Archive - Mär 2015

March 23rd

Body-Mass-Index in der Kritik

Nach der Adipositas-Klassifikation der WHO entscheidet allein der „Body-Mass-Index“, ob jemand als übergewichtig oder fettleibig anzusehen ist. Eine aktuelle Studie der Tiroler Privatuniversität UMIT nährt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Maßzahl.

 

Zur Berechnung des „Body-Mass-Index“ (kurz BMI, angegeben in kg/m²) wird die Körpermasse, gemessen in Kilogramm, durch das Quadrat der Körpergröße, gemessen in Metern, dividiert. Nach der gebräuchlichen WHO-Klassifikation werden lediglich Menschen, deren BMI in den schmalen Wertebereich zwischen 18,5 und 25 fällt, als „normalgewichtig“ bezeichnet. Ab einem BMI von 30 gelten Personen als „behandlungsbedürftig“.

Seit langem regt sich aus verschiedenen Gründen deutliche Kritik an der meist starr verwendeten Einteilung: Die Maßzahl berücksichtige zu wenig, dass der Durchschnitt der auftretenden Werte stark von Geschlecht, Alter und Statur einer Person abhänge, zudem habe die schrittweise Absenkung des Limits für Übergewichtigkeit einem fragwürdigen Schönheitsideal Vorschub geleistet. Medizinisch am griffigsten ist der Hinweis darauf, dass der BMI nicht zwischen verschiedenen Arten von Gewebe unterscheidet, Fett- und Muskelmasse also völlig gleichwertig behandelt werden. Die gesundheitliche Relevanz wird daher immer häufiger in Frage gestellt.

 

Bauchfett entscheidender als Körpergewicht

Eine Studie, die Forscher der Privatuniversität UMIT gemeinsam mit Kooperationspartnern der Universität Texas durchgeführt haben, gibt dieser Kritik weiteren Auftrieb. Dabei konnte an 146 Probanden gezeigt werden, dass Fetteinlagerung in der Bauchgegend bereits im mittleren Erwachsenenalter zu ausgeprägten pathologischen Veränderungen der Gefäßstruktur führen. Dies zieht den jüngst präsentierten Ergebnissen zufolge eine Funktionsstörung des Endothels nach sich, was als Frühform einer Atherosklerose aufgefasst werden könne. Bessere körperliche Fitness (die anhand der maximalen Sauerstoffaufnahme bestimmt wurde) helfe dagegen, das allgemeine Körperfett und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren: Studienteilnehmer mit gutem kardiovaskulären Gesundheitszustand zeigten eine signifikant geringere Gefäßsteifigkeit und viszerale Fettakkumulation als Personen mit kardiovaskulärem Risikoprofil. Die Studienautoren kommen daher zum Schluss, dass bereits im jungen Erwachsenenalter der Umfang der Taille ein wesentlich besserer Indikator für das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist als der Body-Mass-Index.

 

 

 

 

 

 

March 21st

250 Jahre Vetmed

Der nächste runde Geburtstag in der Wiener Universitätslandschaft: Die Veterinärmedizinische Universität Wien feiert ihr 250-jähriges Bestehen. Mara Theresia, Erzherzogin von Österreich, beschloss am 24. März 1765, die Gründung einer tierärztlichen Bildungs- und Forschungsstätte.

 

Zunächst fand der Unterreicht an der „Pferde-Curen- und Operationsschule“ statt und widmete sich hauptsächlich der Behandlung militärisch eingesetzter Pferden. Erst 1775 wurde an der medizinisch-chirurgischen Fakultät der Universität Wien ein eigener Lehrstuhl für Viehseuchen geschaffen. Zwei Jahre später konnten durch die Eröffnung des „k. k. Thierspitals“ in der Rabengasse in Wien-Landstraße erstmals Pferde- und Nutztiermedizin miteinander verbunden werden.

War die Veterinärmedizin lange Zeit ein Zweig der Humanmedizin gewesen, zu dessen Studium neben ausgebildeten Ärzten lediglich Hufschmiede zugelassen waren, begann 1849 die Öffnung des Lehrbetriebs für Absolventen höherer Schulen und die Etablierung eines eigenen Studienfachs, das mit dem Titel „Magister medicinae veterinariae“ abgeschlossen wurde.

 

Vielfältiges Studienangebot

Derzeit werden an der Vetmed rund 2.300 Studierende ausgebildet, das Lehrangebot umfasst neben dem Diplom- und dem Doktoratstudium in Veterinärmedizin auch einen Bachelor-Studiengang in Pferdewissenschaften und Master-Studiengänge in Biomedizin und Biotechnologie, Komparativer Morphologie, Mensch-Tier-Beziehung sowie Wildtierökologie und Wildtiermanagement. Waren Frauen an der „Tierärztliche Hochschule erst ab 1919 zum Studium zugelassen, so hat sich das Geschlechterverhältnis mittlerweile umgedreht: 80 Prozent der Veterinärmedizin-Studenten sind heute weiblich.

Am Standort Wien feiern in diesem Jahr gleich drei Universitäten runde Geburtstage. Die Technische Universität wurde vor 200 Jahren und die Vetmed vor 250 Jahren gegründet, die Universität Wien kann als älteste Uni im heute deutschsprachigen Raum ihre Geschichte bis zum Jahr 1365, also 650 Jahre zurückführen.

 

 

 

 

March 20th

Lenzing AG: Doboczky folgt Untersperger

Der gebürtige Kärntner Stefan Doboczky folgt per 1. Juni Peter Untersperger als Vorstandschef der Lenzig AG. Das teilte der Faserkonzern am Freitagnachmittag per Aussendung mit. Darin hieß es, Untersperger verlasse das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“. Infolge dessen habe der Aufsichtsrat Doboczky zu seinem Nachfolger bestellt. Unterspergers Vertrag wäre noch bis 31. März 2016 gelaufen. Der Manager war seit 30 Jahren für die Lenzing tätig, seit 2009 als Vorstandschef. Gemeldet wurde sein Rücktritt wenige Tage vor der Bekanntgabe des Jahresergebnisses der Lenzing-Gruppe 2014 am 24. März. Die Entscheidung über Unterspergers Ablöse ist indessen offenbar bereits vor einiger Zeit gefallen. Bereits am 18. März verlautete der holländische Chemiekonzern Royal DSM, bei dem sein Nachfolger Doboczky derzeit tätig ist, dieser verlasse das Unternehmen per 1. Juni. 

 

Wie die Lenzing Anfang März per Aussendung mitgeteilt hatte, dürfte das Jahresergebnis 2014 nicht besonders erfreulich ausfallen. Erwartet wird ein Verlust von rund 14 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBIT) soll rund 22 Millionen Euro betragen, 2013 waren es in den fortgeführten Bereichen noch 41 Millionen gewesen. Die Lenzing ist infolge der niedrigen Preise für Viskosefasern wirtschaftlich unter Druck. Um gegenzusteuern, soll eine zentrale Instandhaltung eingerichtet werden, die Engineering-Kapazitäten werden zurückgefahren. Überlegt wird auch, die nicht zum Kerngeschäft der Lenzing Technik gehörenden Bereiche ganz oder teilweise zu verkaufen. Dass der Vorstandsvorsitzende mitten in einer solchen Umbauphase geht, wird von Beobachtern als „zumindest ungewöhnlich“ bezeichnet. Keine Angaben machte die Lenzing, ob Untersperger auch seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) zurücklegt.

 

Sein Nachfolger Doboczky ist laut Aussendung der Lenzing promovierter Chemiker und seit 1998 bei Royal DSM. Dort ist er noch bis Ende Mai als Vorstandsmitglied für die „strategische Neuausrichtung der globalen Pharma Aktivitäten, den Bereich Corporate Operations & Responsible Care sowie die konzernweite Wachstumsagenda auf den asiatischen Märkten“ tätig. Gerade in Asien agierte die Lenzing zuletzt nicht sehr erfolgreich. Bei den Tochtergesellschaften in Indonesien (PT. South Pacific Viscose) und China (Lenzing Nanjing Fibers) erfolgten wegen der schlechten Viskosepreise 2014 Wertberichtigungen von rund 94 Millionen Euro. Hanno Bästlein, der Chef des Nominierungsausschusses des Aufsichtsrats der Lenzing AG, verlautete in der Aussendung, Doboczky sei „mit seiner internationalen Industrie-Expertise, seiner fast zehnjährigen Managementerfahrung in Asien und seinem starken technischen Hintergrund die ideale Verstärkung des bestehenden Vorstandsteams, um die Lenzing Gruppe weiter Richtung Wachstum zu führen.“ 

 

 

 

March 18th

„Science 2 Business Award“ 2015 geht an CD-Labor „im Fluss“

Das CD-Labor für innovative Methoden im Fließgewässermonitoring, das sich unter der Leitung von BOKU-Professor Helmut Habersack um ein verbessertes Verständnis der Prozesse in Flüssen bemüht, hat den „Science 2 Business Award“ 2015 gewonnen. Der vom Wirtschaftsministerium gestiftete Preis ist mit 8.000 Euro dotiert und prämiert die Qualität des Managements einer Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

 

Alljährlich thematisiert die Veranstaltung „Life Science Success“ die Wechselwirkungen zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft und möchte so zur verstärkten Vernetzung zwischen den Akteuren beitragen. In diesem Jahr wurden im Rahmen von Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden die vielfältigen Verflechtungen der Life Sciences mit Gesundheitswesen und Gesundheitswirtschaft beleuchtet.

Der stetige Strom an Innovationen macht die Sache dabei nicht unbedingt billiger. „Das Gesundheitssystem wird nicht nur aufgrund der alternden Gesellschaft teurer, sondern auch weil die Medizin leistungsfähiger wird“, gab etwa Ex-Wifo-Chef Helmut Kramer zu bedenken. Insgesamt sei aber genug Geld im System: „Österreich gibt 11 Prozent des BIP für Gesundheit aus, das ist im europäischen Vergleich ein hoher Wert“, meinte dazu Ingo Raimon, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutische Industrie Österreichs (FOPI). Es komme aber darauf an, die Mittel sinnvoll zu verwenden. Dem konnte auch Franz Kiesl, Ressortdirektor der Oberösterreichischen Krankenkasse zustimmen. Seiner Ansicht bräuchten die Sozialversicherungsträger für eine gezieltere Kostenkontrolle mehr Informationen über die Wirksamkeit von Maßnahmen, wie sie etwa eine verstärkte Versorgungsforschung und eine konsequente Diagnose-Codierung liefern könnten.

 

Mit auf dem Podest: ACMIT und Uni Innsbruck

Traditionell wird im Rahmen der Veranstaltung auch der vom Wirtschaftsministerium gestiftete „Science 2 Business Award“ sowie ein Special Award des Pharma-Unternehmens Janssen Cilag vergeben. Letzteren erhielt in diesem Jahr  ein Projekt der Universität Innsbruck, bei dem gemeinsam mit dem Kooperationspartner Mikrogen GmbH ein diagnostischer Test zur Früherkennung von Zervixkarzinomen entwickelt wurde. Über den zweiten Platz beim diesjährigen „Science 2 Business Award“ konnte sich das Austrian Center for Medical Innovation and Technology (ACMIT) freuen, das für die Entwicklung eines Monitoring-Systems für die Hand-Desinfektion, mit dem das Hygiene-Management in Spitälern verbessert werden kann, ausgezeichnet wurde. Partner bei diesem Projekt war das Technology and Knowledge Transfer Office der TU Budapest. Sieger Helmut Habersack bemüht sich in dem von ihm geleiteten CD-Labor gemeinsam mit der Österreichischen Wasserstraßen-Gesellschaft Via Donau, dem Verein für Ökologie und Umweltforschung, der Aqua Libre Energieentwicklungs-GmbH sowie UWITEC um eine Prognose flussbaulicher Maßnahmen, die sowohl Schifffahrt und Nutzung der Wasserkraft als auch Ökologie und Hochwasserschutz berücksichtigen.

 

 

 

 

 

March 17th

Energieeffizienz: Streit um die Kosten

Rechtlich und in der Sache unzutreffend“ sei die Kritik der Wirtschaftskammer (WKO) an den Maßnahmen der Energieversorger im Zusammenhang mit dem Energieeffizienzgesetz. Das betont der Branchenverband Oesterreichs Energie in einer Aussendung.

 

Gestützt auf ein Rechtsgutachten des Wiener Unternehmens- und Wirtschaftsjuristen Heinz Krejci behauptet die Kammer, die Energieversorger dürften die Kosten, die ihnen durch das Gesetz entstehen, „nicht beliebig“ auf ihre Kunden überwälzen. Auch Preisanpassungsklauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Energieversorger, die grundsätzlich die Möglichkeit von Kostenwälzungen eröffnen, seien „mit Vorsicht zu genießen“. Bei einer Pressekonferenz in Wien verlautete der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik der WKO, Stephan Schwarzer, aus der 80-seitigen „tollen Analyse“ Krejcis gehe dreierlei hervor: Erstens müssten Preisanpassungsklauseln in den AGB ausgewogen sein, was sie für die Kunden der Energieversorger oft nicht seien. Zweitens seien intransparente Klauseln verboten. Drittens schließlich dürften die Energieunternehmen allenfalls die ihnen tatsächlich entstehenden Kosten weiterverrechnen. Eine Weiterverrechnung erwarteter Kosten, wie sie derzeit erfolge, sei dagegen unzulässig.

 

Vom Chemiereport gefragt, wie die Kammer weiter vorgehen wolle, sagte Schwarzer: „Wir werden unsere Mitglieder von dem Gutachten informieren.“ An eine Verbandsklage gegen die E-Wirtschaft denke die Kammer indessen nicht. Gespräche zwischen der E-Wirtschaft und ihren Kunden seien im Gange und verliefen „meines Wissens nach konstruktiv. Niemand hat Interesse an einer Prozessflut.“ Notfalls müssten strittige Fragen jedoch zwischen den Energieversorgern und ihren Kunden ausjudiziert werden. Vom Chemiereport darauf angesprochen, dass manche Großunternehmen von ihren Energieversorgern verlangen, Konzepte für Effizienzmaßnahmen umzusetzen und dafür überdies Zahlungen zu leisten, sagte Schwarzer: „Davon habe ich noch nie gehört.“ Falls dergleichen vorkomme, handle es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit. Und worauf sich zwei Vertragspartner einigten, sei grundsätzlich jedenfalls legal.

 

Himmel, hilf

Krejci ergänzte, die Kammer habe vorerst einmal eine Drohkulisse aufgebaut: „Es würde sich bestimmt auch ein Anwalt finden, der eine Sammelklage macht.“ Dennoch empfehle sich nicht, die offenen Fragen auszujudizieren: „Vor Gericht und auf hoher See ist man bekanntlich in Gottes Hand.“ Krejci zufolge wäre es besser, „eine Empfehlung oder eine Art Richtlinie“ für die Weiterverrechnung von Kosten, die den Energieversorgern tatsächlich entstünden, zu erarbeiten. Im Gespräch mit dem Chemiereport beklagte Krejci ein allgemeines Nachlassen der Kompromissbereitschaft: „Ich sehe eine Tendenz zum raueren Umgang miteinander. Kontrahenden sind heute viel leichter bereit, Grenzen auszuloten als in der Vergangenheit.“

 

Effizienz kostet

Seitens der E-Wirtschaft verlautete die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, die Branche habe „bereits vor Beschlussfassung des Gesetzes eindringlich davor gewarnt, dass mit dem Gesetz Kosten verbunden sein werden, die nicht nur von den Lieferanten getragen werden können.“ Effizienzmaßnahmen zu setzen oder zuzukaufen, „kostet Geld. Und Effizienzkosten sind nun einmal Teil des Energiepreises.“ Die Vorgangsweise der Energieversorger stehe im völligen Einklang „mit den Vorgaben des Energieeffizienzgesetzes und den zwischen Lieferant und Kunde vereinbarten individuellen Lieferverträgen im Gewerbe- und Industriebereich.“

 

Einmal mehr kritisierte Schmidt das „das Fehlen stabiler Rahmenbedingungen.“ Bis zur Einrichtung der Monitoringstelle werde es noch Monate dauern. Auch die Richtlinienverordnung, ein zentrales Dokument hinsichtlich der zulässigen sowie anrechenbaren Energieeffizienzmaßnahmen, liege noch immer nicht vor. Dennoch „setzt die E-Wirtschaft bereits aktiv eine Vielzahl von Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz um, zu denen auch Kooperationen mit energieverbrauchenden Unternehmen gehören.“

 

Für nicht realistisch halten Vertreter der E-Wirtschaft die von Schwarzer genannten Kosten für Energieeffizienzmaßnahmen. Schwarzer bezifferte diese bei der Pressekonferenz mit „etwa zehn Cent pro eingesparter Kilowattstunde (kWh).“ Dem gegenüber berichtete Herwig Hauenschild, Prokurist und Leiter der Rechtsabteilung der EnergieAllianz Austria, Energieberatungen bei Großunternehmen hätten einen Preis von etwa 32 Cent pro kWh ergeben, Beratungen bei Kleinbetrieben einen von rund 97 Cent.

 

 

 

Goldgräberzeit für die Immunonkologie

In einer von Novartis ausgerichteten Veranstaltung trafen der Grundlagenforscher Josef Penninger und der Kliniker Christoph Zielinski aufeinander und diskutierten den Transfer neuer Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die klinische Praxis.

 

Es gibt Forschungsfelder, in denen die Entwicklung so rasant vor sich geht, dass Arzneimittelentwicklung und klinische Anwendung nur hinterherhinken können. Ein Beispiel dafür ist die Krebsforschung. Im Rahmen einer von Novartis ausgerichteten Veranstaltung mit dem Titel „Science or Fiction“ trafen Josef Penninger, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Molekulare Biotechnologie, und Christoph Zielinski, Vorstand der Klinik für Innere Medizin I an der Meduni Wien, aufeinander. Beide sind in der Krebsforschung  an vorderster Front tätig – der eine in der Grundlagenforschung, der andere in der Klinik.

Noch bis vor weniger Jahren war in der Krebstherapie die „targeted therapy“ das Maß aller Dinge. Die Fortschritte in der Gensequenzierung ließen immer mehr Mutationen zu Tage treten, die für bestimmte Typen von Tumoren oder Leukämien  charakteristisch sind und Ausgangspunkt zielgerichteter medikamentöser Behandlung waren. Doch bald stellte sich heraus, dass die Dinge nicht so einfach liegen. Viele Tumoren wiesen mehr als eine Mutation auf, von denen man erst feststellen musste, welche „driving“ und welche „passenger mutations“ waren, wie die Onkologen das nennen. Konzentrierte man sich zu einseitig auf eine einzelne Veränderung, traten schnell Resistenzen gegen die eingeschlagene Therapieroute auf. „Manche Tumoren sind so heterogen, dass kaum eine Zelle der anderen gleicht“, gab Zielinski zu bedenken.

Neuere Vorstöße setzen dagegen stark auf die Roll des Immunsystems bei der Bekämpfung von Krebszellen. Über sogenannte Checkpoint-Inhibitoren kann dabei eine natürlich vorhandene Bremse des Immunsystems gelöst und dieses für den Angriff auf den Tumor aktiviert werden.

 

Von der Forschung in die Klinik

Im besten Fall dauere es etwa drei Jahre bis neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in der Klinik verwertet werden können, so Zielinski im Gespräch mit dem Chemiereport. Einer der Wege, den Transfer kurz zu halten, seien retrospektive Studien, bei denen Patientenproben, zu denen man die zugehörige Krankengeschichte man schon kennt, im Nachhinein auf bestimmte molekulare Marker hin untersucht werden. Prospekte Studien hingegen, die dazu dienen, neuartige Therapien an betroffenen Patienten zu testen, nehmen einen ungleich größeren Zeitraum in Anspruch. Zwischen einer von Penningers wichtigsten Entdeckungen (der regulativen Rolle des Proteins RANKL bei der Entstehung von Osteoporose) und der Zulassung des darauf aufbauenden Arzneimittels Denosumab vergingen immerhin mehr als zehn Jahre.

 

 

 

March 16th

EFSA: kaum Pestizid-Gefahr

Bei mehr als 97 Prozent der Lebensmittel in der EU werden die Pestizidgrenzwerte eingehalten, 54,6 Prozent enthalten keine nachweisbaren Rückstände. Nur in 1,5 Prozent der Fälle waren eindeutige Überschreitungen der Grenzwerte nachweisbar. Das teilt die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA mit. Sie untersuchte für ihren neuesten „European Union report on pesticide residues in food“ fast 81.000 Stichproben aus 27 EU-Mitgliedsländern sowie Island und Norwegen auf etwa 700 Pestizide. Die Analysen fanden im Jahr 2013 statt.

 

Wie die EFSA festhält, stammten 68,2 Prozent der beprobten Lebensmittel aus europäischen Ländern und 27,7 Prozent aus Drittstaaten. Bei 4,1 Prozent der Proben konnte das Ursprungsland nicht ermittelt werden. Bei den aus Drittstaaten importierten Lebensmitteln waren die Grenzwertüberschreitungen mit einem Anteil von 5,7 Prozent etwa vier Mal so häufig wie bei den aus Europa stammenden (1,4 Prozent). Insgesamt sind die Grenzwertüberschreitungen seit dem vorigen Pestizidbericht bei den importierten Lebensmitteln jedoch um fast zwei Prozentpunkte gefallen.

 

Insgesamt geht die EFSA davon aus, dass die gesundheitlichen Risiken für Europas Bürger durch Pestizidrückstände in Lebensmitteln sehr gering sind. Eine ausführliche Zusammenfassung des Berichts findet sich auf www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/4038.htm.

 

 

 

March 14th

Spatenstich für neues IMP-Gebäude

Vertreter des Boehringer-Ingelheim-Konzerns, der Wiener Stadtpolitik sowie von Architekturbüro und Generalunternehmer nahmen am 13. März den Spatenstich für das neue Forschungsgebäude des Instituts für Molekulare Pathologie (<a href=http://www.imp.ac.at target=“_blank“>IMP</a>) am Vienna Biocenter vor.

 

Das von Boehringer Ingelheim finanzierte Grundlagenforschungsinstitut hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im internationalen Spitzenfeld der molekularbiologischen Forschung etabliert und ist eine der tragenden Säulen des Vienna Biocenter im dritten Wiener Gemeindebezirk. Der Konzern bekräftigt nun sein Engagement für die Einrichtung durch eine Investition von rund 50 Millionen Euro in den Bau eines neuen Forschungsgebäudes.

Harald Isemann, administrativer Leiter, und Jan-Michael Peters, wissenschaftlicher Direktor des IMP, konnten aus Anlass des Spatenstichs eine Reihe an Festrednern begrüßen, von denen jeder ein kleines Geschenk mitgebracht hatte. Michel Pairet, Senior Corporate Vice President of Research and Non-clinical Development bei Boehringer Ingelheim, hatte die Strukturformel von Dabigatran dabei. Die Verbindung ist ein gerinnungshemmender Wirkstoff, der basierend auf der Zusammenarbeit mit dem IMP entwickelt werden konnte.  Philipp von Lattorff, Generaldirektor des Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna, brachte eine Packung Giotrif – das erste am Markt erhältliche Medikament, das von der in Wien konzentrierten Konzern-Krebsforschung entwickelt wurde. Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner überreichte einen Schlüssel als Symbol für die Funktion, die Forschung und Innovation für eine „aufstrebende Metropoole“ wie Wien haben.

 

Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft

Die architektonische Konzeption des neuen Gebäudes wurde von Horst Reiner, Geschäftsführer des Wiener Büros von ATP Architekten Ingenieure, erläutert. Alle Daten zu dem mithilfe von Building Information Modeling virtuell gleichsam schon gebauten Objekt gehen auf einen einzigen USB-Stick, der dem IMP ebenfalls zum Geschenk gemacht werde. Hans Wenkenbach, COO des Generalunternehmers Porr, schließlich brachte einen miniaturisierten Bauhelm, der den Wunsch nach einer unfallfreien Baustelle darstellte.

Alle Geschenke waren klein genug, um sie in einer Glasampulle zu verstauen, die für das IMP eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft sein wird und im neuen Gebäude einen prominenten Platz erhalten soll. Die Fertigstellung des rund 15.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfassenden Projekts ist für Ende 2016 geplant.

 

 

 

March 13th

650 Jahre Universität Wien

Die <a href=http://www.univie.ac.at target=_blank“>Universität Wien</a> hat am 12. und 13. März mit den Feierlichkeiten aus Anlass ihres 650-jährigen Bestehens begonnen. Ein Festakt und eine Eröffnungskonferenz zur regionalen Rolle der Universitäten bildeten den Auftakt zu einer Vielzahl an Vorträgen, Symposien, Ausstellungen, Konzerten und Performances, mit denen die „Alma Mater Rudolphina“ die Breite ihres Lehr- und Forschungsangebots darstellen wird.

 

Die größte und älteste Universität im heutigen deutschen Sprachraum führt ihre Entstehung auf eine Gründungsurkunde zurück, die Herzog Rudolf IV. am 12. März 1365 unterzeichnet hat. Heute studieren rund 92.000 Studenten an 15 Fakultäten, das Studienangebot umfasst theologische, grund-, rechts-, sozial-, wirtschafts-, kultur- und naturwissenschaftliche Fächer.

Zur Eröffnungskonferenz „Global Universities and Their Regional Impact“ konnten EU-Kommissar Johannes Hahn sowie die Rektoren aus Cambridge, Chicago, Hong Kong und Berlin für Vorträge gewonnen werden. Im Anschluss diskutierten  Uni-Wien Rektor Heinz W. Engl, Georg Kapsch (Präsident der Industriellenvereinigung), Maria Helena Nazaré (Präsidentin der European University Association), Joseph J.Y. Sung (Chinese University of Hong Kong) und Robert J. Zimmer, (University of Chicago) über den Einfluss von Universitäten mit globalem Aktionsradius auf das regionale Innovationsklima.

 

Viel Chemie im Kongressprogramm

Im umfangreichen Kongressprogramm des Jubiläumsjahrs ist auch die Chemie prominent vertreten:  Von 23. bis 26. August findet die European Conference on Solid State Chemistry an der Uni Wien statt, am 17. und 18. September schließt das gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Analytische Chemie veranstaltete Fritz-Feigl-Symposium an. Die Fakultät für Chemie beteiligt sich darüber hinaus mit dem am 28. und 29. September abgehaltenen Hermann-Mark-Symposium an den Feierlichkeiten.

 

 

 

 

March 12th

Zwei Wiener Biowissenschaftler erhalten ERC Starting Grant

Das European Reserach Council hat – noch im Rahmen der Ausschreibung 2014 – zusätzlich zu den 328 bereits im Dezember vergebenen „Starting Grants“ 47 weitere Unterstützungen für Wissenschaftler am Beginn ihrer Karriere zugesagt. Zwei davon gehen nach Österreich.

 

Michael Nodine, der eine Forschungsgruppe am Gregor-Mendel-Institut für Molekulare Pflanzenbiologie in Wien leitet, beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der Rolle von nicht-codierenden RNA-Molekülen in der Regulation der Genexpression in Pflanzen. Als Modellsystem kommt dabei die Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) zur Anwendung, die aufgrund ihres kleinen Genoms gut in der Pflanzengenetik etabliert ist.

Bernhard Baumann vom Zentrum für Medizinische Physik und Biomedizinische Technik der Medizinischen Universität Wien entwickelt nicht-invasive optische Methoden zur Bildgebung von Alzheimer-bezogenen Veränderungen im Auge. Durch neuartige Verfahren auf der Grundlage der Optischen Kohärenztomographie sollen pathologische Veränderungen im Auge frühzeitig erkannt werden und damit als Biomarker für die Demenzerkrankung dienen.

Beide Wissenschaftler erhalten je 1,5 Millionen Euro, um ihre Forschungsaktivitäten auszubauen und so den Grundstein einer eigenständigen Karriere zu legen.

Bernhard Baumann, Meduni Wien (Bild: Meduni Wien)

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