Archive - Dez 15, 2011

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Bessere Kosmetik-Artikel durch Neutronenforschung

In einem Polyelektrolyt-Tensid-Gemisch steigt die Oberflächenspannung ab einer bestimmten Tensid-Konzentration sprunghaft an. Wissenschaftler des <a href=http://www.ill.eu>Instituts Laue-Langevin</a> in Grenoble haben mithilfe der Neutronenreflektometrie nun die Ursache dieses Phänomens ermittelt, das bei der Herstellung von pharmazeutischen und kosmetischen Produkten große Probleme verursacht. Bessere Kosmetik-Artikel durch Neutronenforschung <% image name="LaueLangevin" %> <small><b>Das Institut Laue-Langevin</b> ist ein internationales Zentrum der Neutronenforschung mit Sitz in Grenoble. <i>Bild: Institut Laue-Langevin</i></small> Tenside sind Verbindungen, die die Oberflächenspannung einer Lösung herabsetzen und dadurch die Mischbarkeit von ansonsten nicht mischbaren Flüssigkeiten – etwa Öl und Wasser – bewirken können. Sie spielen in der Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika und Arzneimittel, aber auch in der Nahrungsmittelindustrie eine bedeutende Rolle. Vielfach kommen Tenside gemeinsam mit sogenannten Polyelektrolyten zum Einsatz – langkettigen Molekülen mit mehreren geladenen funktionellen Gruppen. <b>Ein Peak wie eine Felsenkante</b> In einem solchen Gemisch tritt aber ein Effekt auf, der bei vielen Rezepturen Probleme bereitet: Gibt man einer Polyelektrolyt-Lösung schrittweise ein Tensid zu, verringert sich die Oberflächenspannung zunächst, steigt bei weiterer Erhöhung der Tensid-Konzentration aber sprunghaft an – ein Phänomen, das man nach der dabei auftretenden Kurvenform „Cliff Edge Peak“ genannt hat. Die Lösung verändert dadurch ihr Erscheinungsbild und wird weniger trüb. Aus industrieller Sicht vermindert der Anstieg der Oberflächenspannung den Nutzen der eingesetzten Tenside und erfordert nicht selten die Zugabe weiterer Additive. Ein Team um Richard Campbell (Institut Laue-Langevin, Grenoble) und Imre Varga (Eötvös-Loránd-Universität, Budapest) konnte nun erstmals Licht in die Ursachen des Effekts auf molekularer Ebene bringen. Sie bedienten sich dabei der Methode der Neutronenreflektometrie, mit der Zusammensetzung und Struktur dünner Filme untersucht werden können. Dabei fanden sie heraus, dass der Anstieg der Oberflächenspannung durch eine Ausfällung der aktiven Ingredienzien bewirkt wird. Die an Tensiden verarmte Lösung weist eine sprunghaft erhöhte Oberflächenspannung und eine geringere Trübung auf. <b>Unterschiedliche Handhabung führt zu unterschiedlichen Eigenschaften</b> Da es sich bei dem Prozess um ein Nichtgleichgewichts-Phänomen handelt, sind die genauen Eigenschaften der Lösung von deren Geschichte abhängig. Die Wissenschaftler testeten verschiedene mechanische Methoden, den Cliff-Edge-Peak-Effekt rückgängig zu machen und fanden, dass man durch verschiedene Arten der Handhabung bestimmte Oberflächeneigenschaften gezielt eingestellt werden können. Anwendungen dieser Vorgehensweise könnten nicht nur in der Verbesserung der Produktionsprozesse in der Pharma- und Kosmetikindustrie liegen, sondern auch in der gezielten Freisetzung von Arzneimitteln im Körper. <small>Originalpublikation: http://pubs.acs.org/doi/full/10.1021/jp2088803</small>

Actavis versus Pharmig: Unterschiedliche Ansichten zum Generika-Anteil

Einen argumentativen Schlagabtausch lieferten sich am 16. Dezember der Generika-Hersteller <a href=http://www.actavis.com>Actavis</a> und der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs <a href=http://www.pharmig.at>„Pharmig“</a>. Actavis-CEO Claudio Albrecht kritisierte den im europäischen Vergleich geringen Generika-Anteil, die Pharmig konterte. Actavis versus Pharmig: Unterschiedliche Ansichten zum Generika-Anteil <% image name="ActavisAlbrecht" %> <small><b>Actavis-CEO Claudio Albrecht</b> stieß bei einer Pressekonferenz eine Debatte um den Generika-Anteil in Österreich an. <i>Bild. Actavis/APA-Fotoservice/Rastegar</i></small> Actavis, ein Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Zug und Wurzeln in Island, ist einer de großen weltweiten Player auf dem Generika-Markt. Vorstandsvorsitzender Claudio Albrecht, ein gebürtiger Österreicher, kehrte am 16. Dezember für eine Pressekonferenz in sein Heimatland zurück und kritisierte dabei den seiner Meinung nach geringen Anteil, den generische Medikamente am österreichischen Markt hätten. Während in Deutschland 50 Prozent der Produkte nach Patentablauf Generika seien, komme man in Österreich nur auf einen Wert von 12 Prozent. Die Bundesregierung lasse sich dadurch Einsparungen von mindestens 200 Millionen Euro jährlich entgehen, argumentierte Albrecht. Besonders stieß sich der Manager am sogenannten Boxensystem bei der Zulassung: Ein generisches Produkt müsse zuerst in die „rote Box“, auch wenn das äquivalente Originalprodukt schon seit Jahren in der grünen Box sei. Dadurch werde wertvolle Zeit bei der Markteinführung vergeudet. <b>Pharmig: Arzneimittelkosten auch jetzt schon gering</b> Diese Argumentation ließ Pharmig-Geschäftsführer Jan Oliver Huber nicht gelten. Die Ausgaben für Arzneimittel würden in Österreich mit 13 Prozent an den gesamten Gesundheitsausgaben unter dem europäischen Durchschnitt liegen, hieß es in einer Aussendung des Verbands. Dabei sei die Generikaquote nur ein Aspekt - durch den im EU-Vergleich unterdurchschnittlichen Arzneimittelverbrauch in Österreich, die unter der Inflationsrate liegende Teuerung bei Medikamenten und die freiwilligen Rabattleistungen der Pharmawirtschaft durch den Rahmen-Pharmavertrag würden bereits jetzt 60 Prozent des Kassensanierungsvolumens über die Einsparungen bei Arzneimitteln lukriert. Für die Berechnung des Generika-Anteils gebe laut Huber es verschiedene Möglichkeit. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger verwende im Bezug auf den generikafähigen Markt eine Definition, die für 2010 43 Prozent Generikaquote ergebe. Außerdem trage die österreichische Regelung, der zufolge ab dem dritten Generikum auch das Originalmedikament zum Generikum-Preis abgegeben werden muss, wesentlich zu den Kostensenkungen bei. Das gleichpreisige Originalpräparat werde aber nicht in die Generikaquote mit einbezogen.

Johann Marihart übernimmt Vorsitz von „Primary Food Processors“

Johann Marihart, Vorstandsvorsitzender der Agrana Beteiligungs-AG und Präsident des Verbands der europäischen Zuckerindustrie (CEFS), übernimmt mit Jahreswechsel den Vorsitz der Organisation der Landwirtschaftlichen Verarbeitungsindustrie <a href=http://www.pfp-eu.org>„Primary Food Processors“</a> (PFP). In der PFP sind neben der Zucker- auch die Stärke-, Eiweiß-, Ölsaaten- und Mühlenindustrie auf europäischer Ebene organisiert. Johann Marihart übernimmt Vorsitz von „Primary Food Processors“ <% image name="Marihart_1Web" %> <small><b>Agrana-Chef Johann Marihart</b> übernimmt 2012 den Vorsitz der Plattform europäischer Verarbeiter von landwirtschaftlichen Produkten. <i>Bild: Agrana</i></small> Die PFP vertritt die Interessen der Verarbeiter landwirtschaftlicher Produkte gegenüber europäischen und internationalen Organisationen. Nach eigenen Angaben arbeitet man vor allem daran, bei Mitgliedern des Europäischen Parlaments sowie der Beratungsgremien und Service-Einrichtungen der Europäischen Kommission, Verständnis für die operationalen Anforderungen der Branche zu wecken. Darüber hinaus bemüht man sich um Achsen zur Landwirtschaft und zu anderen Teilnehmern der Lebensmittel-Versorgungskette. Umgekehrt werden auch den eigenen Mitgliedern Information und Beratung angeboten. <b>Dachorganisation europäischer Verbände</b> Die Organisation vertritt 3.130 Unternehmen in 26 EU-Mitgliedsstaaten, die in Summe rund 123.500 Mitarbeiter beschäftigen und jährlich circa 200 Millionen Tonnen an Rohstoffen verarbeiten. Die Branche erwirtschaftet dabei einen Umsatz von mehr als 60 Milliarden Euro pro Jahr. Der Vorsitz der PFP wechselt jährlich zwischen den Präsidenten der Verbände der europäischen Zuckerindustrie (CEFS), Stärkeproduzenten (AAF), Eiweißhersteller (EUVEPRO), Ölsaatenverarbeiter (FEDIOL) und Mühlen (EFM).

Arzneimittelhandel via Internet in der Diskussion

Auf einer von <a href=http://www.iir.at>IIR</a> veranstalteten Fachkonferenz wurde das Thema Arzneimittelversandhandel diskutiert. Vertreter von Konsumentenschutz, Apothekern, Ärzten, pharmazeutischer Industrie und Versandhändlern brachten dabei sehr unterschiedliche Ideen zur Gestaltung des Medikamentenverkaufs via Internet zur Sprache. <% image name="504px-Viagra_in_Pack" %> <small><b>Pfizer</b>, der Hersteller des wohl am häufigsten gefälschten Arzneimittels, erwartet keine Umsatzzuwächse durch den Internet-Versandhandel. <i>Bild: Wikipedia-User SElephant/GNU-Lizenz Version 1.2</i></small> Zunächst waren mit Maria-Luise Plank und Jakob Hütthaler zwei Rechtsexperten am Wort. Und die waren sich darin einig, dass das in Österreich geltende Verbot von Online-Apotheken fragwürdig sei und möglicherweise gemeinschaftsrechtlichen Bestimmungen widerspreche. Einigkeit bestand unter den Diskutanten im Anschluss auch darüber, dass man dem Internet-Handel von Arzneimitteln mittelfristig wohl kaum Einhalt gebieten könne. Die daraus gezogenen Konsequenzen fielen aber höchst unterschiedlich aus. Franz Floss vom Verein für Konsumentenschutz forderte zur besseren Orientierung der Käufer die Schaffung von Gütesiegeln, wie sie etwa auch in der Lebensmittelbranche bestünden. Ihm wurde entgegengehalten, dass man einem mündigen Konsumenten auch ein gewisses Maß an Entscheidungsfähigkeit zutrauen müsse. Die Erfahrungen von Dieter Temmes, Behördenvertreter aus Hamburg, sprechen demgegenüber eine andere Sprache: In vielen Fällen sei die Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Anbietern im Internet nur schwer möglich, so Temmes. <b>Liberalisierter Marktzugang oder Türöffner für Fälschungen?</b> Max Wellan, der bei der Veranstaltung die Apothekerkammer vertrat, führte die unzureichende Beratung als Argument gegen den Internetverkauf ins Treffen. Das wiederum ließ Otto Pjeta, Vertreter der Ärztekammer, nicht gelten, der von zwei Studien berichtete, die der Beratungsqualität in Österreichs Apotheken ein schlechtes Zeugnis ausstellten. Zur Sprache kam auch das Problem der im Internet auftauchenden Arzneimittelfälschungen. Walter Oberhänsli von der „Zur Rose Versandapotheke“ wies den Vorwurf von sich, der Versandhandel sei ein Türöffner für Fälschungen. Für einen Arzneimittelhersteller wie Pfizer gebe es dagegen durch den neuen Vertriebskanal kaum etwas zu gewinnen, wie Fabian Waechter erläuterte, da insgesamt keine Marktzuwächse zu erwarten seien. Dafür sei davon auszugehen, dass sich getäuschte oder geschädigte Konsumenten letztendlich wieder an die Produkthersteller wenden, gab Helga Tieben, von der Interessensvertretung Pharmig zu bedenken. Arzneimittelhandel via Internet in der Diskussion