Archive - Apr 11, 2018

Austropapier kritisiert Ökostromförderung

Wirtschaftlich betrachtet, ist die Papierindustrie mit dem Jahr 2017 zufrieden. Die Ökostromförderung ist weiterhin ein Reizthema.

 

„Es war ein hervorragendes Jahr mit positiver Erlössituation.“ Diese Bilanz über 2017 zog Austropapier-Präsident Max Oberhumer bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Branche in Wien. Wegen umbaubedinger Stillstände sowie der Schließung einer Papiermaschine sank die Produktion gegenüber 2016 um 2,7 Prozent. Jedoch stieg der Umsatz um 0,7 Prozent auf rund vier Milliarden Euro. Die Durchschnittserlöse pro Tonne Papier erhöhten sich um 15 Euro auf 690 Euro. Den Branchengewinn gibt die Austropapier traditionell nicht bekannt. Sie verweist stets darauf, dass manche Mitgliedsunternehmen nicht börsennotiert sind und daher keine Bilanzzahlen veröffentlichen müssen. In die Fabriken in Lenzing, Frohnleiten und Traun investierte die Papierbranche 2017 insgesamt rund 222 Millionen Euro. Für heuer sind die Aussichten laut Oberhumer ebenfalls gut: „Wir sind sehr zuversichtlich. Unsere Anlagen sollten vollständig ausgelastet sein. Zurzeit kaufen wir jeden Festmeter Holz, den wir bekommen können.“

 

Voller Geigen hängt der Himmel trotzdem nicht. Wie schon in den vergangenen Jahren, kritisierten Oberhumer und seine Vizepräsidenten Christian Skilich und Cord Prinzhorn die Ökostromförderung, die sie als „wettbewerbsverzerrend“ bezeichneten. Wie sie betonten, ist die Industrie in Deutschland vom dortigen Förderregime ausgenommen. Hinsichtlich der aus EU-rechtlichen Gründen nötigen Neugestaltung des österreichischen Förderregimes betonte Skilich: „Wir wollen Investitionsförderungen statt der derzeitigen teuren Einspeisetarife.“ Mit den seitens der Bundesregierung ebenfalls angedachten Marktprämien kann die Papierindustrie dagegen nichts anfangen. Sie sieht diese als veränderte Form der Einspeisetarife, bestätigten Skilich und Prinzhorn auf Anfrage des Chemiereports. Und Prinzhorn ging in die Vollen: Seinerzeit seien die Förderungen auf 13 Jahre veranschlagt worden. Nun aber ertüchtigten beispielsweise die Betreiber von Windparks ihre Anlagen und kassierten damit neuerlich Förderungen für 13 Jahre. „Noch einmal verarschen lassen wollen wir uns nicht“, so Prinzhorns Kommentar. Detail am Rande: Cords Vater Thomas Prinzhorn hatte das Ökostromgesetz in seiner ursprünglichen Version seitens der FPÖ 2002 maßgeblich mitverhandelt. Und die gilt in wesentlichen Grundzügen heute noch - Stichwort Einspeisetarife. Wie die Zeit vergeht.

 

Neben der Umgestaltung der Fördertarife hat die Austropapier noch ein weiteres Anliegen: die Fördersumme kräftig zu kürzen. Skilich schwebt eine Halbierung der jährlichen Mittel von derzeit etwa 800 Millionen Euro auf 400 Millionen Euro vor.

 

In einem schoss sich Oberhumer auf die Integrierte Klima- und Energiestrategie (IKES) der Bundesregierung ein, deren Entwurf seit vergangener Woche vorliegt. Dass die Regierung die Bereitstellung von Wärme aus Biomasse forcieren wolle, sei nicht unproblematisch. Denn anstatt Holz stofflich zu nutzen, fördere die Regierung wiederum dessen Verbrennung. Zumindest in Ballungsräumen dürfe es dagegen keine neuen Holzheizungen mehr geben. Dafür werde sich die Papierindustrie mit aller Vehemenz einsetzen, versicherte Oberhumer. In den vergangenen Jahren war die Papierindustrie massiv gegen die geplanten Biomassekraftwerke in Klagenfurt aufgetreten, damit aber letztlich gescheitert.