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Chemiereport_2016-3

AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.3 MÄRKTE & MANAGEMENT den aufgrund der Gesetze entscheiden. Politische Zurufe sind nicht sinnvoll. CR: Was hieße ein Glyphosatverbot für die Pflanzenschutzmittelindustrie? Vom Umsatz her ist das für uns nicht bedeutend. Im Jahr 2014 wurden in Österreich rund 340 Tonnen Glyphosat ausgebracht. Das sind umgerechnet nur knapp zwei Prozent des Gesamtumsat- zes der Pflanzenschutzmittelindustrie in Österreich. Wichtig ist das Thema für die moderne Landwirtschaft und für die Ökologisierung der Landwirtschaft. Da würde ein wesentlicher Baustein fehlen. Drei Wissenschaftler der Universität Gie- ßen vertreten die Auffassung, dass man umweltschonende Methoden im Sinne der Minimalbodenbearbeitung in der Landwirtschaft ohne Glyphosat nicht mehr sinnvoll einsetzen kann. CR: Laut EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis soll die Industrie die Studien zu den Gesundheitsfragen bezüglich Glyphosat veröffentlichen. Die Glyphosat Task Force (GTF) lehnt das ab, bietet aber an, die Studien in einer Art „Lesesaal“ zur Verfügung zu stellen. Warum? Die Task Force sagt: Wir halten uns an die Gesetze und erwarten uns, dass das alle tun. Laut den Gesetzen unterliegen die Studien der Geheimhaltung, um Pla- giate zu verhindern und sicherzustellen, dass den Unternehmen die Forschungs- investitionen vergütet werden. Daher hat die Task Force angeboten, die Studien in einem Lesesaal zugänglich zu machen, wie das bei anderen Themen ja auch der Fall ist. Die Zulassungsbehörden haben ohnehin alle Daten. Es ginge nun darum, dass Politiker und Umweltaktivisten Ein- sicht haben wollen. Aber das kann nur zur Verunsicherung führen. Es hat keinen Sinn, Details hochwissenschaftlicher Pub- likationen mit der Bevölkerung zu disku- tieren, die natürlich nicht den vollen Wis- sensstand hat. CR: Wie geht es mit den Neonicotinoi- den weiter? Das Verbot in Österreich gilt ja noch bis Herbst. Das Verbot war politisch motiviert. Ich gehe davon aus, dass es nicht verlängert wird. Es geht darum, den Beizmittelstaub nicht mit den Bienen oder anderen Insek- ten in Berührung zu bringen. Dafür gibt es technische Lösungen. CR: Es heißt verschiedentlich, auf Pflanzenschutzmittel könne vollstän- dig verzichtet werden. Stattdessen müsse die „biologische Landwirt- schaft“ zum Standard werden. Jeder Landwirt soll selbst entscheiden, welche Form der Bewirtschaftung er wählt. Global betrachtet, sind wir mit einer steigenden Weltbevölkerung und abnehmenden Bodenressourcen kon- frontiert. Dazu kommt der Klimawandel. Daher müssen die verfügbaren Flächen ganzheitlich optimal genutzt werden, um hohe und qualitativ hochwertige Erträge zu erzielen. Da geht es um Pflanzenschutz, aber auch um pflanzenbauliche Maßnah- men sowie um den gezielten Einsatz von Betriebsmitteln. Die Pflanzenschutzmit- tel sind bestens getestet. Man versucht, mit Warndiensten Behandlungen erst dann zu setzen, wenn Krankheiten auf- treten. Mithilfe von Drohnen können Dün- ger und Pflanzenschutzmittel in Zukunft gezielt dort ausgebracht werden, wo das notwendig ist. Die biologische Land- wirtschaft wird immer mehr Ertrags- verluste haben. Wenn Österreich diesen Weg gehen will, werden immer mehr Importe nötig sein, aus Ländern, deren Qualitätsstandards wir nicht kennen. CR: Hat die Politik ausreichend Ver- ständnis für Ihre Anliegen? In der Landwirtschaft den modernen Pflanzenschutz als Bestandteil moderner pflanzenbaulicher Konzepte zu sehen, ist weitgehend konsensuell. Sehr zu begrü- ßen ist das Projekt „Zukunft Pflanzen- bau“ von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, das alle Aspekte des moder- nen Pflanzenbaus berücksichtigt. CR: Wird die Diskussion über Pflan- zenschutzmittel in anderen Ländern sachlicher geführt als in Österreich? Bezüglich Glyphosat spielen sich die Debatten in den meisten Ländern auf einer ähnlichen Ebene ab wie hier. Das Thema wird auch mit einem großen Her- steller in Verbindung gebracht. Aber die Verwendung von Glyphosat in Europa ist nicht mit jener in den Ländern zu verglei- chen, in denen gentechnisch verändertes Soja angebaut wird. Da geht es um ganz andere Tonnagen und einen völlig ande- ren Einsatz. (kf) „Nur mehr 7 % der Forschungsausgaben der Pflanzenschutzmittelbranche erfolgen in Europa.“

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