Archive - Mai 31, 2011

EHEC-Infektionen: Die Dynamik eines Ausbruchs

Noch tappen die Behöden bezüglich der genauen Ursache im Dunkeln – doch der Anstieg der Fälle an hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) in Norddeutschland ist evident. Dem <a href=http://www.rki.de>Robert-Koch-Institut</a> (RKI) in Berlin wurden seit Anfang Mai 470 Erkrankungsfälle übermittelt, bis 31. Mai, 15 Uhr, sind neun Personen daran verstorben. <% image name="EHEC" %> <small><b>Enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien</b> verursachen die derzeit in Norddeutschland zu beobachtende Welle schwerer Durchfallerkrankungen. <i>Bild: Manfred Rohde, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung</i></small> HUS ist eine schwere, unter Umständen tödliche Komplikation, die bei bakteriellen Darminfektionen mit sogenannten enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Die Zahl der gemeldeten EHEC-Infektionen ist noch höher, seit Anfang Mai sind dem Robert-Koch-Institut 1.064 Fälle bekannt geworden. Auffällig bei dem nun beobachteten Ausbruchsgeschehen ist der Anstieg der Erkrankungsfälle: Vom 2. bis 8. Mai lag die Fallzahl zwischen 0 und 2 Fällen täglich. Am 9. Mai stieg die Fallzahl auf 5 Fälle an und erhöhte sich kontinuierlich weiter bis zu einem bisherigen Maximum von jeweils 39 Fällen am 16., 19. und 21. Mai. Zwischen 16. und 22. Mai lag die tägliche Fallzahl bei mindestens 30 Fällen. Der Rückgang der Meldezahlen nach dem 22. Mai darf laut RKI aufgrund des Melde- und Übermittlungsverzugs noch nicht als Rückgang der Erkrankungszahlen gewertet werden. <b>Ursache noch nicht gefunden</b> Eine vom RKI gemeinsam mit den Hamburger Gesundheitsbehörden durchgeführte epidemiologische Studie zeigt, dass vom aktuellen EHEC-Ausbruch betroffene Patienten signifikant häufiger rohe Tomaten, Salatgurken und Blattsalate verzehrt hatten als gesunde Studienteilnehmer. Vorläufig ist dies aber reine Statistik, es stehe noch nicht fest, ob nur eines oder mehrere dieser drei Lebensmittel mit dem Ausbruchsgeschehen in Zusammenhang stehen, betonte das RKI in einer Aussendung. Bei dem aktuellen Geschehen handelt es sich nach Aussage des RKI um einen der weltweit größten bislang beschriebenen Ausbrüche von EHEC bzw. HUS und den bislang größten Ausbruch in Deutschland, wobei insbesondere die Alters- und Geschlechterverteilung ungewöhnlich ist, wie die Experten betonen. Nach wie vor sind vor allem Erwachsene, überwiegend Frauen, betroffen. Zu anderen Zeiten entwickelten vorwiegend Kinder dieses schwere Krankheitsbild. Für gewöhnlich werden dem RKI pro Jahr etwa 1.000 EHEC-Fälle übermittelt, im Jahr 2010 waren darunter zwei Todesfälle. Die das HUS verursachenden EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom Tier auf den Menschen übertragen. Als Reservoir gelten Wiederkäuer, vor allem Rinder, Schafe, Ziegen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt fäkal-oral, wobei die Erregeraufnahme über den Kontakt mit Tierkot, über kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erfolgt, aber auch durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch (Schmierinfektion). Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass rohes Fleisch oder Rohmilch, die in Zusammenhang mit EHEC häufig als Überträger-Lebensmittel identifiziert werden, die Ursache des aktuellen Ausbruchs darstellen. <small> <b>Das Robert-Koch-Institut</b> Das RKI ist die zentrale Einrichtung der deutschenBundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention und damit auch die zentrale Einrichtung auf dem Gebiet der anwendungs- und maßnahmenorientierten biomedizinischen Forschung. Die Kernaufgaben des RKI sind die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten. </small> EHEC-Infektionen: Die Dynamik eines Ausbruchs

Gendiagnose für Reptilien

Kryptosporidiose, eine durch Parasiten ausgelöste Entzündung des Verdauungstrakts, verläuft beim Menschen meist harmlos, ist bei Reptilien aber hoch ansteckend und oft tödlich. Forscher an der <a href=http://www.vetmeduni.ac.at>Veterinärmedizinischen Universität Wien</a> haben nun eine auf Genanalysen aufbauende Methode entwickelt, mit der die Diagnose der Kryptosporidiose bei Reptilien früher und viel genauer möglich ist. Gendiagnose für Reptilien <% image name="Gecko_1" %> <small><b>Leopardgeckos waren unter jenen Reptilien</b>, die an der Vetmed in Wien untersucht wurden. <i>Bild: Joscha Arenz/GNU-Lizenz 1.2</i></small> Obwohl die Kryptosporidiose schon seit mehr als hundert Jahren bekannt ist, nahm man lange an, dass sie eine äußerst seltene Krankheit sei. Erst mit der Entdeckung, dass sie auch Menschen betreffen und besonders bei Personen mit geschwächtem Immunsystem auch problematisch verlaufen kann, bekam die Erkrankung breitere Aufmerksamkeit. Die Krankheit wird von einem einzelligen Parasiten verursacht, der zur Familie der Kryptosporidia gehört. Einige ihrer Vertreter infizieren auch Reptilien, die nach einer unterschiedlich langen Inkubationszeit bei sonst gesund erscheinenden Tieren Erkrankungen des Verdauungstrakts auslösen. Bei Reptilien verläuft die Kryptosporidiose chronisch und ist unheilbar. Um Infektionsraten niedrig zu halten, werden verlässliche Diagnosetechniken gebraucht. Die Krankheit wird über den Nachweis des Parasiten im Reptilienkot diagnostiziert. Schwierig wird die Sache dadurch, dass besonders Schlangen auch Parasiten ausscheiden, die sie zuvor mit ihren Beutetieren aufgenommen haben. Deshalb lässt sich auch bei Nachweis von Kryptosporidien im Kot nicht sagen, ob die Tiere auch tatsächlich mit der für sie gefährlichen Parasitenart infiziert sind. Es ist deshalb wichtig, zwischen den Parasiten der Schlangen und denen ihrer Beutetiere unterscheiden zu können. Barbara Richter und ihre Kollegen vom Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben eine auf DNA-Analysen basierende Methode entwickelt, die nicht nur Kryptosporidien allgemein nachweist, sondern auch zwischen den spezifischen Parasitenarten von Reptilien und Säugetieren unterscheiden kann. <b>Sehr hohe Ansteckungsgefahr</b> Mit dem neuen Test konnte Richter erstmals zeigen, dass eine von sechs der als Haustiere beliebten Kornnattern und einer von zwölf Leopardgeckos eine bestimmte, für die Tiere gefährliche Kryptosporidienart in sich tragen. Diese Zahlen sind weit höher als bisher vermutet und lassen auf eine weite Verbreitung des Erregers bei bestimmten Reptilienarten schließen, die als Haustiere gehalten werden. Kornnattern scheinen besonders häufig infiziert zu sein. Leopardgeckos tragen verschiedene Arten von Kryptosporidien. Auch wenn diese Tiere möglicherweise nicht selbst erkranken, können sie doch andere Reptilienarten anstecken, mit denen sie in Kontakt kommen. Viele Reptilienfreunde halten mehrere Arten in Gemeinschaft, deshalb besteht ein hohes Ansteckungsrisiko zwischen den einzelnen Reptilienarten. Das neue Diagnoseverfahren ermöglicht eine frühe und präzise Bestimmung von Kryptosporidien bei Echsen und Schlangen, noch bevor die Tiere Krankheitssymptome zeigen. Dennoch mahnt Pathologin Richter zur Vorsicht: „Ein weiteres Problem ist, dass Kryptosporidien im Tierkot oft nur in sehr kleinen Mengen vorkommen, so dass man sie nur schwer nachweisen kann. Wir arbeiten daran, unsere Methode noch empfindlicher zu machen, man sollte die Tiere aber regelmäßig testen. Ein einzelner negativer Test bedeutet nicht, dass das Tier sicher frei von Parasiten ist.“ <small> Der Artikel “Detection of Cryptosporidium species in feces or gastric contents from snakes and lizards as determined by polymerase chain reaction analysis and partial sequencing of the 18S ribosomal RNA gene” von Barbara Richter, Nora Nedorost, Anton Maderner und Herbert Weissenböck wurde in der Maiausgabe der Zeitschrift “Journal of Veterinary Diagnostic Investigation” (Vol. 23 pp. 430–435) veröffentlicht. Der wissenschaftliche Artikel im Volltext: http://vdi.sagepub.com/content/23/3/430.full </small>

Diabetes-Impfung? Neues CD-Labor erforscht die Grundlagen

Das Wiener Impfstoff-Unternehmen <a href=http://www.affiris.com>Affiris</a> ist Industriepartner des neu gegründeten Christian-Doppler-Labors für Kardiometabolische Immuntherapie. Das von Thomas Stulnig (Universitätsklinik für Innere Medizin III am AKH Wien) geleitete Labor wird die Grundlagen einer Impfung gegen Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforschen. <% image name="ThomasStulnig" %> <small><b>Thomas Stulnig</b> leitet das neu gegründete Christian-Doppler-Labor für Kardiometabolische Immuntherapie. <i>Bild: Thomas Stulnig/Foto Wilke</i></small> Entzündliche Prozesse des Fettgewebes und der Gefäßwand werden immer mehr als Mitverursacher von chronischen Erkrankungen erkannt. Durch die Erforschung der Schlüsselmechanismen derartiger Prozesse möchte das nun gegründete CD-Labor die wissenschaftlichen Grundlagen für die Bekämpfung der chronischen Krankheiten mit Impfstoffen schaffen. <b>Neuer Entwicklungsschwerpunkt für Affiris</b> Für Affiris, das bisher an Impfstoffen gegen Alzheimer-Demenz, Atherosklerose, Morbus Parkinson und Bluthochdruck arbeitete, bedeutet das Engagement den Aufbau eines zweiten Entwicklungsschwerpunkts. Auch auf diesem Gebiet setzt das 2003 von CEO Walter Schmidt und CSO Frank Mattner gegründete Unternehmen die schon im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen bewährte Affitom-Technologie ein. Mit diesem Ansatz wird nicht nur ein einzelner Impfstoffkandidat für eine bestimmte Krankheit erzeugt, sondern gleich ein ganzer Pool davon. Dies wird durch sogenannte „molekulare Mimikry“ möglich: Nicht das jeweilige Zielmolekül oder Fragmente davon werden als Antigen im Impfstoff eingesetzt, sondern eine davon verschiedene Aminosäuresequenz. In der aktuellen Leitindikation Alzheimer konnte im Oktober 2008 eine vielbeachtete Lizenzvereinbarung mit Glaxo Smith Kline erzielt werden, die meilensteinabhängige Zahlungen von bis zu 430 Millionen Euro vorsieht, von denen bislang schon 13,5 Millionen ausgelöst wurden. Derzeit läuft eine Phase-II-Studie mit dem Leitprodukt „Affitop AD02“. Diabetes-Impfung? Neues CD-Labor erforscht die Grundlagen