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Chemiereport_2016-3

63 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.3 CHEMIE & TECHNIK Bild:Chemiereport betrat man gleichzeitig ein, neben der Gestaltung dekorativer Oberflächen, zweites Absatzgebiet. Ein Werk in Russ- land folgte, in den USA baute man das „Bonding“ von Metallpigmenten in Pul- verlacke als Dienstleistung auf. „Unser Ziel war, ein Unternehmen aufzubauen, das weltweit aktiv ist“, sagt Martin Lutz. Doch 2012 entschieden sich die Gesell- schafter, das Spezialunternehmen für Metallpigmente an den Druckfarbenan- bieter Sun Chemical zu verkaufen, der selbst wiederum Teil des japanischen DIC-Konzerns ist. „Unsere Kinder hat- ten kein Interesse gezeigt, die Firma zu übernehmen. Wir haben daher einen Käufer gesucht, der nicht in Konkurrenz zu Benda-Lutz steht. Es war uns wichtig, den Leuten, mit denen wir das Unterneh- men hier aufgebaut haben, eine Zukunft zu sichern“, so Lutz. Sun Chemical hatte lediglich Farbpigmente im Portfolio und nur ein kleines Werk für Metallpigmente in China, das der Versorgung der eigenen Druckfarbenproduktion diente. Dieses wurde nun in die entstandene Metallpig- ment-Sparte von Sun Chemical eingeglie- dert, die nach wie vor unter der Marke Benda-Lutz firmiert. Auch die Brüder Lutz blieben als Leitung der Gruppe erhalten. „Unser Know-how wird noch gebraucht“, schmunzelt Lutz. Ausbau der Produktionskapazitäten Die Investitionstätigkeit hat unter dem neuen Eigentümer freilich nicht geendet. Um mehr als zehn Millionen US-Dollar wird der weltweite Ausbau des Geschäfts mit Metallpigmenten vorangetrieben, um der steigenden Nachfrage zu begeg- nen. Bis Ende 2016 soll die Kapazität um 40 Prozent gesteigert werden. Rund drei Millionen davon fließen in den Standort Nussdorf ob der Traisen, wo eine neue Anlage zur Herstellung von Pigmenten entsteht, die durch Ablösen einer durch Vakuumverdampfung erzeugten Schicht hergestellt werden („Splendal-Technolo- gie“); derartige Produkte finden etwa für hochwertige Kunststoffoberflächen im Auto-Interieur Verwendung. Insgesamt macht der dekorative Bereich rund 50 Prozent des Geschäfts aus. Hauptmärkte sind hier die Herstel- ler von Lacken, Kunststoffen und Druck- farben. Rohmaterial ist meist Alumini- umgrieß (der in einem eigenen Werk in Polen aus Metallbarren hergestellt wird). Die rundlichen Körner werden nach ihrer Größe in verschiedene Fraktionen auf- getrennt und in speziellen Kugelmühlen zu Blättchen verformt. Auf diese Weise erhöht sich das Reflexionsvermögen, wodurch die typischen Metallic-Effekte entstehen. Das beim Mahlen verwendete Testbenzin wird zurückgewonnen, gerei- nigt und wiederverwendet. Einen besonderen Schwerpunkt stellt dabei der Bereich der Pulverlacke dar. „Mit der Entwicklung eines Bonding-Ver- fahrens, mit dem die feinen Metallpig- mente mit den gröberen Pulverlackpar- tikeln verbunden werden, haben wir uns einen weltweiten Namen gemacht“, erklärt Lutz. Dazu werden auch silika- tumhüllte Pigmente verwendet, die die Farbgebung der Oberfläche besonders wetterfest machen. Eine andere wichtige Anwendung sind sehr dünne Anti-Korro- sionsbeschichtungen (sogenannte Mikro- korrosionssysteme), wie sie etwa für spe- zielle Bauteile im Kraftfahrzeugbau Ver- wendung finden. In der Automotive-Bran- che sieht man bei Benda- Lutz vor allem durch Pigmente mit speziellen „Chromef- fekten“ Wachstumschancen, da es Bestre- bungen gibt, den Einsatz von toxischem Chrom sukzessive zu ersetzen. Im Druck- farbenbereich wird der konzerneigene Bedarf an Metallpigmenten bei Sun Che- mical abgedeckt, ebenso beliefert man aber auch zahlreiche andere Player auf dem Weltmarkt. Metallpartikel mit Funktion Eine gänzlich andere Aufgabe haben die Metallpartikel bei der Herstellung von Porenbeton. Hier wird der frischen Beton- masse Aluminiumpulver zugemischt, das mit dieser unter Bildung von Wasser- stoff reagiert und so zur Bläschenbildung führt. Anschließend werden die Blöcke im Autoklaven bei einem Druck von zwölf bar ausgehärtet. Mit diesem Geschäft, das rund die Hälfte des Umsatzes einbringt, ist Benda-Lutz vor allem in Osteuropa und im Nahen Osten stark, der Konzern inves- tiert derzeit in neuen Anlagen in Polen und Russland. „Polen ist der größte Poren- betonhersteller der Welt. Daher sind wir früh mit einem Produktionsstandort in diesen Markt gegangen“, erinnert sich Lutz an die Chance, die man früh zu nut- zen verstand. Die Forschung von Benda-Lutz ist sowohl in Nussdorf als auch in den USA angesiedelt, insgesamt sind bei Sun Che- mical 70 F&E-Mitarbeiter im Bereich Pig- mente beschäftigt. Qualifizierte Mitar- beiter zu finden, sei im Traisental nicht schwieriger als anderswo. „Wir liegen nahe genug, um den Wiener Raum anspre- chen zu können“, so Lutz. Das Unterneh- men bildet selbst regelmäßig Lehrlinge aus, greift aber auch gerne auf Absolven- ten von Chemie-HTLs oder der Studien- richtung Verfahrenstechnik zurück. Vor der Ansiedlung von Benda-Lutz im Jahr 1910 diente der Standort in Nuss- dorf ob der Traisen jahrhundertelang als Mühle. Noch heute fließt der von der Traisen abgezweigte Mühlbach durch das Betriebsgelände und wird für ein kleines Wasserkraftwerk genutzt. „Damit können wir rund 15 Prozent der verbrauchten Energie selbst erzeugen“, so Lutz. „Mit der Entwicklung des Bonding-Verfahrens haben wir uns einen weltweiten Namen gemacht.“ Benda-Lutz wurde 1910 von Georg Benda und Ferdinand Lutz als Produktionsbetrieb für Christbaumschmuck und Bronzefar- ben gegründet. Mitarbeiter heute: rund 310, davon 140 in Österreich, Standort Nussdorf ob der Traisen Seit 2012 Teil von Sun Chemical inner- halb der DIC-Gruppe. Sun Chemical stellt Druckfarben und Pigmente für verschie- dene industrielle Märkte her und erwirt- schaftet mit rund 8.000 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 3,5 Milliarden Dollar. Hauptmärkte von Benda-Lutz: Metallpigmente für dekorative Anwen- dungen (Lacke, Druckfarben, Kunstsoffe) Metallpigmente für funktionelle Anwen- dungen (vor allem für die Herstellung von Porenbeton) www.benda-lutz.com Zum Unternehmen Um 40 Prozent soll die Produk- tionskapazität durch Inves- titionen von Sun Chemical erhöht werden.

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