Archive - Feb 21, 2020

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Leitfaden zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen präsentiert

Ist es möglich, die Menge an Lebensmittelabfällen zu reduzieren, indem man Verpackungen optimiert und so das Gesamtsystem ökologisch und ökonomisch verbessert? Dieser Frage ging das Projekt „Stop Waste – Save Food“ nach, dessen Ergebnisse am 20. Februar präsentiert wurden.

In einer gemeinsamen Veranstaltung des Kunststoff-Clusters und des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO) legten die beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen den gemeinsam mit Unternehmenspartnern und Stakeholdern aus Verbänden und Verwaltung erstellten Leitfaden vor, der die Quintessenz des dreijährigen Kooperationsprojekts zusammenfasst. Thomas Gröger, der seitens des Kunststoff-Clusters der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus für die Koordination des von der FFG geförderten Projekts verantwortlich war, betonte, dass man dabei versucht hat, die gesamte Wertschöpfungskette – von der Lebensmittelproduktion bis zum fertigen Produkt beim Konsumenten miteinzubeziehen.

Manche Partner wie Costantia Flexibles, Rewe International, die Spar Warenhandels AG oder den Konfitürenhersteller Staud’s mussten nicht lange zum Mitmachen überredet werden. Nur die intensive Zusammenarbeit entlang der Supply Chain könne dazu beitragen, Lösungen zu finden, die den komplexen, einander teilweise widersprechenden Zielsetzungen gerecht würden – so die Quintessenz zweier von FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger moderierten Podiumsdiskussionen, die die Veranstaltung umrahmten.

Vertreter der wissenschaftlichen Partner des Projekts (Denkstatt Gmbh, die BOKU-Institute für Abfallwirtschaft sowie das Institut für Lebensmitteltechnologie, OFI) präsentierten die Inhalte des erstellten Leitfadens. Dafür wurden Verpackungsvarianten für verschiedene Lebensmittelgruppen technisch getestet und einer umfassenden Ökobilanz unterzogen. Zudem gab es umfangreiche Konsumentenbefragungen zu Akzeptanz von und Umgang mit verpackten Lebensmitteln. In vielen Fällen ergaben sich, dass ein wesentlich besserer ökologischer Fußabdruck zu erzielen ist, wenn mithilfe des klugen Einsatzes von Verpackungslösungen Lebensmittelabfälle vermieden werden als wenn ganz auf Verpackungen verzichtet wird.

 

 

 

Hohe Auszeichnung für IST-Forscher

Der am IST Austria tätige Biophysiker Gašper Tkačik wird für seine Arbeiten zur mathematischen Modellierung biologischer Netzwerke mit dem Ignaz-Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Tkačiks Forschung beschäftigt sich mit der mathematischen Modellierung von biologischen Netzwerken. Derartige Netzwerke bestehen auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen: Zwischen Molekülen, die an chemischen Reaktionsketten teilnehmen, zwischen miteinander wechselwirkenden Genen, zwischen Neuronen im Zentralnervensystem, zwischen miteinander kooperierenden Organsimen. Allen diesen Systemen gemeinsam ist, dass sie Information verarbeiten und in dieser Eigenschaft mit technischen Systemen verglichen werden können. Tkačiks Gruppe bedient sich dazu Methoden aus der Informationstheorie sowie aus statistischer Physik und Biophysik. Aktuelle Projekte beschäftigen sich etwa mit der Codierung visueller Reize in der Retina, mit der genetischen Regulation während der frühen Embryonalentwicklung oder mit der Evolution der Genregulation. Letztlich zielt Tkačiks Arbeit darauf ab, allgemeine Prinzipien dessen freizulegen, was als „biological computation“ bezeichnet wird.  

Tkačik studierte Physik an der Universität Ljubljana und an der Princeton University, wo er 2007 promovierte. Von 2008 bis 2010 hatte er eine Postdoc-Stelle an der University of Pennsylvania in Philadelphia inne. 2011 kehrte er als Assistant Professor am IST Austria nach Europa zurück und baute hier die Forschungsgruppe „Theoretical Biophysics and Neuroscience“ auf, seit 2017 ist er zum Professor aufgerückt.

 

Über den Lieben-Preis

Der mit 36.000 US-Dollar dotierte Ignaz L. Lieben-Preis ist nach den Gründern des Bankhauses Lieben benannt. Er wird seit 1865 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an Wissenschaftler unter 40 Jahren vergeben, die in den Bereichen Chemie, Physik und Molekularbiologie forschen. Unter den prominentesten Preisträgern waren Lise Meitner, Marietta Blau, Viktor Hess und Otto Loewi. Der 1979 geborene Tkačik ist der bisher jüngste Preisträger.  

 

Chemieindustrie: Briten sollen in REACH bleiben

Nach dem Brexit ein eigenes britisches Chemikalienmanagementsystem aufzubauen, wäre laut den Chemieindustrieverbänden CEFIC und CIA teuer und sinnlos.

 

Auch nach dem Brexit sollte Großbritannien am europäischen Chemikalienmanagementsystem REACH teilnehmen. Ferner sollten die Briten in der Chemikalienagentur ECHA mitarbeiten und diese mitfinanzieren, allerdings ohne Stimmrecht. Dafür plädieren die Chemieindustrieverbände der EU, CEFIC, und Großbritanniens, CIA, in einer gemeinsamen Erklärung. In dieser heißt es, der Handel mit Chemikalien zwischen den beiden Wirtschaftsräumen habe ein Volumen von rund 44 Milliarden Euro pro Jahr. Etwa sieben Prozent der Exporte der europäischen Chemieindustrie gingen nach Großbritannien. Die britische Chemiebranche wiederum setze rund 52 Prozent ihrer Produkte in der EU ab. Sollte Großbritannien REACH verlassen und ein eigenes nationales REACH aufbauen, würden umfangreiche wechselseitige Registrierungspflichten schlagend. Dies wäre mit zusätzlichen Kosten von rund einer Milliarde Pfund (1,2 Milliarden Euro) pro Jahr verbunden. Schon derzeit kostet REACH die europäische Chemiebranche jährlich rund zehn Milliarden Euro. Und ein wie immer gearteter Nutzen der Doppelregistrierung ist laut CEFIC und CIA nicht erkennbar. Deshalb gelte es, REACH und ein allfälliges eigenes Chemikalienmanagementsystem Großbritanniens so eng wie möglich miteinander zu verzahnen. Die Zusammenarbeit müsse jedenfalls deutlich intensiver sein als jene mit anderen EU-Drittstaaten.

 

CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink sprach sich für ein Abkommen aus, in dessen Rahmen der Handel mit Chemikalien ohne Zölle und Quoten erfolgt. Die Briten sollten auch künftig vollumfänglich an REACH und an der ECHA mitwirken. Seine Organisation und die CIA seien bereit, jegliche Initiativen in diese Richtung zu unterstützen.

 

Ähnlich äußerte sich CIA-Chef Steve Elliott. Ihm zufolge bleibt die EU der wichtigste Handelspartner der britischen Chemieindustrie. Daher müsse diese ohnehin die europäischen Regularien befolgen. Somit habe es schlicht und einfach keinen Sinn, ein eigenes britisches Chemikalienmanagementsystem aufzubauen. Die Einbindung der britischen Chemiebranche in REACH und die ECHA könne erfolgen, ohne den Brexit zu unterlaufen.

 

 

Die gemeinsame Erklärung ist verfügbar unter
https://cefic.org/app/uploads/2020/02/2020-02-Cefic-CIA-views-on-REACH-in-Future-Trade-Agreement-2.pdf

 

 

 

Wacker Chemie streicht über 1.000 Stellen

Auf den Jahresverlust von 2019 reagiert der Münchner Chemiekonzern mit einem „Effizienzprogramm“ und baut rund ein Zehntel seiner Mitarbeiter ab.

 

Nach Verlusten im Jahr 2019 verlieren bis Ende 2022 über 1.000 Beschäftigte der Münchner Wacker Chemie ihre Arbeitsplätze in der Verwaltung und in anderen nicht operativen Bereichen des Konzerns. Mehr als 80 Prozent der Stellen gehen in Deutschland verloren. Dies erfolgt im Rahmen des sogenannten Effizienzprogramms „Zukunft gestalten“, meldete die Wacker Chemie am 20. Feber. Mit dem Programm sollen jährlich 250 Millionen Euro eingespart werden. Die Unternehmensführung unter Vorstandschef Rudolf Staudigl kündigte an, „mit den Arbeitnehmervertretern ein Paket von sozialverträglichen Maßnahmen erarbeiten“ zu wollen. Denkbar seien unter anderem Pensionierungen, Altersteilzeitregelungen sowie Aufhebungsverträge. „Sofern sich die angestrebten Ziele auf diese Weise erreichen lassen, soll auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden“, hieß es in einer Aussendung. Weltweit hat die Wacker Chemie rund 14.500 Beschäftigte, davon etwa 10.000 in Deutschland. Die kommenden Arbeitsplatzverluste belaufen sich somit auf fast ein Zehntel des Belegschaftsstandes.

 

Die Wacker Chemie hatte 2019 einen Jahresverlust von rund 630 Millionen Euro verzeichnet. Schuld daran waren laut Angaben des Unternehmens insbesondere die gesunkenen Preise für Solarsilizium und Standardsilikone. Vorstandschef Staudigl zufolge bereitet sich die Wacker Chemie nun „sowohl im Geschäft mit Polysilizium als auch in unseren Chemiebereichen auf eine härtere Gangart im Wettbewerb vor. Mit ‚Zukunft gestalten’ verfolgen wir einen umfassenden Ansatz, um nicht nur Kosten in signifikantem Umfang einzusparen, sondern vor allem die Wettbewerbsfähigkeit von Wacker auch für zukünftige Herausforderungen zu stärken und dauerhaft zu sichern“. Personalvorstand und Arbeitsdirektor Christian Hartel ergänzte, die Konzernführung werde sich „wie bisher eng mit den Arbeitnehmervertretern abstimmen und zeitnah in konstruktive Verhandlungen eintreten. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele mit guten und fairen Lösungen erreichen können“.