Archive - Dez 13, 2017

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CEFIC setzt auf Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen des künftigen Forschungs-Rahmenprogramms der EU (FP9) will die Chemieindustrie die Umwelt-, Energie- und Klimapolitik für neue Geschäftsmöglichkeiten nutzen.

 

Ein sogenanntes „Missions Paper“ zum künftigen Forschungs-Rahmenprogramm der EU (FP9) veröffentlichte der europäische Chemieindustrieverband CEFIC. Das derzeitige Rahmenprogramm Horizon 2020 endet 2020. Ab 2021 läuft FP9. CEFIC umreißt in dem „Missions Paper“ drei Bereiche, in denen die Chemiebranche zu Innovationen beitragen kann und die entsprechend gefördert werden sollten: die Schaffung weitgehend klimaneutraler Industriezweige (low carbon industries), das Up- und Recycling von Materialien sowie erschwingliche und reichlich verfügbare saubere Energie für die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft. So könnte die Umwelt-, Energie- und Klimapolitik zur neuen Geschäftschance werden.

 

Hinsichtlich der „low carbon industries“ konstatiert CEFIC, die Industrie sei das Rückgrat der europäischen Wirtschaft. Europa verfüge über Wettbewerbsvorteile bei der Bereitstellung hochwertiger Produkte und Dienstleistungen. Ferner habe es sich ambitionierte klimapolitische Ziele gesetzt. Die Chemieindustrie könne wesentlich dazu beitragen, diese zu erreichen. Ihr sei es beispielsweise möglich, die negativen Auswirkungen von CO2-Emissionen zu begrenzen und deren positive Auswirkungen zu erhöhen. So könne sie etwa neue Produkte und Materialien sowie Dienstleistungen entwickeln, um den Energie- und Ressourcenbedarf zu vermindern und die Wiederverwendbarkeit bzw. Rezyklierbarkeit zu steigern. Weiters sei es denkbar, ihre eigenen Produktionsprozesse zu verbessern und „Symbiosen“ zwischen Industriebetrieben und den Infrastrukturen städtischer Ballungsgebiete zu finden. Schließlich könnten biobasierte Grundstoffe die petrochemischen Basischemikalien ergänzen.

 

Was das Up- und Recycling betrifft, geht es CEFIC im Einklang mit den diesbezüglichen Bestrebungen der EU-Kommission um den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft. Elemente einer solchen sind CEFIC zufolge Ökodesign, biologisch abbaubare Produkte, biobasierte Grundstoffe, ein effizienterer Ressourceneinsatz und schließlich die Vermeidung des Begriffs „Abfall“, da „Abfall“ im derzeitigen Sinn künftig nicht mehr existieren soll. Nicht zuletzt im Kunststoffbereich ginge es laut CEFIC um das „Upcycling“, also die Herstellung hochwertiger(er) Produkte aus Sekundärrohstoffen.

 

Betreffend die erschwingliche, reichlich verfügbare und „saubere“ Energie betont CEFIC, die Chemieindustrie könne bessere Materialien zur Isolierung von Gebäuden ebenso bereitstellen wie Leichtbaumaterialien für Fahrzeuge, aber auch chemische Energiespeicher und Stoffe zum Bau leistungsfähigerer Batterien. Überdies sei es möglich, mit solchen Materialien effizientere Solarzellen und Rotorblätter für Windkraftanlagen zu erzeugen. Zu guter Letzt könnten erneuerbare Energien auch in den Produktionsprozessen der Chemieindustrie zur Anwendung kommen.

 

Österreichs Wünsche

 

Eine interministerielle Arbeitsgruppe unter Führung des Wissenschafts- und Wirtschaftsministeriums veröffentlichte Anfang September ein Eckpunktepapier mit den wichtigsten österreichischen Forderungen zum FP9. Unter anderem umfassen diese den Wunsch nach einem verstärkten „wirkungsorientierten Ansatz“ mit gezieltem und umfassendem Programmmanagement und einer „Evaluierungskultur, die dem Entstehen von Lerneffekten hohe Priorität einräumt“. Auch sollte das FP9 „stärker als das zentrale Instrument des europäischen Forschungsraums fungieren“. Und nicht zuletzt muss „die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit weiterhin einen zentralen Fokus der europäischen FTI-Maßnahmen darstellen“.

 

Nicht fehlen darf der Hinweis, dass die Nuklearforschung „auf nukleare Sicherheit zu fokussieren“ ist. Die Entwicklung neuer Reaktoren der Generation IV „hat zu unterbleiben, ebenso die Darstellung der Kernspaltung als nachhaltige Energieform“.