Archive - Mär 2, 2017

RAG: „Killerapplikation“ für die Energiewende

Ein Konsortium Rohöl-Aufsuchungs-AG (RAG) nutzt Mikroorganismen zur Methanisierung von Wasserstoff in Gasspeichern. Damit könnte Erdgas zu einem erneuerbaren Energieträger werden.

 

Die Idee hinter sogenannten „Power-to-Gas“-Technologien ist bestechend: CO2-frei erzeugter Strom, etwa aus Wind- und Photovoltaikanlagen, wird benutzt, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Unter Reaktion mit CO2 entsteht aus dem Wasserstoff Methan, der Hauptbestandteil vor Erdgas. Dieser kann ins Gasnetz sowie in Gasspeicher eingebracht werden und steht für unterschiedlichste Anwendungen zur Verfügung. Er eignet sich als Kraftstoff ebenso wie als Brennstoff für thermische Kraftwerke, nicht zuletzt Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK), die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen können. Bilanzell gesehen, lässt sich so ein weitestgehend geschlossener CO2-Kreislauf darstellen. Erdgas würde damit zu einem erneuerbaren Energieträger, der auf lange Sicht jederzeit die Versorgungssicherheit in den Bereichen Strom, (Fern-)Wärme und Kraftstoff gewährleisten kann. Im industriellen Maßstab umgesetzt, könnte das wesentlich zum Erreichen der klimapolitischen Ziele der internationalen Staatengemeinschaft beitragen. Salopp formuliert, wäre es wohl eine Art „Killerapplikation“ für die vielbeschworene globale Energiewende.

 

Umso wünschenswerter wäre es freilich, diese Technologie in Österreich zu entwickeln und weltweit zu vermarkten. Und das muss kein Wunschtraum bleiben. Denn einen weiteren Schritt zur Umsetzung dieser Idee tut ein Konsortium unter der Leitung der Rohöl-Aufsuchungs-AG (RAG) im Zuge des Forschungsprojekts „Underground Sun Conversion“. Und die RAG nutzt dabei ein weltweit einzigartiges Verfahren: Die Umwandlung des Wasserstoffs in Methan (Methanisierung) erledigen Mikroorganismen, die in unterirdischen Gasspeichern in der Natur vorkommen. Dass die Mikroben das binnen einiger Wochen zustande bringen, entdeckten die RAG und ihre Partner im Rahmen des Forschungsprojekts „Underground Sun Storage“, bei dem sie die Speicherbarkeit von mit Ökostrom erzeugtem Wasserstoff im Sandstein der Gasspeicher erprobten. Beim Projekt „Underground Sun Storage“ konzentrieren sich die RAG und ihre Partner nun auf die Erforschung dieses mikrobiologischen Prozesses. „Im Wesentlichen bilden wir dabei den natürlichen Entstehungsprozess von Erdgas im Zeitraffer nach“, erläuterte RAG-Generaldirektor Markus Mitteregger bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Projekts.

 

Fleißige Mikroben

 

Zu den wissenschaftlichen Partnern der RAG gehört dabei die Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU). Laut dem Biotechnologen und Chemodynamiker handelt es sich bei den Mikroorganismen um Bakterien der Linie Archaea. Das ist die mutmaßlich ältesteste auf der Erde existierende Lebensform, die sich bereits seit rund 3,5 Milliarden Jahren ihres Daseins erfreut. Solche Mikroben sind fast überall anzutreffen, wo es keinen Sauerstoff gibt - in Sümpfen und Sedimenten beispielsweise ebenso wie im Darmtrakt des Menschen und der Tierwelt. Und die fleißigen Kleinen haben eine höchst erfreuliche Eigenschaft: Sie sind nicht pathogen, können also keine Krankheiten auslösen. In Biogasanlagen Kläranlagen leisten sie bereits seit langem ihre Dienste. Loibner zufolge hat die BOKU bei „Underground Sun Conversion“ im Wesentlichen folgende Aufgaben: Sie kontrolliert die mikrobielle Methanisierung in den Gasspeichern, erforscht die optimalen Bedingungen für die Methanerzeugung und definiert Entwicklungsschritte für deren industrielle Umsetzung.

 

Das Projekt läuft bis 2020. Finanziell unterstützt wird es vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung (KLI.EN). Dieser deckt rund 4,9 Millionen Euro der Gesamtinvestitionen von etwa acht Millionen Euro. Kein Wunder, dass sich Technologieminister Jörg Leichtfried, neben Umweltminister Andrä Rupprechter für den KLI.EN zuständig, bei der Pressekonferenz höchst erfreut zeigte: „Das kann eine technische Revolution werden. Zu verdanken haben wir sie den klugen Köpfen bei der RAG und ihren Partnern.“ Neben der BOKU sind das die Montanuniversität Leoben, das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB), das Energieinstitut an der Johannes-Keppler-Universität Linz und das Prozesstechnikunternehmen Axiom.

 

 

 

 

 

 

 

 

Evonik: Umsatz und bereinigtes EBITDA gesunken

Der Essener Spezialchemikalienkonzern konnte die rückläufigen Verkaufspreise durch höhere Verkaufsmengen nicht ausgleichen. Laut Vorstandschef Klaus Engel hat sich die Ertragslage „normalisiert“.

 

Der Umsatz des deutschen Spezialchemikalienkonzerns Evonik belief sich im Geschäftsjahr 2016 auf 12,7 Milliarden Euro, um sechs Prozent weniger als 2015. Das bereinigte EBITDA sank um 12,2 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis verringerte sich um 17,5 Prozent von 1,1 Milliarden auf 930 Millionen Euro. Laut dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Klaus Engel ist dies auf die rückläufigen Verkaufspreise zurückzuführen, insbesondere im Bereich Nutrition & Care, zu dem unter anderem Produkte in den Bereichen Gesundheit und Tierernährung gehören. Diese habe Evonik durch die um rund drei Prozent höheren Absatzmengen nicht kompensieren können. Insgesamt gesehen, habe sich die Ertragslage 2016 „nach dem außergewöhnlich starken Vorjahr normalisiert“. So gesehen, sei 2016 ein „gutes Geschäftsjahr“ gewesen. Wie berichtet, verlässt Engel Evonik am 23. Mai. Sein Nachfolger ist der stellvertretende Vorstandschef Christian Kullmann.

 

Für heuer ist laut Engel mit einem Umsatz von mehr als 12,7 Milliarden Euro sowie einem bereinigten EBITDA zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden Euro zu rechnen. Er erwartet zusätzliche Erträge aus Erwerb der Spezialadditivsparte des US-amerikanischen Chemiekonzerns Air Products, den Evonik am 3. Jänner abschloss. Die Transaktion kostete Evonik rund 3,8 Milliarden US-Dollar (3,6 Milliarden Euro). Heuer soll dadurch ein positiver Effekt auf den Umsatz von rund einer Milliarde Euro entstehen. Für das bereinigte EBITDA prognostiziert Evonik positive Auswirkungen von rund 250 Millionen Euro.

 

Nicht in der Prognose enthalten sind die möglichen Auswirkungen einer weiteren Übernahme. Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden will Evonik bis Jahresende den Erwerb des weltweiten Kieselsäuregeschäfts des US-amerikanischen Chemieunternehmens Huber mit Sitz in Atlanta im Bundesstaat Georgia abschließen. Der Vertrag wurde Anfang Dezember 2016 unterzeichnet, die Kosten belaufen sich auf 630 Millionen US-Dollar (599 Millionen Euro).