Archive - Sep 27, 2019

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Vorträge und Preise bei den Österreichischen Chemietagen

Von 24. bis 26. September fanden an der Johannes-Kepler-Universität Linz die 18. Österreichischen Chemietage statt, in deren Rahmen auch zahlreiche Auszeichnungen vergeben wurden.

Im Zwei-Jahres-Rhythmus lädt die Gesellschaft österreichischer Chemiker (GÖCH) zu dieser Veranstaltung ein, die turnusgemäß an einem der universitären Chemiestandorte stattfindet. In diesem Jahr war die JKU Linz an der Reihe, wo unter dem Vorsitz von Wolfgang Buchberger ein umfangreiches Vortrags- und Posterprogramm zusammengestellt wurde. Für gewöhnlich bilden die Stränge dabei das Repertoire der in Österreich vertretenen akademischen Forschungsfelder ab, entsprechend stark waren Organische und Anorganische Chemie, Elektro- und Materialchemie, Analytische und Umweltchemie vertreten.

Mit der Session „Industry Meets University“, bei der Vertreter von Adler Lacke, Clariant und Lenzing zu Wort kamen, öffnete GÖCH-Präsident Ernst Gruber, im Hautberuf Geschäftsführer von Axalta Coatings Austria, auch ein Fenster in Richtung industrieller Arbeitsweisen und Anwendungen. Ein Plenarvortag von Gisela Boeck (Universität Rostock), arbeitete die Beiträge von Julis Lothar Meyer bei der Etablierung des Periodischen Systems der Elemente heraus.

 

Auszeichnungsreigen

Wie üblich, gab es im Rahmen der Chemietage einen ganzen Reigen an Preisverleihungen. So ging der „Monatshefte für Chemie – Dissertationspreis“ an Noela Barrabés von Institut für Materialchemie der TU Wien, der „Monatshefte für Chemie – Habilitationspreis“ an Vittorio Pace vom Department für pharmazeutische Chemie der Uni Wien. Der ASAC Junganalytikerpreis wurde an Lisa Emhofer (JKU Linz), der Fritz-Feigl-Preis an Therese Wohlschlager (Uni Salzburg) vergeben. Dem am BOKU-Department IFA Tulln tätige Analytiker Rudolf Krska, der auf dem Gebiet der Sekundärmetaboliten von Pilzen und Pflanzen internationales Ansehen genießt, wurde die Fritz-Pregl-Medaille „für herausragende Beiträge auf dem Gebiet der Analytischen Chemie“ verliehen. Darüber hinaus wurden Dissertations- und Publikationspreise vergeben.

Arzneimittelforschung: Krach um Förderungen

Laut dem Ludwig-Boltzmann-Insitut für Health Technology Assessment profitiert die Pharmaindustrie von öffentlich finanzierter Grundlagenforschung, legt das aber nicht offen. Die Pharmig wehrt sich gegen den Vorwurf.

 

Die Pharmaindustrie rechtfertigt hohe Kosten für Medikamente oft mit Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Sie legt aber nicht ausreichend offen, dass diese Aufwendungen nicht selten zu einem erheblichen Teil von der öffentlichen Hand getragen werden. So lautet, zusammengefasst, die Kritik des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Health Technology Assessment (LBI-HTA) in dem kürzlich erschienenen Bericht „Public & philanthropic financial contribution to the development of new drugs“. Mittels einer dreistufigen Suchstrategie untersuchten Mitarbeiter des Instituts drei Medikamente gegen seltene Erkrankungen bei Kindern „und konnten für alle drei Förderungen in mehrstelliger Millionenhöhe nachweisen“, konstatierte Claudia Wild, die Leiterin des LBI-HTA, in einer Aussendung.

Für F&E in Bezug auf Nusinersen (Spinraza), ein von Biogen vermarktetes Mittel gegen Rückenmarksatrophie, gab die öffentliche Hand Wild zufolge im Zeitraum 2007 bis 2017 mindestens 20 Millionen Euro aus. Auf die gesamte F&E zu Rückenmarksatrophie sollen mindestens 165 Millionen Euro entfallen sein. Für Grundlagenforschung und Entwicklung hinsichtlich Cerliponase alfa (Brineura) von Biomarin, eine Arzei zur Behandlung einer Erbkrankheit bei Kindern, die zu fortschreitenden Hirnschäden führt, gab es staatliche Zuschüsse von mehr als 31 Millionen Euro. Geld der öffentlichen Hand erhielt auch die japanische Pharmafirma Kyowa Kirin. Für die Entwicklung ihres Medikaments Burosumab gegen eine Knochenerkrankung wandte der Steuerzahler mindestens 26,8 Millionen Euro auf.

Laut Wild war es auch mit der Suchmethode des LBI-HTA nicht möglich, sämtliche von den Pharmaunternehmen akquirierten Förderungen aufzufinden: „Dabei liefert eigentlich oft die – öffentlich und philanthropisch finanzierte – Grundlagenforschung jene Entdeckung oder zündende Idee, die später in einem Medikament Anwendung findet – und ist gleichzeitig mit hoher Ergebnisunsicherheit und Ressourcenaufwand verbunden.“

 

Konter der Pharmig

 

Der Pharmaindustrieverband Pharmig wollte das nicht unkommentiert stehenlassen. „Um Arzneimittelinnovationen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, investieren pharmazeutische Unternehmen mitunter Milliardenbeträge. Das beginnt oft schon damit, dass sie vielversprechende Projekte aus der Grundlagenforschung mit hohen Investitionen von kleinen Start-Ups oder anderen Institutionen übernehmen, um sie mit der notwendigen Infrastruktur im Zuge der klinischen Forschung weiterzuentwickeln. Weder bekommen forschende pharmazeutische Unternehmen derartige Projekte gratis, noch wird ihnen eine Erfolgsgarantie mit auf den Weg gegeben“, betonte Generalsekretär Alexander Herzog. Durchschnittlich seien „zwölf Jahre Entwicklungszeit und bis zu 2,2 Milliarden Euro“ zu veranschlagen. Somit gehe die Kritik an den angeblich (zu) hohen Arzneimittelpreisen einmal mehr ins Leere. Außerdem müsse endlich einmal der Nutzen der Medikamente anerkannt werden: „Gerne wird der Wert neuer Therapien auf ihren Preis reduziert. In Wahrheit aber kommen sie nicht nur den Patienten zugute, sondern der gesamten Gesellschaft, wenn letztlich Betroffene kürzer im Krankenhaus bleiben müssen, wenn Spitalsaufenthalte überhaupt vermieden und die Betroffenen wieder arbeitsfähig gemacht werden können.“

Und so üppig falle die Forschungsförderung gerade in Österreich nun auch wieder nicht aus, konstatierte Herzog: Sie belaufe sich auf 14 Prozent der Aufwendungen für eigenbetriebliche sowie Auftragsforschung. Nicht subventioniert würden allerdings die globalen klinischen Prüfungen, auf die der „Großteil der Arzneimittelentwicklungskosten“ entfalle. Außerdem sei die Grundlagenforschung ohnehin eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Ihre Förderung komme „allen anderen Forschungsformen und damit letztendlich uns allen zugute“. Es sei keineswegs allein die Pharmabranche, die davon profitiere.

 

 

Pharmig: Von Lattorff folgt Munte

Der Pharmaindustrieverband hat einen neuen Präsidenten. Als neuer Vizepräsident fungiert Sigmapharm-Chef Bernhard Wittmann.

 

Philipp von Lattorff, der Generaldirektor der Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG, ist der neue Präsident des Pharmaindustrieverbands Pharmig. Er wurde auf der außerordentlichen Generalversammlung am 26. September für drei Jahre gewählt. Lattorff folgt Martin Munte von Amgen, der vor kurzem in die Schweizer Europa-Zentrale des US-amerikanischen Pharmakonzerns wechselte. Dies stand bereits bei der ordentlichen Generalversammlung der Pharmig im Frühjahr fest. Aus statuarischen Gründen war es aber nicht mehr möglich, bereits damals einen neuen Präsidenten zu wählen.

 

Veränderungen gibt es auch im Präsidium des Pharmaindustrieverbands. Zu einem der drei Vizepräsidenten gekürt wurde Bernhard Wittmann, der Geschäftsführer der Sigmapharm Arzneimittel GmbH. Astrid Müller, die Geschäftsführerin der Biogen Austria GmbH, und Pfizer-Geschäftsführer Robin Rumler wurden in ihren Funktionen als als Vizepräsidenten bestätigt. Auch die weiteren 13 Mitglieder des Vorstandes behielten ihre Posten.

 

Von Lattorff bezeichnete seine neue Funktion als die eines „Vernetzers“: „Es ist mir ein Anliegen, die Bemühungen der Interessensvertretungen um den Wirtschaftsstandort Österreich zu bündeln. Denn nur, wenn wir mit einer Stimme sprechen, kann es uns gelingen, Österreich als Forschungs-, Produktions-, und Vertriebsstandort international wettbewerbsfähig und attraktiv zu halten.“ Dabei müssten die Interessen der Klein- und Mittelbetriebe ebenso berücksichtigt werden wie die der großen Firmen. Ferner geht es Von Lattorff nach eigenen Angaben darum, die Anliegen „von Original- und Generikaherstellern unter einen Hut zu bringen“.