Chemisches Recycling im Überblick
Das im Chemiepark Knapsack angesiedelte und auf Transformationsprozesse rund um erneuerbaren Kohlenstoff spezialisierte Nova-Institut hat einen Trendreport zu neuen Recyclingmethoden für Kunststoffabfällen veröffentlicht.
Auf 200 Seiten werden dort die Profile von mehr als 100 verfügbaren fortschrittlichen („advanced“) Recyclingtechnologien und den dazugehörigen Anbietern dargestellt. Der Bericht fokussiert vor allem auf chemische Recyclingtechnologien, die angesichts der Limitationen mechanischen Rezyklierens zur Erreichung der politisch vorgegeben Quoten verstärkt Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vor allem Abfälle, die ein Gemisch verschiedener Kunststoffe enthalten, lassen sich den Autoren zufolge derzeit nicht in sortenreine Fraktionen ausreichender Qualität auftrennen.
Die veröffentlichte Studie umfasst demgegenüber eine ganze Reihe von Verfahrenstypen, die Kunststoffe und andere organische Abfälle chemisch in Kohlenwasserstoffe zurückwandeln, die wiederum Ausgangspunkt für neue Synthesen sein können: Vergasung, Pyrolyse, Solvolyse, Dissolution und Enzymolyse. Ebenso werden Nachbearbeitungs- und Veredelungstechnologien und ihre Anbieter vorgestellt.
Der Report kann unter www.renewable-carbon.eu/publications käuflich erworben werden.
Uni Wien: Neuer Syntheseweg für Alkene
Die Forschungsgruppe von Nuno Maulide vom Institut für Organische Chemie der Universität Wien hat eine neue Route zur stereoselektiven Synthese von Alkenen gefunden, die überraschenderweise Schwefel-Ylide als entscheidende Reagenzien verwendet.
Die Reaktion von Phosphor-Yliden mit Carbonyl-Verbindungen ist eine Standardmethode zur Synthese von Kohlenstoff-Kohlenstoff-Doppelbindungen, wie sie in Alkenen vorkommen. Für ihre Entdeckung wurde Georg Wittig 1979 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet, ihm zu Ehren wird dieser Transformationsweg auch „Wittig-Reaktion“ genannt.
Ylide (innere Salze, bei denen ein anionisches und ein kationisches Zentrum nur durch eine kovalente Bindung voneinander getrennt sind) werden aber nicht nur von Phosphor, sondern auch von Schwefel gebildet. Schwefel-Ylide waren bisher für ein anderes Reaktionsverhalten mit Carbonyl-Verbindungen bekannt, bei dem Epoxide, nicht Alkene ausgebildet werden. Die Forschungsgruppe um Chemiker Nuno Maulide von der Universität Wien hat nun eine spezielle Art von Schwefel-Yliden entdeckt, die dieser Regel widersprechen und in Kombination mit Carbonylen Alkene bilden. Zudem lässt sich mit diesen Reagenzien steuern, ob das cis- oder das trans-Isomer der entstehenden ungesättigten Verbindung entsteht. Die Selektivität der von der Forschungsgruppe gefundene Reaktion übertrifft dabei die bisher bekannter Alkensynthesen.
Originalpublikation:
Direct Stereodivergent Olefination of Carbonyl Compounds with Sulfur Ylides. DOI: 10.1021/jacs.2c05637