Archive - Aug 4, 2015

AMAG: Absatz sinkt, EBIDTA steigt

Der Absatz des Ranshofener Aluminiumkonzerns AMAG belief sich im ersten Halbjahr 2015 auf rund 192.500 Tonnen, um zwei Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2014. Das Ergebnis nach Ertragssteuern sank um 15 Prozent auf 22,7 Millionen Euro. Letzteres habe allerdings nichts mit dem operativen Geschäft zu tun, betonten AMA-Vorstandsvorsitzender Helmut Wieser und Finanzvorstand Gernot Mayer heute bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Mayer erläuterte, im ersten Halbjahr 2014 sei vor allem ein einmaliger „positiver Steuereffekt“ zum Trage gekommen: „Den hatten wir heuer nicht mehr.“ Laut Geschäftsbericht 2014 begründete sich dies durch Verlustvorträge für den Standort Ranshofen, die für das Gesamtjahr zu einem Steuerertrag von rund 3,2 Millionen Euro führten.

 

Wie Wieser und Mayer betonten, erhöhte die AMAG im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ihre Umsatzerlöse um 16 Prozent auf 471,5 Millionen Euro. Das EBITDA wuchs um 30 Prozent auf 70,6 Millionen Euro. Preiseffekte im ersten Quartal trugen zum EBITDA mit 2,5 Millionen Euro bei, die Umschichtung der Verkaufsmengen auf höherwertige Produkte brachte 27,2 Millionen ein. Dazu kamen Währungseffekte vor allem durch den im Vergleich zum US-Dollar gesunkenen Euro-Kurs, die Exporte, primär in die USA, erleichterten und insgesamt mit 10,1 Millionen Euro positiv zu Buche schlugen. Negativ wirkten sich dagegen die um 16,7 Millionen Euro höheren Rohstoff- und Energiekosten, der um 3,9 Millionen Euro gestiegene Personalaufwand sowie nicht näher erläuterte Effekte in der Höhe von 2,9 Millionen Euro aus. Insgesamt sei das erste Halbjahr 2015 sehr gut gelaufen, betonten die beiden AMAG-Vorstände.

 

Die höheren Personalkosten stehen im Zusammenhang mit dem Ausbau des Standorts Ranshofen, wo bis Mitte 2017 um rund 300 Millionen Euro ein neues Kaltwalzwerk sowie dazu gehörende Veredelungsanlagen errichtet werden. Damit baut die AMAG ihre Kapazität im Bereich Walzen auf mehr als 300.000 Tonnen pro Jahr aus. Wieser betonte, dass die Nachfrage derzeit die Produktionsmöglichkeiten seines Unternehmens übersteige: „Alle, von der Auto- über die Flugzeug- bis zur Verpackungsindustrie, möchten mehr Walzprodukte von uns haben. Dieses Problem lösen wir jetzt.“

 

Klima hilft

Als hilfreich fürs Geschäft erweist sich ihm zufolge nicht zuletzt die internationale Klimapolitik. Sowohl in den USA als auch in Europa treten in den nächsten Jahren neue Grenzwerte für den PKW-Flottenausstoß an CO2 in Kraft. Auch hat die EU angekündigt, ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 senken zu wollen. Am 3. Juli präsentierte US-Präsident Barack Obama seinen „Clean Power Plan“ (CPP), der bis 2030 eine Reduktion der US-amerikanischen CO2-Emissionen um 32 Prozent gegenüber dem Niveau von 2005 vorsieht.
Wieser zufolge zwingt dies die Automobilindustrie, verstärkt Aluminium statt Stahl einzusetzen. Ein Mercedes der C-Klasse enthalte heute bereits etwa 50 Prozent Aluminium, vor zehn Jahren seien es noch acht Prozent gewesen. Wie Wieser dem Chemereport erläuterte, steht Aluminium bei den Leichtbaustoffen „natürlich“ in Konkurrenz zu Kohlefaserstoffen. Allerdings sei Aluminium zu rund 80 Prozent rezyklierbar, Kohlefaserstoffe kämen dagegen auf maximal 16 Prozent. Überdies spiele auch das Kostenargument eine nicht unwesentliche Rolle. Und die Entwicklung gehe weiter. Auch zweidimensionale Werkstoffe seien „selbstverständlich“ ein wichtiges Thema.

 

Überdies setzt auch die AMAG auf das Thema „Industrie 4.0“, fügte Wieser gegenüber dem Chemiereport hinzu. Mit diesbezüglichen Automatisierungstechnologien – Stichwort „intelligente Fabrik“ - lasse sich die Produktivität um das Zehnfache steigern. Vom Chemiereport auf die im Herbst anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen angesprochen, sagte Wieser, die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit werde dabei ganz sicher auf der Tagesordnung stehen. Diese sei notwendig, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Nichts abgewinnen kann Wieser dagegen der Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche: „Am Strand liegend kann man kein Geld verdienen.“

 

Für das Gesamtjahr 2015 rechnen Wieser und Mayer mit einem EBITDA in der Höhe von 130 bis 140 Millionen Euro. Gegenüber 2014 (114,7 Millionen Euro) wäre das ein Plus von etwa 13,3 bis 22 Prozent. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die seit März von 2.194 US-Dollar pro Tonne auf 1.879 US-Dollar gesunkenen Alu-Preise nicht weiterhin stark fallen. Welches Preisniveau zu einer Korrektur der Ergebnisprognose führen würde, wollten die beiden Manager nicht sagen.