Archive - 2015

Dezember 10th

Fusionsgerüchte um Dow Chemical und DuPont

Die US-amerikanischen Chemiekonzerne Dow Chemical und DuPont verhandeln über eine mögliche Fusion. Das meldete das Wall Street Journal unter Berufung auf Insiderkreise. Mit dem Zusammengehen entstünde das weltgrößte Chemieunternehmen, das einen Marktwert von rund 120 Milliarden US-Dollar (109 Milliarden Euro) und einen Jahresumsatz von 90 Milliarden US-Dollar (82 Milliarden Euro) hätte. Die derzeit als globale Nummer 1 geltende deutsche BASF kam 2014 auf einen Umsatz von rund 74,3 Milliarden Euro.

 

In den ersten neun Monaten des heurigen Jahres kam Dow Chemical auf ein EBITDA von 9,5 Milliarden US-Dollar (8,6 Milliarden Euro), DuPont mit auf 4,4 Milliarden US-Dollar (4,0 Milliarden Euro) auf etwas weniger als die Hälfte. Dow Chemical gilt als der weltgrößte Hersteller von Chlor, Ethylen, Glykol und Natronlauge. DuPont wurde als Schießpulvererzeuger gegründet. Das Unternehmen ist der Erfinder von Nylon und des Panzermaterials Kevlar, das unter anderem von der US-amerikanischen Kriegsmarine zum Schutz ihrer Kreuzer und Zerstörer verwendet wird. Seitens der beiden Konzerne liegt bis dato keine Bestätigung für die Fusionsgespräche vor.

 

Als problematisch gilt unter anderem, dass die Unternehmen stark im Bereich der industriellen Landwirtschaft verankert sind - von der Saatgutproduktion durch DuPont bis zur Pflanzenschutzmittelherstellung durch Dow Chemical. Dies könnte laut Analysten unter Umständen zu Schwierigkeiten bei der Genehmigung der Fusion führen. Anleger reagierten indessen positiv auf die Nachricht. Die Aktienkurse der beiden Unternehmen gingen um jeweils zwölf Prozent in die Höhe.

 

 

 

 

Dezember 9th

VCI: Umsatz der Chemiebranche auf Vorjahresniveau

Die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland ist heuer insgesamt um 1 Prozent gewachsen. Ohne Berücksichtigung der Pharmazeutika sank das Mengengeschäft jedoch um 0,5 Prozent. Das teilte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Marijn Dekkers, heute mit. Der Gesamtumsatz lag trotz der um 2,5 Prozent gesunkenen Chemikalienpreise bei 190,8 Milliarden Euro und damit auf dem Niveau des Jahres 2014. Laut Dekkers ist dies vor allem auf das um insgesamt 1 Prozent gestiegene Auslandsgeschäft zurückzuführen, das wiederum durch den im Vergleich zum US-Dollar schwächeren Euro bedingt war. Insgesamt belief sich der Auslandsumsatz auf 116,2 Milliarden Euro. Um 13,0 Prozent erhöhten sich die Exporte in den NAFTA-Raum (USA, Kanada und Mexiko). Im Gegensatz dazu gingen die Ausfuhren nach Westeuropa (EU-15) um 1,5 Prozent zurück. Auch der Branchenumsatz in Deutschland selbst sank um 1,5 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich um 0,5 Prozent auf 447.000.

 

Für 2016 erwartet Dekkers einen Anstieg der deutschen Chemieproduktion um rund 1,5 Prozent. Bei gleichbleibenden Preisen sollte sich der Umsatz der Branche ebenfalls um 1,5 Prozent auf 193,6 Milliarden Euro erhöhen, kündigte der VCI-Präsident an. Ihm zufolge „spricht vieles für eine leichte Belebung des Chemiegeschäftes mit Kunden im In- und Ausland.“ Alle Geschäftszweige werde das aber nicht betreffen, warnte Dekkers: „In der Basischemie mildert zwar das günstige Öl den Nachteil der Produktionskosten gegenüber den USA oder dem Nahen Osten ab. Dennoch haben die Unternehmen mit zunehmendem Importdruck und Problemen der Wettbewerbsfähigkeit zu kämpfen.“

 

 

Deutschland: Experten fordern „Rohstoffwende“

Nach der „Energiewende“ benötigt Deutschland eine „Rohstoffwende“. Das besagt das Positionspapier „Anorganische Rohstoffe - Sicherung der Rohstoffbasis von morgen“ des Arbeitskreises „Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft“, in dem die DECHEMA, der Verband chemischen Industrie (VCI) und die Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (GVC) zusammenarbeiten. Dem Papier zufolge stammt „nach wie vor der weit überwiegende Anteil der Rohstoffe aus der Primärproduktion, während sich die Einbeziehung von Sekundärrohstoffen nur in begrenztem Maße durchgesetzt hat.“ Kritisch ist das speziell bei seltenen Substanzen wegen der Preise und der Verfügbarkeit. Außerdem ist „derzeit ein echtes Recycling zu Produkten in Primärrohstoffqualität auf wenige Rohstoffe beschränkt“, darunter Platingruppenmetalle und Kupfer. Bei anderen wichtigen Metallen erweise sich die Auftrennung von Legierungen manchmal als „schwer überwindbares Hindernis.“ Dies gelte selbst für Stoffe wie Eisen, Stahl und Aluminium, bei denen Recyclingquoten von 50 bis 70 Prozent erreicht werden.

 

Die Verfasser des Papiers empfehlen daher, eine „langfristige nationale Rohstoffstrategie“ auszuarbeiten. Überdies müsse der Umgang mit Rohstoffen von der Gewinnung bis zum Recycling am Ziel der „Stärkung des Wirtschaftsstandortes“ orientiert werden. Weiters fordern die Autoren „innerhalb der EU gleiche Rahmenbedingungen für alle Akteure“. Genutzt werden sollten auch sogenannte „anthropogene Lagerstätten“, darunter insbesondere Abraumhalden und Deponien. Beim Recycling gelte es, auf die Rentabilität zu achten und Methoden zu entwickeln, um festzustellen, ob diese hinsichtlich eines bestimmten Stoffs gegeben ist. Darüber hinaus empfehlen die Verfasser eine gesamtheitliche Betrachtung, um den Wechsel vom Abfall- ins Produktrecht zu erleichtern, wenn dies wirtschaftlich sinnvoll ist.

 

Akzeptanz verbessern

Gefordert werden in dem Papier weiters die „Entwicklung und Optimierung von Trennverfahren zur Nutzung von Sekundärrohstoffen“, die „Bereitstellung entsprechender Sammellogistik und Aufbereitungskapazitäten“, die „Entwicklung von Technologien und Prozessketten zur sparsameren Verwendung von Ressourcen“ sowie die verstärkte „Forschung zur Substitution kritischer Elemente.“ Auch dürfe „die Toxizität eines Stoffes nicht ausschlaggebendes Kriterium für seine Anwendbarkeit“ sein.

 

Abgesehen davon halten die Verfasser eine „breite Öffentlichkeitsarbeit“ für notwendig. Mit dieser solle die „Akzeptanz vopn Recyclingprodukten“ verbessert werden. Zu guter Letzt gelte es auch, die Zusammenarbeit der Industrie „und den Entwicklern neuer Werkstoffe mit der Recyclingindustrie“ zu fördern. Fragen des Recyclings sollten bereits bei der Entwicklung von Produkten berücksichtigt werden.

 

Das Papier ist unter http://dechema.de/Anorganische_Rohstoffe_2015 verfügbar.

 

 

 

Dezember 4th

IMBA: Translationspartner für Therapie von Schmetterlingskindern gesucht

Am Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien (IMBA) ist im Tiermodell ein wichtiger Schritt in Richtung einer Therapie von Schmetterlingskindern gelungen. Für die weitere Entwicklung wird  nun nach Partnern aus Klinik und Unternehmen gesucht.

 

Schmetterlingskinder leiden unter einer Krankheit, die sich Epidermolysis bullosa nennt. Ihre Haut weist eine viel zu geringe mechanische Belastbarkeit auf, bei der kleinsten Beanspruchung treten Wunden, Blasen oder Entzündungen auf, oft entstehen aggressive Formen von Hautkrebs. Ursache der Krankheit ist ein angeborener Gendefekt, der zu einem Mangel oder gänzlichen Fehlen des Strukturproteins Kollagen 7 führt.

Derzeit ist Epidermolysis bullosa nicht heilbar, doch am IMBA hat man große Fortschritte auf dem Weg zu einer Therapie  erzielen können. In Kooperation mit der Patientenorganisation DEBRA und mit Unterstützung der Österreichischen Lotterien ist es einem Team um die Biochemikerin Arabella Meixner gelungen, Mäuse erfolgreich mit einer Fibroblasteninjektion zu behandeln. Dabei wurden zunächst Hautzellen von erkrankten Mäusen zu Stammzellen zurückprogrammiert (man erhält dann sogenannte „induzierte pluripotente“ Stammzellen), in diesen der Gendefekt repariert und die reparierten Zellen wird zu Fibroblasten ausdifferenziert.

 

Mechanischen Test bestanden

Die nun zur Bildung von Kollagen befähigten Fibroblasten werden der Maus zwischen die Hautschichten injiziert. Dabei musste auch sichergestellt werden, dass es zu keinen Entzündungs- oder Abstoßungsreaktionen kommt. Ein mechanischer Belastungstest mit einem weichen Radiergummipinsel zeigte, dass die Haut der mit der Stammzellen-Therapie behandelten Mäuse stabil war und keine Wunden mehr entstanden.

Mit diesen Forschungsergebnissen ist der Grundstein für die Entwicklung einer Therapie beim Menschen gelegt.  Dazu werden nun Partner aus der Medizinsowie aus Biotechnologie-Unternehmen gesucht, um in klinischen Studien den Einsatz pluripotenter Stammzellen beim Menschen zu testen.

 

 

 

Rahmenpharmavertrag verzögert sich

Der Abschluss des Rahmenpharmavertrags verzögert sich. Wie es seitens des Pharmaindustrieverbands Pharmig gegenüber dem Chemiereport hieß, haben die Branchenmitglieder statt bis heute nunmehr bis einschließlich 31. Dezember Zeit, den Vertrag zu unterzeichnen. Begründet wird dies damit, dass die Verhandlungen über den Vertrag länger als geplant in Anspruch nahmen. Erst nach monatelangen teils höchst emotional geführten Debatten war am 11. November eine Grundsatzeinigung erzielt worden.

 

Sie sieht vor, dass die Branche im kommenden Jahr 125 Millionen Euro an den Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) überweist, die den Krankenkassen zur Deckung der gestiegenen Medikamentenkosten zur Verfügung stehen. In den Jahren 2017 und 2018 hängt die Höhe der Zahlungen an den HV von der tatsächlichen Steigerung der Medikamentenkosten ab. Pro Prozentpunkt sind zehn Millionen Euro fällig. Allerdings besteht eine Deckelung von 82 Millionen Euro. Darüber hinaus leisten die Pharmaunternehmen auch weiterhin einen finanziellen Beitrag für Maßnahmen zum Erreichen der Gesundheitsziele in den Bereichen Kindergesundheit und Prävention. Auf Basis des noch bis Jahresende geltenden Rahmenpharmavertrags standen dafür seit 2011 insgesamt rund 6,7 Millionen Euro zur Verfügung.

 

Dass der neue Vertrag doch noch scheitert, gilt in Insiderkreisen als unwahrscheinlich. In diesem Fall würde nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach die vom Gesundheitsministerium ausgearbeitete ASVG-Novelle schlagend. Dieser zufolge müsste die Pharmaindustrie den Krankenkassen einen jährlichen Rabatt von 125 Millionen Euro auf die Medikamentenkosten einräumen. Der Entwurf zur Novelle wird von der Branche vehement abgelehnt und als verfassungswidrig bezeichnet. Hochrangige HV-Vertreter hatten nach der Grundsatzeinigung festgestellt, die Novelle sei vorerst vom Tisch. Sie könne aber erforderlichenfalls jederzeit wieder „reaktiviert“ werden.

 

Den ersten Rahmen-Pharmavertrag schlossen die Pharmaindustrie 2008, die Verlängerung erfolgte 2011.Unter Berücksichtigung des heurigen Jahres bezahlte die Branche seit der Verlängerung insgesamt 82 Millionen Euro an den HV, um damit zur Deckung der Arzneimittelkosten beizutragen. In diesem Betrag inkludiert waren 6,7 Millionen Euro für Projekte in den Bereichen Kindergesundheit und Prävention, die die Pharmaindustrie und der HV gemeinsam durchführten.

 

 

 

 

Dezember 3rd

Gut im Griff

Die Zeit drängt: Noch heuer hat die EU-Kommission einen Aktionsplan zur Begrenzung der Wasserbelastung durch Arzneimittel vorzulegen. Das wurde im Herbst 2014 im Zuge der Revision der Wasserrahmenrichtlinie (WWRL) der EU beschlossen. Und manche Mitgliedsstaaten, insbesondere Schweden, legten eine Reihe von diesbezüglichen Forderungen auf den Tisch, berichtete Thomas Jakl, der stellvertretende Leiter der Sektion Abfallwirtschaft, Chemiepolitik und Umwelttechnologie im Umweltministerium, am 3. Dezember beim 8. Fachgespräch des Umweltbundesamts (UBA) über „Arzneimittelwirkstoffe in der Umwelt“. Den Schweden zufolge soll sich die Kommission in dem Plan unter anderem mit Resistenzentwicklungen, Freisetzungsfragen bei Produktionsstätten, eventuellen Rücknahmeverpflichtungen für Arzneimittel und Abwasserbehandlung befassen. Auch die Entwicklung eines Screeningtests für Arzneimittelrückstände in Gewässern steht auf der Wunschliste.

Zumindest diesbezüglich kann den Skandinaviern in absehbarer Zeit geholfen werden, versicherte Karl Kienzl, der stellvertretende Geschäftsführer des UBA. Dieses entwickle gerade einen solchen Test. Zur Verfügung stehen werde dieser voraussichtlich ab dem zweiten Halbjahr 2016. Schon im Jahr 1999 veröffentlichte das UBA seinen ersten Bericht zum Thema des Fachgesprächs. Eine Überarbeitung ist laut Kienzl im Gang und soll im zweiten Quartal des kommenden Jahres publiziert werden.

 

(K)ein Problem

Über die Ergebnisse des im Rahmen eines Forschungsprojekts durchgeführten Monitoringprogramms „Pharmazeutika und Abwasserindikatoren in Grund- und Trinkwasser“ berichteten Franz Allerberger von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und Franko Humer vom UBA. Im Zuge des Projekts wurden jeweils 50 Grund- und Trinkwassermessstellen auf 19 Antibiotika und acht Abwasserindikatoren untersucht. Ausgewählt wurden laut Humer Messstellen, bei denen das Auftreten der fraglichen Substanzen besonders wahrscheinlich ist und die daher als „risikobasiert“ gelten können. Das Ergebnis: Zwar wurden etliche der Stoffe tatsächlich nachgewiesen. Ihre Konzentration lag aber meist an der Nachweisgrenze und in allen Fällen „deutlich unterhalb jeglicher gesicherten humatoxikologischen Relevanz.“ Allerberger zufolge wäre es jedoch trotzdem sinnvoll, die Ursachen für die Einträge ausfindig zu machen und letztere so weit wie möglich zu unterbinden: „Man sollte nicht sagen: Wir sind eh um Zehnerpotenzen unter den gefährlichen Werten. Also ist das kein Problem und wird auch nie eines werden.“

 

Teilweiser Abbau

Laut Manfred Clara vom UBA sind in Österreich derzeit etwa 13.500 Humanarzneimittelspezialitäten und 1.300 Arzneimittel für Tiere zugelassen. Insgesamt enthalten diese rund 2.000 verschiedene Wirkstoffe. Die Zahl der abgegebenen Einzeldosen, also Tabletten und dergleichen, liegt im europäischen Durchschnitt. Aufgrund der immer besser werdenden Analytik können Rückstände so gut wie überall nachgewiesen werden, etwa in Abwasser, Klärschlamm und daraus hergestelltem Kompost, im Boden, in Oberflächengewässern und im Grundwasser sowie in Sedimenten und Schwebstoffen. In Donauschwebstoffen kommen unter anderem die Antibiotika Erythomycin und Sulfadiazin sowie das Beruhigungsmittel Diazepam vor. In Sedimenten fand sich außerdem der Blutdrucksenker Verapamil. In Kläranlagen ist es nur teilweise möglich, Arzneimittelrückstände zu beseitigen. Vollständig gelingt dies unter anderem beim Schmerzmittel Ibuprofen und beim Lipidsenker Bezafibrat. Erythromycin lässt sich dagegen nur zum Teil abbauen. Keine Wirkung haben Kläranlagen nach derzeitigen Kenntnisstand unter anderem auf das Antiepileptikum Carbamazepin.

Einiges Erstaunen bei den Experten löste übrigens das Auffinden von Arzneimittelrückständen in Bioabfallkompost aus Vorarlberg aus. Nachfragen ergaben laut Clara, dass in manchen Haushalten Arzneimittel im Biomüll entsorgt wurden: „Das Argument war: Das ist ja ein Medikament, das kann ja nicht schlecht sein.“

 

 

 

Dezember 2nd

Patentstreitbeilegung: EU-Kommission präsentiert Monitoringbericht

Die EU-Kommission präsentierte heute ihren sechsten Monitoringbericht über die Beilegung patentrechtlicher Streitfälle im Pharmabereich. Diesem zufolge wurden 2014 insgesamt 76 Fälle zwischen Herstellern von Originalmedikamenten und von Generika bereinigt. Im Jahr 2013 waren es noch 146 Fälle gewesen, 2012 sogar 183. Wie die Kommission feststellte, liegt der Vorjahreswert aber immer noch weit über dem der Jahre 2000 bis 2008, in denen im Durchschnitt jeweils 24 Beilegungen verzeichnet wurden. Ausdrücklich betonte die Kommission, die Zahl der wettbewerbsrechtlich bedenklichen Fälle sei „auf einem niedrigen Niveau“ geblieben. Die weitaus meisten Beilegungsfälle verzeichnete Portugal mit 35, was die Kommission auf neue Rechtsvorgaben zurückführt. Österreich lag mit zehn Fällen hinter Portugal, Spanien, Deutschland und Italien an fünfter Stelle, das Schlusslicht bildete Malta mit drei.

 

In 49 Prozent Beilegungen erfolgte die Einigung ohne Marktzugangsbeschränkung für das jeweilige Generikum. In 39 Prozent der Fälle wurde der Marktzugang beschränkt, der Generikahersteller leistet(e) jedoch keinen „Werttransfer“ (üblicherweise in Form von Zahlungen) an den Produzenten des Originalmedikaments. Bei den restlichen zwölf Prozent umfasste die Einigung sowohl eine Zugangsbeschränkung als auch einen Werttransfer. Die Zugangsbeschränkung bedeutet in einer Reihe von Fällen, dass der Generikaproduzent sein Medikament erst anbieten darf, wenn das Patent des Orginialherstellers abgelaufen ist.

 

Der Bericht ist auf der Website der Generaldirektion Wettbewerb der EU-Kommission verfügbar. 

 

 

Kreislaufwirtschaft: Umstrittenes Paket

Die EU-Kommission präsentierte heute ihr neues Maßnahmenpaket zur Kreislaufwirtschaft. Laut einer Aussendung soll dieses „dazu beitragen, den Kreislauf der Produktlebenszyklen durch mehr Recycling und Wiederverwendung zu schließen.“ Gefördert wird das Paket durch 650 Millionen Euro aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm „Horizont 2020“, weitere 5,5 Milliarden Euro kommen von den Strukturfonds für die Abfallbewirtschaftung sowie von den Nationalstaaten. Erarbeitet wurde das Paket von einem Team unter dem Ersten Vizepräsidenten der Kommission, Frans Timmermans, sowie dem für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständigen Vizepräsident Jyrki Katainen „und unter enger Beteiligung“ von Umweltkommissar Karmenu Vella sowie Industriekommissarin Elżbieta Bieńkowska.

 

Geplant sind unter anderem die Verminderung der Lebensmittelverschwendung, die Entwicklung von Qualitätsstandards für Sekundärrohstoffe, die Erarbeitung einer „Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft“ sowie Maßnahmen zur verstärkten Wiederverwendung von Wasser. In der Abfallwirtschaft will die Kommission bis 2030 unter anderem eine Recyclingquote von 65 Prozent für Siedlungsabfälle und von 75 Prozent für Verpackungsabfälle einführen. Maximal zehn Prozent aller Abfälle sollen ab diesem Jahr noch deponiert werden dürfen.

 

Timmermans sagte, beim Thema Kreislaufwirtschaft gehe es um einen „grundlegenden Wandel in der Funktionsweise unserer Wirtschaft. Mit dem heute vorgelegten Paket liefern wir den umfassenden Rahmen, der diesen Wandel möglich machen wird. Die Mischung aus intelligenter Rechtssetzung und Anreizen auf EU-Ebene wird Unternehmen und Verbraucher sowie nationale und lokale Behörden dabei unterstützen, diesen Wandel voranzutreiben.“

 

Kritik aus Österreich


Umweltminister Andrä Rupprechter zeigte sich in einer ersten Reaktion dagegen skeptisch. Österreich werde die Vorschläge der Kommission „sehr genau prüfen.“ Jedenfalls „nicht ehrgeizig genug“ seien die Deponierungsquote und die vorgesehene Qualität der für das Recycling gedachten Abfälle. Laut Aussendung des Umweltministeriums sollten „Recyclingprodukte möglichst frei von Problemstoffen sein, um nachteiligen Umweltauswirkungen entgegenzuwirken.“

 

Scharfe Kritik kam von der Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im EU-Parlament, Ulrike Lunacek. Sie bezeichnete den Vorschlag als „eine Ansammlung von Lippenbekenntnissen. Verbindliche Vorgaben fehlen fast in allen Bereichen. Der jetzige Vorschlag bleibt sogar hinter der ursprünglichen Fassung zurück, die die EU-Kommission vor einem Jahr zurück gezogen hat. Damit wird Vizepräsident Timmermans wortbrüchig.“ Das EU-Parlament werde „diese Minimalpolitik sicher nicht mittragen.“

 

 

EU: Krach um Genmais und Glyphosat

Die EU-Kommission sollte die gentechnisch veränderte glyposat-tolerante Maissorte NK603 x T25 als Bestandteil von Nahrungs- und Futtermitteln nicht zulassen. So lautet eine Empfehlung des Umweltausschusses des EU-Parlaments, die am gestrigen Dienstag beschlossen wurde. Für die Empfehlung stimmten 40 Parlamentarier, 26 lehnten sie ab, drei enthielten sich der Stimme. Das Plenum des Parlaments wird sich in seiner Sitzung vom 18. bis 21. Jänner in Straßburg mit dem Thema befassen. Die Maissorte wird vom US-amerikanischen Agrarkonzern Monsanto produziert.

 

Der Umweltausschuss begründete seine Entscheidung im Wesentlichen formalrechtlich. Wie es in dem Beschluss heißt, funktioniert das Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Nahrungs- und Futtermittel nicht zufriedenstellend. Daher sollten keine weiteren Zulassungen erfolgen, bevor dieses nicht verbessert wurde. Insbesondere kritisieren die Parlamentarier, dass die Kommission im Alleingang entscheiden kann, wenn die Mitgliedsstaaten sich nicht mit qualifizierter Mehrheit auf die Zulassung oder Ablehnung eines bestimmten Produkts einigen.

 

Die Überarbeitung dieses Verfahrens ist derzeit im Gang. Seitens der Kommission wurde vorgeschlagen, dass die Mitgliedsstaaten der EU den Verkauf und die Nutzung gentechnisch veränderter Nahrungs- und Futtermittel auf ihrem Gebiet verbieten können. Dies wurde vom EU-Parlament jedoch im Oktober als unpraktikabel abgelehnt. In einem forderte das Parlament die Kommission auf, einen neuen Vorschlag auszuarbeiten.

 

Umstrittene EFSA-Feststellung

In seiner gestrigen Empfehlung verweist der Umweltausschuss darauf, dass das Pflanzenschutzmittel Glyphosat, gegen den die Maissorte NK603 xT25 resistent ist, im März von der World Health Organization (WHO) als krebserregend eingestuft wurde. Er kritisierte damit wenigstens indirekt die Feststellung der Europäischen Lebensmittelsicherheitsagentur EFSA vom 12. November, der zufolge Glyphosat für Menschen kein Risiko mit sich bringt, an Krebs zu erkranken. Die EFSA stützte sich darin auf den „Renewal Assessment Report“ des deutschen deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Laut einer am 24. November veröffentlichten Zusammenfassung kommt das BfR „nach Prüfung aller bisher vorliegenden Studien, Dokumente und Veröffentlichungen einschließlich der Glyphosat-Monographie der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO (IARC) zu dem Ergebnis, dass nach derzeitiger wissenschaftlicher Kenntnis bei bestimmungsgemäßer Anwendung von Glyphosat kein krebserzeugendes Risiko für den Menschen zu erwarten ist.“

 

Dies wird von 96 Wissenschaftlern in einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis, Agrarkommissar Phil Hogan sowie eine Reihe weiterer Persönlichkeiten vehement kritisiert. Die Experten verweisen darauf, dass die Auffassungen der EFSA und des BfR jener der IARC zuwiderlaufen. Ihnen zufolge ist die letztere „wesentlich glaubwürdiger. Sie wurde in offenen und transparenten Verfahren von Wissenschaftlern erarbeitet, die keine Interessenkonflikte aufweisen und in keiner Weise mit der chemischen Industrie verbunden sind oder von dieser finanziell unterstützt wurden. Im Gegensatz dazu ist die BfR-Entscheidung unglaubwürdig, weil sie nicht von den Fakten unterstützt wird und nicht auf offene und transparente Weise zustande kam.“

 

Daher solle die EU-Kommission in ihrer Entscheidung über die weitere Zulassung von Glyphosat und glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln nicht berücksichtigen. Der Einsatz solcher Mittel ist in der EU nach derzeitigem Stand noch bis Mitte 2016 zulässig.

 

 

 

Dezember 1st

Lenzing AG: Obendrauf soll Finanzchef werden

Binnen anderthalb Jahren kommt es zum vierten Mal zu einer personellen Änderung im Vorstand der Lenzing AG: Thomas Obendrauf, derzeit Finanzvorstand der Wiesenthal-Autohandels AG, soll am 10. Dezember zum neuen Finanzchef des Faserkonzerns bestellt werden und seine Funktion am 1. März 2016 antreten. Laut Aussendung der Lenzing will sich der derzeitige Finanzchef Thomas Riegler „verstärkt seinem eigenen Interim-Management- und Beratungsunternehmen widmen.“

 

Riegler hat seine Position seit 1. Juni 2014 inne, nachdem er Anfang April vergangenen Jahres bestellt worden war. Er ersetzte Thomas Winkler, der die Lenzing AG mit 31. Dezember 2013 verließ. Am 25. September 2014 meldete die Lenzing den Abgang des „Chief Operating Officers“ Friedrich Weninger per 31. Dezember desselben Jahres. Am 20. März 2015 schließlich beschloss der Aufsichtsrat, den langjährigen Vorstandschef Peter Untersperger mit 1. Juni 2015 durch Stefan Doboczky zu ersetzen.

 

Obendrauf seinerseits ist erst seit Ende November 2014 Finanzvorstand bei Wiesenthal. Zuvor hatte er dieselbe Funktion beim Leiterplattenkonzern AT&S inne. In der heutigen Aussendung der Lenzing verlautete er, es sei „eine besonders verantwortungsvolle und spannende Aufgabe, für ein so renommiertes, innovatives Unternehmen als Finanzvorstand tätig sein zu können.“

 

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