Archive - 2015

October 22nd

Greenpeace liefert „Nullmeldung“

Erbost reagiert Christian Stockmar, der Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP), auf eine Aussendung von Greenpeace. Darin hatte es geheißen, bei einer Untersuchung von Äpfeln auf Pestizidrückstände in elf europäischen Ländern inklusive Österreichs seien in 83 Prozent von 126 Proben „Rückstände nachgewiesen“ worden. Etwa zwei Drittel der Proben „waren sogar mit zwei oder mehr Substanzen belastet. Österreich lag mit durchschnittlich 2,8 Rückständen pro konventionellem Apfel im Mittelfeld.“ Keine Rückstände habe dagegen „Bio-Obst“ aufgewiesen. Wie Greenpeace selbst einräumte, lagen die Werte sämtlicher Rückstände „unter den zulässigen Höchstmengen. Doch die Grenzwerte gelten nur für die einzelne Substanz. Über die Wechselwirkung von mehreren Wirkstoffen ist wenig bekannt.“

 

Für IPG-Obmann Stockmar zeigt der sogenannte „Greenpeace-Apfeltest“ jedoch lediglich eines: „Die Argumentationsarmut bei Greenpeace wird zunehmend mit beliebigen und unwissenschaftlichen Schlussfolgerungen kaschiert.“ Da die festgestellten Rückstände unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen, habe Greenpeace „leider eine Nullmeldung“ geliefert. Stockmar erläuterte, die Entwicklung eines Pflanzenschutz-Wirkstoffes dauere rund zehn Jahre. Für die Zulassung müsse ein Unternehmen den Behörden Daten und Fakten im Ausmaß „mehrerer hunderttausend Seiten“ vorlegen. Dem gegenüber komme der „Apfeltest“ auf gerade einmal 30 Seiten. Insgesamt handle es sich um nichts weiter als um „Panikmache und einen unangebrachten Versuch der Skandalisierung.“

 

Und Stockmar fügte hinzu: Die Zulassungen für Pflanzenschutzmittel seien schon jetzt äußerst streng. Bei weiteren Verschärfungen ließen sich ein „Innovationsstopp und in der Folge gefährliche Indikationslücken in der Phytomedizin“ nicht ausschließen. Gegen „zahlreiche Schädlinge und Krankheiten“ stünden bereits derzeit keine Mittel zur Verfügung.

 

 

October 21st

ASVG-Novelle: Rechtsstreit droht

Die Pharmaindustrie wird die in Begutachtung befindliche ASVG-Novelle bezüglich der Rabattierung der Arzneimittelkosten notfalls rechtlich bekämpfen. Gleichzeitig sollen die Verhandlungen mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) über einen neuen Rahmenpharmavertrag fortgesetzt werden. Das betonten Pharmig-Präsident Robin Rumler, Generalsekretär Jan Oliver Huber sowie die Geschäftsführerin des Fachverbandes der chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger, heute bei einem Pressegespräch in Wien. Laut Rumler fordert das Gesundheitsministerium von der Branche einen „Zwangsbeitrag“ von 125 Millionen Euro pro Jahr zur Deckung der Arzneimittelkosten. Dies würde jedoch zu einer Reduktion der Investitionen in Österreich führen und damit letztlich Arbeitsplätze gefährden. Es bestehe die Gefahr, dass rund fünf bis zehn Prozent der 18.000 Arbeitsplätze in der Pharmaindustrie „langfristig nicht mehr nachbesetzt werden.“ Sein eigenes Unternehmen, Pfizer Österreich, plane den Ausbau seiner Aktivitäten. Mit dem Entwurf zur ASVG-Novelle „wird man sich das überlegen müssen. Zurzeit bringen Pharmaunternehmen gerne neue Produkte in Österreich auf den Markt. Wenn die ASVG-Novelle kommt, ist nicht auszuschließen, dass das künftig nicht mehr so ist.“

 

Huber sprach von einer „ungeheuren Attacke auf die soziale Marktwirtschaft“. Die Novelle stärke das „Machtmonopol“ des HV weiter: „Statt sich ein Gesetz zu bestellen, sollte der HV endlich daran gehen, die Krankenkassen zu reformieren.“ Diese leisteten sich über 153 eigene Gesundheitseinrichtungen, darunter „etliche Parallelveranstaltungen zum niedergelassenen Bereich“, die schwerlich notwendig seien. Der kurzzeitige HV-Vorsitzende und nunmehrige ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald selbst habe die Kuranstalten in Frage gestellt und sei dafür „vor allem von Arbeitnehmerseite geprügelt“ worden: „Es ist schon sehr bedauerlich, wenn man solche Fragen nicht einmal mehr öffentlich ansprechen darf.“ Wie Huber hinzufügte, wolle der HV seinen Hauptsitz um 25 Millionen Euro generalsanieren: „Wahrscheinlich wird das aber 50 bis 75 Millionen Euro kosten. Und dafür braucht man unser Geld.“

 

Weiterwursteln und abzocken“

FCIO-Geschäftsführerin Hofinger erläuterte, ein mittelständisches Unternehmen koste die geplante ASVG-Novelle rund eine halbe Million Euro pro Jahr, ein Großunternehmen etwa 25 Millionen Euro: „Das politische Signal ist also: Wirtschaftlicher Erfolg wird bestraft. Bei solchen Eingriffen verlieren die Unternehmen das Vertrauen in den Standort.“ Ihr zufolge ist die Novelle verfassungswidrig, weil sie den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verletzt: Die Pharmaindustrie müsste damit weit mehr an den HV bezahlen, als sie an Kosten verursacht. Laut Hofinger ist es höchste Zeit, die Kassen zu reformieren: „Es kann nicht sein, dass das Weiterwursteln der Kassen durch das Abzocken der Unternehmen finanziert wird.“

 

Trotz dieser scharfen Töne zeigten sich Rumler und Huber gesprächsbereit: Die Pharmaindustrie stehe für weitere Verhandlungen mit dem HV über einen neuen Rahmenpharmavertrag zur Verfügung. Eine gesetzliche Regelung des Beitrags zur Deckung der Arzneimittelkosten wolle sie dagegen nicht. Wie Huber dem Chemiereport erläuterte, brächte ein Gesetz keine Vorteile, da bei einer solchen „alle möglichen Interessengruppen“ mitreden würden. Über den Rahmenpharmavertrag hingegen verhandelten mit dem HV und der Pharmaindustrie nur die tatsächlich Betroffenen: „Und wir wissen schon, worum es geht.“ Der Vertrag habe sich jahrelang bestens bewährt. Es sei unverständlich, nun eine andere Regelung anzustreben.

 

Konter der Kassen

Aus Sicht des HV sind die Verhandlungen indessen gescheitert. In einer Aussendung verlautete die Vorsitzende des HV-Trägervereins, Ingrid Reischl, die gleichzeitig Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) ist, es sei zu „keiner Einigung für eine Fortführung“ des Vertrags gekommen. Reischl kritisierte die Aussagen Rumlers, Hubers und Hofingers als „unseriöse Anschuldigungen“. Die im ASVG-Entwurf vorgesehenen Rabatte sieht Reischl nur als „ersten Schritt“.

 

Unterstützung der Grünen

Unterstützung für die Pharmaindustrie kam dagegen von der Gesundheitssprecherin der Grünen im Nationalrat, Eva Mückstein. Ihr zufolge sollten die „Beteiligten zurück an den Verhandlungstisch, um eine für beide Seiten faire Lösung auszuarbeiten.“ An einem neuen Rahmenpharmavertrag müssten sich freilich „alle Pharmafirmen“ beteiligen, „was in den letzten Jahren nicht der Fall war und der Vorzug der gesetzlichen Lösung ist.“ Mückstein fügte hinzu, der Sozialversicherungsbereich gehöre endlich reformiert: „Die Zusammenlegung der Krankenkassen, die Sanierung des zersplitterten Gesundheitswesens und die Planungs-, Finanzierungs- und Versorgungsverantwortung aus einer Hand sind dringend anzugehen, um Einsparungen und mehr Effizienz im Gesundheitswesen zu erreichen.“

 

 

October 20th

ASVG-Novelle „verfassungs- und EU-Rechts-widrig“

Als „verfassungswidrigen Eingriff in Grundrechte und Verstoß gegen EU-Recht“ brandmarkt der Fachverband der chemischen Industrie Österreichs (FCIO) die Novelle zum ASVG, die seit gestern in Begutachtung ist. Die Novelle sieht vor, dass die Pharmaindustrie den Krankenkassen für die Jahre 2016 bis 2018 einen Rabatt in der Höhe von 125 Millionen Euro auf die Arzneimittelkosten zu gewähren hat. Dieser „Finanzierungssicherungsbeitrag“ ist im jeweiligen Folgejahr nachträglich zu entrichten, wobei jeweils per 1. September eine Vorauszahlung von 80 Prozent zu erfolgen hat. Bei Fristversäumnis kann der Hauptverband (HV) der Sozialversicherungsträger dem jeweiligen Unternehmen einen Aufschlag von zehn Prozent auf seinen Beitrag verrechnen. Jedem Unternehmen wird bezogen auf den Gesamtumsatz ein freier „Sockelbetrag“ von drei Millionen Euro gewährt, davon zwei Millionen für Medikamente im Grünen Bereich des Erstattungskodex sowie eine Million für Arzneien im Gelben und Roten Bereich des Kodex. Für Umsätze über den Freibetrag hinaus ist ein Rabatt von drei Prozent plus zehn Prozent Umsatzsteuer (USt.) für Medikamente aus dem Grünen Bereich, von sieben Prozent plus zehn Prozent USt. für Medikamente aus dem Gelben und Roten Bereich sowie von 15 Prozent plus USt. für Arzneien, die nicht im Kodex aufgeführt sind, zu gewähren.

 

FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger kritisiert den „Finanzierungssicherungsbeitrag“ als „Zwangsrabatt“, der den Wirtschaftsstandort Österreich schädige. Ihr zufolge hätten „namhafte Verfassungsjuristen in einem Gutachten festgestellt, dass der Entwurf gegen die Eigentumsgarantie, die Erwerbsfreiheit und den Gleichheitsgrundsatz verstößt und im Widerspruch zum EU-Recht steht.“ Laut Hofinger argumentieren der HV und das für die ASVG-Novelle verantwortliche Gesundheitsministerium mit „überhöhten Wachstumsraten“ bei den Arzneimittelkosten, die sich laut den Erläuterungen zur Novelle im zweiten Halbjahr 2014 auf „über acht Prozent“ belaufen hätten. Dem gegenüber gehe der HV für 2016 von einer Steigerung um „lediglich 5,4 Prozent“ aus, betont Hofinger.

 

Reformieren statt abkassieren

Und sie fügt hinzu: Die Pharmaindustrie habe dem HV ein „dynamisches Modell“ für einen freiwilligen Solidarbetrag angeboten. Dieses beinhalte neben einem „großzügigen Basisbeitrag zusätzliche Zahlungen bei Erreichen eines bestimmten Wachstums. Das Modell ist faktenbasiert sowie fair und transparent und bietet für alle Seiten Planbarkeit.“ Der HV habe dieses Angebot jedoch abgelehnt. Laut Hofinger zeigt das, „dass es lediglich darum geht, von strukturellen finanziellen Problemen im Bereich der Krankenkassen abzulenken: Noch immer leistet sich Österreich 22 verschiedene Kassen mit stark steigenden Verwaltungsausgaben und großzügigen Pensionsregelungen, teure eigene Einrichtungen und einen überdimensionierten Spitalsbereich.“

Sie fordert Gesundheitsministerin Sabina Oberhauser daher auf, den Begutachtungsentwurf zurückzuziehen. Stattdessen müssten nun endlich die „oftmals angekündigten Strukturreformen“ bei den Sozialversicherungsträgern durchgezogen werden.

 

Kranke Kassen 

Ähnlich argumentierte kürzlich der Pharmaindustrieverband Pharmig. Bei einem Hintergrundgespräch lehnte Generalsekretär Jan Oliver Huber den „Zwangsrabatt“ vehement ab. Auch ihm zufolge ist das Defizit der Kassen zumindest nicht ausschließlich durch die Arzneimittelkosten begründet. Manche der Anstalten leisteten sich teure Einrichtungen, deren Notwendigkeit nicht offensichtlich sei. Als Beispiel nannte Huber das Hanusch-Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse, das mit rund 50 Millionen Euro pro Jahr ein gehöriges Scherflein zu deren jährlichem Defizit beitrage. Und das sei nur eine von etlichen „Parallelveranstaltungen“ zu Einrichtungen der öffentlichen Hand. Hubers Kritik: „Insgesamt haben wir im Gesundheitssektor eine aufgeblähte Struktur, die ganz offensichtlich keine Top-Resultate bringt.“ Der HV solle daher Reformen einleiten, statt über die Arzneimittelkosten zu klagen. Nicht infrage kommt laut Huber, „dass wir als Pharmaindustrie für Aufwendungen der Kassen abseits der Medikamentenkosten bezahlen. Das wäre wirtschaftlich unverantwortlich.“

 

Kritik von der IV

Vehement abgelehnt wird der Entwurf auch von der Industriellenvereinigung (IV). Laut Generalsekretär Christoph Neumayer leisten die Pharmaunternehmen „bereits seit Jahren einen überproportionalen Beitrag zur Sanierung der Krankenkassen“. Es gehe nicht an, dass sie nun auch für die „Reformversäumnisse in zahlreichen Bereichen“ buchstäblich zur Kasse gebeten würden. Neumayer zufolge liegt „die im Regierungsprogramm vorgesehene Studie zu Effizienzsteigerungen bei den Sozialversicherungsträgern bis heute nicht vor. Der gesetzliche Verwaltungskostendeckel für die Sozialversicherung ist vor Jahren ausgelaufen.“ Das Gesundheitsministerium solle daher nicht die Pharmaindustrie weiter belasten, sondern für Ordnung bei den Krankenkassen sorgen: „Es gilt, in allen Bereichen der Krankenversicherung notwendige Reformen anzugehen sowie insbesondere auch bei Organisation und Verwaltung der Sozialversicherung, etwa bei Personal und eigenen Einrichtungen, konsequent Effizienzsteigerungen zu realisieren.“

 

Zores für Leitl

Pikant ist die Angelegenheit übrigens für Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Als Kammerchef hat er die Interessen der FCIO-Mitglieder und damit auch der Pharmaindustrie zu vertreten. Gleichzeitig ist Leitl indessen auch Obmann der Sozialversicherungsanstalt (SVA), die dem HV angehört. In dieser Funktion wiederum muss er dem HV und damit den Krankenkassen das Wort reden. Schon macht daher das böse Wort die Runde, der Kammeroberste sei gut beraten, sich einen anständigen Vorrat an „Pillen gegen Schizophrenie“ zuzulegen - ob diese nun rabattiert zu bekommen seien oder nicht. Denn in den anstehenden Debatten werde es für ihn schwierig, auseinanderzuhalten, welche Position er aktuell vertreten müsse.

 

 

 

October 15th

Insekten als Futtermittel

Das vom Wiener Unternehmen Eutema gemanagte Projekt „Proteinsect“ untersucht, wie Insekten als proteinreiche und ressourcenschonende Nahrungsquelle für Tiere genutzt werden können. Nun wurde das Wissenschaftsmagazin <a href=http://news.sciencemag.org/europe/2015/10/feature-why-insects-could-be-ideal-animal-feed target=“_blank“>„Science“</a> auf das Vorhaben aufmerksam.

 

In einem umfangreichen Feature beschreibt die Fachzeitschrift, wie europäische Landwirte und Unternehmen vom Know-Transfer mit afrikanischen und asiatischen Farmen profitieren, der im Rahmen des Projekts organisiert wird. „In diesen Ländern werden Insekten bereits für die Aquakultur gezüchtet – mit erfolgsversprechenden Fütterversuchen“, erzählt Georg Melzer-Venturi von dem auf Forschungsmanagement spezialisierten Unternehmen Eutema, das federführend am Projekt beteiligt ist. Nach Melzer würden Insekten ein bisher unterschätztes ernährungspolitisches Potenzial darstellen. Während Menschen in westlichen Kulturkreisen noch vor dem Verzehr der Tiere zurückschrecken würden, könnten sie schon bald als Futtermittel Verwendung finden und so zur Verringerung des landwirtschaftlichen Flächenverbauchs beitragen.

Doch auch hier gilt es derzeit noch, Hürden auf politischer Ebene zu überwinden. Erst jüngst betonte die EU-Lebensmittelbehörde EFSA in einer Stellungnahme, dass das Risiko der Verfütterung von Insekten und ihren Larven von der jeweils verwendeten Spezies abhänge und hielt fest, dass es weiterer Studien wie „Proteinsect“ bedürfe, bevor man zu breitflächiger Verfütterung an Nutztiere oder Fisch übergehen könne.

 

 

 

 

October 12th

OMV und Borealis kooperieren weiter

Die OMV und die Borealis setzen ihre Kooperation fort. Die entsprechenden Verträge wurden bis 2028 verlängert, teilten die beiden Unternehmen in einer Aussendung mit. Vereinbart wurde dieser zufolge im Wesentlichen, dass die OMV weiterhin aus ihren Raffinerien in Schwechat und Burghausen in Bayern Ethylen und Propylen an die Borealis liefert. Diese verarbeitet die beiden Monomere zu Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) weiter. Der Aussendung zufolge ist die Borealis der weltweit zweitwichtigste Anbieter dieser Grundmaterialien für die Kunststoffindustrie.

 

Laut Manfred Leitner, dem zuständigen Vorstand der OMV, setzt diese mit der Vertragsverlängerung „den bisher erfolgreichen Weg einer profitablen Partnerschaft mit Borealis konsequent fort. Zudem leisten OMV und Borealis damit einen wichtigen Beitrag zur Standortsicherung von Schwechat und Burghausen.“ Markku Korvenranta, der für Basischemikalien verantwortliche Vorstand der Borealis sprach von einem „wichtigen Beitrag zur Sicherung des Industriestandortes Europa.“

 

Die Borealis hat Kunden in rund 120 Staaten und erwirtschaftet mit ihren 6.500 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 8,3 Milliarden Euro. Sie gehört zu 64 Prozent der International Petroleum Investment Company (IPIC) mit Sitz im Emirat Abu Dhabi am Persischen Golf und zu 36 Prozent der OMV. Die IPIC ist an der OMV mit 24,9 Prozent beteiligt. Immer wieder gab es Gerüchte, sie wolle die Borealis vollständig übernehmen, was von der OMV jedoch abgelehnt wird. 

October 7th

Die Zelle als DNA-Werkstätte

 

Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht an Tomas Lindahl, Aziz Sancar und Paul Modrich. Die drei Forscher haben maßgeblich zur Aufklärung von DNA-Reparaturmechanismen der Zelle beigetragen.

 

Bis in die frühen 1970er-Jahre ging man davon aus, dass DNA angesichts der geringen Fehlerrate bei der Weitergabe genetischer Information ein sehr stabiles Molekül sein müsse. Doch bald zeigte sich, dass die Erbsubstanz ständig der zerstörerischen Wirkung von Strahlung oder kanzerogenen Substanzen ausgesetzt ist. Auch die Replikation von DNA im Zuge einer Zellteilung geht alles andere als fehlerfrei vor sich. Es müssen also Reparaturmechanismen existieren, mit denen die Zelle aufgetretene Veränderungen der Basensequenz wieder rückgängig machen kann.

 

Verschiedene Reparaturmechanismen entdeckt

Jeder der drei Preisträger kam in seiner Arbeit einem anderen Reparaturmechanismus auf die Spur. Der Name von Tomas Lindahl, der am Francis Crick Institute and Clare Hall Laboratory in Hertfordshire, UK, wirkt, ist mit dem Mechanismus der Basenexzisions-Reparatur verbunden, bei dem einzelne schadhafte Basen, wie sie etwa durch UV-Strahlung entstehen können ausgetauscht werden. Aziz Sancar von der University of North Carolina (USA) entdeckte die Nukleotidexzisions-Reparatur, die Störstellen in der helikalen Struktur der DNA behebt. Paul Modrich (Howard Hughes Medical Institute and Duke University School of Medicine, Durham, USA) fand einen Reperaturmechanismus, der noch während der DNA-Synthese zum Tragen  kommt, wenn DNA im Zuge der Zellteilung falsch repliziert wird (sogenannte „Mismatch-Repair“).

Die drei Wissenschaftler haben auf diese Weise zum Verständnis grundlegender molekularer Vorgänge beigetragen, deren Störungen beispielweise die Entstehung von Krebszellen bewirken und somit Ausgangspunkt für die onkologische Therapieentwicklung sein können.

 

 

 

 

 

October 6th

Physik-Nobelpreis 2015: Neutrinos sind nicht masselos

Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht an Takaaki Kajita und Arthur B. McDonald, die nachweisen konnten, dass Neutrinos eine nichtverschwindende Masse besitzen und damit das Standardmodell der Elementarteilchenphysik durcheinander brachten.

 

Das – mittlerweile etwas brüchig gewordene – Standardmodell der Elementarteilchenphysik sieht eine Gruppe von Teilchen vor, die weder Masse noch elektrische Ladung besitzen und in drei unterschiedlichen „Flavours“ vorkommen: Elektron-, Myon-  und Tau-Neutrinos. Doch nach und nach mehrten sich die Anzeichen, dass Vorhersagen des Modells für die in den 1930er-Jahren von Wolfgang Pauli postulierten und 1956 erstmals beobachteten Teilchen nicht korrekt sind und sie eine (wenn auch sehr kleine) endliche Masse besitzen müssen.

Eine der relevanten Beobachtungen war, dass sich die verschiedenen  Arten von Neutrinos ineinander umwandeln können, was physikalisch nur bei einer nichtverschwindenden Masse möglich wäre. Da sich die Wahrscheinlichkeit für eine solche Umwandlung mit der Ausbreitung des Neutrinos periodisch ändert, spricht man von „Neutrinooszillationen“.

 

Allgegenwärtige Elementarteilchen

Den diesjährigen Physik-Nobelpreisträgern, kommt das Verdienst zu, derartige Oszillationen zweifelsfrei nachgewiesen und damit sichergestellt zu haben, dass Neutrinos eine Masse besitzen. Dabei machten sie sich die Allgegenwart dieses Typus Elementarteilchen zunutze. So konnte Takaaki Kajita an Neutrinos, die in der Atmosphäre durch Wechselwirkung  mit der kosmischen Strahlung entstehen, nachweisen, dass diese von einer Ausprägung in die andere wechseln. Arthur B. McDonald gelang dasselbe für jene Neutrinos, die im Inneren der Sonne entstehen und ihre Identität auf dem Weg zur Erde ändern.   

 

 

 

October 5th

Medizin-Nobelpreis 2015: Therapien gegen tropische Infektionskrankheiten

Der Medizin-Nobelpreis 2015 ist an drei Forscher vergeben worden, die neue Wirkstoffe gegen tropische Infektionskrankheiten gefunden haben und sich dabei des Arsenals an Stoffwechselprodukten von Pflanzen und Mikroorganismen bedienten.

 

Die Nobel-Versammlung des Karolinska-Instituts hat den „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“ 2015 zur Hälfte der chinesischen Forscherin Youyou Tu zugesprochen, die sich auf die Spur traditioneller Kräuterrezepturen gegen Malaria begeben hat. Sie erkannte, dass Artemisinin, ein trizyklischer sekundärer Metabolit aus dem einjährigen Beifuß, ein gegen den Malaria-Erreger hochaktiver Wirkstoff ist. Artemisinin ist heute Bestandteil einer Standard-Kombinationstherapie gegen Malaria.

 

Bekämpfung parasitärer Würmer

Die andere Hälfte des diesjährigen Medizin-Nobelpreises teilen sich der Japaner  Satoshi Ōmura und der US-Amerikaner William Campbell. Ōmura ist es gelungen, neue Stämme der Bakteriengattung Streptomyces zu kultivieren, die eine bemerkenswerte Aktivität gegen parasitäre Fadenwürmer zeigten. Derartige Erreger lösen etwa die von Mücken übertragene Onchozerkose (Flussblindheit) oder die durch chronische Entzündungsreaktion mit Lymphstau verursachte Elephantiasis tropica aus.

Campbell konnte zeigen, dass die entscheidende chemische Komponente in Ōmuras Kulturen die Verbindung Avermectin, ein makrocyclisches Lacton (Macrolid) ist. Durch Derivatisierung wurde das Molekül Ivermectin erhalten, das nicht nur gegen Fadenwürmer, sondern auch gegen Ektoparasiten wie Läuse, Milben und Zecken eingesetzt wird.

 

 

 

October 2nd

20 Jahre Donau-Universität

Mit einem Festakt im Beisein von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Landeshauptmann Erwin Pröll beging die <a href=http://www.donau-uni.ac.at target=“_blank“>Donau-Universität Krems</a> am 1. Oktober ihr 20-jähriges Bestehen.

 

Seit im Oktober 1995 der Lehrbetrieb mit damals 93 Studenten aufgenommen wurde, fokussierte  die Einrichtung auf die postgraduale Weiterbildung von Menschen mit einschlägiger Ausbildung und Berufserfahrung. Rektor Friedrich Faulhammer betonte in seiner Ansprache denn auch den „innovativen Charakter, den die Donau-Universität seit ihrer Gründung verkörpert“, kündigte aber auch an, deren gesellschaftliche Verantwortung zukünftig noch stärker zu akzentuieren.

Heute studieren 8.500 Menschen an der Donau-Universität und belegen dabei einen von mehr als 200 Studiengängen in den fünf Bereichen „Medizin, Gesundheit und Soziales“, „Wirtschaft und Unternehmensführung“, „Recht, Verwaltung und Internationales“, „Bildung, Medien und Kommunikation“ sowie „Kunst, Kultur und Bau“. In drei Fakultäten wird das Bildungsangebot durch anwendungsorientierte Forschung ergänzt und unterfüttert. Jüngster Meilenstein der Entwicklung ist das 2014 erhaltene Promotionsrecht, die beiden ersten PhD-Programme „Regenerative Medizin“ und „Migration Studies“ sind in Vorbereitung.

Rektor Friedrich Faulhammer (Mitte) mit Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (links) und Landeshauptmann Erwin Pröll.

Bild: DUK/Reischer

 

Der Weg in ruhigere Fahrwasser

Nicht immer ist die Entwicklung der jungen Universität indes geradlinig verlaufen.2007 trat Rektor Helmut Kramer nach Unstimmigkeiten mit dem Senat zurück. Bei der Bestellung seines Nachfolgers Heinrich Kern kam es zu Protesten, die Vizerektorinnen Hanna Risku und Ada Pellert legten 2008 ihre Funktionen nieder. Auch eine Abspaltung der Medizin- und Life Sciences-Angebote in eine eigene Universität wurde damals diskutiert, letztlich aber wieder verworfen. Doch auch Kerns Nachfolger Jürgen Willer beendete 2012 nach Auffassungsunterschieden mit dem Universitätsrat seine Arbeit vorzeitig. Der heutige Rektor Friedrich Faulhammer, der im Herbst 2013 sein Amt antrat, brachte als langjähriger Sektionschef im Wissenschaftsministerium viel Erfahrung in der universitären Administration mit und dürfte die Donau-Universität nun in ruhigere Fahrwasser geführt haben.

 

 

 

October 1st

Unterschiede zwischen Mann und Frau

Eine Ringvorlesung der Medizinischen Universität Innsbruck zur „Gender-Medizin“ beleuchtet geschlechtsspezifische Krankheitsverläufe in Infektiologie und Immunologie.

 

In den vergangenen Jahren ist die medizinische Forschung bei Inzidenz und Verlauf verschiedenster Erkrankungen in stärkerem Maße auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen gestoßen. Wohl um nicht in den Geruch einer biologistischen Geschlechterlehre zu kommen, ist allgemein von „Gender Medicine“ die Rede, obwohl es doch um das biologische Geschlecht (englisch „sex“) und nicht um kulturelle Konstruktionen und Zuschreibungen (englisch „gender“) geht.

Dem medizinischen Gehalt des neuen Ansatzes im Bezug auf Infektiologie, Immunologie und Transplantationsmedizin geht im Wintersemester 2015/16 eine Ringvorlesung der Medizinischen Universität Innsbruck auf den Grund. Der Kern der Sache ist dabei, Patienten mit einer bestimmten Erkrankung im Sinne der Personalisierten Medizin in Subgruppen zu unterteilen, bei denen pathophysiologische Mechanismen und therapeutischen Wirkung besser übereinstimmen und dabei die Geschlechtszugehörigkeit als eines der Kriterien heranzuziehen.

 

Weibliche und männliche Immunsysteme

So treten beinahe alle immunologischen Erkrankungen bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Osteoporose ist wiederum keineswegs Frauensache, ein Viertel aller Betroffenen sind Männer. Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck wie Margarethe Hochleitner, Cornelia Lass-Flörl, Herbert Tilg oder Gottfried Baier beleuchten im Rahmen der Ringvorlesung neuere Erkenntnisse zur medikamentösen Immunsuppression, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Immuntherapie von Krebs und gehen jeweils auf geschlechtsspezifische Unterschiede ein.

 

 

 

 

 

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