Patienten persönlich zusammenzutreffen, und diesem über das vom AIT konzipierte Telemonitoring-System sein Feedback übermitteln. Nach Ansicht der Betreiber stärkt eine solche Lösung aber auch die Verantwortung des Diabetikers gegenüber dem eigenen Gesundheitszustands stärker als ein stationärer Rehabilitationsaufenthalt.

Derzeit nehmen rund 500 Patienten am „Gesundheitsdialog Diabetes“ teil. Aufgrund der bisherigen Rückmeldungen sollen vergleichbare Monitoring-Projekte auch zu anderen chronischen Krankheitsbildern, etwa Bluthochdruck, begonnen werden.

 

 

 

August 24th

„Pilotfabrik für Industrie 4.0“ eröffnet

Unter der Bezeichnung „Pilotfabrik für Industrie 4.0“ entsteht bis 2017 in der Seestadt Aspern im Wiener Gemeindebezirk Donaustadt eine Einrichtung zur Erforschung und Entwicklung digitalisierter Produktionsprozesse. Offiziell eröffnet wurde die „Pilotfabrik“ heute von Technologieminister Alois Stöger, dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner, der Rektorin der Technischen Universität Wien (TU Wien), Sabine Seidler, sowie Siemens-Österreich-Generaldirektor Wolfgang Hesoun. Die Investitionen belaufen sich auf vier Millionen Euro. Zwei Millionen stellt das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) als Förderung bereit. Die übrigen zwei Millionen bringen Industriepartner auf. Neben Siemens sind dies unter anderem Festo, Phoenix Contact, Plasmo Industrietechnik und Würth Österreich.

Stöger sagte, er wolle nicht zuletzt mit diesem Vorhaben gewährleisten, „dass österreichische Unternehmen wachsen und damit höherwertige Arbeitsplätze schaffen können.“ Bis 2017 sollen drei weitere „Pilotfabriken“ entstehen. Die Standorte werden per Ausschreibung ermittelt. Laut Stöger stellt das BMVIT rund zwei Millionen Euro pro Standort an Förderungen bereit. Häupl ergänzte, die Industrie habe sich in den vergangenen 30 Jahren grundlegend gewandelt: „Die Zeit der rauchenden Schlote ist längst vorbei. Wir leben in der Zeit der rauchenden Köpfe.“ Das Thema „Industrie 4.0“ sei ein unverzichtbarer Teil der Standortpolitik der Stadt Wien. Vizebürgermeisterin Brauner zufolge sind in Wiener Industriebetrieben rund 170.000 Personen beschäftigt.

 

Komplette Fabrik simulieren

 

Laut TU-Rektorin Seidler soll die „Pilotfabrik“ den beteiligten Unternehmen eine „Plattform für die Forschung sowie für die Umsetzung ihrer Ideen“ bieten. Sie starte mit zwei Fertigungszellen für Drehen, Fräsen und Schweißen. Überdies seien Montageanlagen sowie ein 3D-Drucker verfügbar. Derzeit sind 15 Personen in der „Pilotfabrik“ tätig. Im Lauf der kommenden zwei Jahre wird in unmittelbarer Nähe der „Pilotfabrik“ eine Fabrikshalle errichtet, um den Industriepartnern eine Ausweitung ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zu ermöglichen.


Wie Detlef Gerhard, Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften der TU Wien, dem Chemiereport erläuterte, wird in der „Pilotfabrik“ bis 2017 die Infrastruktur installiert, um komplette Fabriken nach Art der „Industrie 4.0“ simulieren zu können. Darauf aufbauend, ist die weitere Erforschung und Entwicklung neuer Fertigungstechniken geplant. Gerhard betonte, es gehe keineswegs darum, „den Menschen aus der Arbeitswelt zu verdrängen.“ Vielmehr solle die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine optimiert werden, nicht zuletzt, indem den menschlichen Arbeitskräften - beispielsweise über Datenbrillen - aktuell benötigte Informationen zur Verfügung stehen. Auch die Verbesserung der Arbeitssicherheit sei ein wesentliches Thema. So könne im Rahmen von „Industrie 4.0“ gewährleistet werden, dass eine Maschine stoppt, sobald ein Mensch in ihren Wirkungskreis kommt. Neue Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, ist laut Gerhard in der Pilotfabrik nicht geplant: „Wir können aber möglicherweise Erkenntnisse liefern, die bei der Entwicklung solcher Modelle hilfreich sind.“

 

Industrie kommt zurück

 

Um das Thema „Industrie 4.0“ zu forcieren, gründete das BMVIT gemeinsam mit der Industriellenvereinigung, der Arbeiterkammer, dem ÖGB sowie den Fachverbänden der Maschinen- und Metallwaren-Industrie (FMMI) und der Elektro- und Elektronik-Industrie (FEEI) Ende Juni den Verein „Industrie 4.0 Österreich - die Plattform für intelligente Produktion“. Dessen Obmann ist Kurt Hofstädter, bei Siemens Leiter Digital Factory Central Eastern Europe. Hofstädter erläuterte dem Chemiereport, die mit „Industrie 4.0“ angestrebte Produktivitätssteigerung gehe keineswegs notwendig mit einem Verlust an Arbeitsplätzen einher. Siemens etwa beschäftige am Standort Amberg in Deutschland wie schon vor 25 Jahren rund 1.000 Personen: „Allerdings haben diese jetzt den achtfachen Output von damals und eine Fehlerquote von 2 Fehlern pro Million Stück.“ Hofstädter erwartet, dass im Zuge der Einführung der „Industrie 4.0“ Produktionsanlagen aus anderen Teilen der Welt nach Europa zurückverlagert werden. Gerade Österreich habe mit seiner dualen Ausbildung dafür gute Voraussetzungen.

 

 

August 21st

Weinexperten mit Uni-Abschluss

Die Wiener Universität für Bodenkultur führt ihr <a href=http://www.boku.ac.at/lehre/studabt/studien/master-int/h066498 target=“_blank“>Önologie-Masterstudium</a> in den zweiten Jahrgang. Bewerbungen für das Aufnahmeverfahren können noch bis 31. August eingereicht werden.

 

Das  gemeinsam mit der Hochschule Geisenheim durchgeführte Masterstudienprogramm für Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft will zukünftigen Betriebsleiter von Weingütern, Kellereien und Weinhandelsunternehmen, aber auch Weinexperten bei Prüfanstalten und in der Verwaltung eine fundierte akademische Ausbildung vermitteln. Die Absolventen verfügen über jene Qualifikationen, die in der Definition eines Önologen durch den Weltweinbauverband festgelegt sind.

14 Pflicht- und Wahlmodule werden dabei an der BOKU, 14 an der hessischen Partneruniversität durchgeführt. Das Ausbildungsprogramm reicht von der Physiologie der Weinrebe bis zu Weinanalytik und Qualitätskontrolle, von mikrobiologischen Verfahren bis hin zu Betriebswirtschaftlehre, Weinwirtschaftspolitik und Weinrecht. Als neue Gastprofessorin wurde in diesem Jahr die spanische Önologin Marta Dizy Soto von der Universität Rioja an die BOKU berufen.

 

 


 

August 20th

„Komplexität muss gemanagt werden“

Zum 150-Jahr-Jubiläum von BASF sprachen wir mit Zentraleuropa-Chef Joachim Meyer über die Herausforderungen an das Management eines Chemieriesen, die Struktur des Unternehmens in Österreich und die Zukunft Europas in einer globalisierten Welt.

 

BASF ist einer der wenigen Chemie-Riesen, die noch existieren. Was bedeutet es, einen Konzern mit einem so großen Portfolio zu führen?

Eine wesentliche Herausforderung einer solchen Größe ist die mit ihr verbundene Komplexität – nach innen und nach außen: Nach außen gibt es eine große Zahl an Themen, bei denen Sie mitreden müssen. Nach innen müssen Sie mehr als 10.000 Produkte in rund 60.000 Anwendungen managen können. Das gelingt nur mit einem strengen Portfoliomanagement, das auch beinhaltet, sich von Produkten zu trennen, wenn diese nicht mehr in das Portfolio passen. Ein historisches Beispiel dafür ist das Tonband, das von BASF in den 40er-Jahren entwickelt wurde und in das man Herzblut hineingesteckt, Produktionsstätten aufgebaut, ein Trademark geschaffen hat. Dennoch war es irgendwann wegen der anstehenden Veränderung der Tonträger-Technologie wichtig, sich von diesem Bereich zu trennen. Ähnlich verhielt es sich mit Düngemitteln oder Polyolefinen, die zu bestimmten Zeiten einen wichtigen Markt für BASF darstellten, heute aber nicht mehr im Portfolio sind. Es ist für die Öffentlichkeit nicht immer leicht nachvollziehbar, wenn ein Konzernbereich umgebaut wird. Aber im industriellen Management brauchen Sie ein Ohr am Markt und den Mut, notwendige Schritte früh genug zu setzen. Wenn wir das nicht hätten, wären wir nicht 150 Jahre alt geworden.

 

Für manche Märkte bietet BASF ja eine Vielzahl an Produkten an.

Jedes Einzelprodukt muss in eine Wertschöpfungskette passen. Ein Beispiel dafür ist die Automobilindustrie. Da sind wir, etwa mit der Lackierung an den Produktionsstätten der Automobil-Hersteller, als direkte Zulieferer tätig. Ebenso treten wir als Lieferanten weiter hinten in der Kette auf, zum Beispiel wenn wir Systeme für Polyurethan-Schaumstoffe an einen Hersteller von Autositzen liefern, der wiederum die Automobilindustrie bedient. Auch unser neues Werk für Autokatalysatoren in der Nähe von Wroclaw liefert den eigentlichen Edelmetall-Katalysator an einen sogenannten Canner.  Dieser stellt das umgebende Gehäuse her und liefert es an die Automobilhersteller.

 

Laufen alle diese Entwicklungen für den Automotive-Sektor an einer bestimmten Stelle im Unternehmen zusammen?

Zunächst entwickelt jede Abteilung ihre Anwendungen mit ihrem speziellen Know-how selbst. Gegenüber dem Kunden, etwa einem großen Automobilhersteller, treten wir aber mit einem Gesicht auf. Das Key Account Management sitzt wie die Spinne im Netz, löst in Wechselwirkung mit dem Kunden Entwicklungen aus und stellt die richtigen Kontakte zwischen den Spezialisten in beiden Unternehmen her. So etwas gibt es beispielsweise auch gegenüber einem großen Konsumgüter-Konzern wie Procter & Gamble, mit dem wir auch verschiedenste Berührungspunkte haben.

 

Es fiel auf, dass die Produktion bei BASF sehr schnell wieder hochgefahren werden konnte, als sich die Nachfrage nach den starken Einbrüchen 2009 wieder zu erholen begann, und man in Folge sehr gut von der wieder einsetzenden Konjunktur profitieren konnte.

BASF denkt langfristig. Das ist auch eine Konsequenz des Verbundkonzepts: Wir sind eben mehr als eine Ansammlung von Fabriken nebeneinender, vieles ist aufeinander abgestimmt. Wir haben zum Beispiel zwei Steamcracker am Standort Ludwigshafen, die aus Naphtha die Ausgangsstoffe für einen Großteil unserer Basisprodukte liefern. 2009 ist es gelungen, die Steamcracker auf einen niedrigeren Output herunterzufahren, sie aber nicht ganz abzustellen. Zudem wurden viele Mitarbeiter in Kurzarbeit beschäftigt, es gab aber keine Kündigungen. Wir haben uns mit den Gewerkschaften darauf geeinigt, als Unternehmen gemeinsam vorzugehen. So konnte man sehr schnell reagieren, als die Nachfrage wieder anzog.

 

Á propose Steamcracker: Gewinnen gegenüber der Rohstoffbasis Erdöl eigentlich landwirtschaftliche Rohstoffe in der Chemie-Industrie an Bedeutung? BASF hat mit Cognis ja selbst ein darauf spezialisiertes Unternehmen übernommen.

Wir verwenden seit Längerem bestimmte nachwachsende Rohstoffe, um daraus chemische Bausteine herzustellen. Darüber hinaus ist es, chemisch betrachtet, sinnvoller, pflanzliche Polymere in Polymeranwendungen zu verarbeiten als sie zu Grundchemikalien abzubauen.

 

Eine Übernahme wie die von Cognis ist Teil des Portfoliomanagements. Sie können heute in der Chemie nicht überall Spezialist sein. Wenn sich ein neues Pflänzchen entwickelt, mit dem man sich selbst nicht oder weniger beschäftigt hat, sind Akquisitionen eine Möglichkeit, einzusteigen. Das ist auch eine Frage der Risikoabschätzung. Manche Technologien sind so neu, dass man überlegen muss: Wann und wo steigt man ein und wann und wo nicht? Dazu stehen der BASF neben Akquisitionen auch Investments zur Verfügung. Wir haben eine eigene Venture-Capital-Gesellschaft, die in Start-ups investiert, die mit dem Sektor Chemie zu tun haben.

 

Ein solches Pflänzchen, bei dem sich BASF entschieden hat, mitzumachen, ist ja auch die Elektromobilität. Ist es nicht auch mittelfristig schwierig, dass diese Technologie mit den Benzinmotoren konkurrenzfähig wird?

Wenn ein Trend gesellschaftsfähig und eine neue Nachfrage entsteht, dann kann man das zu Beginn nicht rein aus ökonomischer Perspektive diskutieren. Man kann langfristig nicht gegen die Wünsche der Kunden arbeiten. Ein ähnlich gelagerter Fall ist die steigende Nachfrage nach Bioprodukten. Das sind Marktentwicklungen, die man nicht übergehen sollte. Hier entstehen immer mehr Nischen, nicht nur für Großunternehmen und gerade auch in gehobenen Kundensegmenten.

 

Wie ist BASF in Österreich heute aufgestellt? 

Wir haben in den vergangenen zehn Jahren eine Veränderung von einer Generalgesellschaft in Untergesellschaften mit Spartenspezialisierungen durchgeführt. Im Zuge dessen wurden Service-Bereiche nach Bratislava verlagert. Auch das ist eine Frage des Komplexitätsmanagements, die Prozesse sind ja in allen Ländern gleich. Damals ist gesagt worden, BASF verlasse Österreich. Das hat ja nicht gestimmt, Österreich ist ein interessanter Markt, der auch weiter wachsen wird. Wir hatten die ganze Zeit über den Reparaturlack-Standort in Eugendorf. Durch Akquisitionen kamen Produktionsstätten für die Bauchemie in Krieglach und die Papierchemie in Pischelsdorf dazu. Heute arbeiten für BASF in Österreich insgesamt rund 250 Menschen. Mehr als die Hälfte davon ist im Vertrieb beschäftigt. Österreichische Mitarbeiter sind gut für die Anwendungstechnik ausgebildet. Die Vertriebsschwerpunkte profitieren dabei vom Know-how der Produktionsstandorte. So bearbeitet man heute von Krieglach aus neben Österreich auch den Bauchemie-Vertrieb in Slowenien, Kroatien und Ungarn, in Pischelsdorf haben wir Key Accounter, deren Kundenstock über die starke und international vernetze österreichische Papierindustrie bis nach Afrika reicht.  

 

Welche Rolle wird der Standort Europa für die Chemie-Industrie künftig spielen? Wachstum ist ja mehr in anderen Weltregionen zu erzielen.

Bei BASF ist „Europa“ sehr weit definiert und umfasst die gesamte EMEA-Region. Wir haben auf der einen Seite ein „Mature Europe“, sehr gereifte Märkte in den westlichen Ländern, auf der anderen die „Emerging Markets“, etwa in Afrika. Dazwischen gibt es einen Übergangsbereich – Märkte wie Russland, Polen, Zentraleuropa, die Türkei. Diese Länder sind bereits auf einem hohen technischen Niveau und bieten erhebliche Wachstumschancen, die für „Mature Europe“ begrenzt sind. Dort ist noch vor der Entstehung eines Konsumentenmarkts ein industrieller Absatzmarkt entstanden, den wir als Lieferanten nutzen können. Wer das verpasst, verliert, was aus dem reifen Europa an Geschäften verlagert wird. Wenn es einem Unternehmen aber gelungen ist, sich dort zu positionieren, ist es oft nur ein kleiner Sprung in den zentralasiatischen oder nordafrikanischen Raum. Die Übergangsländer haben eine wichtige Sprungbrettfunktion für die Emerging Markets.

 

Aber sind die wirklich hohen Wachstumsraten nicht in Ostasien zu erwarten?

Weltweit betrachtet, müssen Sie dort präsent sein, wo die Absatzmärkte sind oder wo es wichtige Ressourcen gibt. Wenn es nach den Rohstoff-Ressourcen geht, müsste ein Chemiekonzern im Nahen Osten aktiv tätig sein, denn dort, aber auch in China und Indien entstehen neue Chemie-Unternehmen. Für BASF wird es darauf ankommen, sich in diesem Wettbewerbsumfeld zu behaupten, wobei wir seit jeher dort investieren, wo unsere Kunden sind. Wir haben beispielsweise schon sehr früh in China – einem riesigen Absatzmarkt – investiert.

 

 

Wird das reife Europa dann auf die Rolle einer Technologie-Boutique reduziert?

(Schmunzelt) Wir werden auch weiterhin Produktion in Europa haben. Manches wird hier produziert, weil man es nicht transportieren kann, manches aus Zulassungsgründen. Ich würde das insgesamt nicht so negativ darstellen. Wenn Sie z. B. denken, für welche Konsumenten Sie in einem Europa, mit einer immer älter werdenden Bevölkerung, Produkte entwickeln, dann ergeben sich Fragen, die sich in Emerging Markets noch gar nicht stellen. Menschen wollen länger aktiv, gesund und schön sein. Da werden auch Chemikalien und ihre Anwendungen gebraucht. Wir sind immerhin mehr als 500 Millionen Menschen in Europa, die auch eine sehr hohe Kaufkraft haben.

 

Welche Aktivitäten sind in Österreich zum Jubiläum geplant?

Im Oktober wird es in Salzburg eine 150-Jahr-Feier mit Mitarbeitern und Stakeholdern geben. Dabei werden wir sowohl unsere Historie als auch unsere Zukunft zeigen. Anwendungen aus den verschiedenen in Österreich vertretenen Bereichen werden zu sehen sein: Aus der Bauchemie, aus der Automobilindustrie und der Landwirtschaft. Darüber hinaus gab es unter dem Titel „Future Heroes“ einen Wettbewerb, bei dem Chemielehrer und ihre Schüler österreichweit aufgerufen waren, nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Das Siegerprojekt wird in Salzburg prämiert werden.

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