Sechs-Millionen-Spritze für Sanochemia
Durch eine Aktienzusammenlegung und eine Kapitalerhöhung soll der Konkurs des insolventen Wiener Pharmaunternehmens abgewendet werden.
Das insolvente Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia hat für 11. März zu einer außerordentlichen Hauptversammlung im Technologiezentren Burgenland in Eisenstadt eingeladen. Dort soll die Übernahme der Mehrheit der Firma durch die BEW Beteiligungs-GmbH (BEW) beschlossen werden. An dieser wiederum beteiligt sind der bisherige Sanochemia-Haupteigentümer B.E. Imaging, die Grazer EOSS Technologies Holding und die im Landesbesitz befindliche Wirtschaft Burgenland GesmbH.
Geplant ist folgende Vorgangsweise: Die derzeitigen Sanochemia-Stammaktien werden im Verhältnis 12:1 zusammengelegt. Somit sinkt das Grundkapital von 15,6 auf 1,3 Millionen Euro. Gleichzeitig gibt die Sanochemia zum Stückpreis von einem Euro sechs Millionen neue Namensaktien mit Gewinnberechtigung ab 1. Oktober 2019 aus. Bezugsberechtigt ist ausschließlich die BEW. Laut dem Bericht des Vorstands zur außerordentlichen Hauptversammlung würde diese Kapitalspritze von sechs Millionen Euro erlauben, „die Sanierungsplanquote zu erfüllen und eine nachhaltige Sanierung der Sanochemia Pharmazeutika AG zu ermöglichen“. Bekanntlich hat das Unternehmen seinen Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent angeboten, die binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplans erfüllt sein soll.
Alternativen zu der nun vorgeschlagenen Vorgangsweise gibt es laut dem Vorstandsbericht nicht, wenn die Sanochchemia bestehen bleiben soll. Weigern sich die derzeitigen Aktionäre, den Beschlussvorschlägen zuzustimmen, würde das „zu einem Konkursverfahren und damit zur Zerschlagung der Gesellschaft führen. Dies hätte zur Folge, dass die Sanochemia-Aktien keinen Wert mehr hätten und sich die Aktionäre in einer noch schlechteren wirtschaftlichen Situation befänden als durch den Bezugsrechtsausschluss“. Wie die Sanochemia mitteilte, hatten ihre Aktien am 14. Feber an der Frankfurter Börse einen Wert von 0,08 Euro.
Faktisch nicht möglich wäre dem Bericht des Vorstands zufolge eine Bezugsrechte-Kapitalerhöhung. Denn diese wäre ein prospektpflichtiges öffentliches Angebot erforderlich. Doch die Zeit von mehreren Monaten, um den Kapitalmarktprospekt zu erstellen, hat die Sanochemia nach eigenen Angaben nicht. Sie braucht so schnell wie möglich frisches Kapital.
Neben dem Kapitalzuschuss soll bei der außerordentlichen Hauptversammlung auch die Übersiedlung an einen neuen Firmensitz beschlossen werden. Geplant ist, diesen von der Boltzmanngasse im neunten Wiener Gemeindebezirk nach Neufeld im Burgenland zu verlegen. Dort hat die Sanochemia eine Fabrik für Arzneimittel. Qualitätsprobleme bei der Medikamenteerzeugung in dieser Fabrik wurden als wesentlicher Grund für die Insolvenz des Unternehmens genannt.