Archive - Nov 16, 2017

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Pharmaindustrie: Kritik am Hauptverband

Die Gebarungsprognosen des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HV) dienen dazu, die Branche unter Druck zu setzen, kritisieren Pharmig und FCIO. Der HV sieht das anders.

 

Auf wenig Wohlwollen seitens der Pharmaindustrie stößt die neue Gebarungsprognose des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HV). Dieser zufolge „hat sich im Vergleich zur Vorschau von Mitte August die Gesamtgebarung bei einem Gesamtbudget von 18,5 Milliarden Euro von ursprünglich minus 37 Millionen Euro auf minus elf Millionen Euro verbessert“.

 

Laut dem Generalsekretär des Pharmaindustrieverbandes Pharmig folgen die Veröffentlichungen der Prognosen indessen „Jahr für Jahr demselben Schema: Es beginnt mit einem eklatanten Minus, das im Laufe des Jahres nach unten korrigiert wird, bis am Ende der Gebarungsperiode – erfreulicherweise und für alle dann doch überraschend – ein Plus ausgewiesen werden kann“. Ein mittlerweile vertrautes Spielchen, um der Pharmaindustie über angeblich stark steigende Arzneimittelpreise die „Schuld am zu erwartenden hohen Defizit der Krankenkassen“ zuzuweisen. Doch könne von hohen Medikamentenpreisen in Österreich keine Rede sein. Vielmehr lägen diese bekanntermaßen unter dem EU-weiten Durchschnitt. „Wir sind kein Hochpreisland, im Gegenteil. Die Kostentreiber liegen ganz wo anders im Gesundheitswesen, nämlich bei den Strukturen, der Verwaltung und in einem ineffizienten Spitalswesen“, betonte Huber.

 

Ähnlich argumentierte die Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger. Sie verwies auf das Jahr 2016: Da seien die Medikamentenkosten um 2,5 Prozent gestiegen. Die Verwaltungskosten der Krankenkassen hätten sich dagegen um 4,7 Prozent und somit fast das Doppelte erhöht. Außerdem bedeutet ein Anstieg der Ausgaben für Arzneimittel nicht zwangsläufig, dass die Produkte teurer werden, erläuterte Hofinger. In den kommenden Jahren etwa werde sich die Zahl der Versicherten erhöhen. Außerdem steige die Lebenserwartung, und die Zahl der chronischen Erkrankungen nehme ebenfalls zu. Umso wichtiger sei es, nun endlich effizientere Strukturen im Gesundheitswesen zu schaffen, beispielsweise durch eine Fusion der Krankenkassen. Ferner empfehle sich, „durch eine innovations- und investitionsfreundliche Standortpolitik die heimischen Spitzenleistungen im Bereich der Medizin- und Pharmaforschung zu unterstützen“.

 

Anders sieht die Sache HV-Vorsitzender Alexander Biach. Ihm zufolge ist die Entwicklung der Gebarung und damit auch der diesbezüglichen Prognosen „den gemeinsamen intensiven Anstrengungen aller Krankenversicherungsträger zu verdanken“.

 

 

 

 

Manifest für die Bioökonomie

Der Chemieindustrieverband CEFIC und 25 weitere Organisationen plädieren dafür, die EU zu einem erstklassigen Standort für Unternehmen zu machen, die nachwachsende Rohstoffe für nachhaltige Wertschöpfung nutzen.

 

Gemeinsam mit 25 weiteren Interessenvertretungen veröffentlichte der europäische Chemieindustrieverband CEFIC am 16. November das sogenannte „European Bioeconomy Stakeholders Manifesto“. Dessen Ziel besteht darin, die Debatten über die Entwicklung einer weltweit führenden Bioökonomie in der EU weiter voranzutreiben. Den Hintergrund bilden unter anderem das Kreislaufwirtschaftspaket der EU, die geplante Revision der Bioökonomie-Strategie sowie die Diskussionen über zukünftige Schwerpunkte in den Forschungsprogrammen der Gemeinschaft.

 

Wie es in einer Aussendung der CEFIC hieß, hat die Chemieindustrie aus zwei Gründen Interesse an einer starken europäischen Bioökonomie: Erstens machen geeignete Chemikalien Biotechnologien erst möglich. Für die Branche eröffnet sich damit ein attraktiver Absatzmarkt. Zweitens nutzt die Chemiebranche selbst in zunehmendem Maße biologische Grundstoffe für die Herstellung ihrer Produkte sowie für die Schaffung nachhaltiger Wertschöpfungsketten.

 

Das 16seitige Manifest wird dem Forschungskommissar der EU, Carlos Moedas, übergeben und im Bioeconomy Stakeholders Panel der EU-Kommission diskutiert. Unter anderem plädieren die Unterzeichner für eine „Ressourcennutzung im Rahmen der Grenzen des Planeten“. Auch sogenannte nachwachsende Rohstoffe wie Biomasse sind nicht unbegrenzt verfügbar. Daher ist es notwendig, die Bioökonomie auf den Grundlagen der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Wichtig ist weiters, dass die Bioökonomie im Dienst des Menschen steht, das heißt unter anderem Arbeitsplätze sichert und schafft und nicht auf Kosten grundlegender Menschenrechte, des Landbesitzes von Personen sowie einer sicheren Wasserversorgung geht.

 

Notwendig für eine erfolgreiche Bioökonomie sind laut dem Manifest stabile rechtliche Rahmenbedingungen, deren Weiterentwicklung sich zumindest einigermaßen zuverlässig einschätzen lässt. Nur so kann es gelingen, Investoren und Unternehmer zum Tätigwerden in diesem Sektor zu bewegen und Innovationen voranzutreiben. Ferner empfiehlt das Manifest die Zusammenarbeit von Akteuren aus unterschiedlichen (Wirtschafts-)Bereichen und entlang der gesamten Wertschöpfungsketten. Auch müssen langfristige Forschungs- und Entwicklungsstrategien erarbeitet werden. Nicht zuletzt gilt es auch, die Ressourcenbasis für die Bioökonomie nachhaltig sicherzustellen.