Archive - Aug 2015

August 20th

SBO mit Ergebniseinbruch

Der Umsatz der Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG (SBO) belief sich im ersten Halbjahr 2015 auf rund 186,9 Millionen Euro, um 18,9 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2014. Das teilte die SBO in einer Aussendung mit. Dieser zufolge sank das EBITDA um 31,5 Prozent auf 45,1 Millionen Euro. Das EBIT brach um 57,6 Prozent auf 19,3 Millionen Euro ein, das Konzernergebnis um 88,5 Prozent auf 4,8 Millionen Euro. Nach Angaben der SBO ist dies auf den „erwarteten Einbruch der Bohraktivitäten“ zurückzuführen. Der „Rig Count“, also die Zahl der Ölbohranlagen, fiel weltweit um 38 Prozent bzw. 1.309 Stück. Besonders dramatisch war der Rückgang in Kanada und den USA. In Kanada sank der Rig Count im Vergleich zum ersten Halbjahr 2014 um 46,3 Prozent auf 111 Anlagen, in den USA fiel er um 53,7 Prozent auf 1.000 Anlagen. „Dieser Rückgang ist auf den Verfall des Ölpreises zurückzuführen, der die in den USA überwiegend betriebene, technologisch sehr aufwendige und kostenintensive Förderung aus unkonventionellen Quellen teilweise unrentabel machte“, heißt es im aktuellen SBO-Aktionärsbericht. Zwar wurde im Juli ein „leichte (r)Anstieg von 859 auf 874“ Anlagen verzeichnet. Doch ist es laut SBO noch zu früh, um einzuschätzen, ob dies bereits eine Trendwende bedeutet.

 

Insgesamt erwartet SBO-Vorstandschef Gerald Grohmann für heuer daher „ein schwieriges Jahr für die gesamte Oilfield Service-Industrie.“ Der Abschwung könne „länger dauern als frühere“. Allerdings seien derartige Zyklen für die Branche nichts Neues. Die SBO habe bereits Maßnahmen gesetzt, um gegenzusteuern. So wurden die Investitionen in Sachanlagen auf „Erhaltungsinvestitionen“ vermindert und rund 360 Mitarbeiter abgebaut. Ende Juni 2015 beschäftigte die SBO noch 1.279 Personen, verglichen mit 1.640 Ende Juni 2014. Die beiden Tochtergesellschaften in Großbritannien werden voraussichtlich bis Jahresende zusammengelegt, einer der Standorte entfällt.

 

Allerdings betonte die SBO in ihrer heutigen Aussendung, „dass die mittel- und langfristigen Wachstumsaussichten für die Oilfield Service-Industrie absolut intakt sind. Eine steigende Nachfrage nach Öl und Gas, sowie sinkende Förderraten existierender Felder werden neue Investitionen erfordern und den nächsten Aufschwung einläuten, für welchen die SBO auf Grund ihrer Technologie- und Marktführerschaft gut gerüstet ist.“

 

 

August 19th

Gasnetz als Stromspeicher

Am Standort der OMV-Gasstation Auersthal rund 15 Kilometer nordöstlich von Wien ging heute die erste Power-to-Gas-Pilotanlage Österreichs offiziell in Betrieb. Power-to-Gas-Technologien dienen dazu, mit Strom aus erneuerbaren Energien Wasser elektrolytisch in Sauerstoff und Wasserstoff zu zerlegen. Der Wasserstoff kann anschließend unter Reaktion mit CO2 in Methan (CH4) umgewandelt und ins Gasnetz eingespeist werden. Grundsätzlich ist auch die direkte Einspeisung des Wasserstoffes in das Gasnetz möglich. Aufgrund der gesetzlichen Lage in Österreich darf sein Anteil allerdings nicht mehr als vier Prozent betragen. Power-to-Gas kann dazu beitragen, die stark schwankende Stromproduktion mit Hilfe erneuerbarer Energien - vor allem Wind- sowie Solarenergie - auszugleichen. Dies gewinnt aufgrund des steigenden Anteils der erneuerbaren Energien immer mehr an Bedeutung. Besonders wichtig ist dabei die Flexibilität der Elektrolyse-Anlage. Einen möglichst flexiblen Hochdruck-Elektrolyseur zu entwickeln, ist daher einer der Schwerpunkte des bis Ende 2016 laufenden Forschungsprojekts „Wind2Hydrogen“, für das die Pilotanlage in Auersthal dient. Neben der OMV beteiligen sich an dem Projekt die EVN, das Energietechnikunternehmen Fronius als Produzent des Elektrolyseurs, die Grazer Wasserstofftechnikfirma Hycenta als Anlagenbetreiber sowie das Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Die Gesamtinvestitionen in Auersthal belaufen sich auf rund 2,9 Millionen Euro inklusive einer Förderung von 1,25 Millionen Euro seitens des Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung (KLI.EN).

 

Der für das Projekt zuständige Vorstandsdirektor der OMV, Manfred Leitner, sagte bei der heutigen Veranstaltung, sein Unternehmen wolle untersuchen, in wie weit sich das Erdgasnetz für die Speicherung in Wasserstoff bzw. Methan umgewandelten Stroms eignet. Ziel sei es, eine Berechnungsbasis „für realistische Geschäftsmodelle“ zu erarbeiten. Wie Leitner hinzufügte, ging die Kompressorstation Auersthal bereits 1957 in Betrieb und ist bis heute eine der wichtigsten Anlagen im österreichischen Primärverteilsystem für Erdgas. EVN-Vorstand Stefan Szyszkowitz ergänzte, für den Umbau des Energiesystems mit Schwerpunkt Energieeffizienz und erneuerbare Energien („Energiewende“) seien „intelligente Speichersysteme“ von großer Bedeutung. Die EVN als Betreiber des niederösterreichischen Strom- und Erdgasverteilnetzes, aber auch als größter Windparkbetreiber des Bundeslandes, erwarte sich von dem Pilotvorhaben in Auersthal „wichtige Erkenntnisse für die Zukunft des Energiesystems.“

 

Kompetenzknoten“ Auersthal

Die Projektverantwortliche der OMV, Helga Pražak-Reisinger, teilte dem Chemiereport mit, der Gesamtwirkungsgrad der Anlage lasse sich derzeit noch nicht angeben: „Das ist Gegenstand der Forschung.“ Die Module des Elektrolyseurs kämen auf mehr als 70 Prozent. Grundsätzlich sei bei der Angabe des Wirkungsgrades von Power-to-Gas-Anlagen Vorsicht geboten, „weil immer die Frage ist, welche Komponenten man in die Berechnung einbezieht.“ Parallel mit „Wind2Hydrogen“ arbeitet die OMV laut Pražak-Reisinger an zwei weiteren Forschungsprojekten. Eines davon wird mit der Montanuniversität Leoben durchgeführt und befasst sich mit der Methanisierung des Wasserstoffs. Noch heuer soll ein Konzept für eine Anlage entwickelt werden, die diesem Zweck dient. Im kommenden Jahr will die OMV entscheiden, ob eine solche errichtet wird. Falls ja, würde dies ebenfalls am Standort Auersthal erfolgen, um einem „Kompetenzknoten“ für Power-to-Gas-Technologien zu schaffen. Das zweite Forschungsvorhaben betreibt die OMV in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien. Sein Ziel besteht darin, den ins Gasnetz eingespeisten Wasserstoff wieder aus dem Netz zu extrahieren.

 

Christoph Zernatto, der Sprecher des Forums Versorgungssicherheit, nannte das Projekt „Wind2Hydrogen“ in einer Aussendung einen „wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Energiezukunft“. Zernatto erläuterte, Österreichs Pumpspeicherkraftwerke alleine genügten nicht, um die in den kommenden Jahrzehnten erwarteten Mengen an Strom aus erneuerbaren Energien zwischenspeichern zu können: „Daher müssen sich innovative Speichertechniken und -methoden so rasch wie möglich im Praxistest bewähren.“ Notwendig sei überdies ein „zügiger Ausbau“ der österreichischen Stromnetze. Das Forum Versorgungssicherheit ist ein gemeinnütziger Verein, der sich mit der „langfristigen Sicherung und Erhaltung der hohen Qualitätsstandards der österreichischen Energie- und Wasserversorgung“ befasst.

 

 

 

Pharmig mit neuem Kommunikationschef

Peter Richter ist neuer Kommunikationsverantwortlicher des Pharmaindustrieverbandes Pharmig. Das teilte die Pharmig in einer Aussendung mit. Er folgt Barbara Grohs, die neue Aufgaben übernimmt. Richter arbeitet seit neun Jahren in der Public-Relations-Branche. Der Gesundheitssektor gehört seit Beginn seiner Tätigkeit zu seinen thematischen Schwerpunkten. Wie es in der Aussendung hieß, besteht eine der wesentlichsten Aufgaben Richters darin, „die Leistungen der pharmazeutischen Industrie transparent zu machen sowie das hohe Engagement der gesamten Industrie bei der Erhaltung und Verbesserung unseres Gesundheitssystems aufzuzeigen.“

 

Die 1954 gegründete Pharmig ist der freiwillige Interessenverband der österreichischen Pharmaindustrie. Sie hat derzeit 120 Mitgliedsunternehmen mit rund 18.000 Beschäftigten und repräsentiert damit etwa 95 Prozent des heimischen Marktes für Arzneimittel. Jährlich erwirtschaften die Pharmig-Mitglieder einen Exportüberschuss von mehr als 700 Millionen Euro.

 

Im Jahr 2005 führte die Pharmig ihren sogenannten „Verhaltenscodex“ ein, der den Mitgliedsunternehmen strikte Vorgaben hinsichtlich ihrer Informations- sowie Marketingtätigkeiten auferlegt. Verstöße sind mit empfindlichen Strafen bedroht. Der Codex wurde mehrmals aktualisiert, die neueste Version ist seit 1. Juli des heurigen Jahres in Kraft.

 

 

 

August 17th

Christine Mannhalter übernimmt interimistische Leitung des FWF

FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund hat mit 15. August ihre Aufgaben an die Vizepräsidenten Christine Mannhalter, Hermann Hellwagner und Alan Scott abgegeben. Mannhalter übernimmt dabei als "prima inter pares" bis zum Ende der regulären Amtszeit im August 2016 die zentralen Aufgaben der bisherigen Präsidentin und wird den Wissenschaftsfonds gesetzlich nach außen vertreten.

 

Ehrenfreund wechselt als Vorstandsvorsitzende an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. In ihrer Amtszeit als FWF-Präsidentin konnte erstmals ein fix im Bundesfinanzrahmen verankertes Budget des Wissenschaftsfonds erreicht werden. Da dessen Steigerung nicht garantiert ist, die Zahl der Anträge aber steigt, geht die Bewilligungsquote des FWF kontinuierlich zurück und lag 2014 bei 20,9 Prozent. Der Kritik des Rechnungshofs an Mängeln in der Risikoanalyse wurde mit dem Aufbau eines systematischen internen Kontrollsystems sowie eines Werkzeugs zur Finanz- und Liquiditätsplanung begegnet.

Christine Mannhalter studierte Biotechnologie und promovierte an der Universität Wien. Seit 2000 ist sie Professorin für Molekulare Diagnostik an der Medizinischen Universität Wien. Dem FWF-Präsidium gehört die Wissenschaftlerin bereits seit 2010 als Vizepräsidentin an, davor war sie Mitglied des Aufsichtsrats.   

August 14th

Medikamentenkosten: Pharmig wehrt sich

Der Pharmaindustrieverband Pharmig wehrt sich gegen die Kritik der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK). Deren Obmann Andreas Huss machte heute die „Mehrausgaben für Medikamente“ für das für heuer erwartete Defizit der SGKK von 1,5 Millionen Euro verantwortlich. Laut Huss steigen die Arzneimittelkosten der SGKK heuer um 10,3 Prozent oder 15 Millionen Euro auf insgesamt rund 154 Millionen Euro: „Solche Preisentwicklungen sind dauerhaft auch für wohlhabende Volkswirtschaften nicht finanzierbar.“ Ursache für die Preissteigerungen sind laut Huss „nur teilweise“ die Entwicklungskosten für neue Arzneimittel: „Marketingausgaben und Aktiengewinne spielen eine mindestens so große Rolle. Es geht aus unserer Sicht hier um ethische Verantwortung, aber auch um Hausverstand: Die Pharmabranche muss begreifen, dass auch reiche Volkswirtschaften diese Preise dauerhaft nicht zahlen können.“

 

In einer Aussendung wies Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber diese Anschuldigungen zurück. Die Pharmaindustrie habe in den vergangenen Jahren nicht unwesentlich zur „Sanierung vieler Kassen“ beigetragen. Durch Solidarbeiträge, Rabatte sowie den Ablauf von Patenten hätten sich die Kassen seit 2008 rund eine Milliarde Euro an Ausgaben für Arzneimittel erspart: „Allein aufgrund weiterer Patentabläufe rechnen wir mit einem zusätzlichen Einsparungspotenzial von mindestens 330 Millionen Euro für die Kassen während der nächsten Jahre.“ Auch sei der Anstieg der Medikamentenkosten jahrelang „unter der Inflationsrate gelegen, weil wir die von den Kassen vorgegebenen Preisreduktionen mitgetragen haben.“ Den von Huss behaupteten Kostensprung um 10,3 Prozent konnte Huber nicht recht nachvollziehen: Insgesamt würden die Ausgaben der Kassen für Arzneimittel heuer um rund sechs bis sieben Prozent steigen, „wobei die Rabatte noch gar nicht berücksichtigt sind.“

 

Und Huber fügte hinzu: Neue hochwirksame Therapien führten bisweilen zur völligen Heilung von Patienten, etwa bei Krebserkrankungen. Überdies müssten Patienten nach Organtransplantationen oft nicht mehr lebenslang Medikamente einnehmen, was für die Krankenkassen kostendämpfend wirke. Huber empfahl den Kassen, endlich „strukturelle Maßnahmen zu setzen, um ihre Ausgaben einzudämmen. Aber das ist sicherlich eine große Herausforderung und wesentlich komplexer, als sich auf den kleineren Anteil an den Gesamtausgaben zu konzentrieren, nämlich die Arzneimittelausgaben.“ Nach Berechnungen des Instituts für pharmaökonomische Forschung machen die Ausgaben für Arzneimittel rund 12,2 Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitsbereich aus. Der größte Teil entfällt mit 38,8 Prozent auf den „stationären Bereich“, also grob gesprochen auf die Krankenhäuser.

 

 

 

August 13th

Dieter Falkenhagen verstorben

Univ.-Prof. Dr. Dieter Falkenhagen ist tot. Der ehemalige Leiter des Departments für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin der Donau-Universität Krems, erlag am 11. August seiner schweren Erkrankung. Der Rektor der Donau-Universität, Friedrich Faulhammer, würdigte ihn als „Persönlichkeit, deren Pioniergeist und außerordentliches Engagement stets mit der Donau-Universität Krems verbunden bleiben wird.“ Falkenhagen leitete seit 1995 die dortige Abteilung für Umwelt- und Medizinische Wissenschaften. Überdies war er fast zehn Jahre lang, von 1996 bis 2005, Vorsitzender des Kollegiums der Donau-Universität und trug als solcher maßgeblich zu deren gedeihlicher Entwicklung bei. 

 

Im Jahr 2005 wurde Falkenhagen zum Professor für Gewebe- und Organersatz sowie Leiter des Departments für Klinische Medizin und Biotechnologie berufen. Dieses, das 2011 in „Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin“ umbenannt wurde, leitete er bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren. Einer seiner Forschungsschwerpunkte war die extrakorporale Blutreinigung, die der breiteren Öffentlichkeit unter dem Schlagwort „künstliche Leber“ bekannt ist. Intensiv arbeitete der aus Rostock stammende Facharzt für Innere Medizin und Nephrologe mit führenden Medizintechnikunternehmen wie Fresenius zusammen. Nicht zuletzt seine hervorragenden Kontakte zur Industrie ermöglichten ihm, die Donau-Universität zu einem Kompetenzzentrum für biomedizinische Technologie zu machen. Diese würdigte seine Verdienste im Jahr 2013 mit der Verleihung ihres Ehrenringes.

 

 

Merck darf Sigma-Aldrich übernehmen

Die deutsche Merck-Gruppe darf die US-amerikanische Life-Science-Firma Sigma-Aldrich übernehmen. Das teilten die beiden Konzerne mit. Laut Merck liegen alle kartellrechtlichen Genehmigungen vor. Anfang der Woche habe die brasilianische Wettbewerbsbehörde CADE die Transaktion „uneingeschränkt“ erlaubt. Die Freigabe trete „nach einer üblichen Wartefrist von 15 Tagen in Kraft.“ Merck will das Geschäft noch im dritten Quartal 2015 abschließen. Die EU-Kommission habe ihr Placet schon am 15. Juni erteilt, allerdings unter der Bedingung, dass „Teile des europäischen Geschäftes für Lösungsmittel und anorganische Stoffe von Sigma-Aldrich“ verkauft werden. Bernd Reckmann, Mitglied der Merck-Geschäftsleitung, verlautete, die Auflagen würden nun möglichst „zügig“ umgesetzt, um die Transaktion abschließen zu können.

 

Laut Sigma-Aldrich gibt Merck für die Übernahme rund 17 Milliarden US-Dollar (15,3 Milliarden Euro, Kurs vom 13. August) aus. Damit entstehe „einer der führenden Player in der globalen Life-Science-Industrie“, die jährlich etwa 130 Milliarden US-Dollar (117 Milliarden Euro) erwirtschafte.

 

Merck und Sigma-Aldrich hatten die Übernahme am 22. September 2014 angekündigt. Merck sieht in dieser einen „wichtigen Baustein im Fit-für-2018-Transformations- und Wachstumsprogramm“, mit dem das Unternehmen seine Geschäftsbereiche Healthcare, Life Science sowie Performance Materials „nachhaltig stärken“ will. Infolge der Transaktion entstehe eine Lieferkette, über die rund 300.000 Produkte auf den Markt gebracht werden könnten. Außerdem könne Merck sein Angebot an Laborchemikalien sowie in der Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln ausbauen.

 

 

August 12th

Petrochemiegeschäft verbessert OMV-Bilanz

Im ersten Halbjahr 2015 erwirtschaftete die OMV ein Konzernergebnis von rund 11,5 Milliarden Euro, um 40 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2014. Das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 50 Prozent auf 451 Millionen Euro zurück. Besonders dramatisch war die Entwicklung im Geschäftsbereich Upstream (vormals „Exploration und Produktion“), in dem ein Minus von 83 Prozent auf 135 Millionen Euro zu verzeichnen war. Dem gegenüber verbesserte sich das EBIT im Bereich Downstream (vormals „Raffinerien und Marketing“ sowie „Gas und Power“) stark um 102 Prozent auf 357 Millionen Euro.

 

Wie der neue OMV-Generaldirektor Rainer Seele erläuterte, sind die Halbjahreszahlen vor allem durch den gesunkenen Rohölpreis bedingt. Im ersten Halbjahr 2015 erlöste die OMV für Rohöl im Durchschnitt 52,66 US-Dollar pro Barrel (USD/bbl), um 48% weniger als im ersten Halbjahr 2014. Der von ihr erzielte Gaspreis lag um ein Fünftel unter dem des ersten Halbjahres 2014. Wegen des zeitweiligen Ausfalls der Ölproduktion in Libyen und im Jemen verringerte sich auch die verkaufte Öl- und Erdgasmenge um rund drei Prozent auf 9,8 Millionen Tonnen. Nur teilweise ausgeglichen wurde dies durch das Raffinierie- und Petrochemiegeschäft. So stieg die Verkaufsmenge an Petrochemie-Produkten (Ethylen/Propylen) um drei Prozent auf 1,13 Millionen Tonnen. Stark verbessert hat sich auch die Raffineriemarge. Sie belief sich auf 7,61 USD/bbl, verglichen mit 1,77 USD/bbl im ersten Halbjahr 2014. Seele zufolge ist „der Rohölpreis in Kombination mit den Raffineriemargen“ stets entscheidend für den Unternehmenserfolg der OMV. Sie kann allfällige Mindererlöse aus dem Upstream-Geschäft durch das Downstream-Geschäft zumindest abfedern.

 

Seele fügte hinzu, auf absehbare Zeit sei keine Erholung der Rohölpreise zu erwarten. Die OMV müsse daher ihre Effizienz weiter verbessern. Bis Anfang kommenden Jahres will er gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen die Konzernstrategie überarbeiten. Das werde „keine Revolution, die auch nicht nötig ist, aber ein Aufbruch und ein beherzter Schub.“ Seele kündigte an, die Zusammenarbeit mit dem russländischen Erdgaskonzern Gazprom weiter zu verstärken. Bereits Ende Juni unterzeichnete Vorstand Manfred Leitner eine Absichtserklärung, der zufolge sich die OMV beim Ausbau der Nord-Stream-Pipeline beteiligen wird. Geplant ist, deren Kapazität auf etwa 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu verdoppeln. Überdies möchte die OMV auch an der Gasförderung im westsibirischen Achimov-Feld teilnehmen. Chancen für das Unternehmen sieht Seele auch im Iran. Um seine Ölförderung wieder anzukurbeln, brauche dieser „Milliardeninvestitionen“. Und die OMV habe Technologien, um „reife“ Felder, aus denen seit Jahrzehnten Öl gefördert wird, besonders effizient auszubeuten.

 

Insgesamt sieht Seele die OMV „gut aufgestellt für die kommenden Herausforderungen.“ Es gehe nun darum, „die Zukunft zu gestalten.“ Die „strategische Kraft“ dazu habe die OMV, betonte der neue Generaldirektor.

 

 

 

August 11th

Wirtschaftspolitik: „Österreich hat ein bewährtes Forschungsfördersystem“

Chemiereport:  Seit mittlerweile rund anderthalb Jahren besteht das BMWFW in seiner derzeitigen Form mit den Zuständigkeiten für Wirtschaft und Wissenschaft. Hat sich dies aus Ihrer Sicht bewährt?

Losch: Ja, in der neuen Ressortstruktur kann das vorhandene Potenzial entlang des gesamten Innovationszyklus gut zur Entfaltung gebracht werden – von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis zur Marktanwendung. Ein konkretes Beispiel ist das Programm „Wissenstransferzentren und IPR-Verwertung“, mit dem wir die Verwertung von Forschungsergebnissen an Universitäten verbessern.
 
Chemiereport:  Was werden im kommenden Jahr die wichtigsten Schwerpunkte des BMWFW hinsichtlich Wissenschaft und Forschung sein?
Losch: Die Schwerpunkte werden weiterhin vor allem in der Zusammenarbeit Wissenschaft – Wirtschaft und dem verbesserten Transfer von Wissen in Produkte liegen. Beispiele dafür sind unsere Christian-Doppler-Labors, von denen bis heute mehr als 150 CD-Labors seitens des Wirtschaftsministeriums unterstützt wurden, das COMET-Programm, die Wissenstransferzentren und ganz aktuell die Förderung von Inkubatoren und Akzeleratoren über das neue Pilotprogramm „Jump-Start“. Darüber hinaus fördern wir die Umstellung auf Industrie 4.0 mit Maßnahmen in Höhe von 30 Millionen Euro.
 
Chemiereport:  Sie nehmen am 2. September beim Europäischen Forum Alpbach an einer Podiumsdiskussion zum Thema Investitionslücke in Europa – wie Wachstum stärken?“ teil. Was sind Ihre Vorschläge?
Losch: Das wirtschaftliche Umfeld ist in Europa nach wie vor von geopolitischen Unsicherheiten und geringem Wachstum geprägt, weshalb auch die Investitionen der Unternehmen schwächeln. Es braucht also einerseits vertrauensbildende und andererseits stimulierende Maßnahmen. Zentrales Element auf europäischer Ebene ist hier der Investitionsplan für Europa, den auch Österreich unterstützt. National erwarten wir uns unter anderem vom Alternativfinanzierungsgesetz verbesserte Möglichkeiten zur Finanzierung von Unternehmen durch Crowdfunding. Über die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) bieten wir zudem Garantien und besonders zinsgünstige ERP-Kredite an, um die Finanzierung zu unterstützen.
 
Chemiereport: Es gibt Kritik an der unübersichtlichen Förderlandschaft. Was sind die wichtigsten Verbesserungsmöglichkeiten?
Losch: Österreich hat ein sehr ausdifferenziertes Forschungsfördersystem, das sich bewährt hat und auch bei internationalen Unternehmen, die sich bei uns ansiedeln, als attraktiver Standortfaktor gilt. Auf Bundesebene haben wir mit der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und der aws zwei Agenturen, die den Hauptteil der FTI-bezogenen Förderungen abdecken und den Unternehmen und anderen Forschungsinstitutionen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. FFG und aws werden außerdem ihre Zusammenarbeit in nächster Zeit noch deutlich vertiefen, mit dem Ziel die Kunden beider Häuser administrativ zu entlasten, etwa durch abgestimmte Einreichunterlagen.
 
Chemiereport: Wird die FFG das hohe Niveau an Unterstützungsleistungen für die innovative österreichische Wirtschaft weiterhin halten können?
Losch: Die FFG hat im Vorjahr 460 Millionen Euro an Förderungen ausbezahlt, das waren fünf Prozent mehr als im Jahr davor. Darüber hinaus hat die Bundesregierung auf Initiative des Wirtschaftsministeriums die Forschungsprämie im Zuge der Steuerreform von zehn auf zwölf Prozent erhöht. Das setzt neue Anreize und macht Österreich als Standort für die F&E-Abteilungen internationaler Unternehmen noch attraktiver.
 
Chemiereport: Im Rahmen der FTI-Strategie hat sich Österreich das Ziel gesetzt, bis 2020 eine F&E-Quote von 3,76 Prozent des BIP zu erreichen. Nach neuesten Berechnungen wird die Quote heuer bei 3,01 Prozent liegen. Welche Maßnahmen wird das BMWFW zur Zielerreichung setzen?
Losch: Klar ist, dass dieses Ziel der FTI-Strategie großer Anstrengungen bedarf, es geht aber in die richtige Richtung: Heuer steigen die Forschungsausgaben auf ein Rekordniveau von über zehn Milliarden Euro. Mit drei Prozent hat Österreich die viertbeste Forschungsquote in der Europäischen Union. Aktuell wurden im Zusammenhang mit der eben beschlossenen Steuerreform wichtige Impulse im Bereich F&E gesetzt, zum Beispiel die Erhöhung der Forschungsprämie oder die Forcierung von Alternativfinanzierung über Crowdfunding.
 
Chemiereport: Österreich gibt zwar immer mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus, fällt aber im EU-Innovationsvergleich zurück (2009 Platz 6, heuer Platz 11). Wie ist dies zu erklären? Was ist zu tun, um gegenzusteuern?
Losch: Der Vergleich von Platzierungen ist gerade beim Innovation Union Scoreboard mit Vorsicht zu genießen, weil es fast jährlich Änderungen in den Berechnungsmethoden und Kriterien gibt. Österreich ist auch in der absoluten Gesamtperformance nicht schlechter geworden, Faktum ist aber, dass andere Länder ihre Bemühungen noch stärker forciert haben. Zusätzlich zur ausreichenden Dotierung von Forschung und Entwicklung treiben wir daher die Umsetzung der FTI-Strategie mit dem Forschungsaktionsplan weiter voran. Hier wurden in sechs Aktionslinien 50 Maßnahmen erarbeitet, die wir systematisch abarbeiten. Auch die Leitbetriebe-Standortstrategie enthält wichtige strukturelle Maßnahmenvorschläge, von denen viele bereits umgesetzt und eingeleitet wurden. 
 

August 10th

„Paris ist nicht das Ende“

Urlaub ist für die Klimapolitiker und -diplomaten in aller Welt in den kommenden Wochen wohl eher nicht angesagt: Vom 31. August bis 4. September findet in Bonn der zehnte Teil der zweiten Sitzung der Ad Hoc Working Group on the Durban Platform for Enhanced Action (ADP) statt. Hinter diesem Titel verbirgt sich die vorletzte offizielle Vorbereitungskonferenz für den Weltklimpagipfel in Paris vom 30. November bis 11. Dezember. Dort soll ein völkerrechtlich bindendes Nachfolgeabkommen zum bekannten Kyotoprotokoll beschlossen werden.

 

Seit Ende Juli liegt ein 83-seitiger Entwurf vor, den die „co-chairs“ (Vizevorsitzenden) der ADP ausarbeiteten. Obwohl das Papier vor alternativen Formulierungsvorschlägen und einander in etlichen Punkten widersprechenden Begehrlichkeiten nur so strotzt, gilt es als maßgeblicher Fortschritt. Der Ausgangspunkt für seine Erstellung war der sogenannte „Geneva Text“, der bei der Genfer Klimawandelkonferenz Anfang Februar erarbeitet worden war. Allerdings handelte es sich dabei lediglich um eine so gut wie unlesbare 90-seitige Kompilierung der Vorschläge und Wünsche der 196 an den Verhandlungen beteiligten Unterzeichnerstaaten der Klima-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Bei der Klimawandelkonferenz in Bonn im Juni gelang es gerade einmal, den Text auf 85 Seiten zu kürzen, im Wesentlichen, indem Doubletten entfernt wurden.

 

Die nunmehrige Version, verfügbar unter http://unfccc.int/2860.php, gliedert sich in drei Teile. Der erste davon, das „Draft Agreement“, enthält auf 19 Seiten Standardbestimmungen, von denen viele zum Teil aus formalrechtlichen Gründen schwerlich verzichtbar sind. Dabei geht es unter anderem um die Begriffsdefinitionen sowie einmal mehr um das grundsätzliche Bekenntnis zur Umsetzung der Klima-Rahmenkonvention. Nicht fehlen darf eine Klausel, die jeden beteiligten Staat zum „Austritt“ aus dem Abkommen berechtigt. Der zweite Teil, betitelt „Draft Decision“, beinhaltet auf weiteren 19 Seiten die Vorschläge der „Co-Chairs“ für die Kernbestimmungen eines allfälligen Abkommens, also im Wesentlichen, welche Pflichten die beteiligten Staaten prinzipiell haben und wie diese erfüllt werden könnten. Wie schon im ersten Teil werden allerdings auch hier bei fast jedem Punkt mehrere Alternativen vorgeschlagen. Allein hinsichtlich des Zeitplans für die Umsetzung finden sich nicht weniger als fünf Optionen. Im dritten Teil schließlich ist alles zusammengefasst, was noch weiterer Klärung durch die Verhandler bedarf.


 

Nicht ausreichend

Allerdings halten die Co-Chairs einleitend ausdrücklich fest, dass auch der nun auf dem Tisch liegende Text weder inhaltlich noch formal etwas vorweg nimmt, was Teil eines Pariser Abkommens sein könnte. Und die bisher bekannten unverbindlichen Vorschläge der UNFCCC-Staaten hinsichtlich ihrer allfälligen CO2-Reduktionsziele (Intended Nationally Determined Contributions, INDCs) lösen unter Klimawissenschaftlern nur mäßige Begeisterung aus. Ende Juni lagen gerade einmal 20 Vorschläge auf dem Tisch. Das „Climate Action Tracker“-Konsortium (CAT-Konsortium), bestehend aus den Forschungseinrichtungen ECOFYS, NewClimate Institute und PIK Potsdam, untersuchte bisher zwölf davon. Nur zwei wurden als ausreichender Beitrag angesehen, um den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen gegenüber dem vorindustriellen Niveau auf 1,5 bis zwei Grad Celsius zu begrenzen. Und die stammten von Äthiopien und Marokko, nicht eben den größten CO2-Emittenten der Welt.

 

Kühler Kopf

Und so ist der Optimismus hinsichtlich der Substanz eines allfälligen Pariser Klimaabkommens eher verhalten. Sylvie Lemmet, im französischen Umweltministerium für die Vorbereitung des Gipfels im Dezember zuständig, betonte indessen beim Vienna Energy Forum: „Paris ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang. Es muss ein Meilenstein auf dem Weg zu einer weitgehend CO2-neutralen Weltwirtschaft werden, von dem aus es keine Umkehr mehr gibt.“ Lemmet zufolge will die französische Regierung auf alle Fälle ein völkerrechtlich bindendes Abkommen zustande bringen, das mehr als ein bloßes Alibi-Papier ist. Notwendig sei vor allem ein Aktionsplan, der zeige, wie es nach dem Dezember-Gipfel weitergeht. Ähnlich argumentierte der Klimabevollmächtigte der polnischen Regierung, Marcin Korolec. Auch wenn bei manchen offiziellen Verhandlungen wenig weitergehe, laufe doch inoffiziell sehr viel: „Wir müssen einfach einen kühlen Kopf bewahren.“

 

 

Die vollständige Fassung dieses Beitrages erscheint in der Ausgabe 5/2015 des Chemiereport.

 

 

 

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