Archive - Mär 9, 2017

REACH „unbürokratisch umsetzen“

Mit einem Workshop in Wien wollen die Europäische Chemikalienagentur ECHA, der KMU-Verband UEAPME und die WKO Klein- und Mittelbetriebe auf die letzte Registrierungsdeadline vorbereiten.

 

Die europäische Chemiepolitik müsse für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) „möglichst praktikabel und unbürokratisch sein“. Das forderte die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer (WKO) und Präsidentin des europäischen KMU-Verbands UEAPME, Ulrike Rabmer-Koller, in Wien bei einem Workshop zur REACH-Umsetzung. Bekanntlich endet im Mai 2018 die letzte REACH-Registierungsdeadline, die besonders für Klein- und Mittelbetriebe relevant ist. Den Workshop veranstaltet die UEAPME in Zusammenarbeit mit der Europäischen Chemikalienagentur ECHA und der WKO.

 

Eines der wichtigsten Anliegen der KMU ist laut Rabmer-Koller, für die Kommunikation im Zusammenhang mit REACH die Amtssprache ihres Heimatlandes nutzen zu können. Das „erleichtert es, regulatorische Anforderungen und Risiken zu erkennen, wenn beispielsweise genaue rechtliche Interpretationen zur Debatte stehen. Dabei geht es nicht nur um Einsparungen von Übersetzungskosten, sondern auch um einen praktikableren Arbeitsalltag.“

 

Der Workshop läuft bis einschließlich 10. März. Die Präsentationen sind unter www.reach2018.at kostenlos verfügbar.

 

 

VCI: „Durchwachsenes Jahr“ 2016

Der deutsche Chemieindustrieverband beklagt die gesunkene Produktion und den geschrumpften Umsatz. An die Politik hat er eine Reihe von Wünschen. Eine Warnung geht an US-Präsident Trump.

 

„Ein durchwachsenes Jahr“ für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland sei 2016 gewesen. Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann, bei der Präsentation der Jahresbilanz seiner Branche. Insgesamt wuchs die Produktion um lediglich 0,5 Prozent. Ohne den Anteil der Pharmaunternehmen schrumpfte sie sogar um 0,5 Prozent. Ferner fielen die Preise für Chemieprodukte um 1,9 Prozent. Der Umsatz der Chemiebranche inklusive Pharma sank laut Tillmann um drei Prozent auf 183 Milliarden Euro. Im Inlandsgeschäft ging er um vier Prozent zurück, im Auslandsgeschäft um 2,5 Prozent.

 

Für heuer rechnet Tillmann mit einem Produktionsanstieg um 0,5 Prozent und einer Preiserhöhung um rund 1,0 Prozent, „da die Ölpreise voraussichtlich weiter moderat zulegen“. In der Folge werde der Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie um 1,5 Prozent auf 185,7 Milliarden Euro wachsen.

 

Tillmann betonte, das Wachstum der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland liege seit fünf Jahren „nahe der Nulllinie“. Seiner Ansicht nach gibt es dafür folgende Gründe: Im Bereich Basischemie seien die Rohstoffkosten im internationalen Vergleich hoch, „auch wenn sich die Lage in den vergangenen Jahren durch den niedrigen Ölpreis etwas entspannt hatte“. Ferner verschärfe sich die Konkurrenz aus den Schwellenländern, in denen „enorme Produktionskapazitäten“ aufgebaut worden seien. Das gelte auch für die USA und den Mittleren Osten. Die Folge seien Überkapazitäten und fallende Preise, was die Produktion in Deutschland „nicht attraktiver“ mache. Darüber hinaus belaste die europäische Energie- und Klimapolitik die Branche. Immerhin habe die Bundesregierung durch Ausnahmebestimmungen für energieintensive Unternehmen gegengesteuert.

 

Laut Tillmann genügt das aber nicht: Er forderte eine „Kostenbremse für die Strompreise, die auch wirklich greift und damit Planungssicherheit schafft. Dafür ist eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) unerlässlich“. Weitere Wünsche des VCI sind laut Tillmann „die Mobilisierung von Wagniskapital und die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung“ sowie der Ausbau der „Infrastruktur für Verkehr, Energie und digitale Netze“. Zu guter Letzt müsse sich die Politik auch „für Freihandel und offene Märkte“ starkmachen.

 

Eine Warnung richtete Tillmann in diesem Zusammenhang an US-Präsident Donald Trump. Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie leiste „einen wichtigen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt der USA“. Ihre 139 Tochtergesellschaften erwirtschafteten mit 71.000 Beschäftigten rund 61 Milliarden Euro Jahresumsatz. Das sei mehr als drei Mal so viel wie der Wert der Chemie- und Pharmaprodukte, die deutsche Unternehmen in die USA exportieren (19,3 Milliarden Euro im Jahr 2016). Ferner investiere die deutsche Chemie- und Pharmabranche in den USA jährlich etwa 3,5 Milliarden Euro, was etwa der Hälfte des Werts der Investitionen im eigenen Land entspreche. Mehr Protektionismus wäre laut Tillmann daher „eine schlechte Entwicklung“.