Archive - Okt 2017

Datum

October 31st

Clariant steigert Umsatz und EBITDA

CEO Hariolf Kottmann sieht den Schweizer Spezialchemikalienkonzern auf gutem Weg. Nach der verhinderten Fusion mit Huntsman laufen Gespräche mit White Tale sowie allen anderen Aktionären.

 

Angesichts der Turbulenzen um die geplatzte Fusion mit Huntsman kommen dem Schweizer Spezialchemikalienkonzern Clariant die aktuellen Bilanzzahlen wohl nicht ungelegen. Das Unternehmen hat in den abgelaufenen drei Quartalen des Geschäftsjahres 2017 ordentlich verdient. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 4,69 Milliarden Schweizer Franken (4,04 Milliarden Euro), das EBITDA wuchs um zehn Prozent auf 717 Millionen CHF (618 Millionen Euro).

 

Im Bereich Care Chemicals verzeichnete Clariant ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 1,16 Milliarden CHF (999 Millionen Euro). Das EBITDA blieb mit 210 Millionen CHF (181 Millionen Euro) nahezu stabil (208 Millionen CHF bzw. 179 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2016). In Asien, dem Mittleren Osten sowie Afrika erzielte das Unternehmen „zweistellige Wachstumsraten“ und legte auch in Nordamerika zu. Für den Geschäftsbereich Catalysis meldet Clariant ein Umsatzwachstum von 20 Prozent auf 529 Millionen CHF (456 Millionen Euro) sowie ein EBITDA-Wachstum um 46 Prozent auf 130 Millionen CHF (112 Millionen Euro). Hauptverantwortlich dafür war zwar die „Vollkonsolidierung des Süd-Chemie-India-Pvt-Ltd-Joint Ventures“. Doch auch organisch sei der Umsatz „gut“ gewachsen, betonte Clariant.

 

Ähnlich liegen die Dinge im Geschäftsbereich Natural Resources. Der Anstieg des Umsatzes um 18 Prozent auf 993 Millionen CHF (855 Millionen Euro) war weitgehend durch die Übernahme von Kel-Tech und X-Chem bedingt. Das EBITDA erhöhte sich um zwei Prozent auf 141 Millionen CHF (121 Millionen Euro). Bei Plastics & Coatings schließlich erwirtschaftete Clariant einen Umsatz von 2,01 Milliarden CHF (1,73 Milliarden Euro), was einem Plus von vier Prozent entspricht. Das EBITDA lag mit 316 Millionen CHF (272 Millionen Euro) um fünf Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

 

CEO Hariolf Kottmann sprach von einem „exzellenten Umsatz- und Profitabilitätswachstum. Clariant setzt seine Strategie weiter konsequent und erfolgreich um“. Das Unternehmensziel bleibe, „eine Position in der Spitzengruppe der Spezialchemie-Branche zu erreichen“. Für das Geschäftsjahr 2017 rechnet Kottmann mit einer „positiven Entwicklung bei der Profitabilität und der Generierung von operativem Cashflow“. Allerdings bleibe das Umfeld nach wie vor schwierig und geprägt von „einer hohen Volatilität der Rohstoffpreise, starken Währungsschwankungen und politischen Unwägbarkeiten“.

 

Unterdessen hat Clariant Gespräche mit den Vertretern des US-amerikanischen Investmentvehikels White Tale aufgenommen, die die Fusion mit Huntsman verhindert hatten. Einer Aussendung zufolge ist Clariant bereit, White Tale „die bestehende Wachstumsstrategie zu präsentieren, die Pläne von White Tale anzuhören und angemessene konkrete nächste Schritte zu diskutieren. Dies beinhaltet auch den Wunsch von White Tale nach Sitzen im Verwaltungsrat“. Einigkeit bestehe über die Perspektiven des Schweizer Konzerns „als führendes Spezialchemieunternehmen zur langfristigen Wertsteigerung für alle Anteilseigner“. Geredet werde über dieses Thema nicht nur mit White Tale, sondern „mit allen Aktionären“.

 

October 30th

Diskussion um Fusion

AkzoNobel und Axalta wollen zusammengehen. Die Spezialchemikaliensparte des niederländischen Konzerns ist davon nicht betroffen.

 

Der niederländische Farben-, Beschichtungs- und Spezialchemikalienkonzern AkzoNobel und der US-amerikanische Beschichtungskonzern Axalta Coating Systems (Axalta) verhandeln über eine Fusion. Das bestätigten sie in separaten Aussendungen. Laut AkzoNobel ist der Spezialchemikalienbereich nicht Gegenstand der Gespräche. Er werde wie geplant im April 2018 abgespalten.

 

Axalta verlautete, die Transaktion werde nur erfolgen, wenn die Unternehmensführung die Meinung vertrete, dass dies im besten Interesse des Konzerns sei. Eine Garantie für das Zustandekommen gebe es nicht. AkzoNobel erwirtschaftete 2016 mit rund 46.000 Beschäftigen einen Jahresumsatz von 14,2 Milliarden Euro. Das EBITDA belief sich auf rund 2,1 Milliarden Euro. Axalta beziffert seinen Umsatz für 2016 mit rund 4,1 Milliarden US-Dollar (3,5 Milliarden Euro), das bereinigte EBITDA wird mit 907 Millionen US-Dollar (781 Millionen Euro) angegeben.

 

Im Frühjahr hatte AkzoNobel einen Übernahmeversuch durch den US-amerikanischen Chemiekonzern PPG abgewehrt. Gerüchten zufolge soll PPG durch den Finanzspekulanten Paul Singer und dessen Firma Elliott Advisors unterstützt worden sein. PPG wies derartige Vermutungen allerdings zurück.

Kreislauf zum Wachsen

Wie die Chemieindustrie weiter wachsen kann, wurde bei der Chemicals Convention in Wien diskutiert. Eine Möglichkeit ist die vielzitierte Kreislaufwirtschaft, die die EU anstrebt.

 

Wachstumsmöglichkeiten für die Chemieindustrie waren einer der Schwerpunkte der Chemicals Convention des europäischen Branchenverbandes CEFIC Ende Oktober in Wien. Bei einer Podiumsdiskussion am 27. Oktober warnte Rachael Bartels, die Leiterin der weltweiten Chemieabteilung des Beratungsunternehmens Accenture: Die Branche werde durch „disruptive Kräfte“ von außen bedroht. Vor allem in Europa fehle es an Investitionen. Weitere Herausforderungen bestünden darin, die Unternehmensfinanzierung neu zu auszurichten, die Firmen umstrukturieren und die Kosten zu senken. Daher werde es zwangsläufig zu Konsolidierungen und Unternehmenszusammenschlüssen kommen: „Aber das allein löst die Probleme nicht. Die Chemieindustrie muss sich fragen, wer die besten Unternehmen hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft sind. Da draußen auf dem Markt gibt es Leute mit massivem Veränderungswillen. Für die Chemiebranche stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen soll.“ Noch habe sie ihren Platz in der Wertschöpfungskette der Kreislaufwirtschaft nicht gefunden, „obwohl diese eigentlich ein Geschenk für die Chemieindustrie ist. Sie kann helfen, diese Wirklichkeit werden zu lassen. Aber dazu braucht sie Ideen und Visionen“. Zweifellos könne die Branche die gegenwärtigen Herausforderungen meistern. Denn sie verfüge über die „wichtigste Ressource dazu, nämlich Hirnschmalz. Außerdem hat sie das nötige Geld, um sich neu aufzustellen. Orientieren Sie sich nicht nur an bestehenden Märkten, sondern schaffen Sie sich selber neue Märkte.“

 

Gegen Bartels´ Vorwurf mangelnder Innovationen verwahrte sich Heinz Haller, der Vizepräsident von CEFIC und Präsident von Dow Europe, MEA and India: „Schauen wir uns Dow an: Wir allein bringen jährlich rund 5.000 neue Produkte auf den Markt.“ Freilich gewännen chinesische Unternehmen Marktanteile: „Aber China hat seine Chemieindustrie ja primär für den eigenen Markt entwickelt.“ Europa wiederum sei alles andere als industriefreundlich, vor allem hinsichtlich seiner Regulierungen: „Genau wegen der Regulierung haben wir Marktanteile verloren. Wir haben höhere regulatorische Kosten als die Industrie in der übrigen Welt. In gewisser Weise bringt uns die Regulierung um.“ Das gehöre geändert, denn ohne Chemieindustrie komme Europa nicht aus. Die Branche biete Lösungen für etliche globale Probleme. „Wir haben Technologien für die Lebensmittel- und Wasserversorgung. Die nötige Reduktion des Kraftstoffverbrauchs von Fahrzeugen funktioniert nur mit neuen Wertstoffen, die wir produzieren. Zweifellos waren wir in der Vergangenheit ein Teil vieler Umweltprobleme. Daher müssen wir jetzt ein Teil ihrer Lösung sein“, betonte Haller.

 

Zu einer gewissen Gelassenheit riet Carsten Brzeski, der Chefökonom der ING-DiBa. Disruption bedeute nicht, „dass es kein Wachstum in den traditionellen Geschäftszweigen mehr gibt. Es heißt ja immer, Tesla sei die große Bedrohung der Autoindustrie. Aber wie viel Geld hat Tesla bisher verdient? Nach großer Bedrohung sieht das eher nicht aus“. Es sei durchaus erfreulich, wenn immer wieder neue Unternehmen in den Markt einträten: „Aber wie viele davon werden überleben?“

Und was Hallers Klagen über die Regulierung betrifft, wollte Brzeski diese nicht überbewerten: „Natürlich muss er das sagen. Das ist sein Job als CEFIC-Vizepräsident.“ Auch die chinesische Wirtschaft dürfe nicht überschätzt werden: „Die Chinesen versuchen, Hightech-Unternehmen zu akquirieren. Aber zumindest derzeit fehlt ihnen noch die Innovationskraft, die wir in Europa haben.“

 

Unterstützung von der Kommission

 

Zur europäischen Chemieindustrie und deren Stärkung bekannten sich Jos Delbeke, der Leiter der Generaldirektion Climate Action der EU-Kommission, und Kestutis Sadauskas von der Generaldirektion Umwelt der Kommission. Delbeke erklärte, er betrachte „die Industrie insgesamt und vor allem die Chemieindustrie als Verbündeten. Für uns ist das keine „schmutzige“ Industrie“. Die klimapolitisch erwünschten Windkraftwerke gebe es ohne die Chemiebranche ebensowenig wie Batterien. „Wir haben in Europa die beste Chemieindustrie der Welt. Sie muss ihre Chancen nur wahrnehmen und nutzen“, betonte Delbeke.

Sadauskas ergänzte, ohne Chemieindustrie werde es keine Kreislaufwirtschaft geben. Zu deren Verwirklichung würden neue Produktionsmethoden ebenso benötigt wie neue Materialien. Auf Plastik könne die Menschheit auch weiterhin nicht verzichten: „Die Frage ist allerdings, wie wir Kunststoffe herstellen und nutzen. Es gilt, sie mit besseren Verfahren zu erzeugen und zu höheren Preisen zu vermarkten als bisher.“ Nicht zuletzt dem diene die „Plastikstrategie“, die die EU-Kommission innerhalb der nächsten zwei Monate vorlegen werde.

 

 

 

October 27th

Fusion geplatzt

Wegen des Widerstands von White Tale geben Clariant und Huntsman ihren geplanten Zusammenschluss einvernehmlich auf.

 

Die geplante Fusion zwischen Clariant und Huntsman ist geplatzt. Das berichteten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Aussendung. Schuld an dem Scheitern ist ihnen zufolge der „anhaltende Aktienzukauf des aktivistischen Investors White Tale Holdings“, der die Fusion ablehnt. White Tale werde „mittlerweile von weiteren Aktionären“ unterstützt. Damit sei es „zu unsicher“, ob die nach Schweizer Recht nötige Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der Clariant-Aktionäre zu der Fusion zustande kommt. Daher hätten sich Clariant und Huntsman einvernehmlich auf den Abbruch der geplanten Transaktion verständigt. Infolgedessen erspare sich Clariant „sowohl die Abbruchzahlung von 210 Millionen US-Dollar als auch die Strafzahlung von 60 Millionen US-Dollar bei Nichtzustimmung durch die Außerordentliche Generalversammlung, wie es im Fusionsvertrag ursprünglich vereinbart worden war“.

 

Rudolf Wehrli, der Präsident des Clariant-Verwaltungsrats, sprach von einer „verpassten Chance zur Wertgenerierung“. Nun werde sich das Unternehmen „auf unsere bewährte Strategie konzentrieren, um unsere Marktposition also global führendes Spezialchemieunternehmen weiter auszubauen“. Clariant-CEO Hariolf Kottmann verlautete, zwar vertrete White Tale „bislang eine andere Haltung zur Fusion als wir“. Doch bestehe Einvernehmen darüber, „den Wert von Clariant zu steigern. Dies wollen wir durch die Fortsetzung unserer erfolgreich bestehenden langfristigen Wachstumsstrategie erreichen. In diesem Sinne werden wir den Dialog mit allen Anspruchsgruppen fortsetzen“.

 

 

 

October 25th

Glyphosat: Entscheidung vertagt

Die EU-Kommission fand neuerlich nicht die erforderliche Mehrheit für ihren Vorschlag zur Zulassungsverlängerung.

 

Erneut gescheitert ist die EU-Kommission mit ihrem Versuch, die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat um weitere zehn Jahre zu verlängern. Im Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed (PAFF Committee) kam die notwendige „qualifizierte Mehrheit“ der Stimmen der EU-Mitgliedsstaaten auch am 25. Oktober nicht zustande, berichtete die Kommission. „Qualifizierte Mehrheit“ bzw. „doppelte Mehrheit“ bedeutet, dass einem Vorschlag mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten zustimmen müssen, die mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union repräsentieren. Nicht überwinden konnte die Kommission die 65-Prozent-Hürde: Jene 16 Staaten, die ihr die Zustimmung erteilten, brachten diesen Bevölkerungsanteil nicht zustande. Zehn Staaten stimmten gegen den Vorschlag der Kommission (Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Malta, Österreich, Schweden sowie Slowenien). Zwei, Deutschland und Portugal, enthielten sich der Stimme. Die EU-Kommission kündigte an, einen Vorschlag zur Zulassungsveränderung in den kommenden Wochen nochmals zur Abstimmung zu bringen. Die geltende Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat läuft bis Jahresende. Wird sie nicht verlängert, dürfen Restbestände noch binnen anderthalb Jahren verbraucht werden, also bis Mitte 2019.

 

Ungehalten reagierte die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP). „Wirkstoffe sind wichtige Substanzen für landwirtschaftliche Kulturen, um diese vor Krankheiten, Schädlingen sowie Unkraut zu schützen. Eine Entscheidung für oder einen Wirkstoff sollte daher keinesfalls emotional, sondern sachlich auf Basis von Fakten getroffen werden. Stattdessen wird jetzt bei Glyphosat die Angstmache gefördert, die das zutiefst verwerfliche Spiel mit der Angst vor Menschen vor Krebs für unlautere Ziele missbraucht“, verlautete Obmann Christian Stockmar. Er bezeichnete die Position der Staaten, die die Zulassungsverlängerung ablehnen, als „nicht nachvollziehbar. Dass politische Entscheidungsträger NGO-Kampagnen den Vorzug gegenüber wissenschaftlichen Fakten geben, ist ein maßgeblicher Faktor dafür, dass Europa als Forschungs-, Wissenschafts-, Landwirtschafts- und Wirtschaftsstandort weiter zurückfällt. Es fehlt schlichtweg die notwendige Planbarkeit, Rechtssicherheit sowie zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit für die heimische Landwirtschaft und Wirtschaft.“

 

Einmal mehr wiederholte Stockmar, dass Glyphosat bei „sachgemäßem Einsatz nicht krebserregend für Menschen“ sei. Dies werde durch „3.300 Studien mit insgesamt 90.000 Seiten“ bestätigt. Ferner seien auch alle Gesundheitsbehörden der Welt zu diesem Ergebnis gelangt, „die mit einer Bewertung von Glyphosat befasst waren und denen die Originaldaten vorlagen“. Darunter befinden sich laut Stockmar die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA, die US-amerikanische EPA, die kanadische Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA), die Australian Pesticides and Veterinary Medicines Authority (APVMA), das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die Europäische Chemikalienagentur (ECHA).

 

Am 24. Oktober plädierte das EU-Parlament dafür, den Einsatz von Glyphosat in der Europäischen Union ab 2022 vollständig zu verbieten. Für den Beschluss hatten sich unter anderem die Grünen stark gemacht.

Starke Zahlen

BASF und Covestro haben im 3. Quartal 2017 gut verdient.

 

BASF verzeichnete im dritten Quartal 2017 einen Umsatz von 15,25 Milliarden Euro, um neun Prozent mehr als im dritten Quartal 2016. Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) lag bei 1,96 Milliarden Euro, was einem Zuwachs um 34 Prozent oder 494 Millionen Euro entspricht. Allerdings entfielen davon 198 Euro auf positive Sondereffekte, insbesondere der Verkauf des Lederchemikaliengeschäfts an die Stahl-Gruppe. Ohne Berücksichtigung der Sondereffekte wuchs das EBIT um 16 Prozent auf 1,76 Milliarden Euro. Den bereinigten Jahresüberschuss beziffert BASF mit 1,36 Milliarden Euro, verglichen mit 1,10 Milliarden im dritten Quartal des Vorjahres.

BASF begründet die Resultate primär mit der „guten Mengenentwicklung sowie den deutlich höheren Verkaufspreisen im Segment Chemicals“. Dem Konzern zufolge wirkte sich auch die Übernahme des Chemetall-Geschäft von Albemarle im Dezember 2016 positiv aus. Für das Gesamtjahr 2017 rechnet BASF-Vorstandschef Kurt Bock im Vergleich zu 2016 mit einer „deutlichen“ Verbesserung des EBIT. Dieses müsste somit über 6,27 Milliarden Euro liegen.

 

Der Werkstoffhersteller Covestro wiederum erwirtschaftete im dritten Quartal 2017 ein Konzernergebnis von 491 Millionen Euro. Verglichen mit dem dritten Quartal 2016 entspricht das einem Plus von 89,6 Prozent. Das EBITDA wuchs um 50,2 Prozent auf 862 Millionen Euro, das EBIT um 73,6 Prozent auf 705 Millionen. „Grund für die starken Zahlen waren die unverändert robuste Nachfrage in den Hauptabnehmerbranchen des Unternehmens sowie eine positive Margenentwicklung, insbesondere im Segment Polyurethanes“, hieß es seitens Covestro.

Laut dem Vorstandsvorsitzenden Patrick Thomas ist geplant, „zeitnah mit dem Rückkauf von eigenen Aktien in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro oder bis zu zehn Prozent des Grundkapitals zu beginnen“. Mit einem Free Operating Cash Flow von 658 Millionen Euro verfüge Covestro über „außerordentlich hohe liquide Mittel“. Das erlaube, „früher als ursprünglich avisiert durch einen Aktienrückkauf Mittel an unsere Anteilseigner zurückzugeben und gleichzeitig weiterhin offen für Akquisitionsmöglichkeiten zu sein“.

 

 

 

October 12th

Grundsteinlegung bei Boehringer Ingelheim

Gemeinsam mit Vertretern von Politik und Wirtschaft erfolgte am 12. Oktober die Grundsteinlegung zur neuen biopharmazeutischen Produktionsanlage von Boehringer-Ingelheim in Wien-Meidling.

 

Das Werk, dessen Inbetriebnahme für 2021 geplant ist, wird der biotechnologischen Herstellung von Wirkstoffen mithilfe von Säugetier-Zellkultursystemen dienen. Inklusive infrastruktureller Maßnahmen investiert das Pharmaunternehmen rund 700 Millionen Euro in den Neubau. Hausherr Philipp von Lattorff, Generaldirektor des Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna, konnte rund 100 Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zur Grundsteinlegung begrüßen, darunter Bundeskanzler Christian Kern, Finanzminister Hans-Jörg Schelling und den Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Auch Hubertus von Baumbach, Vorsitzender der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim, war eigens nach Wien gekommen, Albert Boehringer nahm als Vertreter Eigentümerfamilie teil.

Im Anschluss an eine kurze Diskussionsrunde wurde eine Zeitkapsel mit diversen Gegenständen in den symbolischen Grundstein versenkt, darunter das erste biopharmazeutische Produkt, das bei Boehringer Ingelheim hergestellt wurde, Baupläne, Münzen und ein Stadtsiegel der Stadt Wien.

 

Einschlägige Ausbildung oder berufliche Erfahrung gefragt

Besonders freuten sich die anwesenden Politiker über die rund 500 Arbeitsplätze, die im Zuge des Ausbaus des Wiener Standorts geschaffen werden. Von Lattorff sprach von „hervorragend qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, die es nun zu rekrutieren und auszubilden gelte. Insbesondere Personen mit einschlägiger biotechnologischer Ausbildung an einer HTL oder Fachschule, aber auch Mitarbeiter anderer Pharmaunternehmen, von Brauereien, Molkereien oder aus der Lebensmittelproduktion „mit einem ausgeprägten Qualitätsbewusstsein und technischen Verständnis für Großanlagen“ seien willkommen, wenn das Profil passe, wie Elisabeth Tomaschenko, Bereichsleiterin Human Resources/Communications bei Boehringer Ingelheim RCV darlegte. Schon in den nächsten Monaten werden Stellen für Prozessingenieure und Produktionsmitarbeiter sowie für Kälte- und Wärmetechniker ausgeschrieben.

 

 

Agrana: Konzernergebnis um 55,4 Prozent gestiegen

Der niederösterreichische Stärke-, Frucht- und Zuckerkonzern ist laut den aktuellen Bilanzzahlen gut unterwegs. Für das gesamte Geschäftsjahr 2017/18 wird eine EBIT-Steigerung um mindestens zehn Prozent erwartet.

 

Das Konzernergebnis der Agrana belief sich im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18 auf rund 97,3 Millionen Euro. Verglichen mit dem ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2016/17 entspricht das einer Steigerung um 55,4 Prozent. Die Umsatzerlöse wuchsen um 3,2 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro. Das EBITDA stieg um 31,0 Prozent auf 149,6 Millionen Euro, das EBIT um 44,5 Prozent auf 130,6 Millionen Euro. „Wichtig ist, dass alle Segmente ihre Ergebnisse deutlich verbessert haben“, konstatierte Generaldirektor Johann Marihart bei der heutigen Bilanzpressekonferenz in Wien. Im Segment Zucker profitierte der Konzern von gestiegenenVerkaufspreisen, bei der Stärke wirkten sich Produktivitätssteigerungen sowie höhere Ethanolpreise positiv aus. Das Segment Frucht schließlich verzeichnete größere Absatzmengen bei Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentraten, bei den Letzteren war laut Marihart auch „das Preisniveau erheblich besser“. Finanzvorstand Stephan Büttner ergänzte, das „solide, differenzierte Geschäftsmodell“ der Agrana spiegle sich auch in der Bilanzstruktur wider. So sanken die Nettofinanzschulden um 20,8 Prozent auf 190,1 Millionen Euro, das Gearing verringerte sich um 3,6 Prozentpunkte auf 13,4 Prozent. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich um 5,3 Prozentpunkte auf 62,2 Prozent.

 

Der für Verkauf, Rohstoff sowie Einkauf und Logistik verantwortliche Vorstand Fritz Gattermayer fügte hinzu, der Bereich Stärke sei einmal mehr „die Stärke der Agrana“ gewesen. Positiv entwickelt habe sich unter anderem die Nachfrage nach Bio-Kartoffelstärke, einem Produkt, bei dem das Unternehmen Weltmarktführer sei und bei dem „ganz andere Margen verzeichnet werden als bei normaler Kartoffelstärke“. Im Segment Frucht habe die Agrana ihre führende Position in der Molkereiindustrie weiter ausbauen können. Steigende Nachfrage gebe es nicht zuletzt bei „Green Levels“, also Erzeugnissen, die von bestimmten Stoffen frei seien. Das Segment Zucker sei durch den weltweiten Produktionsüberschuss geprägt. „Sehr gute Ernten“ habe es etwa in Brasilien gegeben.

Zum Ende der Zuckermarktordnung am 1. Oktober erläuterte Gattermayer, der Zollschutz bleibe weiter erhalten. Freilich werde sich der sinkende Zuckerpreis nun auf den Preis für Zuckerrüben auswirken. Marihart zufolge hat sich die Agrana aber mit den österreichischen Rübenbauern auf niederschlagsabhängige Entschädigungszahlungen geeinigt.

 

Für das gesamte Geschäftsjahr 2017/18 erwartet Marihart einen moderaten Anstieg des Konzernumsatzes sowie ein deutliches EBIT-Wachstum. „Deutlich heißt in Bezug auf das EBIT mindestens zehn Prozent“, erläuterte der Agrana-Generaldirektor. Im Geschäftsjahr 2016/17 hatte das EBIT 172,4 Millionen Euro betragen. Mariharts Ankündigung zufolge wäre somit für 2017/18 mit mindestens 189,6 Millionen Euro zu rechnen.

 

Unterdessen setzt das Unternehmen seine Investitionstätigkeit fort. Am 11. Oktober gingen die neuen Anlagen in der Maisstärkefabrik Aschach in Betrieb. Damit erhöhte die Agrana ihre Produktionskapazität um rund ein Drittel auf 540.000 Tonnen pro Jahr. In einem wurde die Sprühtrocknungsleistung mehr als verdoppelt. Die Investitionen beliefen sich auf rund 80 Millionen Euro, mit denen die Agrana 25 neue Arbeitsplätze schuf. Ferner beschloss der Aufsichtsrat im Sommer, die Verarbeitungskapazitäten in der Weizenstärkefabrik in Pischelsdorf von 820.000 Tonnen auf 1,1 Millionen Tonnen pro Jahr zu erweitern und dazu 44 neue Arbeitsplätze einzurichten. Die Genehmigungen für das 92-Millionen-Euro-Projekt erwartet die Agrana für Frühjahr 2018, die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 vorgesehen.

 

Glyphosat: „Zug wohl abgefahren“

 

Zu den laufenden Debatten um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat sagte Marihart dem Chemiereport, er rechne nicht mehr mit einer Zulassungsverlängerung: „Dieser Zug ist wohl abgefahren.“ Wenn für alle Unternehmen in Europa die gleichen Bedingungen gelten, habe er, Marihart, damit kein Problem. Fraglich sei allerdings, ob die Alternativen zu Glyphosat umweltverträglicher seien.

 

October 11th

25 Jahre Nachhaltigkeit

Seit einem Vierteljahrhundert nimmt Österreichs Chemieindustrie am freiwilligen Nachhaltigkeitsprogramm Responsible Care teil. Das wurde nun angemessen gefeiert.

 

Rauschend gefeiert werden durfte nicht - zumindest nicht im Sinne der nahen Gumpoldskirchner Weinberge: Am Axalta-Gelände in Guntramsdorf südlich von Wien herrscht striktes Alkoholverbot. Selbst das bei Jubiläen übliche Glaserl Sekt ist nicht gestattet. Und so wurde eben mit Kaffee angestoßen, als am 10. Oktober Vertreter der Chemieindustrie, des Umweltministeriums und der Landes- sowie der Kommunalpolitik zusammenkamen, um „25 Jahre Responsible Care“ zu begehen. Das freiwillige Nachhaltigkeitsprogramm der Branche, kreiert Mitte der 1980er Jahre in Kanada und seit 1992 in Österreich etabliert, lässt sich hierzulande wohl als „Erfolgsstory“ bezeichnen. Insgesamt 33 Betriebe nehmen mittlerweile teil. Kumuliert repräsentieren sie etwa 40 Prozent der Produktion der Chemiebranche und beschäftigen ein Drittel der Mitarbeiter. Allein in den vergangenen 15 Jahren sank die Zahl der Arbeitsunfälle in den beteiligten Unternehmen um 78 Prozent. Ihren Wasserverbrauch verringerten die Firmen um 85 Prozent, ihre NOx-Emissionen um immerhin 55 Prozent, bilanzierte Sylvia Hofinger, die Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Responsible Care sei heute „das Aushängeschild unserer Branche in Sachen Nachhaltigkeit“.

 

FCIO-Obmann Hubert Culik erläuterte, in vielen Ländern sei Responsible Care lediglich als Lippenbekenntnis betrachtet worden: „Dem gegenüber haben wir das in Österreich sehr ernst genommen und ein Audit mit 300 Fragen etabliert, für das die Unternehmen ein Zertifikat bekommen. Responsible Care war damit das erste Zertifizierungssystem für die Chemieindustrie.“ Ein System wohlgemerkt, das über die gesetzlichen Verpflichtungen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt teils erheblich hinausgeht. Culik selbst gehörte übrigens zu den heimischen Pionieren des Programms: Seine Rembrandtin Lack GmbH war das zweite Unternehmen in Österreich, das das Zertifikat trug, und der erste österreichische Lackerzeuger, der sich an Responsible Care beteiligte. „Heute tragen junge Manager das System und entwickeln es weiter“, konstatierte Culik.

 

Christian Holzer, der Leiter der Sektion Abfallwirtschaft, Chemiepolitik und Umwelttechnologie im Umweltministerium, resümierte denn auch: „Ich will nicht übertreiben. Aber offenbar ist der Chemieindustrie das Thema Responsible Care so etwas wie eine Herzensangelegenheit. Das macht mich zuversichtlich in Hinblick auf die gesamte Wirtschaft.“ Österreich sei ökonomisch wie auch ökologisch gut unterwegs, „mit einem Wort: ein nachhaltiges Land“. Erfreut zeigte sich Holzer über die Wünsche aus Branchenkreisen, Responsible Care in Richtung Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln und das Programm möglicherweise auch auf andere Industriezweige auszuweiten. Das gehe genau in die richtige Richtung.

 

Was nicht heißt, dass es um manche Details von Responsible Care keine Kontroversen gäbe. Debatten gibt es etwa um eine neue Leistungskennzahl zum Thema Arbeitssicherheit, die erstmals im kommenden Jahr erhoben wird und für die daher bereits jetzt Daten gesammelt werden müssen. Unternehmensvertretern zufolge ist es unklar, um welche Daten es dabei konkret geht. Die Interpretation, es zählten ausschließlich Arbeitsunfälle, bei denen mindestens ein Mitarbeiter so schwer verletzt wird, dass ein Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich ist, gilt als umstritten. „Wir werden uns gut überlegen, ob wir das ausfüllen oder lieber in Kauf nehmen, dass wir bei der nächsten Zertifizierung ein paar Punkte weniger bekommen“, hieß es am Rande der Feier.

 

Wegen derlei Unstimmigkeiten aus Responsible Care auszusteigen, ist aber kein Thema. Das Programm helfe, die Unternehmen fit zu halten, ihre Arbeitsabläufe immer weiter zu verbessern und sie dadurch noch wettbewerbsfähiger zu machen, so der einhellige Tenor in Guntramsdorf. Insgesamt bewähre es sich daher bestens.

October 6th

Erfindung findet Unternehmer

Eine neue Initiative des universitären Inkubators Inits bringt Gründerpersönlichkeiten mit Erfindungen aus dem universitären Bereich in Kontakt. Am 16. Oktober findet das erste Matching- Event statt.

Unter dem Titel „Start:IP“ hat Inits eine Initiative gestartet, die potenzielle Entrepreneure mit  ausgewählten Erfindungen aus dem Hightech-Bereich zusammenbringt. Über mehrere Monate wurde bei österreichischen Universitäten und Fachhochschulen nach spannenden Technologien Ausschau gehalten, 14 davon sind bis dato selektiert worden. Parallel dazu fand ein Scouting in der Gründerszene statt.

Am 16. Oktober findet nun im Kuppelsaal der TU Wien ein erstes Matching-Event statt, bei dem nach fünfminütigen Technologie-Präsentationen drei „Speed Dating“-Runden zu je 15 Minuten vorgesehen sind. Nachmittags teilen sich die Forschungsteams in zwei Gruppen (solche mit und solche ohne Interessenten) auf und erarbeiten Szenarien für die weitere Vorgehensweise. Die darauffolgenden Monate sollen der Entwicklung von Geschäftsmodellen dienen, für Jänner 2018 ist ein Pitching-Event geplant.

Die Initiative soll zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Forscher aus dem akademischen Bereich können aus einer Erfindung eine Geschäftsidee machen, ohne selbst Unternehmer werden zu müssen. Gründer erhalten Zugang zu vorselektierten technologischen Entwicklungen.

 

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