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March 10th, 2020

EMA: Keine Arzneimittelengpässe durch Corona

Zurzeit ist die Versorgung Europas mit Medikamenten durch die Epidemie nicht gefährdet, meldet die European Medicines Agency. Das für Krisenfälle zuständige EU-Gremium hat seine Arbeit aufgenommen.

 

Zurzeit gibt es in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) keine durch die Corona-Epidemie bedingten Engpässe oder Versorgungsschwierigkeiten mit Arzneimitteln. Mit der weiteren Ausbreitung der Krankheit sind solche allerdings nicht auszuschließen, berichtet die European Medicines Agency (EMA). Bei einem ersten Treffen der EU Executive Steering Group zum Umgang mit Arzneimittelengpässen aufgrund höherer Gewalt wurden ihr zufolge mögliche Maßnahmen für den Umgang mit der Krise diskutiert.

 

Die Executive Steering Group werde Maßnahmen „identifizieren und koordinieren, um Patienten zu schützen, falls das Risiko von Versorgungsschwierigkeiten auftritt“. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, wenn Arzneimittelfabriken länger geschlossen bleiben oder der Transport von Medikamenten nicht möglich ist. Ferner würden die Patienten und die Angehörigen der Gesundheitsberufe in der Angelegenheit umfassend informiert, versicherte die EMA. Sie, die EMA, habe die Pharmaindustrie bereits an ihre Pflicht erinnert, jegliche möglichen Versorgungsengpässe den EU-Behörden zu melden. Außerdem seien die Branchenverbände ersucht worden, ihre Mitgliedsunternehmen darauf hinzuweisen, auf die Auswirkungen von Quarantänemaßnahmen in China oder anderen Ländern auf ihre Versorgungsketten zu achten. Überdies sollen die Unternehmen überprüfen, in wie weit sie in der Lage sind, möglichen Engpässen entgegenzuwirken und der EMA melden, welche Produkte eventuell knapp werden könnten.

 

Die Industrieverbände ihrerseits hätten berichtet, es gebe zurzeit keine Versorgungsunterbrechungen, meldete die EMA. Kurzfristig sei aufgrund der vorhandenen Lagerbestände auch im Fall von solchen Unterbrechungen nicht mit Problemen zu rechnen. Blieben Fabriken jedoch länger geschlossen oder komme es zu logistischen Problemen oder Exportbeschränkungen, ließen sich Versorgungsschwierigkeiten nicht ausschließen.

 

EU-weit rund 15.000 Erkrankte

 

Unterdessen veröffentlichte das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) seine neuesten Zahlen hinsichtlich der Ausbreitung des Coronavirus in der Europäischen Union und im Europäischen Wirtschaftsraum. Diesen zufolge waren am 10. März 14.890 Personen an COVID-19 erkrankt. Davon entfielen 9.172 auf Italien, 1.412 auf Frankreich und 1.139 auf Deutschland. Österreich lag mit 131 Fällen an neunter Stelle, jeweils einen Fall meldeten Liechtenstein und Litauen. Von den insgesamt 532 Todesfällen verzeichnete Italien 464, gefolgt von Frankreich mit 30 und Spanien mit 28 Opfern. Fünf Personen waren in Großbritannien an dem Virus gestorben, drei in den Niederlanden und zwei in Deutschland.

 

 

March 4th

Taten statt Sonntagsreden

Laut Berechnungen im Auftrag der Pharmaindustrie bringen von ihr finanzierte klinische Studien Österreich einen volkswirtschaftlichen Nutzen von über 144 Millionen Euro pro Jahr. Daher gelte es, die Rahmenbedingungen für derartige Untersuchungen gründlich zu verbessern.

 

Tendenziell sinkt die Zahl der klinischen Studien, die in Österreich durchgeführt werden. Liefen 2013 noch 497 derartige Untersuchungen, waren es 2018 lediglich 455. Dies bedeutet gegenüber 2017 zwar einen Anstieg um zwei Studien. Und die Zahl der beantragten klinischen Untersuchungen erreichte 2018 mit 283 Stück den höchsten Wert seit 2013 (316 Stück). Für Entwarnung gibt es jedoch keinen Grund, betonten der Generalsekretär des Pharmaindustrieverbands Pharmig, Alexander Herzog, und Stefan Kähler, der Vorsitzende des Standing Committee Klinische Forschung der Pharmig, am 4. März in Wien. In Belgien etwa würden rund doppelt so viele Studen durchgeführt wie hierzulande, und das politische Klima sei „viel innovationsfreundlicher“, erläuterte Herzog: „In Österreich beschränkt sich die Politik zumeist leider auf Sonntagsreden.“ Dabei seien die Anzahl und der Durchsatz klinischer Studien mittlerweile ein relevanter Faktor für Entscheidungen über Investitionen in einem bestimmten Land: „Da geht es nicht nur darum, ob man einen Autobahnanschluss für seine Fabrik bekommt.“ Überdies mache sich an den medizinischen Universitäten eine gewisse Ausdünnung der Ressourcen bemerkbar. Sie tendierten zunehmend zur freilich unbedingt nötigen medizinischen Grundversorgung, was zulasten der ebenso dringend benötigten Forschung gehe. In Belgien stehe deutlich mehr Fachpersonal für die Forschung zur Verfügung, auch die Ethikkommissionen arbeiteten dort schneller: „Generell ist man als Industrie dort eher willkommen und wird weniger kritisch beäugt als in Österreich.“ Keine Rolle über die Entscheidung, eine klinische Studie in einem bestimmten Land durchzuführen, spielt laut Herzog, ob ein Pharmamaunternehmen dort seinen Stammsitz hat.

 

Mehr Personal, weniger Bürokratie

 

Kähler zufolge wäre es notwendig, auch in Österreich mehr Personal für die medizinische Forschung zur Verfügung zu stellen. Dabei gehe es nicht nur um die Ärzteschaft, sondern auch um „Study Nurses“, die die Studien organisatorisch begleiten und betreuen. Ferner müsse die Verwaltung vereinfacht werden, insbesondere, was die Vertragsgestaltung und die Kostenberechnung im Zusammenhang mit klinischen Studien betrifft. Benötigt werde überdies eine stärkere Vernetzung zwischen den Spitälern und den sonstigen Trägern des Gesundheitssystems. Verbessert werden müsse auch das „Image“ der klinischen Studien: „Das sind ja keine Feldtests.“ Weiters gelte es, das Bewusstsein des Personals in den Spitälern hinsichtlich der Vorteile der Studien für die Patienten zu steigern: „Oft werden Patienten, denen die Teilnahme an einer klinischen Untersuchung aller Wahrscheinlichkeit nach nutzen würde, nicht einmal gefragt, ob sie mitmachen möchten.“

 

Nutzen unbestritten

 

Keinen Zweifel gibt es laut Herzog und Kähler am wirtschaftlichen Nutzen von der Industrie bezahlter klinischer Studien für das Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft Österreichs. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auf eine Studie des Instituts für pharmaökonomische Forschung (IPF) aus dem vergangenen Jahr, die Kähler als „bisher einzigartig“ bezeichnete. Sie bezieht sich auf den Fünf-Jahres-Zeitraum 2012 bis einschließlich 2017, in dem 15 international tätige Pharmaunternehmen mit einer kumulierten Marktabdeckung von rund 82,5 Prozent in Österreich 574 klinische Studien durchführten. Von diesen wurden im untersuchten Zeitraum 419 abgeschlossen, die übrigen 155 waren noch im Gange. Laut IPF-Geschäftsführerin Evelyn Walter ließ sich für das Jahr 2018 eine volkswirtschaftliche Wertschöpfung von etwa 144,2 Millionen Euro ermitteln. Die Zahl der durch die Studien abgesicherten Arbeitsplätze kann ihr zufolge mit 2.021 angegeben werden. Nach Angaben Walters trägt die Industrie im Rahmen ihrer klinischen Studien jedes Jahr Behandlungskosten von etwa 100,5 Millionen Euro: „Das entspricht 0,3 Prozent der aktuellen jährlichen Gesundheitsausgaben in Österreich.“

 

 

March 3rd

Sanochemia wird weitergeführt

Die Mehrheit der Gläubiger des insolventen Wiener Pharmaunternehmens akzeptiert dessen Sanierungsplan. Bis auf Weiteres bleiben dessen 135 Arbeitsplätze erhalten.

 

Das insolvente Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia wird weitergeführt, seine 135 Arbeitsplätze bleiben bis auf Weiteres erhalten. Das steht nach der Annahme des Sanierungsplans durch durch die Mehrheit der Gläubiger fest, berichteten der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Die Annahme erfolgte am 3. März am Handelsgericht Wien.

 

Der KSV verwies auf die Mitteilung der Sanochemia vom 18. Feber, der zufolge die für die Sanierung notwendigen rund sechs Millionen Euro vom bisherigen Haupteigentümer B.E. Imaging, der Grazer EOSS Technologies Holding und der im Landesbesitz befindlichen Wirtschaft Burgenland GesmbH über die BEW Beteiligungs-GmbH (BEW) zur Verfügung gestellt werden. Die erforderlichen aktienrechtlichen Beschlüsse sind für die außerordentliche Hauptversammlung am 11. März in Eisenstadt angekündigt.

 

Laut dem AKV wird die angebotene Sanierungsplanquote von 20 Prozent in vier Tranchen ausbezahlt. Die ersten fünf Prozent bestehen in einer kurzfristig bezahlten Barquote: „Die weiteren 15 Prozent sollen binnen 12, 18 und 24 Monaten zu je fünf Prozent bezahlt werden.“

 

Sowohl der KSV als auch der AKV konstatierten, die Sanierung der Sanochemia sei im Interesse der Gläubiger. Laut dem KSV „ist der beschlossene Sanierungsplan die wirtschaftlich vorteilhafteste Lösung“. Dem AKV zufolge kann die „die Fortführung des Unternehmens als ‚positiv‘ bezeichnet werden“.

Sandoz: Dreistellige Millionenstrafe in den USA

Wegen illegaler Preisabsprachen mit Generikaherstellern zahlt die Novartis-Tochter 195 Millionen US-Dollar und schließt einen Vergleich zum Aufschub strafrechtlicher Verfolgung.

 

Für illegale Preisabsprachen zahlt die Novartis-Tochter Sandoz eine Strafe von 195 Millionen US-Dollar (175 Millionen Euro). Laut dem US-amerikanischen Justizministerium ist die Zahlung Teil eines Vergleichs zum Aufschub strafrechtlicher Verfolgung. Sandoz ist in vier Fällen aus den Jahren 2013 bis 2015 angeklagt. Bei jedem davon geht es dem Ministerium zufolge um kriminelle Absprachen mit Generikaherstellern. Die Preismanipulationen betrafen Medikamente im Gesamtwert von mehr als 500 Millionen US-Dollar (450 Millionen Euro). Sandoz sicherte dem Ministerium zufolge zu, rückhaltlos mit den Ermittlungsbehörden zu kooperieren.

 

Der Leiter der Antitrust-Abteilung im Justizministerium, Makan Delrahim, sprach von einem „wichtigen Schritt, um sicherzustellen, dass die Preise für Generika durch Wettbewerb und nicht durch Absprachen festgesetzt werden, sowie zur Ausrottung von Verbrechen gegen amerikanische Käufer lebenswichtiger Medikamente“. Sandoz und andere Unternehmen hätten solche Absprachen über Jahre hinweg getroffen. Seine Behörde werde die verantwortlichen Unternehmen und Personen weiterhin verfolgen, kündigte Delrahim an. Wie das Ministerium ergänzte, bekannte sich der vormalige Sandoz-Manager Hector Armando Kellum bereits schuldig, ebenso wie zwei weitere Führungskräfte an den Verbrechen beteiligter Unternehmen. Ara Aprahamian, ein ehemaliger Manager einer in New York ansässigen Pharmafirma, sei im Februar angeklagt worden und warte auf seinen Prozess.

 

Carol Lynch, die Chefin von Sandoz Inc., verlautete in einer Aussendung, ihr Unternehmen nehme die Einhaltung des Wettbewerbsrechts sehr ernst. Die Verbrechen, um die es in der Vereinbarung mit dem Justizministerium gehe, stünden „in vollem Widerspruch zu den Werten unseres Unternehmens“. Für einen weiteren Vergleich mit der Zivilrechtsabteilng des Justizministeriums stellte Sandoz nach eigenen Angaben 185 Millionen US-Dollar (167 Millionen Euro) bereit. Ausdrücklich betonte das Unternehmen, die in die Verbrechen involvierten Personen würden nicht mehr von Sandoz beschäftigt.

 

 

February 26th

Gesundheits-„Watchdog“ unter neuem Namen

Das Ludwig-Boltzmann-Institut for Health Technology Assessment (LBI-HTA) wird per 1. März zum „Austrian Institute for Health Technology Assessment“ (AIHTA). Auch weiterhin wird es neue Therapien kritisch prüfen.

 

Ab 1. März fungiert das Ludwig-Boltzmann-Institut for Health Technology Assessment (LBI-HTA) unter der Bezeichnung „Austrian Institute for Health Technology Assessment“ (AIHTA). An den grundsätzlichen Aufgaben des in unterschiedlichen Formen seit 2006 bestehenden Instituts seit ändert sich jedoch nichts, erläuterten dessen Direktorin Claudia Wild und ihre Stellvertreterin Ingrid Zechmann-Koss bei einer Pressekonferenz in Wien. Auch weiterhin wird die „Watchdog“ des österreichischen Gesundheitswesens neue Therapien und Behandlungsmethoden auf ihre Wirksamkeit und ihre Kosteneffizienz prüfen. Die Empfehlungen des AIHTA sollen der Gesundheitspolitik helfen, die verfügbaren finanziellen Mittel möglichst wirkungsvoll im Sinne der Patienten einzusetzen. Wild zufolge handelt es sich beim Health Technology Assessment (HTA) um eine „sehr rigide Methode. Das muss auch so sein, weil grundsätzlich Märkte zerstört werden können“. Das AIHTA könne für seine Vorbringungen von der Pharmaindustrie auch geklagt werden, was bisher allerdings noch nie erfolgt sei. Im Zuge des Aufkommens neuer Ansätze wie Gentherapien verändert sich auch die Methode des HTA. Grob gesprochen, stellt das Institut fest, was die Anbieter einer neuen Therapie versprechen und überprüft dann in Feldversuchen, ob die Versprechen in der Behandlungspraxis eingehalten werden. Dazu werden Patientengruppen über bestimmte Zeiträume beobachtet. Auf Anordnung des Gesundheitsministeriums geht mittlerweile jede medizinische Leistung im Spitalsbereich über den Tisch des künftigen AIHTA, betonte Wild.

 

Zechmeister-Koss zufolge gelang es dem LBI-HTA in den 14 Jahren seiner Tätigkeit, HTA „zum unverzichtbaren Bestandteil der gesundheitspolitischen Entscheidungsfindung zu machen“. Dies sei von den Eigentümern des Instituts offenbar auch gewünscht und helfe, das solidarische Gesundheitssystem weiterhin zu erhalten. Die Eigentümer des Instituts sind das Gesundheitsministerium, der Dachverband der Sozialversicherungsträger und die Gesundheitsfonds der neun Bundesländer. Sie haben zugesagt, dieses vorerst bis einschließlich 2026 mit 1,36 Millionen Euro pro Jahr zu finanzieren. Davon entfallen 16 Prozent auf das Ministerium und je 42 Prozent auf den Dachverband sowie auf die Bundesländer. Ab 2023 sind Verhandlungen über die weitere Finanzierung des AIHTA angesagt.

 

Getrieben wird das HTA laut Wild von der High-Tech-Medizin. Diese sei mit sehr hohen Kosten verbunden, denen oft zwar ein gewisser Nutzen gegenübersteht, aber bisweilen nicht der von der Pharmaindustrie behauptete. Letzten Endes gehe es dem AIHTA sowie den Schwesterorganisationen in den anderen europäischen Ländern darum, „die Spreu vom Weizen zu trennen“ und die Finanzierung von Scheininnovationen durch die öffentliche Hand zu verhindern. In etwa 90 Prozent der Fälle seien die Entscheidungsträger im Gesundheitssystem bisher den Vorschlägen des LBI-HTA als Vorgängerorganisation des AIHTA gefolgt. Zunehmend wichtig für das HTA wird die internationale Zusammenarbeit, die künftig weiter verstärkt werden soll, ergänzte Zechmeister-Koss. Mehrere Länder hätten gemeinsam gegenüber den großen Pharmakonzernen nun einmal mehr Verhandlungsmacht als einzelne Staaten, zumal, wenn es sich um kleinere Staaten wie etwa Österreich handle.

 

Wild ergänzte, das AIHTA sei angehalten, alle seine Erkenntnisse auch weiterhin zu veröffentlichen. Dafür werde nicht zuletzt der wissenschaftliche Beirat des Instituts Sorge tragen: „Wir wollen bleiben, wie wir sind und weiter austeilen.“ Wünschenswert wäre laut Wild die verstärkte Zusammenarbeit mit den Medizinern in den österreichischen Krankenhäusern: „Für uns ist wichtig, zu wissen, ob wir die richtigen Fragen stellen, also die Fragen, die für die Praxis relevant sind. Bisher gehen wir auf die Mediziner zu. Es wäre hilfreich, wenn sich diese verstärkt an uns wenden würden.“

 

 

February 21st

Leitfaden zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen präsentiert

Ist es möglich, die Menge an Lebensmittelabfällen zu reduzieren, indem man Verpackungen optimiert und so das Gesamtsystem ökologisch und ökonomisch verbessert? Dieser Frage ging das Projekt „Stop Waste – Save Food“ nach, dessen Ergebnisse am 20. Februar präsentiert wurden.

In einer gemeinsamen Veranstaltung des Kunststoff-Clusters und des Fachverbands der Chemischen Industrie (FCIO) legten die beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen den gemeinsam mit Unternehmenspartnern und Stakeholdern aus Verbänden und Verwaltung erstellten Leitfaden vor, der die Quintessenz des dreijährigen Kooperationsprojekts zusammenfasst. Thomas Gröger, der seitens des Kunststoff-Clusters der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur ecoplus für die Koordination des von der FFG geförderten Projekts verantwortlich war, betonte, dass man dabei versucht hat, die gesamte Wertschöpfungskette – von der Lebensmittelproduktion bis zum fertigen Produkt beim Konsumenten miteinzubeziehen.

Manche Partner wie Costantia Flexibles, Rewe International, die Spar Warenhandels AG oder den Konfitürenhersteller Staud’s mussten nicht lange zum Mitmachen überredet werden. Nur die intensive Zusammenarbeit entlang der Supply Chain könne dazu beitragen, Lösungen zu finden, die den komplexen, einander teilweise widersprechenden Zielsetzungen gerecht würden – so die Quintessenz zweier von FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger moderierten Podiumsdiskussionen, die die Veranstaltung umrahmten.

Vertreter der wissenschaftlichen Partner des Projekts (Denkstatt Gmbh, die BOKU-Institute für Abfallwirtschaft sowie das Institut für Lebensmitteltechnologie, OFI) präsentierten die Inhalte des erstellten Leitfadens. Dafür wurden Verpackungsvarianten für verschiedene Lebensmittelgruppen technisch getestet und einer umfassenden Ökobilanz unterzogen. Zudem gab es umfangreiche Konsumentenbefragungen zu Akzeptanz von und Umgang mit verpackten Lebensmitteln. In vielen Fällen ergaben sich, dass ein wesentlich besserer ökologischer Fußabdruck zu erzielen ist, wenn mithilfe des klugen Einsatzes von Verpackungslösungen Lebensmittelabfälle vermieden werden als wenn ganz auf Verpackungen verzichtet wird.

 

 

 

Hohe Auszeichnung für IST-Forscher

Der am IST Austria tätige Biophysiker Gašper Tkačik wird für seine Arbeiten zur mathematischen Modellierung biologischer Netzwerke mit dem Ignaz-Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Tkačiks Forschung beschäftigt sich mit der mathematischen Modellierung von biologischen Netzwerken. Derartige Netzwerke bestehen auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen: Zwischen Molekülen, die an chemischen Reaktionsketten teilnehmen, zwischen miteinander wechselwirkenden Genen, zwischen Neuronen im Zentralnervensystem, zwischen miteinander kooperierenden Organsimen. Allen diesen Systemen gemeinsam ist, dass sie Information verarbeiten und in dieser Eigenschaft mit technischen Systemen verglichen werden können. Tkačiks Gruppe bedient sich dazu Methoden aus der Informationstheorie sowie aus statistischer Physik und Biophysik. Aktuelle Projekte beschäftigen sich etwa mit der Codierung visueller Reize in der Retina, mit der genetischen Regulation während der frühen Embryonalentwicklung oder mit der Evolution der Genregulation. Letztlich zielt Tkačiks Arbeit darauf ab, allgemeine Prinzipien dessen freizulegen, was als „biological computation“ bezeichnet wird.  

Tkačik studierte Physik an der Universität Ljubljana und an der Princeton University, wo er 2007 promovierte. Von 2008 bis 2010 hatte er eine Postdoc-Stelle an der University of Pennsylvania in Philadelphia inne. 2011 kehrte er als Assistant Professor am IST Austria nach Europa zurück und baute hier die Forschungsgruppe „Theoretical Biophysics and Neuroscience“ auf, seit 2017 ist er zum Professor aufgerückt.

 

Über den Lieben-Preis

Der mit 36.000 US-Dollar dotierte Ignaz L. Lieben-Preis ist nach den Gründern des Bankhauses Lieben benannt. Er wird seit 1865 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an Wissenschaftler unter 40 Jahren vergeben, die in den Bereichen Chemie, Physik und Molekularbiologie forschen. Unter den prominentesten Preisträgern waren Lise Meitner, Marietta Blau, Viktor Hess und Otto Loewi. Der 1979 geborene Tkačik ist der bisher jüngste Preisträger.  

 

Chemieindustrie: Briten sollen in REACH bleiben

Nach dem Brexit ein eigenes britisches Chemikalienmanagementsystem aufzubauen, wäre laut den Chemieindustrieverbänden CEFIC und CIA teuer und sinnlos.

 

Auch nach dem Brexit sollte Großbritannien am europäischen Chemikalienmanagementsystem REACH teilnehmen. Ferner sollten die Briten in der Chemikalienagentur ECHA mitarbeiten und diese mitfinanzieren, allerdings ohne Stimmrecht. Dafür plädieren die Chemieindustrieverbände der EU, CEFIC, und Großbritanniens, CIA, in einer gemeinsamen Erklärung. In dieser heißt es, der Handel mit Chemikalien zwischen den beiden Wirtschaftsräumen habe ein Volumen von rund 44 Milliarden Euro pro Jahr. Etwa sieben Prozent der Exporte der europäischen Chemieindustrie gingen nach Großbritannien. Die britische Chemiebranche wiederum setze rund 52 Prozent ihrer Produkte in der EU ab. Sollte Großbritannien REACH verlassen und ein eigenes nationales REACH aufbauen, würden umfangreiche wechselseitige Registrierungspflichten schlagend. Dies wäre mit zusätzlichen Kosten von rund einer Milliarde Pfund (1,2 Milliarden Euro) pro Jahr verbunden. Schon derzeit kostet REACH die europäische Chemiebranche jährlich rund zehn Milliarden Euro. Und ein wie immer gearteter Nutzen der Doppelregistrierung ist laut CEFIC und CIA nicht erkennbar. Deshalb gelte es, REACH und ein allfälliges eigenes Chemikalienmanagementsystem Großbritanniens so eng wie möglich miteinander zu verzahnen. Die Zusammenarbeit müsse jedenfalls deutlich intensiver sein als jene mit anderen EU-Drittstaaten.

 

CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink sprach sich für ein Abkommen aus, in dessen Rahmen der Handel mit Chemikalien ohne Zölle und Quoten erfolgt. Die Briten sollten auch künftig vollumfänglich an REACH und an der ECHA mitwirken. Seine Organisation und die CIA seien bereit, jegliche Initiativen in diese Richtung zu unterstützen.

 

Ähnlich äußerte sich CIA-Chef Steve Elliott. Ihm zufolge bleibt die EU der wichtigste Handelspartner der britischen Chemieindustrie. Daher müsse diese ohnehin die europäischen Regularien befolgen. Somit habe es schlicht und einfach keinen Sinn, ein eigenes britisches Chemikalienmanagementsystem aufzubauen. Die Einbindung der britischen Chemiebranche in REACH und die ECHA könne erfolgen, ohne den Brexit zu unterlaufen.

 

 

Die gemeinsame Erklärung ist verfügbar unter
https://cefic.org/app/uploads/2020/02/2020-02-Cefic-CIA-views-on-REACH-in-Future-Trade-Agreement-2.pdf

 

 

 

Wacker Chemie streicht über 1.000 Stellen

Auf den Jahresverlust von 2019 reagiert der Münchner Chemiekonzern mit einem „Effizienzprogramm“ und baut rund ein Zehntel seiner Mitarbeiter ab.

 

Nach Verlusten im Jahr 2019 verlieren bis Ende 2022 über 1.000 Beschäftigte der Münchner Wacker Chemie ihre Arbeitsplätze in der Verwaltung und in anderen nicht operativen Bereichen des Konzerns. Mehr als 80 Prozent der Stellen gehen in Deutschland verloren. Dies erfolgt im Rahmen des sogenannten Effizienzprogramms „Zukunft gestalten“, meldete die Wacker Chemie am 20. Feber. Mit dem Programm sollen jährlich 250 Millionen Euro eingespart werden. Die Unternehmensführung unter Vorstandschef Rudolf Staudigl kündigte an, „mit den Arbeitnehmervertretern ein Paket von sozialverträglichen Maßnahmen erarbeiten“ zu wollen. Denkbar seien unter anderem Pensionierungen, Altersteilzeitregelungen sowie Aufhebungsverträge. „Sofern sich die angestrebten Ziele auf diese Weise erreichen lassen, soll auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werden“, hieß es in einer Aussendung. Weltweit hat die Wacker Chemie rund 14.500 Beschäftigte, davon etwa 10.000 in Deutschland. Die kommenden Arbeitsplatzverluste belaufen sich somit auf fast ein Zehntel des Belegschaftsstandes.

 

Die Wacker Chemie hatte 2019 einen Jahresverlust von rund 630 Millionen Euro verzeichnet. Schuld daran waren laut Angaben des Unternehmens insbesondere die gesunkenen Preise für Solarsilizium und Standardsilikone. Vorstandschef Staudigl zufolge bereitet sich die Wacker Chemie nun „sowohl im Geschäft mit Polysilizium als auch in unseren Chemiebereichen auf eine härtere Gangart im Wettbewerb vor. Mit ‚Zukunft gestalten’ verfolgen wir einen umfassenden Ansatz, um nicht nur Kosten in signifikantem Umfang einzusparen, sondern vor allem die Wettbewerbsfähigkeit von Wacker auch für zukünftige Herausforderungen zu stärken und dauerhaft zu sichern“. Personalvorstand und Arbeitsdirektor Christian Hartel ergänzte, die Konzernführung werde sich „wie bisher eng mit den Arbeitnehmervertretern abstimmen und zeitnah in konstruktive Verhandlungen eintreten. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Ziele mit guten und fairen Lösungen erreichen können“.

 

 

 

February 19th

Sechs-Millionen-Spritze für Sanochemia

Durch eine Aktienzusammenlegung und eine Kapitalerhöhung soll der Konkurs des insolventen Wiener Pharmaunternehmens abgewendet werden.

 

Das insolvente Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia hat für 11. März zu einer außerordentlichen Hauptversammlung im Technologiezentren Burgenland in Eisenstadt eingeladen. Dort soll die Übernahme der Mehrheit der Firma durch die BEW Beteiligungs-GmbH (BEW) beschlossen werden. An dieser wiederum beteiligt sind der bisherige Sanochemia-Haupteigentümer B.E. Imaging, die Grazer EOSS Technologies Holding und die im Landesbesitz befindliche Wirtschaft Burgenland GesmbH.

 

Geplant ist folgende Vorgangsweise: Die derzeitigen Sanochemia-Stammaktien werden im Verhältnis 12:1 zusammengelegt. Somit sinkt das Grundkapital von 15,6 auf 1,3 Millionen Euro. Gleichzeitig gibt die Sanochemia zum Stückpreis von einem Euro sechs Millionen neue Namensaktien mit Gewinnberechtigung ab 1. Oktober 2019 aus. Bezugsberechtigt ist ausschließlich die BEW. Laut dem Bericht des Vorstands zur außerordentlichen Hauptversammlung würde diese Kapitalspritze von sechs Millionen Euro erlauben, „die Sanierungsplanquote zu erfüllen und eine nachhaltige Sanierung der Sanochemia Pharmazeutika AG zu ermöglichen“. Bekanntlich hat das Unternehmen seinen Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 20 Prozent angeboten, die binnen zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplans erfüllt sein soll.

 

Alternativen zu der nun vorgeschlagenen Vorgangsweise gibt es laut dem Vorstandsbericht nicht, wenn die Sanochchemia bestehen bleiben soll. Weigern sich die derzeitigen Aktionäre, den Beschlussvorschlägen zuzustimmen, würde das „zu einem Konkursverfahren und damit zur Zerschlagung der Gesellschaft führen. Dies hätte zur Folge, dass die Sanochemia-Aktien keinen Wert mehr hätten und sich die Aktionäre in einer noch schlechteren wirtschaftlichen Situation befänden als durch den Bezugsrechtsausschluss“. Wie die Sanochemia mitteilte, hatten ihre Aktien am 14. Feber an der Frankfurter Börse einen Wert von 0,08 Euro.

 

Faktisch nicht möglich wäre dem Bericht des Vorstands zufolge eine Bezugsrechte-Kapitalerhöhung. Denn diese wäre ein prospektpflichtiges öffentliches Angebot erforderlich. Doch die Zeit von mehreren Monaten, um den Kapitalmarktprospekt zu erstellen, hat die Sanochemia nach eigenen Angaben nicht. Sie braucht so schnell wie möglich frisches Kapital.

 

Neben dem Kapitalzuschuss soll bei der außerordentlichen Hauptversammlung auch die Übersiedlung an einen neuen Firmensitz beschlossen werden. Geplant ist, diesen von der Boltzmanngasse im neunten Wiener Gemeindebezirk nach Neufeld im Burgenland zu verlegen. Dort hat die Sanochemia eine Fabrik für Arzneimittel. Qualitätsprobleme bei der Medikamenteerzeugung in dieser Fabrik wurden als wesentlicher Grund für die Insolvenz des Unternehmens genannt.

 

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