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Chemiereport_2016-3

32 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.3 MÄRKTE & MANAGEMENT Bild:Wintershall OMV und Gazprom Auf dem Weg zum Asset-Swap Am 1. April unterzeichneten OMV-General- direktor Rainer Seele und Gazprom-Chef Alexej Miller mehrere Dokumente bezüg- lich der Kooperation der beiden Unter- nehmen. Insbesondere geht es um den geplanten Tausch von Vermögenswerten („Asset Swap“). Für 24,98 Prozent an der Entwicklung der Blöcke 4A und 5A der Achimovskoe-Formation im Öl-, Gas- und Kondensatfeld Urengoj bietet die OMV der Gazprom die Beteiligung an ihrer nor- wegischen Tochter OMV-Norge. Die OMV bekäme damit Zugang zur Gasförderung in Westsibirien, die erheblich günstiger ist als die in der Nordsee. Im Gegenzug könnte die Gazprom ihre Aktivitäten im Erdölgeschäft ausbauen. Dem dienen auch die vereinbarten Lieferungen von Öl der mittelschweren Sorte REBCO an die Raffinerie Schwechat sowie „mögliche Lie- ferungen“ der leichten Ölsorte SILCO. Vereinbart wurde weiters die „vertiefende Zusammenarbeit im Bereich von For- schung und Entwicklung“, die laut OMV Gasproduktion, Transport, Verarbeitung, Untergrundspeicher und Verkauf, Indus- trie- und Informationssicherheit, Energie- effizienz, Umweltschutz sowie Energie- gewinnung aus Wasserstoff umfasst. Der Reiz für die Gazprom liegt nicht zuletzt im leichteren Zugang zu westlicher Förder- technik, wie er gerade auch in Achimovs- koe gefragt ist. Vereinbart wurden weiters „kulturelle Kooperationen“, etwa das „Sponsoring von Kulturveranstaltungen in St. Petersburg und Wien“. Unterdessen nominierte die Österreichi- sche Bundes-und Industriebeteiligun- gen GmbH (ÖBIB) den vormaligen Sie- mens-Vorstand Peter Löscher als neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der OMV. Er folgt Peter Oswald, der sich nach knapp einem Jahr aus Zeitgründen zurückzieht. Neu in den OMV-Aufsichtsrat kommen Marc Hall, bis Ende 2015 Vorstandsdi- rektor der Wiener Stadtwerke, sowie Karl Rose, ehemals „Chefstratege“ von Royal Dutch Shell und derzeit Professor für stra- tegisches Management und angewandte Betriebswirtschaft an der Karl-Fran- zens-Universität Graz. Kalte Herausforderung: In Achimovskoe wird bei Temperaturen unter 50 Grad Celsius Gas gefördert. E rfolgreich verläuft die Erschlie- ßung der Achimovskoe-Forma- tion im Gasfeld Urengoj, einer der wichtigsten westsibirischen Lagerstät- ten. Das meldet die BASF-Tochter Win- tershall, die dort mit der russländischen Gazprom tätig ist. Operativ erfolgt dies über die Achimgaz, an der Wintershall und Gazprom je 50 Prozent halten. Laut Wintershall wurde in Achimovs- koe Ende ver- gangenen Jahres „bereits aus 62 Bohrungen pro- duziert“. Die För- derung erhöhte sich gegenüber 2014 um rund 48 Prozent auf etwa 26 Millionen Fass Erdöleinheiten (boe). Geplant ist, in den kommenden etwa 30 Jahren rund 200 Milliarden Kubikmeter Erdgas und 40 Millionen Tonnen Kondensat zu för- dern. Seitens der Wintershall wird das Vorhaben als „extrem herausfordernd“ beschrieben. Die Achimovskoe-Forma- tion liegt rund 3.500 Kilometer nordöst- lich Moskaus im Gebiet Nadym-Pur-Taz nahe der Jamal-Halbinsel in etwa 4.000 Metern Tiefe. Sie steht unter einem ext- remen Druck von mehr als 600 Atü und enthält einen hohen Anteil an Paraffi- nen. Insgesamt werden die Vorkommen laut Gazprom auf mehr als 1.000 Milli- arden Kubikmeter Erdgas und 200 Mil- lionen Tonnen Gaskondensat geschätzt. Zum Vergleich: Diese Gasmenge würde ausreichen, um den österreichischen Bedarf von 2015 (7,5 Milliarden Kubik- meter) mehr als 133 Jahre lang zu decken. Achimovskoe wird auch als „Drit- ter Atem“ von Urengoj bezeichnet. Dies bezieht sich darauf, dass zwei Formati- onen im Urengoj-Feld bereits seit Jahr- zehnten in Betrieb sind und ihre Pro- duktion langsam zurückgeht. Aus diesem Grund ist die Entwicklung von Achimovs- koe von großer Bedeutung. Gaz- prom und Win- tershall gründeten deshalb 2003 die Achimgaz, die, wie es heißt, deutsches Know-how und russländisches Improvi- sationstalent kombiniert. Im Jahr 2008 wurde die Gasförderung aufgenommen. Die Anlagen sind darauf ausgelegt, auch bei Temperaturen von unter -50 Grad Celsius, wie sie im Winter in Westsibi- rien auftreten, zu funktionieren. In den vergangenen Jahrzehnten wurden in der österreichischen Gaswirt- schaft sowie seitens mancher Energiepo- litiker immer wieder Überlegungen ventiliert, in die Gasproduktion in der Russländischen Föderation einzustei- gen. Gelingt es, den „Asset Swap“ zwi- schen der OMV und der Gazprom (siehe Kasten) wie geplant abzuschließen, könnte dies Wirklichkeit werden. (kf) Erfolgreiche Entwicklung Achimovskoe-Formation Am 1. April ging die Kooperation von OMV und Gazprom in eine neue Phase. „Wir haben die Förde- rung um 48 % erhöht.“

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