Archive - Mär 2017
March 31st
Arzneimittel: Preisobergrenze beschlossen
31.03.17
von
Klaus Fischer
Mittels eines verfahrenstechnischen Tricks zog die Regierung die ASVG-Novelle rasch durch. Ihr zufolge bringt diese „Planbarkeit für die Pharmafirmen“. Diese reagieren grantig.
Eine Preisobergrenze gibt es künftig auch für Arzneien, die nicht im Erstattungskodex der Krankenkassen stehen. Das beschloss der Nationalrat am 30. März. Dem Beschluss zufolge dürfen neue teure Medikamente nicht mehr kosten als im EU-weiten Durchschnitt. Ferner ist 18 Monate nach der erstmaligen Festsetzung des EU-Durchschnittspreises eine weitere Preisprüfung mit allfälliger Kostenadaptierung vorgesehen, nach weiteren 24 Monaten eine dritte, nach nochmaligen 18 Monaten schließlich eine vierte. Bei der Preisbestimmung werden gesetzlich festgelegte Rabatte berücksichtigt. Änderungen gibt es auch bei den Preisen für Generika. Der Preis des ersten Generikums muss demnach um 50 Prozent niedriger sein als der des Originalpräparats, bisher betrug der Preisunterschied 48 Prozent. Das dritte Generikum hat um 65 Prozent billiger zu sein als das Originalmedikament. Eine ähnliche Regelung wird für Biosimilars eingeführt, also Nachfolgemedikamente von Biopharmazeutika. Für sie gilt ein Preisunterschied von 52,5 Prozent. Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner sagte, den Patienten sollten „auch in Zukunft moderne innovative Arzneimittel ohne ausufernde Kosten zur Verfügung stehen“. Ihr zufolge bringen die neuen Bestimmungen „auch Planbarkeit für die Pharmafirmen“.
Verfahrenstechnisch bediente sich die Regierung eines - völlig rechtskonformen - Tricks, um den Beschluss rasch durchzubringen. Mittels eines Antrags zu einer geringfügigen Änderung des ASVG ließ sie dieses auf die Tagesordnung der Plenarsitzung setzen. Zu diesem Antrag brachten die Koalitionsparteien einen Gesamtänderungsantrag ein, in dem die nunmehrigen Bestimmungen enthalten waren. SPÖ-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger verlautete, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) und die Pharmaindustrie hätten 14 Monate ergebnislos verhandelt. Daher sei die jetzige Vorgangsweise nötig geworden. Ihm zufolge ist die Regelung „fair“, weil die Pharmaindustrie ohnehin „Milliardengewinne“ erwirtschaftet.
Erwartungsgemäß wenig erfreut zeigte sich die Pharmaindustrie. Für den Branchenverband Pharmig kritisierte Generalsekretär Jan Oliver Huber, der HV „bestellt sich bei der Politik ein Gesetz, ohne dass auch nur im Geringsten eine Notwendigkeit dafür bestünde. Offensichtlich soll hier der eigene Reformbedarf der Krankenkassen – Stichwort Effizienzstudie – einmal mehr durch ungerechtfertigte Einschnitte bei medikamentösen Therapien kaschiert werden“. Huber zufolge besteht die Gefahr, dass „innovative Produkte nicht mehr so schnell in Österreich zur Verfügung stehen. Draufzahlen werden dank Hauptverband die österreichischen Patienten“. Manuel Reiberg, der Präsident des Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), bezeichnete die Vorgangsweise bei der Novelle als „Tiefpunkt des österreichischen Parlamentarismus“. Außerdem würden damit die im Gesundheitssystem bestehenden Probleme nicht gelöst. „Und die in den langen und zähen Verhandlungen getroffene Übereinkunft bedeutet für die Pharmaindustrie zusätzliche massive Belastungen“, haderte Reiberg.
Kritik kam auch vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Laut Geschäftsführerin Sylvia Hofinger ist es „unverständlich, dass man bei einem so heiklen Thema wie der Arzneimittelversorgung bereit ist, ohne eine Abschätzung der Auswirkungen vorzugehen. Weder Patientenorganisationen, Patientenanwaltschaft, Ärztevertreter noch Apotheker waren in die Entwicklung des Gesetzes eingebunden. Diese intransparente Vorgehensweise ist auch aus demokratiepolitischen Aspekten von der Pharmawirtschaft unisono abgelehnt worden“. Einmal mehr verlangte Hofinger eine „Strukturreform“ bei den Krankenkassen. Die Pharmaindustrie könne „unmöglich akzeptieren, dass der Zugang zu innovativen Therapien und die Versorgungssicherheit gefährdet werden, nur um mögliche Budgetlöcher zu stopfen“.
March 30th
Jan Vanbrabant ist neuer Vorstandsvorsitzender der Erber AG
Jan Vanbrabant ist neuer Vorstandsvorsitzender der Erber AG, die als Holdinggesellschaft der Erber Group die Unternehmen Biomin, Romer Labs, Sanphar, Bio-Ferm und EFB steuert.
Vanbrabant stammt aus Belgien, ist promovierter Biochemiker und hat einen Bachelorabschluss in Wirtschaft sowie einen MBA in Marketing. Nach 20 Jahren Erfahrung in leitenden Positionen in der Pharma-, Biotech- und Agroindustrie stieg er 2009 als Managing Director Biomin Asia Pacific in die Erber-Gruppe ein. Seit 2016 ist er Mitglied des Vorstands der Erber AG und war in diese Funktion für Beschaffung, Produktion, Vertrieb und Marketing sowie Infrastruktur der gesamten Gruppe verantwortlich.
Vanbrabant übernimmt seine neue Funktion von Rudolf Stelzhammer, der nach dem Ausscheiden von Christian Seiwald zusätzlich zu seiner Funktion als Finanzvorstand den interimistischen Vorsitz im Vorstand innehatte.
Über die Erber AG
Die Erber Group ging aus dem 1983 als Erich Erber KG gegründeten und später in Biomin Gmbh umfirmierten Unternehmen hervor, das sich früh auf natürliche Futtermitteladditive spezialisiert hat. Heute ist die nach wie vor in Familienbesitz befindliche Firmengruppe mit Sitz in Getzersdorf (NÖ) und Forschungszentrale in Tulln weltweit auf den Gebieten Lebens- und Futtermittelsicherheit, Lebensmittelanalytik, Pflanzenschutz und Tiermedizin tätig. 2016 wurde ein Umsatz von rund 290 Millionen Euro erzielt.
March 28th
Evotec vervierfacht EBITDA
28.03.17
von
Klaus Fischer
Laut Vorstandschef Werner Lanthaler ist der Hamburger Wirkstoffentwickler mit seinem Geschäftsmodell „erst am Anfang“.
„Unser Geschäftsmodell ist erst am Anfang. Wir sind weiterhin in einer starken Position und profitieren vom Megatrend Outsourcing in der Pharmabranche.“ So kommentierte der Vorstandschef des Hamburger Wirkstoffentwicklers Evotec, Werner Lanthaler, am 28. März das Jahresergebnis 2016 seines Unternehmens. Dieses erzielte einen Umsatz von 164,5 Millionen Euro, um 29 Prozent mehr als 2015. Das operative Ergebnis konnte von 11,6 auf 31,3 Millionen Euro fast verdreifacht werden. Hinsichtlich des bereinigten Konzern-EBITDA weist die Evotec eine Vervierfachung auf 36,2 Millionen Euro (2015: 8,7 Millionen Euro) aus. Den Jahresüberschuss beziffert das Unternehmen mit 26,8 Millionen Euro gegenüber 16,5 Millionen im Jahr 2015. Mit 54,5 Millionen Euro entfiel fast ein Drittel des Evotec-Umsatzes auf die Zusammenarbeit mit dem französischen Pharmagiganten Sanofi. Weitere rund 15,1 Millionen Euro erbrachte die Kooperation mit dem deutschen Bayer-Konzern.
Was die beiden Geschäftsbereiche von Evotec betrifft, entfallen rund 83,8 Prozent des Umsatzes bzw. 137,8 Millionen Euro auf die Auftragsforschung- und Entwicklung („EVT Execute“) und 16,2 Prozent bzw. 26,6 Millionen auf eigene Projekte und Kooperationen („EVT Innovate“). Laut dem Geschäftsbericht entwickelte sich das Basisgeschäft „sehr gut“, auch konnten neue Kooperationen geschlossen und bestehende erweitert werden. Insbesondere im Zuge der Zusammenarbeit mit Bayer erhielt Evotec höhere Meilenstein-Zahlungen als 2015.
Für heuer und die kommenden Jahre rechnet das Management des Unternehmens mit einem weiteren Wachstum des EVT-Executive-Geschäfts und mit dem Abschluss neuer Kooperationen im Bereich EVT Innovate. Das bereinigte Konzern-EBITDA „soll positiv bleiben und sich gegenüber 2016 verbessern“. Grundsätzlich gehen Lanthaler und seine Vorstandskollegen davon aus, „dass die Pharmabranche verstärkt umfangreichere strategische Forschungsvereinbarungen bevorzugen wird, die ein als geringer empfundenes kommerzielles Risiko aufweisen und eine bessere Handhabung ermöglichen. Evotec ist ideal aufgestellt, um von diesen Marktentwicklungen voll profitieren zu können.“ Der Umsatz soll 2017 um mehr als 15 Prozent wachsen. Anders als bisher werden in dieser Prognose nunmehr auch die Meilenstein- und Abschlagszahlungen sowie die Lizenzabgeltungen berücksichtigt. Als Grund dafür nennt Evotec, dass die Meilensteinzahlungen „zunehmend zum Umsatz und zur Profitabilität des Unternehmens“ beitragen.
March 27th
Infrarotspektroskopie mit nanomechanischen Resonatoren
Silvan Schmid vom Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme der TU Wien hat gemeinsam mit Forschern aus Dänemark eine nanomechanische Messmethode für die Infrarotspektroskopie entwickelt. Diese kommt mit geringsten Probenmengen aus und ist daher vor allem für die Analytik pharmazeutischer Wirkstoffe interessant.
Bei dem neuartigen Verfahren wird aus der zu analysierenden Probe ein Aerosol erzeugt, ohne dass eine händische Probenvorbereitung notwendig wäre. Das Aerosol wird durch einen Filter aus Siliciumnitrit geblasen, der aus vibrierenden Membranen mit einer Dicke im Nanometerbereich und eine Breite von unter einem Millimeter bestehen – Schmid spricht von „Nanotrommeln“ oder „nanomechanischen Resonatoren“. Wird ein Infrarot-Laser auf den Filter gerichtet, regt er die Moleküle in den anhaftenden Aersoltröpfchen an, diese „verstimmen“ die Nanotrommeln, was durch Elektroden gemessen werden kann.
Die Infrarotquelle kann entsprechend ihres Frequenzspektrums „durchgestimmt“ werden und so Molekülschwingungen mit unterschiedlichen Frequenzen erzeugen. Die Wissenschaftler haben die Messergebnisse mit den bekannten Aborptionsmaxima von pharmazeutischen Wirkstoffen verglichen und gute Übereinstimmung gefunden.
March 24th
24.03.17
von
Klaus Fischer
Niederösterreichische Unternehmen sind bei Kunststofflegierungen (Compounds) ebenso innovativ unterwegs wie bei Metall- und Keramikmaterialien. Unterstützt werden sie dabei von der Wirtschaftsagentur Ecoplus.
Wachstum ist angesagt, und das nicht zu knapp: Im vergangenen Jahr erzeugte die Thermoplastkreislauf GmbH im Sitz in Traiskirchen rund 1.800 Tonnen hochwertige Kunststofflegierungen (Compounds), davon rund 650 Tonnen Recyclingmaterial (Regranulate). Heuer werden es über 2.000 Tonnen sein, für 2020 peilt Unternehmenschef Christian Wind rund 6.000 Tonnen an. Noch im Lauf des Jahres wird auf Dreischichtbetrieb umgestellt. Mindestens drei zusätzliche Arbeitsplätze kommen zu den derzeitigen etwa 20 hinzu, bis 2020 soll auf etwa 30 Beschäftigte aufgestockt werden. Derzeit erwirtschaftet Wind rund 20 Millionen Euro Umsatz pro Jahr - wobei sein Unternehmen Kunststoffe tatsächlich recycelt und meist sogar „upcycelt“, also aus sauberen Kunststoffabfällen aus der Industrie teilweise sogar höherwertige Produkte herstellt. Spezialisiert hat sich die Thermoplastkreislauf GmbH auf Erzeugnisse, die den jeweiligen Anforderungen der Kunden angepasst sind. Die Compounds werden eigens für diese entwickelt bzw. produziert. Ein eigenes Forschungs- und Entwicklungslabor macht es möglich, die gewünschten Rezepturen zusammenzustellen. „Wir entwickeln unsere Produkte in beiden Bereichen, bei Neuwaren ebenso wie bei Regranulaten“, erläuterte Wind am 23. März bei einem Betriebsbesuch der niederösterreichischen Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav.
Hilfreich sind dabei immer wieder hochqualifizierte Partner. Nicht zuletzt das ist der Grund, weshalb die Thermoplastkreislauf GmbH seit etlichen Jahren am Kunststoffcluster der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus beteiligt ist: „Wir profitieren vom Know-how und von der überbetrieblichen Zusammenarbeit.“ Gefragt sind die Erzeugnisse des Unternehmens auch international. Die Exportquote liegt bei derzeit etwa fünf Prozent, die ausländischen Zielmärkte sind zurzeit insbesondere Deutschland und Italien. Heuer steht in Sachen Export eine Premiere an: Rund 40 Tonnen Compounds gehen in die mexikanische Hafenstadt Veracruz. Dort betreibt ein international tätiger Kunde eine Produktionsstätte, in der er das Material der Thermoplastkreislauf GmbH benötigt.
Nicht zu verachten ist übrigens die CO2-Menge, die mit den Regranulaten eingespart werden kann: Sie belief sich allein im vergangenen Jahr auf etwa 965 Tonnen. Und weil der Trend in Richtung immer umwelt- sowie klimaverträglicherer Kunststoffe geht, „wollen wir bei der CO2-Reduktion vorne mit dabei sein“, konstatierte Wind. Dass das ordentlich funktioniert, bestätigt die Montanuniversität Leoben. Sie attestiert der Thermoplastkreislauf GmbH, mit jeder Tonne Regranulat gegenüber neuen Compounds rund 1,5 bis zwei Tonnen an CO2-Emissionen zu vermeiden. Nicht zuletzt deshalb erhielt das Unternehmen den Steirischen Energy Globe Award und ist für den Clusterland Award 2017 nominiert.
Von der Raumfahrt bis zum Schmuckstück
Hightech ist in Niederösterreich indessen nicht nur im Kunststoffbereich ein Thema, sondern auch bei Metall und Keramik. Ein Beispiel dafür ist die RHP-Technology GmbH, ansässig auf dem Gelände des Forschungszentrums Seibersdorf. Sie hat ein schnelles Heißpressverfahren entwickelt, mit dem sich Bauteile bei bis zu 2.400 Grad Celsius in weniger als einer Stunde zu Werkstücken formen lassen. Neben dieser Kernkompetenz bringen die Geschäftsführer Michael Kitzmantel und Erich Neubauer mit ihrem Team mittlerweile auch 3D-Druck- sowie Pulverspritzgussverfahren zum Einsatz. Beim Pulverspritzguss mischt die RHP-Technology Keramik- oder Metallpulver mit Kunststoff und kann so das gewünschte Werkstück in Form bringen. Anschließend wird der Kunststoff durch Sintern entfernt. „Wir wollen niemanden kopieren, sondern in neue Themen gehen“, berichtete Kitzmantel anlässlich eines Besuchs von Wirtschaftslandesrätin Bohuslav. Zurzeit sind verstärkte Aktivitäten im Bereich Luft- und Raumfahrt angesagt. Unter anderem ist ein Modul in Entwicklung, das die Druckverteilung von Treibstoffen für Minisatelliten steuert.
Doch auch im Bereich der erneuerbaren Energien ist die RHP-Technology aktiv: Sie kooperiert unter anderem mit der „Route 16.6“, einer Tiroler Firma. Diese erzeugt biegsame Photovoltaikmodule und nutzt dabei Werkstoffe des niederösterreichischen Unternehmens. Wie Neubauer erläuterte, wird in den kommenden Jahren das Recyceln von Photovoltaikmodulen stark an Bedeutung gewinnen. Die ersten in Österreich installierten Paneele erreichen das Ende ihrer Betriebsdauer. Daher ist es sinnvoll, mit geeigneten Verfahren wertvolle Inhaltsstoffe wieder aufzubereiten, darunter Aluminium und Silber, aber auch das Siliziumglas für die Solarzellen. „Das wird ein Riesenthema“, konstatierte Neubauer.
Auch die RHP-Technology ist seit geraumer Zeit Mitglied im Ecoplus-Kunststoffcluster. „Dadurch bekommen wir einen guten Überblick darüber, welche Werkstoffe gebraucht werden und wo sich bei deren Anwendung Probleme ergeben könnten. Außerdem werden wir immer wieder auf neue Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten gebracht“, berichtete Kitzmantel.
Als möglicher neuer Geschäftszweig zeichnet sich die Schmuckproduktion ab. Für einen Kunstschmied entwickelte das Unternehmen einen Werkstoff mit der Bezeichnung „Niellium“. Ferner erzeugt die RHP-Technology Materialien, die sie als „Tiger Metals“ bezeichnet. Unter anderem können diese von Luxusuhren und Ringen eingesetzt werden. Für die Uhrenproduktion wird ein Partner gesucht. Laut Kitzmantel müsste es sich dabei um ein international tätiges (Groß-)Unternehmen in dieser Branche handeln: „Die Uhren würden mindestens 200.000 Euro pro Stück kosten.“
Laut Ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki kooperieren im Kunststoffcluster mittlerweile rund 120 Partnerunternehmen mit etwa 20.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über sechs Milliarden Euro. Die Arten der Zusammenarbeit reichen „von der Grundlagenforschung bis zur gezielten Produktentwicklung“.
March 23rd
BASF: Lederchemikaliengeschäft geht an Stahl Group
23.03.17
von
Klaus Fischer
Im Gegenzug übernimmt der deutsche Chemieriese 16 Prozent an dem niederländischen Lederchemikalienspezialisten. Die Transaktion soll im vierten Quartal abgeschlossen werden.
Der deutsche Chemiekonzern BASF überträgt sein weltweites Lederchemikaliengeschäft inklusive der Fabrik in L’Hospitalet in Spanien an die niederländische Stahl Group. Im Gegenzug erhält er einen Anteil von 16 Prozent an dieser. Die Stahl Group ist auf Prozesschemikalien für Lederprodukte und Hochleistungsbeschichtungen spezialisiert. Vorbehaltlich der Zustimmung der Genehmigungsbehörden ist geplant, die Transaktion im vierten Quartal abzuschließen, verlautete die Stahl Group in einer Aussendung. Ihr zufolge sollen die rund 210 Arbeitsplätze in L’Hospitalet erhalten bleiben.
Durch die Kombination des eigenen Lederchemikaliengeschäfts mit dem von BASF lässt sich laut Stahl Group ein Jahresumsatz von rund 850 Millionen Euro und ein EBITDA von mehr als 200 Millionen Euro erzielen. Zurzeit gehört das BASF-Lederchemikaliengeschäft zum Unterbereich „Performance Chemicals“. Dessen Umsatz sank 2016 im Vergleich zu 2015 um rund acht Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Im BASF-Geschäftsbericht wird dies mit den gefallenen Verkaufspreisen sowie dem Verkauf des Paper-Hydrous-Kaolin- und des Textilchemikaliengeschäfts begründet.
March 22nd
AkzoNobel sträubt sich gegen Übernahme
22.03.17
von
Klaus Fischer
Auch das zweite Offert der US-amerikanischen PPG Industries wurde zurückgewiesen. Diese hält an ihren Plänen fest.
Der niederländische Farben-, Beschichtungs- und Spezialchemikalienkonzern AkzoNobel wehrt sich weiterhin gegen die Übernahme durch die US-amerikanische PPG Industries. Ein neuerliches Angebot vom Montag dieser Woche wurde am 22. März abgelehnt, meldete AkzoNobel. Wie schon das erste Offert von Anfang März stelle auch das zu Wochenbeginn ergangene eine „substanzielle Unterbewertung“ von AkzoNobel dar und berücksichtige nicht die Optionen für künftige Wertschöpfung. Ferner mache es eine Reihe von Divestitionen nötig und bringe daher Wertverluste mit sich. Der Grund für die Divestitionen seien mögliche umfangreiche Auflagen durch die Genehmigungsbehörden, die in dem Angebot nicht berücksichtigt würden. Auch gebe es Probleme durch eine Vielzahl von Unterschieden in der Unternehmenskultur der beiden Konzerne, für die in dem Angebot keine Lösungen geboten würden. Überdies führt AkzoNobel eventuelle „erhebliche“ Arbeitsplatzverluste ins Treffen, wobei allerdings keine konkreten Zahlen genannt werden. Zurzeit beschäftigt AkzoNobel weltweit rund 46.000 Personen.
PPG Industries betonte in einer Aussendung, das Angebot um 7,00 Euro je Aktie auf rund 24,5 Milliarden Euro verbessert zu haben. Es liege damit bei 90,00 Euro je Aktie und somit um 40 Prozent über dem Kurswert vom 8. März. PPG-Chef Michael McGarry verlautete, er halte an den Übernahmeplänen fest. Das Offert sei für die Aktionäre von AkzoNobel attraktiv und beinhalte für sie die Möglichkeit der Teilhabe am fusionierten Unternehmen. Somit könnten sie auch von dessen zukünftigem Erfolg profitieren. Er hoffe daher auf baldige Verhandlungen mit dem Management von AkzoNobel, um zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung zu kommen.
Lenzing mit „exzellentem Jahr“
22.03.17
von
Klaus Fischer
Der Faserkonzern erzielte 2016 das zweitbeste Ergebnis seiner bisherigen Unternehmensgeschichte. Übermut ist dennoch kein Thema, sehr wohl aber die Vorbereitung auf Zeiten schwächerer wirtschaftlicher Entwicklung.
„Es war ein exzellentes Jahr, das zweitbeste in unserer Unternehmensgeschichte.“ So kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Lenzing AG, Stefan Doboczky, bei der Jahres-Pressekonferenz am 22. März die Bilanz seines Unternehmes für 2016. Dessen Umsatz wuchs im Vergleich mit 2015 um rund acht Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Das EBITDA stieg um 47,6 Prozent auf 428,3 Millionen Euro, das EBIT um 96,1 Prozent auf 296,3 Millionen Euro. Den Jahresüberschuss beziffert die Lenzing mit 229,1 Millionen Euro, um 78,9 Prozent mehr als 2015. Als Gründe nannten Doboczky, Vertriebsvorstand Robert van de Kerkhof und Finanzvorstand Thomas Obendrauf höhere Verkaufspreise für alle Faserprodukte, den duch einen höheren Anteil an Spezialfasern verbesserten Produktmix sowie in geringerem Ausmaß die leicht gestiegenen Verkaufsmengen. Freuen können sich die Aktionäre: Ihre Dividende soll von 2,00 Euro für 2015 auf 3,00 Euro je Aktie erhöht werden. Zusätzlich schlägt der Vorstand eine Sonderdividende von 1,20 Euro je Aktie vor. Insgesamt beläuft sich die Ausschüttung somit auf rund 111,5 Millionen Euro.
Doboczky konstatierte, die Lenzing sei „auf einem guten Weg. Auch heuer werde die „strategische Transformation“ hin zum Spezialfaserkonzern fortgesetzt. Bereits 2016 machten Spezialfasern wie Tencel rund 42 Prozent des Konzernumsatzes aus. Laut Doboczky wird die Lenzing ihre „Markenrelevanz stärken“ und überdies die Direktvermarktung ihrer Erzeugnisse forcieren. Im Lauf des Jahres kommen auch zwei „fundamental neue Produkte“ auf den Markt, kündigte Doboczky an. Ferner wird noch heuer die Entscheidung über den Standort für eine weitere Produktionsanlage mit etwa 90.000 Tonnen Jahreskapazität fallen. Fix ist, dass diese im Großraum Asien gebaut wird. Indien, das schon einmal im Fokus war, kommt dabei ebenso in Frage wie Indonesien. Aber auch China, der weitaus wichtigste Markt für Textilien, ist eine Option, ebenso, wie es eine Reihe anderer asiatischer Staaten ist. In Betrieb gehen soll die Anlage um die Jahreswende 2020/21. Grundsätzlich strebt die Lenzing an, ihre Kapazitäten alle etwa zwei Jahre zu erweitern. Für 2019 ist die Inbetriebnahme der neuen Fabrik in den USA geplant, deren Bau das Unternehmen im Dezember 2016 ankündigte.
Laut Doboczky ist das Marktumfeld für Fasern weiterhin positiv. Insbesondere die Nachfrage nach Spezialfasern ist stark. Daher könne für heuer mit einer weiteren „deutlichen Ergebnisverbesserung“ gegenüber 2016 gerechnet werden. „Natürlich wird es nicht ständig so weitergehen“, betonte Doboczky. Speziell im Bereich der Fasern mit hohem Produktionsvolumen sei früher oder später mit einem Rückgang zu rechnen. Davon werde freilich auch die Lenzing betroffen sein, „aber umso weniger, je mehr wir in Richtung Spezialfasern gehen. Deshalb freuen wir uns des Moments und bereiten uns darauf vor, dass die Zeiten wieder einmal anders sein werden“.
March 21st
Neues Gebäude der Karl Landsteiner Privatuniversität eröffnet
Die „Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften“ (KL) hat ihr neues Universitätsgebäude am Campus Krems im Rahmen eines Festakts feierlich eröffnet.
Der vom Wiener Architekturbüro Delugan Meissl entworfene Bau bietet auf knapp 4.600 Quadratmetern Nutzfläche die notwendige Infrastruktur für den Lehr- und Forschungsbetrieb, darunter zwei Säle und ein Hörsaal, 17 Seminarräume, ein Lehrlabor, ein so genanntes „Skills Lab“ für den Unterricht in den klinischen Grundfertigkeiten sowie zwei weitere Laborkomplexe für die Forschung. Das Gebäude wirke identitätsstiftende für die KL, die sich der Einheit von Forschung, Lehrer und Klinik verpflichtet fühle, wie Rektor Rudolf Mallinger anlässlich der Eröffnung betonte.
An der Privatuniversität, die von der Medizinischen Universität Wien, der Donau-Universität Krems und der IMC Fachhochschule Krems getragen wird, wird ein Medizin-Studium nach dem Bachelor-Master-System angeboten. Der Ausbildungsweg beginnt mit einem Bachelorstudium der „Health Sciences“, in das neben medizinische Grundlagenfächern Schwerpunkte zur Medizintechnik und zur Gesundheitsökonomie integriert sind. Darauf setzt das Masterstudium „Humanmedizin“ auf, das gemeinsam mit den Universitätskliniken in St. Pölten, Krems und Tulln organisiert wird. Daneben werden ein berufsbegleitendes Bachelor-Studium der Psychotherapie- und Beratungswissenschaften sowie ein Bachelorstudium der Psychologie angeboten.
Ehrengäste und Festredner
Zum Festakt konnten zahlreiche Ehrengäste begrüßt werden, darunter der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll, der Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Herzogenburg Maximilian Fürnsinn sowie der evangelische Superintendent von Niederösterreich, Lars Müller-Marienburg. Namensgeber der Einrichtung ist der Nobelpreisträger Karl Landsteiner, der Entdecker der Blutgruppen, an dessen Werk Wolfgang Mayr, medizinischer Berater für Blutspendewesen des Roten Kreuzes, sowie Brigitte Lohff, Medizinhistorikerin an der Medizinischen Hochschule Hannover, erinnerten.
Chemiewaffen-Einsatz: Sanktionen gegen vier syrische Militärs
21.03.17
von
Klaus Fischer
Die hochrangigen Luftwaffenoffiziere werden beschuldigt, für teilweise tödliche Angriffe auf die Zivilbevölkerung verantwortlich zu sein.
Der Rat der Europäischen Union hat vier hochrangige syrische Luftwaffenoffiziere in die EU-Sanktionenliste gegen die Regierung Assad aufgenommen. Sie werden beschuldigt, für Chemiewaffeneinsätze gegen die Zivilbevölkerung in nordsyrischen Dörfern verantwortlich zu sein. Laut dem Amtsblatt der EU vom 21. März handelt es sich um Generalmajor Achmad Ballul, den Befehlshaber der syrischen Luftstreitkräfte, Generalmajor Saji Darwish, den Kommandanten der 22. Division der Luftwaffe, um Brigadegeneral Badi' Mu'alla, den Befehlshaber der 63. Brigade der Luftwaffe und um seinen Stellvertreter, Brigadegeneral Muhammed Ibrahim. Die gegen sie verhängten Sanktionen umfassen Einreiseverbote sowie das Einfrieren von Vermögenswerten. Auf der Sanktionsliste finden sich nunmehr 239 Personen, teilte der Rat mit.
Darwish wird insbesondere des Chemiewaffenangriffs durch Hubschrauber in Talmenes 21. April 2014 bezichtigt. Mu'alla und Ibrahim beschuldigt die EU-Kommission darüber hinaus auch der Attacken in Qmenas und Sarmin am 16. März 2015. Ballul macht die EU als obersten Chef der syrischen Luftstreitkräfte und Chemiewaffenspezialisten letztverantwortlich für sämtliche Einsätze. Laut Human Rights Watch warfen die Helikopter je zwei Fassbomben auf Qmenas und Sarmin. Dadurch sollen insgesamt sechs Personen ums Leben gekommen sein und etwa 150 ärztlicher Behandlung bedurft haben. Umstritten ist, ob der Angriff auf Talmenes den Luftstreitkräften anzulasten ist. In manchen Quellen werden auch Oppositionseinheiten als Urheber genannt. Welche Chemikalien zum Einsatz kamen, ist nicht gesichert. In Talmenes soll es sich laut der Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW) mit hoher Wahrscheinlichkeit um Chlorgas oder Chlorgasverbindungen gehandelt haben.
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