Archive - 2015

November 10th

Schlafkrankheit: Behandlung von Rindern senkt Infektionsrate beim Menschen

Ein Forschungsteam der Universität Edinburgh hat einen neuen Ansatz zur Bekämpfung der Schlafkrankheit getestet: Sie behandelten in Uganda 500.000 Rinder, die ein häufiger Ausgangspunkt der Infektion sind.

 

Die Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis) wird von einzelligen Parasiten verursacht und von der Tsetsefliege von verschiedenen Tierarten (Schwein, Rind, Antilope) auf den Menschen übertragen. In vielen Ländern Zentral- und Ostafrikas treten immer wieder breitflächige Infektionen auf. Der Erreger befällt die Parenchymzellen des Gehirns, mit Fortschreiten der Krankheit ist das Zentralnervensystem in immer stärkerem Ausmaß beeinträchtigt. Der deutsche Name der Krankheit hat seinen Ursprung von jenem kontinuierlichen Dämmerstadium, in das Patienten im Endstadium fallen. Ohne Behandlung endet die Erkrankung meist tödlich.

Ein Forscherteam um Sue Welburn von der Universität Edinburgh injizierte nun einer halben Million Rindern im ostafrikanischen Uganda ein gegen den Parasiten gerichtetes Mittel sowie ein Insektizid, das einer neuerlichen Infektion vorbeugen sollte. In der betreffenden Region ging die Zahl der akuten Fälle von Schlafkrankheit beim Menschen daraufhin um 90 Prozent zurück. Nun soll diese Vorgangsweise auch auf andere Regionen Ugandas ausgeweitet werden. Nach Aussage von Welburn wäre die Behandlung der Rinder wesentlich kostengünstiger als die Therapie von menschlichen Patienten.

 

 

 

November 6th

Hubertus von Baumbach folgt Andreas Barner

Boehringer Ingelheim hat für Mitte 2016 einen Wechsel in der Geschäftsleitung angekündigt. Andreas Barner, der das Unternehmen seit 2009 leitet, wird in den Gesellschafterausschuss wechseln. Sein Nachfolger wird der bisherige Finanzchef Hubertus von Baumbach, der selbst Mitglied der Eigentümerfamilie ist.

 

Barner, promovierter Mediziner und Mathematiker, leitete zunächst den Medizin-Bereich bei Boehringer Ingelheim, bevor er 1999 in die Geschäftsleitung berufen wurde. Bis zuletzt hatte er eine große Nähe zu den Entwicklungsaufgaben des Konzerns und zeichnete innerhalb der Geschäftsleitung selbst für die Forschung, Entwicklung und Medizin verantwortlich. Die Agenden der Forschung und nicht-klinischen Entwicklung wird nun ab 1. Jänner 2016 Michel Pairet, zuletzt Leiter der weltweiten Pharmaforschung des Konzerns übernehmen.

Für 1. Juli 2016 ist der Wechsel Barners in den Gesellschafterausschuss geplant, der – vergleichbar einem Aufsichtsrat in Aktiengesellschaften – die Interessen der Eigentümerfamilien Boehringer und von Baumbach vertritt. Wenn ihm zu diesem Zeitpunkt Hubertus von Baumbach als Vorsitzender der Geschäftsleitung nachfolgt, wird der Konzern erstmals seit 1991 auch operativ von einem Familienmitglied geführt. Christian Boehringer, Vorsitzender des Gesellschafterausschuss, gab denn auch die Devise für die neue Führungskonstellation aus: Oberstes Ziel sei, die Unabhängigkeit des einzigen noch in Familieneigentum befindlichen der weltweit größten 20 Pharmaunternehmen  nachhaltig zu festigen.

 

 

 

 

 

Molekulare Roboter im antibakteriellen Einsatz

Mit Unterstützung aus Mitteln des EU-Förderprogramms Horizon 2020 entwickelt das Forschungsprojekt MARA neuartige Werkzeuge zur Charakterisierung und Bekämpfung bakterieller Infektionen. Unter den Partnern des Konsortiums ist auch das Austrian Institute of Technology (AIT).

 

Im Rahmen des Projekts sollen drei neuartige Technologien zum Einsatz kommen, die langfristig an die Stellen des Einsatzes von Antibiotika treten könnten. Die autonome Detektion von Nukleinsäuren („AUDENA“) soll zum Aufspüren Pathogen-assoziierter Antigene verwendet werden. Artifizielle Enzyme sollen mittels Mimikry natürlich vorkommender Proteine erzeugt werden. Und schließlich sollen molekulare Roboter (MORO) aus selbstassemblierender DNA dazu verwendet werden, bakterielle Zellen gezielt zu zerstören und die mit der Resistenz gegenüber Antibiotika assoziierten Antigene freizusetzen.

Einer der technologischen Kerne des Ansatzes ist die vom britischen Unternehmen Apta Biosciences entwickelte Seligo-Technologie zum gezielten Auffinden molekularer Strukturen. Weitere Partner des Forschungskonsortiums sind das Austrian Institute of Technology (AIT), das Imperial College London, die Aarhus University in Dänemark sowie die Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Das Budget von MARA hat ein Gesamtvolumen von 3 Millionen Euro.

 

 

 

November 5th

Boehringer Ingelheim auf Humira-Jagd

Boehringer Ingelheim konnte im Rahmen eine Bioäquivalenz-Studie zeigen, dass sein Biosimilar-Kandidat in Sicherheit und Pharmakokinetik mit dem am Markt befindlichen Adalimumab vergleichbar ist. Der Patentschutz dafür läuft in den kommenden Jahren aus.

 

Adalimumab ist ein monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Tumornekrosefaktor alpha richtet und gegen chronisch-entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Morbus Crohn eingesetzt wird. Unter dem Handelsnamen „Humira“ ist Adalimumab derzeit das weltweit umsatzstärkste Arzneimittel. Doch der Patentschutz für den Pharmakonzern Abbvie läuft ab 2016 schrittweise aus. Mehrere Biosimilar-Anbieter stehen daher schon in den Startlöchern, um in den lukrativen Markt einzusteigen.

Boehringer Ingelheim hat nun gezeigt, dass der vom Unternehmen entwickelte Kandidat dem Original in Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmakokinetik um nichts nachsteht. Das ist das Ergebnis einer Phase-I-Bioäquivalenz-Studie, in die 327 gesunde Männer im Alter zwischen 18 und 55 eingeschlossen waren, die randomisiert entweder Boehringers Kandidaten oder das zugelassene Adalimumab als subkutan Einzeldosis erhielten.

 

Große Hoffnungen auf Biosimilars

Boehringer Ingelheim ist seit mehr als drei Jahrzehnten in der Herstellung von biopharmazeutischen Arzneimitteln tätig und hat dieses Know-how nun in sein Biosimilar-Geschäft eingebracht, der einen neuen Tätigkeitsschwerpunkt des Unternehmens darstellt.

November 3rd

IST Austria: Prestigeträchtiger Preis an Neurowissenschaftlerin verliehen

Die am <a href=https://ist.ac.at target=“_blank“>IST Austria</a> in Klosterneuburg tätige Neurowissenschaftlerin Gaia Novarino wird mit dem vom gleichnamigen Pharmaunternehmen gestifteten Boehringer Ingelheim FENS Research Award ausgezeichnet.

 

Der mit 25.000 Euro dotierte Preis ist eine prestigeträchtige Auszeichnung auf dem Gebiet der Erforschung des Nervensystems, die für herausragende wissenschaftliche Arbeit an Forscher unter 40 Jahren vergeben wird. Ausgeschrieben wird der Award von der Federation of European Neuroscience Societies (FENS)

Novarino, die seit 2014 eine Professur am IST Austria innehat, untersucht die molekularen Grundlagen genetisch bedingter Erkrankungen. Ihr gegenwärtiger Forschungsfokus liegt auf erblichen Formen von Epilepsie, kognitiven Störungen und Autismus. Da diese Erkrankungen häufig gemeinsam auftreten, vermutet die gebürtige Italienerin auch gemeinsame zugrundliegende molekulare Entstehungsmechanismen. In Novarinos Forschungsgruppe werden unter anderem neue Methoden der DNA-Sequenzierung angewandt, um im Genom einer großen Anzahl von Patienten krankheitsauslösende Gene ausfindig zu machen.

 

 

 

October 30th

Jubiläum in Krems

Die Fresenius Medical Care Adsober Tec GmbH feierte am 29. Oktober ihr fünfjähriges Bestehen. Das  in Krems angesiedelte Unternehmen fungiert als Kompetenzzentrum des weltweit tätigen Fresenius-Konzerns auf dem Gebiet der Adsorbertechnologie.

 

Entstanden war das Unternehmen aus der Firma Biotec Systems, einem Spin-off der Donau-Universität, das der heuer verstorbene ehemalige Leiter des Zentrums für Biomedizinische Technologie, Dieter Falkenhagen, 1999 gegründet hatte.  Von Anfang an fanden die Bemühungen, Adsorber für die extrakorporale Blutreinigung bei Leberschaden zur Marktreife zu entwickeln, die Unterstützung von Fresenius Medical Care (FMC), einem Marktführer auf dem Gebiet der Dialyse-Geräte. 2007 wurde Biotec Systems vollständig in den Konzern integriert, 2010 firmierte man in FMC Adsober Tec um und übernahm nach und nach auch andere Adsorber-Produkte, die etwa gegen Autoimmunerkrankungen oder schwere Störungen des Fettstoffwechsels zum Einsatz kommen. Heute sind sowohl Forschung und Entwicklung als auch Produktion von Adsorbern in Krems konzentriert, 55 Mitarbeiter haben hier ihren Arbeitsplatz gefunden.

Als Gratulanten stellten sich unter anderem Hans Penz (Präsident des niederösterreichischen Landtags), Reinhard Resch (Bürgermeister der Stadt Krems), Helmut Miernicki (Geschäftsführer der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus), Michael Losch (Sektionschef im Wirtschaftsministerium), Viktoria Weber (Vizerektorin der Donau-Universität Krems), Rudolf Mallinger (Rektor der Karl-Landsteiner-Universität) und Ulrike Prommer (Geschäftsführerin der IMC FH JKrems) ein.

 

 

 

October 29th

Arzneimittelkosten: Fliegende Fetzen

Von „modernem Raubrittertum“ der Pharmaindustrie sprach heute die Vorsitzende des HV-Trägerverbands und Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), Ingrid Reischl. Ihr zufolge droht den Kassen wegen der steigenden Medikamentenkosten bis 2018 „eine Finanzierungslücke von insgesamt rund einer Milliarde Euro.“ Auf die WGKK entfielen davon um die 224 Millionen Euro. Der Grund für die ihr zufolge ausufernden Medikamentenkosten ist laut Reischl unter anderem, dass „dass Pharmafirmen ihre Präparate nach entsprechender Zulassung frei am Markt anbieten und nicht immer den Weg über die Aufnahme in den Erstattungskodex (EKO) gehen.“ Damit entzögen sie sich Verhandlungen über die Preise der jeweiligen Präparate.

 

Als Beispiel für einen Kostenverursacher nannte Reischl den Cholesterinsenker Repatha, der in der „Roten Box“ des EKO enthalten ist. Eine Therapie mit diesem Mittel koste „zwischen 615 und 1.035 Euro pro Patientin oder Patienten“. Eine herkömmliche Behandlung schlage dagegen lediglich mit 24 bis 53 Euro zu Buche. „Aufs Jahr gerechnet könnte allein der WGKK durch das neue Medikament ein Aufwand von bis zu 192 Millionen Euro entstehen“, fügte Reischl hinzu. Angesichts dessen könne die geplante ASVG-Novelle, mit der das Gesundheitsministerium der Pharmaindustrie einen jährlichen Rabatt von 125 Millionen Euro auf die Medikamentenkosten verordnen will, „nur ein erster Schritt in die richtige Richtung“ sein.

 

Konter der Industrie

 

Die Pharmaindustrie, die die Novelle für einen Verstoß gegen Verfassungs- und EU-Recht hält, ließ die Schelte nicht auf sich sitzen. Laut der Geschäftsführerin des Verbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger, kann Reischls fehlende Milliarde „nicht auf die Pharmawirtschaft rückgeführt werden. Hierfür sind andere Kostentreiber wie beispielsweise die eigenen Einrichtungen und Verwaltungskosten verantwortlich.“ Auch die vom HV kolportierte Steigerung der Medikamentenkosten um acht Prozent im heurigen Jahr ist laut Hofinger nicht nachvollziehbar. Tatsächlich müsse mit lediglich etwa fünf Prozent gerechnet werden. Im September seien die Kosten um rund 1,6 Prozent gestiegen. Reischl wolle mit ihren „Phantasiezahlen offensichtlich bewusste Irreführung“ betreiben.

 

Ungehalten reagierte auch der Generalsekretär des Pharmaindustrieverbands Pharmig, Jan Oliver Huber. „Frau Reischl, wir dürfen Sie daran erinnern, dass wir uns nach wie vor in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit und in Gesprächen befinden! Ihre jüngsten Aussagen sind in dieser Form schlichtweg inakzeptabel“, verlautete er in einer Aussendung. Die Branche habe „für die nächsten drei Jahre Solidarbeiträge in dreistelliger Millionenhöhe angeboten. Es ist an der Zeit, dem Vertragspartner in laufenden Verhandlungen mehr Wertschätzung entgegen zu bringen.“ Huber wies insbesondere Reischls Kritik an den Kosten für das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi zurück: Die Therapie mit diesem sei „unter Berücksichtigung des Heilungserfolges und der nötigen Therapiedauer günstiger als die letzten Präparate. Letztendlich war dies der ausschlaggebende Grund für die Aufnahme in den Erstattungskodex.“
 

 

Huber zufolge ist der Anstieg der Medikamentenkosten nicht zuletzt durch die Alterung der Bevölkerung bedingt: Derzeit würden etwa 63 Prozent der Medikamente Personen mit über 60 Jahren verschrieben. Dieser Anteil werde in den kommenden Jahrzehnten weiter wachsen.

 

 

 

October 28th

Josef Glößl übernimmt wichtiges Amt im FWF

BOKU-Vizerektor Josef Glößl wurde in die neu geschaffene Position eines Vorsitzenden der Delegiertenversammlung des Wissenschaftsfonds FWF gewählt.

 

Die mit 1. Oktober in Kraft getretene Novelle zum Forschungs- und Technologieförderungsgesetz (FTFG) sieht eine veränderte Struktur des Wissenschaftsfonds FWF vor. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Delegiertenversammlung zu, die mit Repräsentanten von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen beschickt wird. Eine der Aufgaben des Gremiums ist es, vier Mitglieder des Aufsichtsrats zu wählen sowie einen Dreiervorschlags für die Funktion des Präsidenten des FWF zu erstellen. Darüber hinaus beschließt die Delegiertenversammlung den FWF-Jahresbericht, gibt Stellungnahmen zu Arbeitsprogrammen und  Richtlinien für Förderungsprogramme ab und wählt Referenten für einzelne Wissenschaftsdisziplinen.

 

Neues Amt

Neu ist die Position eines Vorsitzenden der Delegiertenversammlung, in die in deren konstituierender Sitzung am 27. Oktober der Forschungs-Vizerektor der Wiener  Universität für Bodenkultur, Josef Glößl, gewählt wurde. Glößl ist Professor für Angewandte Genetik an der BOKU und gehörte bereits von 2000 bis 2008 dem Kuratorium des FWF-Kuratoriums an. Zu seiner Stellvertreterin wurde Christine Bandtlow, Professorin für Medizinische Biochemie und Vizerektorin für Forschung an der Universität Innsbruck gewählt.

Bis Ende Jänner steht nun die Konstituierung des FWF-Aufsichtsrats an, bis Ende April muss die Delegiertenversammlung diesem dann einen Dreiervorschlag für die Wahl des Präsidenten vorlegen. Daraus wird bis spätestens Ende Juli der neue Präsident des Wissenschaftsfonds gewählt.

 

 

 

Rahmenpharmavertrag: Zeit wird knapp

Trotz der Auseinandersetzungen um die geplante ASVG-Novelle verhandeln der Pharmaindustrieverband Pharmig und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) weiter über einen neuen Rahmenpharmavertrag. Das sagte Jan Oliver Huber, der Generalsekretär der Pharmig, dem Chemiereport heute bei einer Pressekonferenz in Wien. Laut Huber besteht die Möglichkeit zum Abschluss des Vertrages noch bis etwa Mitte November, da für diese Zeit die Behandlung der Novelle im Ministerrat geplant ist: „Es gibt somit noch etwas Zeit. Aber langsam wird es eng.“ Bei dem Vertrag geht es um den Beitrag der Pharmaindustrie zur Deckung der Arzneimittelkosten. Da bisher keine Einigung erfolgte, sandte das Gesundheitsministerium vergangene Woche die ASVG-Novelle in Begutachtung, mit der der Pharmaindustrie abgestufte Rabatte in der Höhe von insgesamt 125 Millionen Euro auf die Kosten für Medikamente vorgeschrieben werden sollen.

 

Bei der heutigen Pressekonferenz präsentierten die Pharmig, der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) ein Rechtsgutachten zu der Novelle, das der Linzer Verfassungsjurist Michael Mayrhofer und sein Wiener Kollegen Mathis Fister erstellten. Den Rechtsexperten zufolge ist die Novelle aus mehreren Gründen verfassungswidrig. Sie greife unverhältnismäßig stark in das Recht auf Unversehrtheit des Eigentums ein, weil sie über den Erstattungskodex hinaus Rabatte festlegt. Mayrhofer hält dies für nicht gerechtfertigt, da der Kodex „ohnehin angemessene Arzneimittelkosten zum Ziel hat.“ Darum verletze die Novelle auch das Recht auf Erwerbsfreiheit und den Gleichheitsgrundsatz. Letzteres ist laut Mayrhofer auch deshalb der Fall, weil die Novelle „unsachliche Differenzierungen in Ansehung von Rabattsätzen und Sockelbeiträgen“ vorsehe. Bei der Pressekonferenz erläuterte Mayrhofer, die Rabattsätze hätten „vor wenigen Wochen noch ganz anders ausgeschaut. Deshalb können die jetzt geplanten Rabatte nicht sachlich gerechtfertigt sein.“

 

Mayrhofer sieht darüber hinaus auch das Recht der Europäischen Union verletzt: Innovative Medikamente würden mit besonders hohen Rabatten belastet. Dies mache es für Pharmaunternehmen unattraktiv, sie in Österreich anzubieten und verletze damit das Recht auf freien Warenverkehr. Zu guter Letzt habe das Gesundheitsministerium auch noch die Preistransparenzrichtlinie der EU verletzt bzw. „überhaupt nicht beachtet“. Diese schreibe die jährliche Prüfung der ökonomischen Rahmenbedingungen für allfällige Preisfestsetzungen vor. Überdies müsse den Unternehmen das Recht eingeräumt werden, Ausnahmen von Preisfestsetzungen zu beantragen. Beiden Anforderungen werde der Entwurf zur Novelle nicht gerecht.

 

Eigenartiges Rechtsverständnis“

 

FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger fügte hinzu, Vertreter des Gesundheitsministeriums hätten den Entwurf öffentlich als „Druckmittel“ hinsichtlich der Verhandlungen über den Rahmenpharmavertrag bezeichnet: „Das ist schon ein eigenartiges Rechtsverständnis.“ Auch führe der Entwurf dazu, dass die Pharmaunternehmen „das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort verlieren. Damit besteht die Gefahr, dass auch Investitionen verloren gehen.“

 

Ähnlich argumentierte FOPI-Vizepräsident Erich Eibensteiner. Ihm zufolge würde die Novelle den Forschungsstandort Österreich gefährden, den Zugang der Patienten zu innovativen Arzneien erschweren überdies die Rechts- und Planungssicherheit der Unternehmen in Frage stellen. Speziell hinsichtlich der Rechts- und Planungssicherheit sei eine „Anlassgesetzgebung wie diese immer ein Problem.“

 

Huber ergänzte, das Ministerium fordere insgesamt einen Rabatt von 125 Millionen Euro pro Jahr. Nach Angaben des HV mache das Defizit der Krankenkassen heuer rund 129 Millionen Euro aus. Dieser Abgang solle offenbar von der Pharmaindustrie ausgeglichen werden: „Die Rücklagen der Kassen von insgesamt etwa 1,6 Milliarden Euro anzutasten, ist dagegen kein Thema.“ 

October 23rd

Das innere Cannabis und die Bauchspeicheldrüse

Forscher der <a href=http://www.meduniwien.ac.at target=“_blank“>Medizinischen Universität Wien</a> haben festgestellt, dass der Gehalt an Endocannabinoiden im Blut schwangerer Frauen Einfluss auf die Entwicklung der Bauchspeicheldrüse der ungeborenen Kinder nimmt.

 

Unser Körper produziert Substanzen, die den Inhaltsstoffen (sogenannte Endocannabinoide) von Cannabis ähnlich und an zahlreichen physiologischen Prozessen beteiligt sind. Unter anderem regulieren sie Fruchtbarkeit, Entwicklung des Zentralen Nervensystems, Schmerzempfinden, Appetit, Immunreaktion und Energiehaushalt. Nun hat ein Forschungsteam um Tibor Harkany vom Zentrum für Hirnforschung an der MedUni Wien gemeinsam mit einem internationalen Konsortium herausgefunden, dass die Stoffgruppe auch die Zusammensetzung und Größe der Insulin-bildenden
Langerhansschen Inseln in der Bauchspeichel beeinflusst. Durch Veränderung der Endocannabinoid- Signale konnten die Insel-Zellen fast nach Belieben moduliert werden und bildeten funktionierende pankreatische Zellcluster aus.

Ein zu hoher Anteil von Endocannabinoiden im Blut könnte somit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Kinder später Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Glucose haben  und somit einem höheren Diabetes-Risiko ausgesetzt sind. Die Studie zeigte aber auch, dass die Einnahme von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren – wie sie zum Beispiel in Fischöl enthalten sind – den  Endocannabinoid-Spiegel von Müttern und Babys senken und so eine gut funktionierende Bauchspeicheldrüse ausbilden.

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