Archive - 2015

Linde AG mit Ergebniswarnung

Die Linde AG, München, wird das für 2017 angestrebte Konzernergebnis von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro voraussichtlich nicht erreichen. Statt dessen werden nunmehr 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro angepeilt. Das teilte das Unternehmen in einer Aussendung mit. Ihr zufolge wird auch der Return on Capital Employed (ROCE) nicht bei 11 bis 12 Prozent liegen, sondern lediglich bei 9 bis 10 Prozent. Als Gründe nennt die Linde AG den Rückgang der Wachstumsraten in der Industrieproduktion, der sich auch auf den Bedarf für industrielle Gase auswirke. Überdies „werden staatliche Preiskürzungen für Leistungen des US-Healthcare-Geschäfts“ in den kommenden beiden Jahren „voraussichtlich stärker als erwartet ausfallen“. Drittens schließlich rechnet die Linde AG mit einem schwächeren Ergebnisbeitrag der Engineering-Division. Der Auftragseingang in diesem Geschäftsbereich werde vermutlich geringer sein als bisher angenommen, weil der Ölpreis mittelfristig niedrig bleiben dürfte und sich die Kunden daher mit Investitionen zurückhalten.

 

Bei der Vorstellung des Ergebnisses der ersten neun Monate des heurigen Jahres hatte Vorstandschef Wolfgang Büchele noch von einem „soliden Niveau“ des Auftragsbestands der Engineering-Division gesprochen. Allerdings meldete er einen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,1 Prozent auf 2,002 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz und ein von 216 auf 169 Millionen Euro gefallenes operatives Ergebnis.

 

Im Lauf des heutigen Tages gab der Aktienkurs der Linde AG nach. Wurden am Morgen noch 148,15 Euro je Aktie bezahlt, so waren es am frühen Nachmittag noch 142,15 Euro.

 

Die Linde AG mit ihren rund 65.500 Beschäftigten gilt als eines der größten Gase- und Engineeringunternehmen der Welt. Im Jahr 2014 erzielte sie einen Umsatz von rund 17,05 Milliarden Euro.

 

 

 

 

November 26th

Weltklimagipfel: Industrie will „Chancengleichheit“

Chancengleichheit für die europäische Industrie“ forderte der Sprecher der Energieintensiven Industrien Deutschlands (EID), Utz Tillmann, am Vorabend des Weltklimagipfels in Paris (COP 21), der am kommenden Montag beginnt und bis einschließlich 11. Dezember dauert. Tillmann, seines Zeichens auch Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), erläuterte, die energieintensiven Industriesektoren Baustoffe, Chemie, Glas, Nichteisenmetalle, Papier und Stahl hätten ihre CO2-Emissionen im Vergleich zu den Werten des Jahres 1990 „um mehr als 30 Prozent reduziert“. Dem gegenüber müsse die Konkurrenz in den meisten anderen Wirtschaftsräumen der Welt keine klimapolitischen Auflagen erfüllen: „Dadurch kommt es zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen.“ Um dem entgegenzuwirken, solle die „europäische Politik“ das Emissionshandelssystem ETS reformieren und dadurch „sicherstellen, dass Produktion nicht abwandert.“

 

Hinsichtlich des neuen Weltklimaabkommens, das in Paris geschlossen werden soll, erhob Tillmann drei Forderungen:

Erstens müssten sich „alle entscheidenden Emittenten zu vergleichbaren Minderungsbeiträgen verpflichten“, vor allem die G20-Staaten.

Zweitens seien weltweit „einheitliche Berichtstandards für Treibhausgasemissionen“ einzuführen.

Drittens sind laut Tillmann „internationale Marktmechanismen anzustreben, damit der europäische Emissionshandel international anschlussfähig wird.“

 

Die Aussichten, dass diese Forderungen erfüllt werden, sind nach Aussagen Tillmanns jedoch schlecht: „In Europa gibt es bereits ein funktionierendes System für den Klimaschutz. Wir hoffen auf Nachahmer in anderen Regionen. Aber es gibt zu wenige Signale dafür, dass die Klimakonferenz Paris die EU aus ihrer klimapolitischen Isolation führen kann.“

Ausdrücklich verwies der VCI in seinem „Politikbrief“ zur COP 21 darauf, dass „Deutschland und die EU lediglich für rund zehn Prozent der (globalen) Emissionen verantwortlich“ sind. Kritiker dieser Argumentation halten allerdings fest, dass die EU damit der drittgrößte Emittent der Welt nach China (Anteil am globalen CO2-Ausstoß rund 29,1 Prozent) und den USA (15,0 Prozent) sind.

 

Knackpunkt Geld

 

Skeptisch bezüglich der Aussichten für den Pariser Klimagipfel äußern sich unterdessen die österreichische Ökonomin Angela Köppl (Wirtschaftsforschungsinstitut) und ihr Kollege Stefan Schleicher (Wegener Center an der Karl-Franzens-Universität Graz), die zu den renommiertesten heimischen Fachleuten für Klimapolitik gehören. Sie gehen in ihrem aktuellen „Policy Brief“ zur COP 21 davon aus, dass die Konsensfindung in Paris „sehr aufwendig“ sein wird - nicht zuletzt, weil jeder der teilnehmenden Staaten ein Vetorecht besitzt.

 

Einer der schwierigsten Punkte ist ihnen zufolge eine Einigung über die Dotierung des sogenannten „Green Climate Fund“ (GCF). Dieser soll ab 2020 jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar für den Technologietransfer in die Entwicklungs- und Schwellenländer bereitstellen. So soll diesen ermöglicht werden, mit allfälligen Auswirkungen des Klimawandels besser zurande zu kommen. Köppl und Schleicher zufolge zeichnet sich allerdings „noch keine Erreichung dieses Finanzierungsziels ab.“ Bestätigt wird diese Einschätzung durch die Ergebnisse des Ecofin-Treffens vor wenigen Wochen. Dort bekundeten die Finanzminister der EU-Mitgliedsstaaten zwar ihre prinzipielle Unterstützung für den Fonds. Gleichzeitig machten sie jedoch klar, dass von ihnen kaum zusätzliche Mittel zu erwarten sind. Statt dessen sollten sich die Schwellenländer stärker engagieren - ein unmissverständlicher Appell nicht zuletzt an China, das derlei allerdings bisher stets mit aller Entschiedenheit ablehnte.

 

Laut Köppl und Schleicher ist angesichts dessen folgendes „Worst-Case-Szenario“ für Paris denkbar: Eine „Minderheit von Entwicklungsländern“ könnte mit ihrem Veto den Beschluss des angestrebten Abkommens verhindern: „Dies könnte etwa der Fall sein, wenn es zu keiner Übereinstimmung bei den Schlüsselfragen kommt, insbesondere in Hinblick auf die Bereitstellung von Finanzmitteln durch die Industrieländer.“

 

 

November 24th

Pfizer übernimmt Allergan

Mit der am 23. November bekanntgegebenen Übernahme von Allergan durch Pfizer entsteht der weltweit größte Konzern der pharmazeutischen Industrie. Pfizers Portfolio wird dadurch vor allem in der Augenheilkunde und ästhetischen Chirurgie erweitert.

 

Nach dem Umsatz-Ranking des Branchenmagazins Pharmaceutical Executive fusioniert damit die bisherige Nummer 2, Pfizer, mit einem Unternehmen, das 2014 in dieser Form noch gar nicht in existierte, nach Summation der Erlöse der Vorgängerfirmen im Ranking aber den 13. Platz einnehmen würde. Allergan in der heutigen Form war erst im Juni 2014 aus der Fusion des amerikanisch-irisch-schweizerischen Unternehmens Actavis mit der US-Firma Allergan entstanden. Actavis seinerseits entstand in mehreren Fusionsschritten zwischen 2012 und 2014 aus den Pharmaunternehmen Watson, Actavis, Warner Chilcott und Forest Laboratories.

Pfizer lässt sich den Deal rund 160 Milliarden Dollar kosten. Es erhält dafür ein Unternehmen, dessen Portfolio vor allem in der ästhetischen und plastischen Chirurgie (unter anderem das Präparat „Botox“), der Neurologie, der Augenheilkunde und der Frauengesundheit angesiedelt ist. In Branchenkreisen wird vermutet, dass auch die Möglichkeit eine Rolle gespielt hat, das Headquarter des Unternehmens im Zuge eines sogenannten Inversionsdeals (bei dem das kleiner Unternehmen formal das größere übernimmt) an den Allergan- Hauptsitz nach Dublin zu verlegen, um der US-Körperschaftssteuer zu entgehen.

 

 

 

November 23rd

CEFIC meldet schwaches Wachstum

Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014 wuchs die Produktion der chemischen Industrie in der Europäischen Union von Jänner bis einschließlich August 2015 um 0,3 Prozent. Das meldet der Branchenverband CEFIC in seinem aktuellen Chemical Trends Report. Im selben Zeitraum fielen die Preise um 4,5 Prozent. Von Jänner bis inklusive Juli 2015 lagen die Umsatzerlöse um 0,3 Prozent unter denen der Vorjahrssperiode.

 

Dennoch erhöhte sich der Außenhandelsüberschuss um 1,6 Milliarden Euro auf 27,2 Milliarden. Um 24,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro gesunken ist allerdings der Außenhandel mit den europäischen Staaten außerhalb der EU, zu denen die Russländische Förderation (RF), die Schweiz und die Türkei gezählt werden. Laut CEFIC war dafür vor allem ein Einbruch bei den Exporten in die RF von 14,6 Prozent bzw. 815 Millionen Euro verantwortlich. Im Gegenzug erhöhten sich die Importe aus der RF um 1,0 Prozent bzw. 46 Millionen Euro. Um 481 Millionen auf 4,64 Milliarden Euro zugenommen haben die Exporte der chemischen Industrie der EU in den asiatischen Raum mit Ausnahme Chinas und Japans. Die Ausfuhren nach China gingen um 618 Millionen Euro zurück.

 

November 19th

Core Facility BiMM eröffnet

Am Universität- und Forschungszentrum Tulln hat eine neue, von BOKU und Vetmed betriebene Core Facility ihren Betrieb aufgenommen, die dem roboterunterstützten Screening nach bioaktiven Substanzen in Pilzen dient.

 

Großes Aufgebot am Campus Tulln: Landeshauptmann Erwin Pröll, BOKU-Rektor Martin Gerzabek, Vetmed-Rektorin Sonja Hammerschmid, Sektionschef Elmar Pichl – keiner ließ es sich nehmen, am 18. November bei der Eröffnung der Core Facility BiMM („Bioactive Microbial Metabolites“) dabei zu sein. Der von BOKU und Vetmed gemeinsam betriebene und von Wissenschaftsministerium und Land Niederösterreich finanzierte Gerätepark soll dazu dienen, bisher unentdeckte Stoffwechselprodukte von Pilzen mit antibiotischer, fungizider, hormoneller oder zytostatischer Wirkung aufzuspüren.

Weil die Biosynthese vieler Metaboliten aber unter Laborbedingungen stillgelegt sind, werden die Pilze durch Interaktion mit anderen Mikroorganismen zur Produktion wirksamer Substanzen angeregt. Die Zahl der möglichen Kombinationen würde ins Unermessliche gehen: „Ca. 80 Prozent des Potenzials der rund 100.000 bekannten Pilzarten sind noch unerforscht“, erklärte BiMM-Mastermind Josef Strauss, Professor für Funktionelle Pilzgenomik an der BOKU, einem staunenden Auditorium. Dazu kommen unzähligen Kombinationsmöglichkeiten mit Bakterien und anderen Zellen. Gemeinsam mit Rudolf Krska, Leiter des BOKU-Departments IFA-Tulln, Martin Wagner (Professor für Milchhygiene an der Vetmed) und der Tullner Technopol-Managerin Angelika Weiler bildete Strauss ein Kern-Team, das den Aufbau einer hochautomatisierten Core Facility vorantrieb, die das roboterunterstützte Screening nach bestimmten Aktivitätstypen bewerkstelligen sollte.

 

4.000 Tests in der Stunde

Mit dem nun geschaffenen Gerätepool können mithilfe von Laborrobotern Bakterien, Pilze, Algen und andere Zellen in allen erdenklichen Kombinationen miteinander kultiviert und auf bestimmte Wirkungen hin getestet werden. Ebenso steht Equipment und Know-how zur Aufreinigung der Assays zur Verfügung. Die Zahlen sprechen für sich: Pro Stunde können 4.000 Einzeltests durchgeführt werden, in einem 20-tägigen Durchgang werden 1,9 Millionen Einzelergebnisse erzielt – mehr als ein wissenschaftlicher Mitarbeiter manuell in seiner Lebenszeit abwickeln könnte.

Neben potentiellen Arzneimittelwirkstoffen kann eine derartige Screening-Einrichtung auch neue Substanzen für den Pflanzenschutz aufspüren und die Grundlage für biotechnologische Anwendungen schaffen.

 

 

 

November 17th

Boehringer erweitert Krebsforschungszentrum in Wien

<a href=http://www.boehringer-ingelheim.at target=“_blank“>Boehringer Ingelheim</a> hat an seinem Wiener Standort ein neues Forschungsgebäude eröffnet. Der Bau, in den der Konzern rund 19 Millionen Euro investiert hat, beherbergt 80 Arbeitsplätze, die vor allem für die immunonkologische Forschung genutzt werden.

 

Seit dem Jahr 2000 ist am Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV) in Wien 12 die Krebsforschung des gesamten Pharmakonzern konzentriert. Zuletzt platzte man am Standort schon aus allen Nähten. 2014 wurde mit dem Bau eines neuen Forschungsgebäudes begonnen, das nun nach nur 1,5 Jahren Bauzeit seinem zukünftigen Zweck übergeben wird.

Neben der „zielgerichtete Krebstherapie“ (englisch „targeted therapy“), die bei vielen Patienten eines bestimmten Krebstypus zwar wirksam ist, oftmals aber keinen lange anhaltenden therapeutischen Effekt erzielt, setzt Boehringer Ingelheim dabei vermehrt auf immunonkologische Ansätze, die verhindern sollen, dass Krebszellen vom patienteneigenen Immunsystem nicht angegriffen werden. Laut Darryl McConnell, der die Forschung am Standort Wien leitet, zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass mit einem solchen Ansatz anhaltende Erfolge erzielt werden können, dies aber nur bei etwa 20 Prozent der Patienten. Die Hoffnungen ruhen daher auf einer Kombination, die den Nutzen beider Vorgehensweisen miteinander verbinden könnte. In den vergangenen Jahren habe sich Boehringer die dafür erforderliche Expertise aufgebaut, mit dem Markteintritt eines unternehmenseigenen immunonkologischen Präparats rechnet McConnell nicht vor 2020.

Die Fokussierung auf immuntherapeutische Ansätze in der Onkologie ist im Einklang mit der vor kurzem präsentierten neuen Forschungsstrategie des Unternehmens, die vorsieht, vermehrt Synergien zwischen den bearbeiten Therapiegebieten Immun- und Atemwegserkrankungen, Krebs, kardiometabolische Erkrankungen sowie Krankheiten des Zentralnervensystems zu nutzen. Teil der Strategie ist auch, künftig mehr auf „Open Innovation“ zu setzen, also externe Akteure vom Uni-Institut bis zum Startup-Unternehmen verstärkt in den F&E-Prozess einzubinden. Auch hier sei Wien angesichts der vorhandenen Konzentration in den Life Sciences ein „Hotspot“, wie McConnell bemerkte. Weltweit will das Pharmaunternehmen in den kommenden fünf Jahren 11 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren.

 

Bekenntnis zum Standort Wien

Boehringer Ingelheim investiert in Österreich jährlich rund 200 Millionen Euro in klinische und nichtklinische Forschung, so Philipp von Lattorff, Generaldirektor des Boehringer Ingelheim RCV, dazu kämen weitere 20 Millionen zur Finanzierung des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP). Der kontinuierliche Ausbau des Firmengeländes in Wien 12 zeige zudem das Bekenntnis des im Familienbesitz befindlichen Konzerns zum Standort Wien. Laut von Lattorff sind nach Grundzukäufen in den vergangenen Jahren einer weiteren Expansion räumlich nicht so schnell Grenzen gesetzt. Die Rahmenbedingungen würden es aber nicht immer leicht machen. Konkret nannte von Lattorff den steigenden Kostendruck, wie er sich etwa in den langen Diskussionen mit den Sozialversicherungsträgern um einen neuen Rahmen-Pharmavertrag gezeigt habe.

 

 

 

 

November 16th

Culik: „Biobasierte Industrie ist die Zukunft“

Österreich gehört in der biobasierten Industrie (BBI) zu den weltweit führenden Staaten. Wir sollten uns bemühen, dass das auch so bleibt.“ Das sagte der Obmann des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Hubert Culik, beim Stakeholder-Dialog Biobasierte Industrie in Wien. Culik erläuterte, bis 2045 werde die Weltbevölkerung um etwa zwei Milliarden Personen auf neun Milliarden Menschen anwachsen. Diese benötigten pharmazeutische Produkte, Kraft- und Brennstoffe, Nahrung, Kleidung sowie eine ganze Reihe weiterer Konsumgüter, „und für deren Herstellung sind nun einmal chemische Stoffe notwendig.“ Mit der nach wie vor dominierenden Petrochemie allein könnten diese jedoch nicht bereitgestellt werden. Daher sei es notwendig, auch andere Stoffe zu nutzen.

Freilich stelle die Ressourcenproblematik auch in der BBI einen „Flaschenhals“ dar, räumte Culik ein: „Daher müssen wir die Biomasse kaskadisch nutzen, was ja auch am meisten Wertschöpfung bringt.“ Letzten Endes werde der Ersatz der fossilen Rohstoffe durch biogene Materialien indessen die Zukunft sein, gab sich Culik überzeugt. Er rief die Politik dazu auf, der Wirtschaft die notwendigen langfristig stabilen Rahmenbedingungen für Investitionen in neue Verfahren und Produkte zu bieten. Ohne „Planungssicherheit“ seien diese nicht möglich. Die seinerzeitige „Berg- und Talfahrt“ bei den Bestimmungen zur Beimischung biogener Kraftstoffe zu konventionellem Benzin und Diesel war laut Culik ein abschreckendes Beispiel.

 

Theodor Zillner vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT), das den Stakeholder-Dialog mitveranstaltete, sicherte zu, im Rahmen seiner Möglichkeiten auf noch bessere Bedingungen für die BBI hinzuwirken. Beispielsweise bestünden Überlegungen, die Beschaffung der öffentlichen Hand am Bestbieterprinzip statt am Billigstbieterprinzip auszurichten. Laut Zillner würde dies zusätzliche Marktchancen für biobasierte Produkte eröffnen, die üblicherweise „ein bisschen“ teurer seien als herkömmliche Erzeugnisse. Wenig Hoffnung gibt es laut Zillner dagegen für eine ökologische Steuerreform, in deren Rahmen die BBI entlastet werden könnte. Es habe keinen Sinn, „zehn Jahre lang mit dem Finanzministerium über dieses Thema zu diskutieren, und am Ende kommt dann wieder nichts heraus.“ Zillner riet, statt dessen die Vorteile biobasierter Produkte verstärkt zu kommunizieren. Wie er hinzufügte, bestehen für die Herstellung solcher Produkte bisweilen gesetzliche Einschränkungen. Werde beispielsweise zur „Fütterung“ von Algen CO2 aus Kraftwerksabgasen eingesetzt, so gelte dieses als Abfallstoff. Das bedeute, „man darf mit so einem Verfahren nur Bioplastik erzeugen, aber keine Lebensmittel.“

 

Spinner“ oder „Visionär“?

 

Der niedrigere Ölpreis, der auch die Beschaffungskosten für die Produkte der petrochemischen Industrie der dämpft, ist für die BBI übrigens nicht mehr das große Problem, betonte Mathias Drexler von der ACIB GmbH. Der biobasierten Industrie gehe es „um langfristige Ziele, und die Schwankungen des Ölpreises sind eine eher kurzfristige Angelegenheit.“ Außerdem sei Erdöl nun einmal ein begrenzt verfügbarer Rohstoff, was der BBI auf lange Sicht Wettbewerbsvorteile biete. Laut Johann Zimmermann von der NAKU GmbH ist der Ölpreis zwar nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Markteintrittsbarriere. Eine wesentliche Rolle spielen aber auch Emotionen: „Es ist natürlich ein Unterschied, ob mich ein potenzieller Kunde als Spinner betrachtet oder als Visionär.“

 

 

 

November 12th

Wiener Quantenphysiker weisen Verschränkung von Teilchen nach

Ein Team um den österreichischen Quantenphysikern Anton Zeilinger hat die Verschränkung von Teilchen erstmals in einem Experiment ohne Schlupflöcher zeigen können und dabei gleichzeitig den Nachweis erbracht, dass abhörsichere Quantenkryptographie möglich ist.

 

Albert Einstein, ein Skeptiker gegenüber der Quantenmechanik, sprach von „spukhafter Fernwirkung“, wenn – wie von der Theorie gefordert – Messergebnisse an korrelierten Teilchen voneinander nicht unabhängig sein sollten, auch wenn sie räumlich weit voneinander entfernt sind. Forscher der Universität Wien und des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften konnten nun zweifelsfrei nachweisen, dass eine solche Fernwirkung tatsächlich existiert. Sie konzipierten einen Versuchsaufbau im Keller der Wiener Hofburg, der gewährleistete, dass etwaige Schlupflöcher (sogenannte „loopholes“, etwa direkte Kommunikation zwischen den Messapparaten, nicht gewährleistete Unabhängigkeit der beiden Messungen, unzureichender Nachweis der erzeugten verschränkten Teilchen) ausgeschlossen werden konnten, was bei bisherigen Experimenten nicht mit Sicherheit der Fall gewesen war.

 

Quantenphysik im Hofburg-Keller

Die eingesetzten Photonen wurden paarweise erzeugt und in einem speziellen Aufbau miteinander
verschränkt. Anschließend wurden die beiden Lichtteilchen getrennt und über optische Glasfasern zu zwei 30 Meter voneinander entfernten Messstationen geleitet. Ein Zufallsgenerator wählte die Ausrichtung zur Messung der Polarisation der Photonen aus, hochempfindliche supraleitende Detektoren wurden zum Nachweis der Quanten in den beiden Messstationen verwendet.

Nach Aussage von Anton Zeilinger ein solches Experiment ohne Schlupflöcher gleichzeitig eine Bestätigung dafür, dass derartige Mechanismen in der Quantenkryptographie zum abhörsicheren Verschlüsseln von Information dienen können. Die <a href=http://arxiv.org/abs/1511.03190>Ergebnisse</a> wurden auf der Open Access-Plattform „arXiv.org“ veröffentlicht und gleichzeitig bei der Fachzeitschrift „Physical Review Letters“ eingereicht.

 

 

 

November 11th

„Historisches Ereignis“

 

Sie verlauteten kürzlich, in den kommenden Monaten würden die USA beginnen, verflüssigtes Erdgas (LNG) zu exportieren. Das werde den weltweiten Gasmarkt verändern. Wie hoch werden die Exporte sein, wo hin werden sie gehen?

Ab Jänner kommenden Jahres werden vom Cheniere/Sabine Pass-Terminal im Golf von Texas rund 28 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag exportiert. Das entspricht einer Jahresmenge von etwa zehn Milliarden Kubikmetern. Es handelt sich um ein historisches Ereignis, weil erstmals Gas aus den USA auf den Weltmarkt kommt. Im Lauf des Jahres 2017 gehen fünf weitere Terminals in Betrieb. Die USA werden dann rund 80 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr exportieren. Das entspricht etwa der Menge, die Katar ausführt, zurzeit der größte LNG-Produzent der Welt.

 

Japan nimmt nach dem Reaktorunfall in Fukushima vor vier Jahren seine Kernkraftwerke wieder in Betrieb. China braucht kein amerikanisches Gas, weil es seine eigenen Vorkommen erschließt und Gas aus der Russländischen Föderation sowie aus Turkmenistan importieren wird. In Europa geht der Gasbedarf zurück. Zusätzlich beginnt auch Australien, LNG zu exportieren, vor allem in den asiatischen Raum. Wo ist der Markt für Gas aus den USA?

Zurzeit ist die Situation zweifellos herausfordernd. Aber all diese LNG-Projekte wurden und werden auf Basis langfristiger Lieferverträge errichtet, die Laufzeiten von etwa 25 bis 30 Jahren haben. Wir selbst beraten die Betreiber eines kanadischen Projekts, bei dem die Lieferverträge 40 Jahre lang laufen.

 

Der russländische Gaskonzern Gasprom kündigte kürzlich an, er könne und wolle Gas nach Europa auch ungefähr zur Hälfte des derzeitigen Preises liefern. Ist US-Gas dem gegenüber konkurrenzfähig?

Ich denke, ja. Mit dem technischen Wandel durch die Schiefergasförderung - Stichwort Fracking und Horizontalbohrungen - sind die Vorkommen und die Produktion förmlich explodiert. In einem funktionierenden Markt sinkt der Preis, wenn zusätzliches Angebot auf den Markt kommt. Daher erwarte ich auf lange Sicht ein niedriges Preisniveau.

 

Reichen die Preise aus, um die Produktionskosten für Schiefergas zu decken?

Die Kosten sind sehr niedrig. Außerdem sind sie nicht das Entscheidende. Der US-amerikanische Gasmarkt basiert auf dem Wettbewerb der Gasförderer. Und es gilt, die Auswirkungen des technischens Wandels zu verstehen. Es gab eine Reihe technologischer Durchbrüche, die unter anderem zu einem besseren Verständnis der geologischen Struktur der Lagerstätten geführt haben.

 

Selbst wenn US-amerikanisches Gas wirtschaftlich konkurrenzfähig ist, liegt es doch nicht im Interesse der dortigen Industrie, dass billiges Gas nach Europa oder Asien gelangt. Es bestehen ja rechtliche Hindernisse für Exporte, um genau das zu verhindern.

Das ist schon richtig. Dow Chemical beispielsweise hat sich mit den Ökoenergieproduzenten und lokalen Interessengruppen verbündet, die die Schiefergasnutzung verhindern wollen. Außerdem hat das Unternehmen gegen fast alle bisherigen Exportgenehmigungen Einsprüche erhoben. Diesen wurde vom Energieministerium aber nicht stattgegeben. Meiner Ansicht nach werden die Vorteile der Exporte anerkannt, die unter anderem in der Versorgungssicherheit und in wirtschaftlichen Gewinnen liegen.

 

Wie steht es um die Aussichten der Schiefergasförderung in Europa? Sogar in Großbritannien, wo die Regierung diese massiv unterstützt, verläuft die Entwicklung eher zurückhaltend. Im Sommer beispielsweise stoppte das County Council von Lancashire ein Projekt des Cuadrilla-Konzerns, obwohl dieser versprochen hatte, rund 100 Millionen Pfund in die Region zu investieren.

Das ist ein regionales Problem, bei dem es nicht um Schiefergas an sich geht. Letzten Endes muss sich Cuadrilla mit den Behörden einigen. Auch in den USA und in Kanada laufen intensive Diskussionen hinsichtlich der Umweltauswirkungen der Schiefergasförderung. Was die Menschen in den Regionen aber am meisten stört, ist der LKW-Verkehr, den die Förderung mit sich bringt. Die Leute interessieren sich nicht so sehr für das Schiefergas. Aber sie mögen die Lastwagen vor ihrer Haustür nicht. Mit diesem Problem müssen die Unternehmen fertig werden. Klar ist natürlich: Ohne Zugang zur Förderstätte gibt es keine Förderung. Ich gehe daher davon aus, dass es in manchen Regionen Projekte geben wird, in anderen dagegen nicht. Frankreich beispielsweise hat ja die Schiefergasförderung verboten. In den USA hat der Staat New York ein Moratorium verhängt. Es beginnt allerdings ein Umdenken, weil die wirtschaftlichen Vorteile benachbarter Bundesstaaten wie Pennsylvania und Ohio, in denen Schiefergas gefördert wird, erkannt werden.

 

Es heißt, die Schiefergasförderung in den USA werde durch Erträge aus der Schieferölförderung subventioniert. Wie kann das angesichts der verfallenen Ölpreise funktionieren? Der Internationale Währungsfonds verlautete vor kurzem, selbst die Saudis bekämen mit diesen Preisen bald Probleme.

Es läuft eine Art Pokerpartie zwischen den Amerikanern und den Saudis, und die US-Regierung ist bereit, das Spiel mitzumachen. Die amerikanischen Produzenten sagen, sie könnten Öl billiger fördern als die Saudis. Tatsache ist: In etwa 15 Prozent der Fälle werden Öl und Gas gemeinsam gefördert. Und die Produktivität der Förderung nimmt zu. Das sollte auch bei den derzeitigen Ölpreisen eine dauerhafte Schiefergasproduktion sicherstellen.

 

 

Zur Person:

Gordon Pickering ist beim US-amerikanischen Beratungsunternehmen Navigant für Erdgas und LNG in Nordamerika zuständig. Er gilt als einer der weltweit gefragtesten Spezialisten hinsichtlich des Themas Schiefergas. Kürzlich weilte Pickering auf Einladung des Fachverbandes der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (FVGW) in Wien und hielt einen in Expertenkreisen viel beachteten Vortrag zur Schiefergasproduktion in den USA.

 

Rahmen-Pharmavertrag wird verlängert

Die Pharmaindustrie und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) haben sich grundsätzlich auf die Verlängerung des Rahmen-Pharmavertrags geeinigt. Das teilte der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) per Aussendung mit. Laut FCIO soll der noch bis Ende 2015 geltende Vertrag um drei Jahre verlängert werden. Im kommenden Jahr leistet die Pharmabranche einen „hohen Fixbetrag“ zur Abgeltung der Medikamentenkosten. Ab 2017 orientiert sich ihr Beitrag am „tatsächlichen Wachstum“ dieser Kosten. Laut FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger wird damit „die Forderung der Pharmawirtschaft nach einem dynamischen, faktenbasierten Modell ab 2017 verankert. Damit sollte für die Zukunft sichergestellt werden, dass es zu keinen Quersubventionierungen anderer defizitärer Bereiche kommt.“

 

Vom Tisch ist damit der Entwurf des Gesundheitsministeriums für eine ASVG-Novelle, der zufolge die Pharmaindustrie den Krankenkassen für die Jahre 2016 bis 2018 einen Rabatt in der Höhe von 125 Millionen Euro auf die Arzneimittelkosten gewähren sollte. Der Branchenverband Pharmig und der FCIO waren in den vergangenen Wochen gegen die Novelle Sturm gelaufen. Ihnen zufolge hätten die vorgesehenen „Zwangsrabatte“ über kurz oder lang zu sinkenden Investitionen und damit zum Verlust von Arbeitsplätzen geführt. Laut einem Gutachten im Auftrag des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) wäre die Novelle vermutlich verfassungswidrig gewesen und hätte gegen EU-Recht verstoßen.

 

Den ersten Rahmen-Pharmavertrag schlossen die Pharmaindustrie und der HV im Jahr 2008, die Verlängerung erfolgte 2011. Unter Berücksichtigung des heurigen Jahres bezahlte die Branche seit der Verlängerung insgesamt 82 Millionen Euro an den HV, um damit zur Deckung der Arzneimittelkosten beizutragen. In diesem Betrag inkludiert waren 6,7 Millionen Euro für Projekte in den Bereichen Kindergesundheit und Prävention, die die Pharmaindustrie und der HV gemeinsam durchführten.

 

 

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