Archive - Mai 26, 2020

Datum
  • Alles
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
  • 14
  • 15
  • 16
  • 17
  • 18
  • 19
  • 20
  • 21
  • 22
  • 23
  • 24
  • 25
  • 26
  • 27
  • 28
  • 29
  • 30
  • 31

MSD will Themis Biosciences übernehmen

Der US-amerikanische Pharmakonzern interessiert sich nicht zuletzt für einen SARS-CoV-2-Impfstoffkandidaten, den das Wiener Unternehmen im Rahmen eines internationalen Konsortiums entwickelt.

 

Um eine nicht genannte Summe will der US-amerikanische Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme (MSD) die Wiener Themis Bioscience übernehmen. Eine entsprechende Einigung sei vor kurzem erfolgt, berichteten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Aussendung. Formell wickelt den Kauf die MSD International Finance ab, eine europäische Tochterfirma von MSD. Den US-Amerikanern geht es nicht zuletzt um einen Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, den Themis Biosciences im Rahmen eines im März gegründeten internationalen Konsortiums entwickelt. Diesem gehören das französische Institut Pasteur und das Center for Vaccine Research der Universität Pittsburgh an. Finanzielle Unterstützung für das Konsortium kommt von der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI). Gegründet wurde diese von den Regierungen Norwegens und Indiens, der Bill & Melinda Gates Foundation, dem Davoser World Economic Forum und dem britischen Wellcome Trust. Über die CEPI fließen auch erhebliche Summen seitens der Europäischen Kommission in ausgewählte Projekte.

 

Erich Tauber, der Gründer und CEO von Themis, verwies auf dessen „vielseitige Immunmodulationsplattform, die auf initialen Entdeckungen des Institut Pasteur aufbaut“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit den US-Amerikanern: „In naher Zukunft werden wir unsere gemeinsamen Ressourcen auf die Entwicklung und den weltweiten Ausbau der Produktionskapazitäten für unseren SARS-CoV-2-Impfstoffkandidaten fokussieren.“ Roger M. Perlmutter, der Forschungschef von MSD, konstatierte, er freue sich darauf, „unsere Stärken zu vereinen, um in naher Zukunft sowohl einen wirksamen Impfstoff gegen COVID-19 zu entwickeln als auch einen Pandemieplan für andere aufkommende Krankheitserreger, die eine zukünftige epidemische Bedrohung darstellen, aufzubauen“.

 

Die Transaktion bedarf der Genehmigung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden und unterliegt einer Wartefrist nach US-amerikanischem Recht sowie weiteren Bedingungen. Einen Zeitplan für die Übernahme nannten MSD und Themis nicht. Sie sicherten zu, einen allfälligen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 zu einem Preis anzubieten, der es möglich macht, „ihn allen zugänglich zu machen, die ihn benötigen, einschließlich Ländern mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen“.

 

An Themis beteiligt ist bis dato der AWS-Gründerfonds. Von dessen Seite hieß es, es sei aus österreichischer Sicht besonders erfreulich, dass „die Forschung und Entwicklung von Themis Bioscience weiterhin aus Wien betrieben“ wird. Gründerfonds-Geschäftsführer Ralf Kunzmann verlautete, die Themis habe nun offenbar „einen strategischen Partner von seiner Technologie überzeugen können und hat so die Möglichkeit zur internationalen Kommerzialisierung ihrer Impfstofffamilie. Durch den erfolgreichen Exit mit hoher Rendite fließt nicht nur Kapital zurück in den Standort, sondern Wien kann sich erneut als internationaler Hotspot im Biotech-Bereich zeigen“.

 

 

BIT-Pharma testet Arzneimittel-Implantat

Das Grazer Unternehmen BIT Pharma hat ein Implantat entwickelt, dass Arzneimittelwirkstoffe gezielt im Gehirn freisetzen kann. Derzeit läuft eine Phase-IIb-Studie mit Patienten nach einer Aneurysma-Operation.

Wenn ein Aneurysma (die lokale Erweiterung eines Blutgefäßes) im Gehirn platzt und eine Blutung verursacht, muss schnell reagiert werden. Meist wird die Stelle in einem minimalinvasiven Eingriff mit einem Clip abgetrennt und das Gefäß verschlossen. In mehr als 40 Prozent der Fälle tritt danach aber eine schwere Komplikation auf: ein Gefäßspasmus (die plötzliche Verengung eines Versorgungsgefäßes) führt zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn, was zu schweren neurologischen Folgeschäden führen kann. Bislang wurde versucht, einen solchen Gefäßverschluss medikamentös zu verhindern, doch die Blut-Hirn-Schranke verhindert, dass ausreichend Wirkstoff an den Ort des Geschehens gelangt, ohne dass schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das Grazer Unternehmen BIT Pharma ein Implantat („NicaPlant“) entwickelt, das während der Operation an der gewünschten Stellen platziert wird und den Wirkstoff gezielt und über einen längeren Zeitraum freisetzen soll. Als Trägermaterial kommt dabei ein biologisch abbaubares Polymer zur Anwendung, sodass das Implantat nicht wieder entfernt werden muss. Zudem wurde der Wirkstoff nach Aussage von Jörg Breitenbach, Geschäftsführer und Miteigentümer von BIT Pharma, in einer speziellen Zubereitung auf molekularer Ebene gelöst, so dass er besser von den Gefäßen im Gehirn aufgenommen werden kann.

In einer abgeschlossenen klinischen Phase IIa-Studie konnten erste Hinweise gewonnen werden, dass „NicaPLant“ tatsächlich in der Lage ist, Blutgefäße nach einer Aneurysma-Ruptur weitzustellen. Der aktive Wirkstoff ist zudem im Blutkreislauf kaum nachweisbar ist, sodass systemische Nebenwirkungen verhindert werden können. Anfang April 2020 startete eine Phase-IIb-Studie an Kliniken in Innsbruck, Linz, Wien, Berlin, München und Göttingen, deren Abschluss ist für Sommer 2021 geplant ist. Dem Arzneimittel-Implantat wurde von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA der Status „Orphan Medicinal Product“ verliehen.