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Dezember 16th, 2019
Sanochemia bietet Gläubigern Mindestquote
16.12.19
von
Klaus Fischer
Wie angekündigt, hat das Wiener Pharmaunternehmen einen „Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung“ gestellt.
Das Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia hat nach eigenen Angaben am 16. Dezember beim Handelsgericht Wien einen „Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung“ eingebracht. Eine Woche zuvor hatte die Sanochemia bekannt gegeben, insolvent zu sein und den nun eingebrachten Antrag in den kommenden Tagen stellen zu wollen.
Seitens des Kreditschutzverbandes 1870 (KSV 1870) hieß es, die Sanochemia habe nach eigener Darstellung Passiva von rund 49 Millionen Euro, denen Aktiva von nur 22 Millionen Euro gegenüberstünden. Somit würde sich ihre Überschuldung auf etwa 27 Millionen Euro belaufen.
Dem KSV 1870 zufolge bietet die Sanochemia ihren 282 Gläubigern die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent an: „Ob dieses Anbot akzeptabel ist, wird der KSV1870 im Interesse der betroffenen Gläubiger prüfen.“ Die notwendigen Mittel wolle die Sanochemia „aus dem Fortbetrieb sowie aus einer dann eventuell noch notwendigen Kapitalerhöhung aufbringen“.
DuPont: Millardendeal mit IFF
16.12.19
von
Klaus Fischer
Der US-Chemieriese will seine Nahrungsmittel- und Biosciences-Sparte mit der International Flavors & Fragrances (IFF) fusionieren.
Der US-amerikanische Chemieriese DuPont mit Sitz in Wilmington im Bundesstaat Delaware will sein Nahrungsmittel- und Biowissenschaftsgeschäft (N&B) mit der International Flavors & Fragrances (IFF) mit Sitz in New York fusionieren. Darauf einigten sich Vertreter der beiden Unternehmen, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung. IFF erzeugt vor allem Geschmacks- und Geruchsstoffe sowie Nahrungsmittel und Nahrungsmittelzusätze. Durch die Transaktion entstünde ein Konzern mit einem geschätzten Wert von rund 45,5 Milliarden US-Dollar (40,8 Milliarden Euro), einem Jahresumsatz von etwa 11 Milliarden US-Dollar (9,9 Milliarden Euro) sowie einem EBITDA von 2,6 Milliarden US-Dollar (2,3 Milliarden Euro). Den Wert seiner N&B-Sparte beziffert DuPont mit 26,6 Milliarden US-Dollar (23,9 Milliarden Euro).
Der Abschluss der Fusion ist für das erste Quartal 2021 vorgesehen. Die Vorstände beider Unternehmen haben diese laut DuPont und IFF einstimmig abgesegnet. Künftig sollen die DuPont-Aktionäre 55,4 Prozent der Aktien des neuen Konzerns halten, die bisherigen IFF-Aktionäre die verbleibenden 44,6 Prozent. Der größte Aktionär von IFF, die in Singapur ansässige Winder Investments, hat ihre Zustimmung zu dem Deal bereits signalisiert.
Seine Produkte und Dienstleistungen offeriert das neue Unternehmen vor allem der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie den Sparten Haushaltschemikalien und Körperpflege, aber auch der Gesundheits- und Wellnessindustrie. Angesprochen werden sollen sowohl große Unternehmen als auch Klein- und Mittelbetriebe.
Anlässlich der Bekanntgabe des Deals bekräftigten die Geschäftspartner ihre Aussichten für 2019. Demnach erwartet IFF einen Umsatz zwischen 5,15 und 5,25 Milliarden (US-Dollar (4,62 bis 4,71 Milliarden Euro). DuPont geht davon aus, etwa 21,5 Milliarden US-Dollar (19,3 Milliarden Euro) umzusetzen.
„Endlich Klarheit über Brexit“
16.12.19
von
Klaus Fischer
Die britische Chemieindustrie beurteilt den Ausgang der Parlamentswahl am 12. Dezember grundsätzlich positiv. Sie verlangt aber rasche Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen.
Verhalten positiv beurteilt der britische Chemieindustrieverband Chemical Industries Association (CIA) das Ergebnis der Parlamentswahl vom vergangenen Donnerstag. Bekanntlich errangen die Konservativen eine absolute Mehrheit an Mandaten. Sie können somit alleine regieren und den formellen EU-Austritt Großbritanniens („Brexit“) per 31. Jänner 2020 fixieren. Damit besteht laut CIA „die politische Klarheit und Gewissheit, die die Industrie immer suchte“. Nun gehe es darum, die konkreten Austrittsbedingungen festzulegen sowie eine Handelspartnerschaft mit der Europäischen Union zu erzielen. Dies müsse der Chemiebranche ermöglichen, zu wachsen und weiterhin zur britischen Wirtschaft sowie zum Leben aller britischen Bürger beizutragen.
CIA-Chef Steve Elliott verlautete, sein Verband sei bereit, mit Premierminister Boris Johnson, dessen Regierung, allen politischen Parteien sowie der Verwaltung zusammenzuarbeiten, um die brititsche Industrie im gesamten Land zu stärken. Die CIA werde die britische Regierung und die Europäische Union bei der raschestmöglichen Ausarbeitung eines Freihandelsabkommens unterstützen. Ferner sei sie auch bestrebt, enge Beziehungen mit der EU auf regulatorischer Ebene aufrechtzuerhalten. Und schließlich wolle sie die Verfügbarkeit bestausgebildeter Arbeitskräfte aus aller Welt für die britische Chemieindustrie sicherstellen.
Nach drei Jahren des Stillstands bleibe zu hoffen, den „Brexit“ nun rasch vollziehen zu können, ergänzte Elliott. Die Chemieindustrie bekenne sich zu dem Ziel Premierminister Johnsons, die CO2-Emissionen der britischen Wirtschaft und Gesellschaft bis 2050 auf Null zu reduzieren. Dies sei nur mithilfe der Produkte und Technologien der Chemiebranche möglich. Es gelte, die dafür notwendigen Investitionen in Technologien und Infrastrukturen zu gewährleisten.
Dezember 13th
EU plant „Nachhaltigkeitsstrategie für Chemikalien“
13.12.19
von
Klaus Fischer
Mit dem European Green Deal könnten auch für der Chemieindustrie Änderungen ins Haus stehen. Geplant sind unter anderem Verwaltungsvereinfachungen.
Im Rahmen ihres European Green Deals will die EU-Kommission im Jahr 2021 „einen Null-Schadstoff-Aktionsplan für Luft, Wasser und Boden annehmen“, heißt es in der am 11. Dezember veröffentlichten Mitteilung COM(2019) 640. Und das könnte für die Chemieindustrie eventuell noch unterhaltsam werden. Denn zu diesem Aktionsplan gehört eine „Nachhaltigkeitsstrategie für Chemikalien“. Laut der Mitteilung soll diese zum besseren Schutz der Bürger und der Umwelt vor gefährlichen Chemikalien beitragen und die Innovation zur Entwicklung sicherer und nachhaltiger Alternativen fördern“. Die EU-Kommission plant dazu „eine Vereinfachung und Stärkung des Rechtsrahmens“. Sie kündigte an, eine bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Agenturen und wissenschaftlichen Einrichtungen der EU zu prüfen. Das Ziel ist, „zu einem Verfahren zu gelangen, bei dem ein einzelner Stoff nur einmal beurteilt wird (‚one substance – one assessment‘)“.
Ferner möchte die Kommission „mehr Transparenz bei der Priorisierung von Maßnahmen zum Umgang mit Chemikalien“ gewährleisten. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Risiken, die von endokrinen Disruptoren, gefährlichen Chemikalien in Produkten einschließlich importierten Produkten, Kombinationseffekten verschiedener Chemikalien sowie persistenten Chemikalien ausgehen, sollen im Rechtsrahmen schneller Berücksichtigung finden als bisher.
Weder der europäische Chemieindustrieverband CEFIC noch der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) nahmen dazu bisher Stellung. Der deutsche Chemie- und Pharmaverband VCI konstatierte schon im Vorfeld der Veröffentlichung der Mitteilung 640, er sehe im European Green Deal grundsätzlich „einen konstruktiven Gesamtansatz, um Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in Europa nachhaltiger auszurichten. Die deutsche Chemie unterstützt insbesondere das Ziel der Kommission, bis zur Mitte des Jahrhunderts Treibhausgasneutralität in der EU zu erreichen“. Der neue VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup verlautete, der Green Deal „kann funktionieren, wenn Brüssel die Industrie als Partner und Lösungsanbieter für die großen Herausforderungen mit ins Boot holt. Kommt stattdessen nur eine Flutwelle neuer Regulierungen, geht es schief“.
Dezember 11th
Sanochemia: Frantsits verlässt Aufsichtsrat
11.12.19
von
Klaus Fischer
Der Gründer der insolventen Wiener Pharmafirma scheidet „aus gesundheitlichen Gründen“ aus deren Führung aus.
„Aus gesundheitlichen Gründen“ legte Werner Frantsits sein Aufsichtsratsmandat in der Wiener Pharmafirma Sanochemia am 11. Dezember zurück. Das verlautete die Sanochemia, die am 9. Dezember angekündigt hatte, in den nächsten Tagen einen Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien zu stellen. Dem Unternehmen zufolge wird „vorerst“ kein Nachfolger bestellt.
Frantsits, promovierter Biochemiker und Molekularbiologe, hatte die Sanochemia im November 1990 gegründet und war bis 2009 Mitglied ihres Aufsichtsrats. Von August 2009 bis März 2016 hatte er den Vorstandsvorsitz inne, um anschließend erneut in den Aufsichtsrat zu wechseln, dem bis Anfang September 2018 seine Frau Eveline präsidierte. Ihr folgte Sabine Kirchmayr-Schliesselberger. Sie wurde im Oktober 2019 von Jürgen Feuerstein abgelöst, der erst seit März des heurigen Jahres Mitglied des Sanochemia-Aufsichtsrats ist.
Dezember 10th
Dritter ERC-Grant für IMBA-Forscher Stefan Ameres
Als „ERC-Hattrick“ bezeichnet eine Aussendung des IMBA das, was dem am Vienna Biocenter tätigen Molekularbiologen Stefan Ameres gelungen ist: Bereits zum dritten Mal wird er mit einem der renommierten ERC Grants gefördert.
Bereits zum dritten Mal bekam der am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) in Wien forschende Biologe Stefan Ameres eine Förderung des European Research Council (ERC) zuerkannt. Ameres beschäftigt sich mit Mechanismen der Genstillegung durch RNA („RNA Silencing“), also mit Genregulationsprozessen, bei denen kurze RNA-Sequenzen (z.B. microRNA) die Aktivität von Genen beeinflussen. Besonders ist Ameres‘ Forschungsteam daran interessiert, wie durch eine Vielzahl an chemischen Modifikationen (in ihrer Gesamtheit als „Epitranskriptom“ bezeichnet) die Funktion von RNA-Molekülen beeinflusst wird – Mechanismen, die heute noch weitgehend unverstanden sind.
2017 gelang Ameres die Entwicklung einer Technologie namens „SLAMseq“, mit der es möglich ist, die Synthese und Degradation von RNA in einer Zelle mit hoher zeitlicher Auflösung zu verfolgen. Diese Methodik hat auch über das engere Forschungsgebiet von Ameres hinaus hohes Potenzial: Sie erlaubt es beispielsweise zu untersuchen, wie Zellen sich unter dem Einfluss von chemischen Verbindungen verhalten und eröffnet so neue Möglichkeiten für das Screening von Arzneimittelwirkstoffen. Auch können Gene ausfindig gemacht werden, deren Veränderung zur Entstehung von Krebszellen führt, was neue Ansatzpunkte für die Krebstherapie liefern könnte.
Was tun mit zwei Millionen Euro?
Zum weiteren Aufbau seiner Forschungsgruppe erhielt Ameres nun einen ERC Consolidator Grant zugesprochen. Mit der mit zwei Millionen Euro dotierten Förderung will Ameres seine Forschung zu den grundlegenden Mechanismen der Genexpression ausweiten: „Wir wollen mit unserer Forschung ein breites Spektrum biologischer Prozesse untersuchen, die mit der Entstehung von menschlichen Krankheiten und der Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze einhergehen.“ Nach einem Starting Grant 2013 und einem Proof-of-Concept Grant 2018 ist der nun vergebene Consolidator Grant bereits die dritte Förderung durch den ERC, die Ameres erhält.
Arzneimittelknappheit: ÖGB und AK wollen Aut-idem-Lösung
10.12.19
von
Klaus Fischer
Im Fall von Engpässen soll es auch kurzfristige Exportverbote geben, hieß es am 10. Dezember bei einer Pressekonferenz in Wien.
Wo Lieferengpässe bei Arzneimitteln auftreten, muss es den Apothekern erlaubt sein, wirkstoffgleiche Präparate einer anderen Marke oder eines anderen Herstellers abzugeben. Eine solche „Aut-idem-Lösung“ forderte Andreas Huss, der Arbeitnehmerobmann in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), heute am Rande einer Pressekonferenz des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) in Wien. Den Parallelhandel generell zu verbieten, der als eine der Ursachen von Medikamentenknappheiten gilt, werde EU-rechtlich nicht möglich sein, sagte Huss auf Anfrage des Chemiereports. Sehr wohl zulässig seien aber kurzfristige Exportverbote, „und dieses Mittel sollten wir auch nutzen“.
Christoph Klein, der Direktor der Wiener Arbeiterkammer und der Bundesarbeitskammer, ergänzte, er hoffe, der per 1. Jänner tätige Dachverband der Sozialversicherungsträger werde versuchen, die Kostenentwicklung bei den Medikamenten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. „Natürlich habe ich keine Kristallkugel und weiß nicht, wie der Dachverband agieren wird“, beschied Klein. Er war im Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) jahrelang für die Preisverhandlungen mit der Pharmaindustrie zuständig gewesen.
Vor kurzem hatte der Pharmaindustrieverband Pharmig Entwarnung hinsichtlich der zu erwartenden Preissteigerungen im extramuralen Bereich gegeben. Dort, also bei der Abgabe von Arzneimitteln außerhalb der Krankenhäuser, sei bei erstattungsfähigen Medikamenten bis 2023 mit einem jährlichen Preisanstieg von nicht mehr als 1,5 Prozent zu rechnen. Zur Kostenentwicklung im intralmuralen Bereich legte die Pharmig keine Zahlen vor. Dieser Bereich umfasst etwa ein Drittel des Gesamtmarktes für Arzneimittel.
Grundsätzlich hätten der ÖGB und die AK ihre Zweifel, was den Umbau des Sozialversicherungssystems angeht, wiederholten Klein, Huss und ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann unisono. Die Arbeitgeber zahlten lediglich 21 Prozent der Beiträge, hätten künftig aber in der ÖGK dasselbe Stimmgewicht wie die Arbeitnehmer. Im Dachverband verfügten die Arbeitgeber sogar über eine Mehrheit von 6 : 4 Stimmen. „Rund 160.000 Arbeitgeber haben damit denselben Einfluss wie die Vertreter der 7,2 Millionen Arbeitnehmer. Sie können also jeden Fortschritt in der Sozialversicherung blockieren“, kritisierte Klein. Huss ergänzte, im Überleitungsgremium zur ÖGK seien bisher 63 Entscheidungen getroffen worden. In 25 Fällen davon seien die „Dienstgeber über die Dienstnehmer drübergefahren“. Anträge der Arbeitnehmer auf die vom seinerzeitigen Bundeskanzler Sebastian Kurz ja versprochene österreichweite Harmonisierung der Versicherungsleistungen seien abgelehnt worden. Aufträge an externe Berater sowie Werbeagenturen hätten die Arbeitgebervertreter dagegen flott abgesegnet.
Die ÖGB- und AKH-Vertreter hoffen nun, dass der Verfassungsgerichtshof die Kassenreform in seiner Dezembersitzung kippt. Auch in diesem Fall sei jedoch nicht vor Juli kommenden Jahres mit einer Änderung der Gesetzeslage zu rechnen.
Dezember 9th
Sanochemia stellt Insolvenzantrag
09.12.19
von
Klaus Fischer
Ende Oktober hatte das Wiener Pharmaunternehmen eine Gewinnwarnung ausgegeben. Eine „Liquiditätslücke“ riss es nun in die Pleite.
Die Wiener Pharmafirma Sanochemia ist zahlungsunfähig. In den kommenden Tagen wird der Vorstand beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen, hieß es in einer Ad-hoc-Meldung. Als Gründe für ihre Pleite nannte die Sanochemia die „Einschränkung des GMP-Zertifikates sowie umfangreiche wirtschaftliche Belastungen, die aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultieren“. Dadurch sei eine „Liquiditätslücke“ entstanden, die durch die Erträge aus dem laufenden Geschäft nicht gedeckt werden könne. Außerdem habe sich kein neuer Investor gefunden, um das Unternehmen aufzufangen. Ferner sei es dem Vorstand nicht gelungen, sich mit den größten Gläubigern auf einen Sanierungsplan zu einigen. Somit gebe es „keine Alternative zu einem gerichtlichen Insolvenzverfahren“. Angestrebt werde eine „Planinsolvenz“.
Aus heiterem Himmel kommt die Pleite nicht. Ende Oktober hatte die Sanochemia eine Gewinnwarnung ausgegeben. In dieser stellte sie fest, sie werde im laufenden Geschäftsjahr 2018/2019 neuerlich Verluste schreiben. Deren Höhe wollte der Vorstand bei der geplanten Veröffentlichung der Jahresbilanz am 23. Jänner 2020 bekannt geben. Schon im Geschäftsjahr 2016/17 verzeichnete die Sanochemia einen Verlust von 252.000 Euro, im Geschäftsjahr 2017/18 belief sich der Jahresverlust auf 13,3 Millionen Euro. Auch das ersten Halbjahr 2018/19 schloss die Saonochemia mit einem Minus ab. Dieses betrug rund 3,1 Millionen Euro, verglichen mit einem Gewinn von 93.000 Euro im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/18.
Gegenmaßnahmen wie der Ende Oktober angekündigte Verkauf der Veterinärsparte an die belgische Inovet konnten die nunmehrige Insolvenz offenbar nicht verhindern.
Dezember 6th
Wacker: Sonne versengt Jahresbilanz
06.12.19
von
Klaus Fischer
Der Münchner Konzern muss bei seinen Fabriken zur Produktion von Polysilizium für die Solarindustrie außerordentliche Abschreibungen von rund 750 Millionen Euro tätigen.
Einen Verlust von rund 750 Millionen Euro erwartet die Münchner Wacker-Chemie für das zu Ende gehende Geschäftsjahr. Nicht berücksichtigt sind dabei Sondererträge von etwa 112,5 Millionen Euro aus Versicherungsleistungen, die Wacker im dritten Quartal 2019 verbuchte. Der Grund für den voraussichtlichen Jahresverlust ist eine außerplanmäßige Abschreibung von ebenfalls rund 750 Millionen Euro. Sie betrifft die Fabriken, in denen der Konzern polykristallines Reinstsilizium für die Solarindustrie herstellt. In einer Aussendung hieß es, „chinesische Hersteller“ hätten hohe Überkapazitäten zur Erzeugung von Polysilizium aufgebaut. Das verhindere eine „Erholung der Preise“. Der Aussendung zufolge verringert die außertourliche Abschreibung „nicht nur den Wert der Sachanlagen in der Konzernbilanz, sondern auch das EBIT des Konzerns und des Geschäftsbereichs Wacker Polysilicon“. Auf den Chashflow wirkt sie sich dagegen nicht aus.
Wacker-Finanzvorstand Tobias Ohler verlautete, der Ausbau der Solaranlagen in China bleibe „hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück“. Gleichzeitig subventioniere die Volksrepublik den Bau von Fabriken für Polysilizium und stelle den Betreibern auch Strom aus Kohlekraftwerken „zu extrem günstigen Preisen zur Verfügung“. Daher habe der Münchner Konzern auch seine Perspektiven für das Geschäftsjahr 2020 „entsprechend angepasst“. Details dazu nannte Ohler nicht.
Im Geschäftsjahr 2018 belief sich das Jahresergebnis von Wacker auf 260,1 Millionen Euro, das EBIT lag bei 396,6 Millionen. Seinen Umsatz bezifferte der Konzern mit rund 4,98 Milliarden Euro.
Dezember 5th
Umsatzminus von fünf Prozent für deutsche Chemie- und Pharmaindustrie
05.12.19
von
Klaus Fischer
Auch die Aussichten für 2020 sind nicht besonders rosig, berichtet der Branchenverband VCI. Er kritisiert die langen Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen sowie die Höhe der unternehmensbezogenen Steuern.
Ein Rekordjahr dürfte 2019 für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie eher nicht gewesen sein. Laut der vorläufigen Bilanz des Branchenverbandes VCI sank der Umsatz im Vergleich zu 2018 um rund fünf Prozent auf 193 Milliarden Euro. Die Produktion verringerte sich um 7,5 Prozent, was laut VCI allerdings „einem statistischen Sondereffekt in der Pharmasparte (-16,5 Prozent)“ anzulasten war. In der Chemiesparte allein sei die Produktion um rund 2,5 Prozent gefallen. Auch die Aussichten für 2020 sind nicht eben rosig, berichtete VCI-Präsident Hans van Bylen: „Zurzeit erwarten unsere Unternehmen auch für die kommenden Monate keine Verbesserung ihrer Geschäfte. Die geringe wirtschaftliche Dynamik wird sich noch weit ins kommende Jahr ziehen. Auch von den Auslandsmärkten dürften keine starken Impulse für eine Trendwende der Chemiekonjunktur kommen.“ Daher werde die Produktion der Chemie- und Pharmaindustrie verglichen mit heuer um insgesamt nur 0,5 Prozent zulegen. Was den Umsatz betrifft, rechnet Van Bylen „bei stagnierenden Preisen“ ebenfalls mit einem Plus um 0,5 Prozent auf 194 Milliarden Euro.
Kritik übte Van Bylen an der angeblich steigenden Dauer der Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen. Diese habe sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt, konstatierte er unter Hinweis auf eine Umfrage des BDI: „Dieser Trend muss gestoppt und umgekehrt werden, um die Attraktivität von Deutschland als Industriestandort im internationalen Wettbewerb zu stärken.“ Einmal mehr plädierte Van Bylen für einen „Bürokratieabbau“ sowie für eine Senkung der unternehmensbezogenen Steuern: „Weniger Steuerlast der Unternehmen bringt am Ende mehr für alle. Mehr Investitionen, mehr Innovationen, mehr Beschäftigung und damit ein insgesamt höheres Steueraufkommen.“
Da Van Bylen mit Jahresende die Führung des deutschen Chemiekonzerns Henkel verlässt, kann er auch seine Funktion als VCI-Präsident nicht mehr ausüben. Er legt diese daher Ende März 2020 zurück. Als Nachfolger bewirbt sich Christian Kullmann, seines Zeichens Vizepräsident des VCI und Vorstandsvorsitzender von Evonik Industries.
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