Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Chemiereport_2016-3

Bild:BMLFUW/RitaNewman C hemikalien-Leasing ist der maßgebliche Entwicklungs- trend für die Produzenten und Anwender chemischer Pro- dukte. Es ist der Idealtypus einer auf Nachhaltigkeit ausge- richteten Wirtschaftsweise und steht für ein Geschäftsmodell, bei dem Chemikalien nicht mehr bloß verkauft, sondern dem Kunden zum Gebrauch zur Verfügung gestellt und gewartet wer- den. Die Leistungen von Chemikalien werden zum Gegenstand von Geschäften, nicht die Chemikalien selbst – effizienter Einsatz erhöht so (und nur so) auch den Profit des Herstellers. Beim Chemikalien-Leasing (ChL) wird nicht mehr das Fass Lösungsmittel, der Lack oder der Kanister mit Hydrauliköl bezahlt, sondern der „Quadratmeter behandelte Fläche“ oder „Betriebsstunden in der Hydraulikanlage“. Ein Modell, das Che- mikalienhersteller, Anlagenbetreiber und Kunden miteinbezieht und in dem alle Beteiligten von den Einsparungen und Effizienz- steigerungen profitieren. Würden alle österreichischen Betriebe, denen es möglich ist, auf Chemikalien, Leasing umsteigen, ließe sich ein Drittel aller eingesetzten chemischen Produkte einsparen. Das vom Umweltministerium entwickelte und geförderte Modell wird mittlerweile in zahlreichen Branchen umgesetzt. Hersteller von Holzmöbeln und Lacken kooperieren in Chemikalien-Leasing- Modellen und halbierten dabei den Lack- verbrauch. Um unglaubliche 80 Prozent konnte der Einsatz von Lösungsmitteln in einem Projekt der Autozulieferindus- trie in der Steiermark reduziert werden Ähnlich erfolgreich lau- fen Chemikalien-Leasing-Projekte in der metallverarbeitenden Industrie, der Textilreinigung oder etwa in der Schleifmittel- branche. Chemikalien-Leasing ist mittlerweile eine weltweite Erfolgs- geschichte. Die in Wien ansässige UN-Organisation für indust- rielle Entwicklung (UNIDO) hat das österreichische Modell zum Flaggschiff ihrer weltweiten Aktivitäten gemacht. In zahlreichen Ländern auf vier Kontinenten wurden mit österreichischem Know-how bereits Dutzende Projekte realisiert. In vielen Län- dern werden eigene Institutionen zur Implementierung von ChL aufgebaut. Um mehr erfolgreiche Beispiele für die Anwendung des Modells darstellen zu können, wird von der UNIDO gemein- sam mit der schweizerischen, deutschen und österreichischen Regierung 2016 bereits zum dritten Mal der „Global Chemical Leasing Award“ ausgeschrieben. Unter den Preisträgern der bisherigen Bewerbe waren weltweit tätige Unternehmen, wie z. B. das größte kolumbianische Erdölunternehmen Ecopetrol SA, der Spezialchemikalienhersteller Ecolab, aber auch kleinere Unternehmen wie der serbische Marktführer in der Mineralwas- serherstellung, Knaz Milos. IKEA-Indien erhielt 2010 einen Son- derpreis der Jury für die Umstellung des gesamten Konzepts der Textilfärbung und Behandlung auf Chemikalien-Leasing. Sowohl die neue EU-Chemikalienpolitik REACH als auch ChL sind von einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Che- mikalienhersteller und -anwender geprägt. REACH verlangt einen Datenaustausch und gegenseitige Information, was wie- derum die Basis für das Geschäftsmodell ChL darstellt. Die Voraussetzungen für das dienstleistungsorientierte Geschäfts- modell ChL und die EU-Chemikalien- politik laufen daher in gewisser Weise parallel. Ebenso wie REACH erstreckt sich ChL auf die gesamte Lieferkette und schafft Synergien durch die Kom- bination von Hersteller-Know-how mit jenem des Anwenders. ChL ist das Werkzeug, um aus den mit REACH entstehenden neuen Informationen und Kontak- ten profitable Geschäftsbeziehungen und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Wie kaum ein anderer Ansatz ist dieses Modell geeignet, das Konzept einer „circular economy“ (jüngst von der Europäischen Kommission in einem Grundsatzdokument umrissen) gewinnbringend umzusetzen. Denn nur inner- halb von Chemikalien Leasing haben alle Teile der Wertschöp- fungskette ein gemeinsames, ökonomisch motiviertes Ziel: den effizienten Einsatz chemischer Produkte. Chemikalien-Leasing Österreichisches Geschäftsmodell als weltweite Erfolgsgeschichte Vor kurzem veröffentlichte die UNIDO ihren „10 Years Outlook“ zum Chemikalien-Leasing. Thomas Jakl , Ministerialrat im Umweltministerium, war an der Entwicklung des Konzepts maßgeblich beteiligt. In seinem Gastkommentar zieht er Bilanz. 24 AustrianLifeScienceschemiereport.at 2016.3 MÄRKTE & MANAGEMENT Ministerialrat Mag. Dr. Thomas Jakl ist stellvertretender Leiter der Sektion VI (Stoffstromwirtschaft, Abfallmanage- ment und stoffbezogener Umweltschutz) sowie Leiter der Abteilung VI/5-Che- miepolitik im Umweltministerium. Auf 4 Kontinenten wurden bereits Projekte mit österreichischem Know-how realisiert.

Seitenübersicht