Archive - Mär 12, 2019

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Arzneimittel: Strategie gegen Umweltrisiken

In einer neuen Mitteilung befasst sich die EU-Kommission mit der Frage, wie sich die Umweltauswirkungen von Arzneimittelrückständen eindämmen lassen.

 

Einen „Strategischen Ansatz für Arzneimittel in der Umwelt“ hat die EU-Kommission vorgestellt. Ihr zufolge können unsachgemäß entsorgte Medikamente „das schwerwiegende Problem der Antibiotikaresistenzen verschlimmern“. Außerdem bestehen Risiken für Tiere und Pflanzen, deren Überleben gefährdet oder deren Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigt werden kann. In ihrer Mitteilung (COM(2019) 128) schlägt die Kommission deshalb sechs Maßnahmen vor, um diesen Problemen zu begegnen.

Erstens will sie das Bewusstsein über die Thematik verbessern und den ordnungsgemäßen Umgang mit Arzneimittel fördern. Unter anderem sollen dazu Umweltaspekte in der Ausbildung angehender Mediziner berücksichtigt werden. Auch möchte die Kommission den präventiven Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung eindämmen.

Zweitens ist in der Kommunikation vorgesehen, Arzneimittel mit geringeren Umweltauswirkungen zu entwickeln und die Produktionsprozesse umweltverträglicher zu gestalten. In Hinblick auf die Produktion hat die Kommission nicht zuletzt die Bedingungen in Drittstaaten im Visier, wo aus Kostengründen ein nicht zu unterschätzender Teil der in der EU eingesetzten Arzneien erzeugt wird.

Drittens strebt die Kommission bessere Umweltverträglichkeitsabschätzungen für Medikamente an. Hierbei könnten ihr zufolge die Evaluierungen im Rahmen des EU-Chemikalienmanagementsystems REACH eine wesentliche Rolle spielen.

Viertens sollen Arzneimittelabfälle vermieden und die Behandlung solcher Abfälle verbessert werden. Die Kommission schlägt vor, die Packungsgrößen zu optimieren, damit weniger überflüssige Medikamente abgegeben werden. Nach sorgfältiger Prüfung könnten auch die Ablaufdaten verlängert werden. Überdies überlegt die Kommission, Sammelsysteme für nicht benutzte Medikamente einzurichten.

Fünftens empfiehlt die Kommission, die Umweltüberwachung in Hinsicht auf die Arzneimittelrückstände zu verbessern und zu erweitern.

Sechstens schließlich möchte sie Wissenslücken schließen, etwa, was den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Antibiotika in der Umwelt und Antibiotikaresistenzen betrifft.

 

EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis sagte, Arzneimittel müssten „unbedingt sicher und bei der Behandlung von Krankheiten wirksam sein, doch wir sollten uns auch über ihre möglichen Auswirkungen auf die Umwelt im Klaren sein. Antibiotikaresistente Bakterien gehören zu den weltweit größten Gesundheitsrisiken. Bei der Bekämpfung von antimikrobieller Resistenz ist es daher für uns alle von Nutzen, wenn wir Arzneimittel nicht nur mit Bedacht einsetzen, sondern auch gründlich durchdachte Systeme für ihre Herstellung und Entsorgung entwickeln“. Umweltkommissar Karmenu Vella ergänzte: „Um unserer selbst willen, aber auch zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Umwelt, müssen wir dafür sorgen, dass weniger Arzneimittel in unsere Flüsse und Böden gelangen.“

 

Vertreter der Initiative der europäischen Pharmaindustrieverbände zu Arzneimittelrückständen in der Umwelt (Inter Associations Initiative Pharmaceuticals in the Environment) begrüßten die Vorschläge der Kommission. Diese stimmten weitgehend mit den Vorstellungen der Industrie hinsichtlich der Verminderung von Umweltrisiken überein. Die Unternehmen entwickelten in zunehmendem Maße umweltverträglichere Produktionsverfahren.

 

Zugänglich ist die Mitteilung unter
http://ec.europa.eu/environment/water/water-dangersub/pdf/strategic_approach_pharmaceuticals_env.PDF

 

 

 

 

 

VCI erwartet „schwaches Chemiejahr“

Der Umsatz der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie wird heuer voraussichtlich um rund 2,5 Prozent auf 198,5 Milliarden Euro fallen. Die Produktionsmenge soll um etwa 3,5 Prozent zurückgehen.

 

 

Prächtig sind die Perspektiven eher nicht: Aller Voraussicht nach wird die Produktionsmenge der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie heuer gegenüber 2018 um etwa 3,5 Prozent sinken, meldet der Branchenverband VCI. Der Umsatz dürfte um 2,5 Prozent auf 198,5 Milliarden Euro fallen - und das, obwohl die Erzeugerpreise um rund ein Prozent zulegen werden.

 

Angekündigt hatte sich die Misere bereits im vierten Quartal 2018: Die Erzeugungsmenge verringerte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um etwa 6,3 Prozent. Dazu trug allerdings bei, dass die Nachfrage nach einem neuartigen Medikament nachließ und entsprechend weniger von dem Arzneimittel hergestellt wurde. „Aber auch die reine Chemieproduktion sank im Vergleich zum Vorquartal um 3,2 Prozent“, bedauert der VCI. Verglichen mit dem 3. Quartal 2018 verminderte sich der Branchenumsatz um 3,1 Prozent auf 46,5 Milliarden Euro - vor allem wegen des Auslandsgeschäfts, das laut VCI „einen deutlichen Rückschlag“ erlitt.

 

VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann resümierte vor Journalisten, er sehe die Lage „weniger optimistisch als zu Beginn des vergangenen Jahres. Die Chemienachfrage der deutschen und europäischen Industrie ist rückläufig. Außerdem wirkt der Brexit bremsend auf die Konjunktur. Unter dem Strich erwartet die Branche daher ein insgesamt schwaches Chemiejahr“.

 

Tillmann zufolge ist die „Europäische Union der Heimatmarkt der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie. Schwächt sich hier die Wirtschaft ab, ist unsere Branche direkt betroffen. Sind die industriepolitischen Rahmenbedingungen in Europa gut, profitieren unsere Unternehmen hiervon in besonderem Maße“.