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July 26th

Forschungsachse Wien – Bratislava gestärkt

Im Zuge eines Projekts zum Aufbau einer virologischen Datenbank wurde eine Vereinbarung zu grenzüberschreitender Kooperation zwischen Wien und Bratislava getroffen.

Im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprojekts CAPSID haben sich die Vienna Biocenter Core Facilities (VBCF) in Wien und das Biomedicínske centrum Slovenská akadémia vied (BMC SAV) in Bratislava mit elf Projektpartnern zusammengeschlossen und eine virologische Datenbank aufgebaut, die Informationen und Protokolle für die Herstellung von viralen Proteinen bereitstellt. Nun wurde das Projekt nach dreijähriger Laufzeit abgeschlossen und gleichzeitig die Grundlage für eine engere Zusammenarbeit der biomedizinischen Forschungszentren in der slowakisch-österreichischen Grenzregion gelegt. In einer Abschlusserklärung verpflichteten sich beide Projektpartner, mittels gemeinsamer Seminare, Forschungsaustausche und -arbeiten sowie koordinierter Drittmittelanträge die enge Zusammenarbeit über die Projektlaufzeit hinaus sicherzustellen.

 

Vesikel als Vehikel für Vakzine

Wissenschaftlern der Vetmed ist es gelungen, eukaryotische Proteine auf bakterielle Vesikel aufzubringen. Das könnte als Plattform für Impfstoffe Verwendung finden.

Alle Arten von Zellen geben Vesikel an ihre Umgebung ab. Wurden die kleinen membranumhüllten Abschnürungen früher meist als zellulärer Abfall betrachtet, erkennt die Molekularbiologie in den vergangenen Jahren immer deutlicher, dass sie in der Übertragung von Signalen zwischen verschiedenen Zellen eine wichtige Rolle spielen. Das ist auch bei denjenigen Bakterien so, die den menschlichen Darm besiedeln. Forschern um Christoph Metzner vom Institut für Virologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist es nun erstmals gelungen, derartige bakterielle Vesikel mit Proteinen aus Säugetierzellen zu markieren und damit Hybride aus eukaryotischen Proteinen auf prokaryotischen Membranen zu erzeugen.

Die Wissenschaftler bedienten sich dazu eines Verfahrens, das „Molecular Painting“ genannt wird. Dabei werden Proteinmoleküle mithilfe von Glycosylphosphatidylinositol (GPI) in der Lipid-Membran verankert. Und weil man dies nicht nur mit Fluoreszenz-markierten Proteinen (für die man die Verankerung sehr gut zeigen kann), sondern auch mit Zytokinen, Wachstumsfaktoren und Antigenen machen kann – und darüber hinaus auch zumindest zwei verschiedenen Proteine auf ein Vesikel aufgebracht werden können – ergibt sich eine flexibel einsetzbare Plattform. Eine solche könnte beispielsweise zur Konstruktion neuartiger Vakzine sehr nützlich sein: Die bakteriellen Membranvesikel stimulieren das menschliche Immunsystem, die durch die Modifikation abgelagerten Antigene dirigieren die Immunabwehr in die gewünschte Richtung. Die Originalarbeit wurde in der Zeitschrift „Membranes“ publiziert.

 

 

 

July 23rd

EFSA: Kein Grenzwert für Zucker

Nach Durchsicht von über 30.000 Studien hält die EU-Lebensmittelsicherheitsagentur die Festlegung einer Obergrenze für den Zuckerkonsum für nicht möglich. Nun hat sie eine Konsultation zu diesem Thema eingeleitet.

 

Bis 30. September läuft eine öffentliche Konsultation der Europäischen Lebensmittelsicherheitsagentur (EFSA) zur Sicherheit von Zucker in Lebensmitteln. Dabei geht es um den Entwurf eines Gutachtens, das die EFSA auf Ersuchen Dänemarks, Finnlands, Islands, Norwegens und Schwedens erstellt hatte. Diese Länder hatten an die Agentur den Wunsch herangetragen, ihre aus dem Jahr 2010 stammende Bewertung der Zusammenhänge des Zuckerkonsums mit Krankheiten wie Fettleibigkeit, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht und Karies zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. Falls möglich, sollte die EFSA einen wissenschaftlich fundierten Grenzwert für die „zulässige Höchstaufnahmemenge“ von Zucker vorschlagen. Dieser Wert würde beschreiben, welche Mengen von Zucker jedenfalls aufgenommen werden können, ohne die Gesundheit zu gefährden.

 

Die zuständigen Wissenschaftler der EFSA untersuchten daher mehr als 30.000 einschlägige Publikationen. Ihr vorläufiges Fazit: Es ist „nicht möglich, einen solchen Schwellenwert festzulegen“. Allerdings bestünden „mehr oder weniger offenkundige Zusammenhänge zwischen der Aufnahme unterschiedlicher Zuckerarten und dem Risiko der Entstehung chronischer Stoffwechselkrankheiten und Karies“. Valeriu Curtui, der Leiter des für Ernährungsfragen zuständigen Referats der EFSA, erläuterte, die zusätzlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten aus der Konsultation seien hilfreich, um „unsere Bewertungen zu untermauern“.

 

Und Curtui fügte hinzu: Der nunmehr vorliegende Entwurf sei „ausschließlich eine Bewertung wissenschaftlicher Erkenntnisse“. Er enthalte keine gesundheitspolitischen Empfehlungen und sei auch keine Leitlinie für allfällige Entscheidungen: „Dafür sind die nationalen Gesundheitsbehörden und internationale Gremien zuständig.“

 

In diesem Sinne äußerte sich auch Linda Granlund, die Direktorin des Referats für Prävention und öffentliche Gesundheit der norwegischen Direktion für Gesundheit. Sie begrüßte die Konsultation und ersuchte Ernährungsexperten in Norwegen und anderen Ländern, zu dem Entwurf Stellung zu nehmen. Sobald das fertige Gutachten vorliege, werde Norwegen seine „nationalen lebensmittelbezogenen Ernährungsleitlinien anhand der dabei gewonnenen umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse aktualisieren“.

 

Zugänglich ist die Konsultation unter https://connect.efsa.europa.eu/RM/s/publicconsultation

 

 

July 19th

Ärztekammer besorgt wegen Rückgang der Plasmaspenden

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres besuchte die Plasmafraktionierung von Takeda in Wien 22. Plasmaspenden, die den dafür notwendigen "Rohstoff" zur Verfügung stellen, sind während der Pandemie deutlich zurückgegangen.

Menschen, die an Hämophilie B leiden, besitzen einen genetisch bedingten Mangel an Gerinnungsfaktor IX – einem Protein, das für gewöhnlich im Blut zu finden sind. Die Blutergerinnungskaskade, die die Verletzung eines Blutgefäßes schließt, ist bei ihnen gestört. Sie sind auf die Verabreichung der fehlenden Gerinnungsfaktoren angewiesen, die aus dem Plasma gesunder Menschen gewonnen werden kann.

Das ist nur ein Beispiel von vielen, die zeigen, dass menschliches Blutplasma ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung wichtiger Arzneimittel ist. Ebenso könnte man Patienten anführen, die an primärer Immundefizienz leiden und daher selbst die für die Abwehr essenziellen Immunglobuline nicht ausbilden können. Patienten mit seltenen Erbkrankheiten wie dieser profitieren von der Fraktionierung der Körperflüssigkeit und der Gewinnung der darin enthaltenen Proteine.

In der Plasmafraktionierung von Takeda in Wien 22 werden insgesamt 17 Produkte für die Therapie von seltenen, chronischen und genetisch bedingten Erkrankungen gewonnen. Doch das funktioniert nur, wenn der Rohstoff Plasma auch in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. „Leider ist die Zahl der Plasmaspenden in der Corona-Zeit deutlich zurückgegangen“, stellte demgegenüber Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und Oberarzt am Klinischen Institut für Labormedizin der Medizinischen Universität Wien, fest. Szekeres besuchte am 15. Juli die Forschungs- und Produktionsstandorte von Takeda in Wien, um sich ein Bild von diesem Teil der heimischen Wertschöpfungskette zu machen. Diese sei seinen Worten zufolge ein „wichtige Säule“ des Gesundheitssystems, da sie für Versorgungssicherheit mit lebensrettenden und lebensverbessernden Arzneimitteln stehe. Karl-Heinz Hofbauer, Leiter der Takeda Produktionsstandorte in Wien, freute sich über den Besuch. „Hier werden plasmabasierte Therapien seit 65 Jahren erforscht und produziert. Wien gilt nicht ohne Grund als Plasmahauptstadt Europas", so Hofbauer.

 

Versorgung von Personen mit seltenen Erkrankungen

Takeda sorgt mit den Plasmazentren seines Tochterunternehmen BioLife selbst für Nachschub. Allein zwölf solcher Zentren werden in Österreich betrieben, weitere in Nachbarländern. „Verringert sich die Menge an Plasma, die wir in Österreich dank der hiesigen Spenden aufbringen, erhöht das die Abhängigkeit von US-Plasma“, warnt Matthias Gessner, Leiter der BioLife Plasmazentren. Das gefährde potenziell die Versorgungssicherheit der Patienten in Österreich.

Mit der Zusammenarbeit zwischen Takeda und der Ärzteschaft zeigten sich beide Seiten zufrieden: „Der Nationale Aktionsplan für seltene Erkrankungen ein gutes Beispiel für eine wichtige Initiative aller beteiligten Strukturen, um die Situation von Menschen mit seltenen Erkrankungen langfristig und nachhaltig zu verbessern“, sagte dazu Anthea Cherednichenko, MBA, Geschäftsführerin von Takeda Pharma Austria. „Gerade Menschen mit seltenen und komplexen Erkrankungen brauchen und verdienen ein solidarisches Gesundheitssystem, das ihre Bedürfnisse kennt, versteht und berücksichtigt“, ergänzte Ärztekammer-Präsident Szekeres.

 

 

July 8th

Agrana: Quartalsgewinn erheblich gesunken

Hinsichtlich des gesamten Geschäftsjahres 2021/22 gibt sich die Konzernführung aber optimistisch. Der Konzernumsatz soll „moderat“ wachsen, das EBIT sogar „deutlich“.

 

Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana verzeichnete im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 einen Gewinn von 12,1 Millionen Euro. Gegenüber dem ersten Quartal 2020/21 ist das ein Rückgang um etwa 37,0 Prozent. Zwar wuchs der Umsatz um rund 8,2 Prozent auf 705,8 Prozent. Indessen sank das EBITDA um 18,1 Prozent auf 44,8 Millionen Euro, das EBIT um 34,7 Prozent auf 20,9 Millionen Euro. Als Gründe nannte der neue Generaldirektor Markus Mühleisen insbesondere „rückläufige Ergebnisse im Segment Stärke aufgrund höherer Rohstoffkosten und geringere Absätze im Segment Zucker“. Dem gegenüber habe sich der größte Geschäftsbereich, Frucht, „stabil“ entwickelt. So lag der Umsatz in diesem Bereich mit 320,7 Millionen Euro um 5,6 Prozent über dem Vergleichswert des Geschäftsjahres 2020/21. Das EBIT blieb mit 15,9 Millionen Euro nahezu stabil (Vorjahreswert 16,0 Millionen Euro). In Europa sowie in der Russländischen Föderation lief das Geschäft mit Fruchtzubereitungen gut. Eine Verschlechterung musste die Agrana dagegen bei den Fruchtsaftkonzentraten verkraften.

 

Im Segment Stärke stand einem Umsatzzuwachs um 14,8 Prozent auf 234,6 Millionen Euro ein EBIT-Rückgang um 32,4 Prozent auf 11,5 Millionen Euro gegenüber. Wie es seitens der Agrana hieß, „verharrten die Verkaufspreise der meisten Hauptprodukte noch auf dem niedrigen Vorjahresniveau“.

 

Im Segment Zucker schließlich lagen die Umsatzerlöse mit 150,5 Millionen Euro um 4,2 Prozent über denen des ersten Quartals 2020/21. Das EBIT fiel dagegen von -1,0 Millionen Euro auf -6,5 Millionen Euro. Bedingt war dies vor allem durch die „deutlich niedrigere(n) Zuckerverkaufsmengen“. Einer der wichtigsten Gründe: Im vergangenen Jahr war es infolge der COVID-19-Pandemie verschiedentlich zu Hamsterkäufen und zum Anlegen von Zuckervorräten gekommen – ein Phänomen, das sich im ersten Quartal des heurigen Jahres nicht wiederholte.

 

Hinsichtlich des Gesamtjahres 2021/22 gab sich Mühleisen optimistisch. Ihm zufolge ist mit einem „deutlichen Anstieg beim EBIT“ sowie einem „moderaten Anstieg“ des Konzernumsatzes zu rechnen.

 

 

 

July 5th

Schulen gewinnen mit Chemie

Am 16. Projektwettbewerb des Verbandes der Chemielehrer Österreichs (VCÖ) beteiligten sich über 200 Schulen mit 16.100 Schülern und 610 Lehrern. Hautsponsor war wieder der FCIO.

 

Unter dem Motto „Mit Chemie zu Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz“ stand der Projektwettbewerb des Verbandes der Chemielehrer Österreichs (VCÖ), der heuer zum 16. Mal stattfand. Hauptsonsor war auch diesmal wieder der Fachverband der Chemischen Industrie (FCIO). Dessen Repräsentanten sehen in dem alle zwei Jahre abgehaltenen Wettbewerb eine Möglichkeit, Kinder und Jugendliche frühzeitig für die Naturwissenschaften zu interessieren und so potenziellen Nachwuchs für die Branche heranzuziehen. Nicht zuletzt angesichts des mittlerweile notorischen Fachkräftemangels könne es sich die „innovative Branche nicht leisten, auf ein Talent zu verzichten“.

 

Insgesamt beteiligten sich diesmal mehr als 200 Schulen mit etwa 16.100 Schülern und 610 Lehrern. Laut FCIO und VCÖ war der Projektwettbewerb damit „die größte naturwissenschaftliche Initiative an Österreichs Schulen“. Zu gewinnen waren elf Hauptpreise zu je 2.000 Euro in Form von Geräte- und Chemikaliengutscheinen sowie 48 Sonderpreise im Wert von 700 Euro. Ferner erhielt jede teilnehmende Schule Versuchsgeräte zu jeweils 1.000 Euro. Die Hauptpreisträger waren die Mittelschulen Annabichl (Kärnten), Hinterbrühl (Niederösterreich), St. Martin (Oberösterreich) und Dominikanerinnen (Wien), die Neue Mittelschule Wildon (Steiermark), die Realgymnasien Canerigasse und Leoben (Steiermark), das Realgymnasium Rosasgasse und das Bernoulligymnasium (Wien) sowie die privaten Realgymnasien Sacre Coeur und Maria Regina (Wien). Die Siegerehrung fand in der Wirtschaftskammer statt.

 

Als Hauptsonsoren engagierten sich neben dem FCIO die Bundesministerien für Bildung, Wissenschaft und Forschung, für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie, weiters die BASF, die Borealis, die OMV und Boehringer-Ingelheim. Die Stadt Wien unterstützte den Wettbewerb nach eigenen Angaben über ihre Umweltschutzabteilung, die MA 22.

 

 

July 1st

Den Standort stärken

In der kommenden österreichischen Standortstrategie 2040 wird die Pharmaindustrie eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen, hieß es beim Health-Care-Symposium der Pharmig-Academy.

 

Beim heurigen Europäischen Forum Alpbach will Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck die im Regierungsprogramm angekündigte Standortstrategie 2040 vorstellen. Und die Pharma- sowie Life-Science-Branche werde in der Strategie eine wesentliche Rolle spielen, versicherte Schramböck beim Health-Care-Symposium der Pharmig-Academy zum Thema „Produktion am Limit? Was ein starker Standort braucht“ am 30. Juni. Die Ministerin erläuterte, die COVID-19-Pandemie habe die Wichtigkeit der internationalen Lieferketten gezeigt, zugleich aber auch deren Verletzbarkeit verdeutlicht. Daher gelte es, wichtige Pharmazeutika verstärkt in Europa zu erzeugen - und damit keineswegs zuletzt auch in Österreich. Sie habe sich im vergangenen Jahr bekanntlich bemüht, die letzte Antibiotikaproduktion der westlichen Welt im Tiroler Kundl abzusichern. Im Juli werde sie ihre „erste Auslandsreise nach der Coronapandemie“ in die Schweiz und dort insbesondere zur Novartis führen, der die Fabrik in Kundl gehört.

 

Schramböck ergänzte, es sei notwendig, mit der EU-Kommission zu kooperieren, um die notwendige Transformation von Industriezweigen fördern zu können. Das Beihilfenrecht stelle dabei manche Hürde dar: „Da ist eine sehr große Starrheit auf Seiten der Kommission.“ Doch sei die Kommission gut beraten, nicht die Konkurrenz zwischen dem Mitgliedsstaaten der EU zu forcieren, sondern statt dessen die USA und China ins Visier zu nehmen: „Dazu müssen wir die europäischen Unternehmen unterstützen. Und dafür brauchen wir entsprechende Rahmenbedingungen.“ Sich selbst und der Bundesregierung im Ganzen zollte Schramböck Lob: „Wir haben schon einiges richtig gemacht in der Vergangenheit.“ Insbesondere die Investitionsprämie habe sich als „Best-Practice“-Beispiel für ganz Europa erwiesen und sei nicht zuletzt von der Pharmabranche gut genutzt worden. Dem Vizepräsidenten der Pharmig, Robin Rumler, spendete Schramböck ebenfalls Beifall: „Herzlichen Dank, lieber Robin. Wir sind gemeinsam durch schwierige Monate gegangen.“

 

Investitionsanreize willkommen

 

Rumler dankte seinerseits der „lieben Margarete“: „Es ist für uns alle ein großes Zeichen, was Du gesagt hast. Wir können spürbar stark miteinander arbeiten.“ Nun gelte es, den Weg in die Zukunft zu skizzieren. Und genau das erfolge eben mit der Standortstrategie 2040, in sich die Pharmabranche dankenswerter Weise stark berücksichtigt fände. Nicht zu Unrecht freilich, verdeutlichte Rumler: „Wien ist die Welthauptstadt der Plasmaaufbereitung. In Österreich werden Antiobiotika erzeugt, ebenso Zeckenimpfstoffe. Wir sind stark im Bereich der Generika sowie der Tiergesundheit.“ Außerdem hätten weltweit namhafte Unternehmungen in den vergangenen Jahren in Österreich rund 3,2 Milliarden Euro investiert. Der Wert der alljährlich erzeugten Medikamente liege bei 2,7 Milliarden Euro. Allerdings gebe es durchaus noch „Luft nach oben: Schweden schafft fast das Dreifache, die Schweiz etwa das 15-fache.“

Es sei daher nicht zuletzt notwendig, die Digitalisierung zu verstärken. „Die Forschungsprämie darf steigen“, auch die Vernetzung der Krankenhäuser gehöre verbessert, die Bürokratie gestutzt. Und was die Produktion betreffe, sei „jeglicher Investitionsanreiz zu begrüßen“. Die von Schramböck angesprochene „sektorale Förderung“ gelte es zu ermöglichen, die Berufsausbildung (weiter) zu verbessern. Und: „Wir brauchen faire Preise. Es darf keine endlos langen Preisverhandlungen geben.“ Dies sei umso notwendiger, wenn Österreich weiterhin ein „Early-Launch“-Land für neue Arzneimittel zu bleiben gedenke.

Außerdem wünscht sich Rumler nach eigenen Angaben eine „perfekte Umsetzung der Standortstrategie 2040“. Diese müsse konkret ausformulierte Ziele enthalten. Ihr Fortschritt solle jährlich präsentiert werden, „vielleicht in einer Samstagabenshow, wo Unternehmen prämiert werden, die etwas besonders gut gemacht haben“.

 

Ähnlich argumentierte Michael Kocher, der Geschäftsführer der Österreich-Niederlassung von Novartis, der die Zusammenarnbeit mit Schramböck lobte. Kritik übte er dagegen an der Preispolitik hinsichtlich der Arzneimittel: „Eine Tagestherapie an Antibiotika ist billiger als ein Kaugummi. Das heißt, wir können Antibiotika in Österreich nicht kostendeckend verkaufen.“ Das müsse sich ändern, wenn Novartis weiter in Österreich investieren solle. Andernfalls würden die Investitionen eben in Slowenien oder in der Schweiz getätigt.

 

„Besonders schlechter Einkäufer“

 

Der Wiener Gesundheitsstadtradt Peter Hacker bezeichnete es als „großartig“, wie rasch Impfstoffe gegen COVID-19 verfügbar gewesen seien: „Da sieht man die Vorteile einer weltweit vernetzten Industrie. Man sieht aber auch, wie abhängig wir von der Rohstoffproduktion und wie verletzlich die Lieferketten sind.“ Hacker räumte ein, die Politik habe sich zu wenig mit der Versorgungssicherheit im Arzneimittelbereich befasst: „Wo ein Medikament erzeugt wird, hat keine Rolle gespielt.“ Überdies sei zu wenig auf den unternehmensinternen Wettbewerb zwischen den Standorten geachtet worden: „Wir wollen die österreichischen Teile internationaler Konzerne dabei gerne unterstützen. Ich lade diese ein, auf uns zuzukommen.“

Was die Arzneimittelpreise betrifft, sei das österreichische Gesundheitssystem „ein besonders schlechter Einkäufer“. Die Pharmaindustrie verhandle mit mindestens 50 Ansprechpartnern, weil ja auch die Krankenhäuser selbst Pharmazeutika beschafften. Und: „Hätte nicht die EU-Kommission gemeinsam Impfstoffe eingekauft, würden wir vermutlich heute noch auf diese warten.“

 

(Noch) flexiblere Verfahren

Christa Wirthumer-Hoche, die Leiterin der Medizinmarktaufsicht in der AGES, verwies auf deren Ruf, „eine offen kommunizierende Behörde“ zu sein. Selbstverständlich gelte es, Zulassungsverfahren so effizient wie möglich abzuwickeln. Auch müssten „noch flexiblere“ Verfahren erarbeitet werden. Allerdings müsse auch die Pharmaindustrie Verständnis dafür haben, dass die Behörden umfassende Daten zu erheben hätten, um die Sicherheit der zu genehmigenden Präparate gewährleisten zu können. Was die von Kocher beklagten Preise unterhalb der Rezeptgebühren betrifft, konstatierte Wirthumer-Hoche, die Patienten müssten sich „des Werts der Medikamente stärker bewusst werden“. Vielleicht könnte eine Kennzeichnung von in Europa erzeugten Pharmazeutika und Wirkstoffen dazu beitragen.