Archive - Sep 21, 2005

Datum

Altastaph am Weg zur Orphan Drug in der EU

<a href=http://www.nabi.com>Nabi Biopharmaceuticals</a> hat ein positives Gutachten für Altastaph zur Behandlung von Staphylococcus-aureus-Bakteriämie erhalten und erwartet bis Ende 2005 die Orphan Medicinal Product-Designation von der EU-Kommission. Altastaph am Weg zur Orphan Drug in der EU 95 % der Patienten, die an Infektionen durch S. aureus leiden, reagieren nicht mehr auf First-Line-Antibiotika wie Penicillin oder Ampicillin. Nabi ist derzeit dabei, ein Franchise von Produkten aufzubauen, um die rund 5 Mio Patienten zu behandeln, die sich jedes Jahr in der EU und den USA solche Infektionen zuziehen. Und zwar in Form einer Kombination von Altastaph mit StaphVAX. Damit soll bakteriellen Hospitalinfektionen generell vorgebeugt werden können. <b><u>Altastaph</u></b> (intravenöses Staphylococcus aureus Human-Immunglobulin) ist ein im Forschungsstadium befindliches, auf menschlichen Antikörpern basierendes Produkt, das hohe Anteile an Antikörpern gegen kapselförmige Polysaccharide (schützende äußere Zuckerschichten auf S. aureus-Bakterien) vom S. aureus-Typ 5 und 8 enthält, die zusammen etwa 85 % aller S. aureus-Infektionen ausmachen. Altastaph wird hergestellt, indem gesunde Freiwillige mit StaphVAX (Staphylococcus aureus Polysaccharide Conjugate Vaccine) immunisiert werden - einem Impfstoff von Nabi, der zur Vermeidung von S. aureus-Infektionen erforscht wird. Altastaph wurde in den USA bereits als Orphan Drug gekennzeichnet und hat eine Fast Track Designation für sofortigen Schutz gegen S. aureus-Infektionen bei untergewichtigen Säuglingen erhalten. Altastaph wird auch als Prophylaktikum für befristeten, sofortigen Schutz bei Patienten entwickelt, die entweder nicht auf den Wirkungseintritt eines Impfstoffes warten können oder deren Immunsystem so geschwächt ist, dass eine Impfung keine ausreichende Reaktion bewirken würde. Patienten auf der Intensivstation oder Patienten mit schweren Brandwunden könnten ebenfalls von der Verabreichung von Altastaph profitieren. <small> Die OMP-Designation schlägt sich in reduzierten Zulasssungsgebühren nieder und bietet Forschungsanreize. Darüberhinaus hat ein Produkt mit OMP-Designation Anrecht auf eine 10-jährige Marktexklusivität. Die OMP-Designation ist Medikamenten vorbehalten, die für seltene Krankheiten entwickelt werden. Sie werden bei Erkrankungen eingesetzt, von denen nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen betroffen sind. </small>

Nanotechnologie: „Überzogene Hoffnungen“

Der langjährige GÖCH-Präsident und Professor am Institut für Materialchemie der TU Wien Ulrich Schubert über die Chancen der Nanotechnologie, moderne und weniger moderne Studienpläne und die Notwendigkeit, mit der Industrie zu kooperieren. <i>Sie sind in der Nanotechnologie tätig. Was sind ihre Ziele dabei?</i> <table><td><% image name="Schubert" %></td><td>Wir haben einige Beiträge zu diesem Gebiet geliefert, etwa eine mittlerweile häufig angewandte Methode, um Metall-Keramik-Nanokomposite rationell herzustellen, doch das ist nur ein Teilaspekt – eingebettet in grundlegende Arbeiten zum Sol-Gel-Prozess, bei dem Werkstoffe aus molekularen Vorstufen unter sehr milden Bedingungen hergestellt werden. Der Sol-Gel-Prozess wird manchmal als Nanotechnologie etikettiert, weil eben Sole (Kolloide) im Spiel sind, aber das halte ich eher für Marketing.</td></table> Interessant an diesem Prozess ist, dass er sehr vielfältige Aspekte hat, von der Molekülchemie der Vorstufen über die Optimierung der chemischen Prozesse, der Untersuchung von Reaktionsabläufen und Zwischenstufen bis hin zur Entwicklung anwendbarer Werkstoffe. Beispielsweise arbeiten wir gerade an der Beschichtung von Magnesiumlegierungen für den Airbus 380. Was wir tun, wird manchmal als Lego-Chemie bezeichnet. Idealerweise werden dabei molekulare Bausteine wie in einem Lego-Baukasten zusammengesetzt, um dadurch „maßgeschneiderte“ Materialeigenschaften zu erzielen. Das funktioniert im Prinzip ganz gut. Eine wissenschaftliche Herausforderung ist, die Bausteine nach einem rationellen Muster anzuordnen – da kommt dann doch wieder Nanochemie ins Spiel. <i>Ist die Nanotechnologie wirklich so revolutionär wie viele meinen? </i> George Whitesides hat die Nanotechnologie in evolutionäre und revolutionäre Nanotechnologie unterteilt. Erstere meint die Weiterentwicklungen bekannter „Nanosysteme“ unter neuen Aspekten und mit neuen Methoden – etwa von Kolloiden, Mizellen, phasenseparierten Polymeren usw. Was eher im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, sind völlig neue Systeme und Methoden – Quantenpunkte etwa, Nanoröhren oder Rastertunnellithographie. Wie jede Hochtechnologie wird auch die Nanotechnologie unser tägliches Leben nachhaltig beeinflussen. Ich glaube aber, dass die durch das gegenseitige Hochschaukeln von Wissenschaftslobby und Politik erzeugten und teilweise völlig überhöhten Erwartungen schon in wenigen Jahren relativiert werden. Einer der Gründe dafür ist, dass zu schnell marktfähige Ergebnisse erwartet werden, obwohl noch ein erheblicher Nachholbedarf an Grundlagenforschung besteht – mehr Evolution statt Revolution wäre sinnvoll. <i>Wie finanzieren Sie Ihre Forschungsvorhaben?</i> Die Finanzierung von Grundlagenforschung wird in Österreich zunehmend schwieriger. Die Mittel der Universitäten reichen nicht einmal mehr für eine qualitativ ausreichende Lehre – und die Förderquote des FWF ist in einen Bereich abgerutscht, der eines wohlhabenden Landes nicht angemessen ist. Ich habe als GÖCH-Präsident immer wieder auf das Missverhältnis zwischen der Förderung der erkenntnisorientierten Grundlagenforschung und der angewandten Forschung hingewiesen. In meiner Arbeitsgruppe muss ich zunehmend auf Mittel aus Industriekooperationen (einschließlich EU-Projekten) ausweichen. Das ist nicht grundsätzlich negativ, wird aber das wissenschaftliche Ansehen der Arbeitsgruppe nachhaltig verändern. Angewandte Forschung ist definitionsgemäß Umsetzung und weniger Erwerb wissenschaftlicher Erkenntnisse. Man kann politisch nicht hohen wissenschaftlichen Impact fordern, aber die Forschung sich über Industriekooperationen weitgehend selbst finanziert lassen. Das ist ein Widerspruch. <i>Ihre Arbeitsgruppe ist sehr international. Zufall oder Prinzip?</i> Moderne Wissenschaft findet nicht auf Inseln statt, zudem sind auch unsere Konkurrenten im Ausland. Ich bin stolz, dass immer wieder junge Menschen aus der ganzen Welt zu uns kommen. Bisher haben Angehörige aus 15 Nationen in meiner Gruppe eine Dissertation angefertigt oder ein Postdoktorandenjahr verbracht; derzeit setzt sich die Gruppe aus sechs Nationalitäten zusammen. <i>Sind die Grundlagenfächer im Studienplan noch ausreichend vertreten?</i> Bei der derzeitigen Erstellung der Bachelor- und Master-Studienpläne führen wir diese Diskussion mit großer Intensität. Die vom Gesetz geforderte Differenzierung zwischen den Universitäten darf nicht dazu führen, dass ein Chemiestudium an der einen Universität etwas gänzlich anderes ist als an einer anderen. Die Frage ist, wie intensiv die Grundlagen in anorganischer, organischer, physikalischer oder analytischer Chemie auch bei technischer Ausrichtung des Studienplans, etwa an der TU Wien, gelehrt werden müssen. Ich halte es für einen Fehler, den Anteil klassischer Fächer zugunsten von Spezialfächern stark zu kürzen. Eine breite und in die Tiefe gehende chemische Grundlagenausbildung war noch immer die beste Jobgarantie. Spezialfächer kann man nachlernen; mangelndes Verständnis grundlegender Zusammenhänge in der Chemie ist dagegen kaum mehr zu reparieren. Die Universitäten stehen vermehrt auch im internationalen Wettbewerb. Es lässt sich nur schwer einschätzen, wie sich Sonderwege, die sich zu stark von international etablierten Studienplänen entfernen, auf die Berufsaussichten der Absolventen auswirken werden. <i>Ist es nicht ein Nachteil, wenn „Anorganische Chemie“ nicht mehr im Institutsnamen vorkommt?</i> In der Lehre macht die Einteilung in die klassischen Disziplinen durchaus Sinn, zumindest im Grundstudium. In der Forschung ist das nicht zwingend. Im Gegenteil: die spannendste Forschung spielt sich in den Überlappungsbereichen ab. Wir haben uns vor einigen Jahren entschlossen, die chemischen Institute der TU Wien anhand der vorhandenen Forschungs-Schwerpunkte neu zu auszurichten. Das hat sich bewährt. Im Fall des jetzigen Instituts für Materialchemie war die Ausgangssituation besonders günstig und die wissenschaftliche Ehe zwischen anorganischer, physikalischer und theoretischer Chemie ist ein großer Erfolg. Das hat auch international Beachtung gefunden – andere Universitäten denken über ähnliche Modelle nach. <i>Was sind die gravierendsten Probleme der Chemie an der TU Wien?</i> Die räumliche Situation, speziell im Chemiehochhaus am Getreidemarkt. Wir arbeiten dort unter unzumutbaren Bedingungen. Zudem sind viele Chemie-Institute an anderen österreichischen Universitäten in einer ähnlichen Situation. Da besteht dringender Handlungsbedarf. Das zweite große Problem ist die zunehmende Veralterung der Geräte. Wegen der katastrophalen finanziellen Situation an den Universitäten und des FWF konnten seit etlichen Jahren keine Geräte erneuert werden, von Großgeräten wie NMR-Spektrometern oder Diffraktometern bis hin zu PC. Es wird von uns zu Recht gefordert, uns der internationalen Konkurrenz zu stellen, aber wir haben dazu nicht die baulichen und instrumentellen Voraussetzungen. So können wir nicht mehr lange durchhalten. Nanotechnologie: „Überzogene Hoffnungen“

Tarceva in Europa gegen Lungenkrebs zugelassen

Das neue Medikament von <a href=http://www.roche.com>Roche</a> wurde in der EU für Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastatischem nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) zugelassen, sofern eine vorgängige Chemotherapie erfolglos war. <% image name="Tarceva" %><p> Tarceva (Erlotinib) verbesserte nicht nur die Überlebensrate um 42,5 %, sondern auch die Krankheitssymptome und die Lebensqualität von Patienten mit NSCLC, der häufigsten Art von Lungenkrebs. Bisher stehen nur wenige Behandlungsmethoden gegen NSCLC zur Verfügung - weltweit stirbt alle 30 Sekunden ein Mensch an den Folgen von Lungenkrebs. Tarceva wird 1 x täglich oral eingenommen und ist der einzige EGFR-Hemmer, der bei Lungenkrebs einen Überlebensvorteil erzielt. Derzeit werden die meisten Lungenkrebspatienten mit Chemotherapien behandelt, die aufgrund ihrer toxischen Wirkung den Patienten schwächen. Tarceva wirkt stattdessen gezielt auf bestimmte Tumorzellen und löst daher keine der Nebenwirkungen aus. Die EU-Zulassung basiert auf einer Phase-III-Studie, die vom National Cancer Institute of Canada mit OSI Pharmaceuticals durchgeführt wurde. 86 Zentren in 17 Ländern nahmen daran teil. <b>Tarceva</b> ist ein kleines Molekül, das auf den humanen epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor 1 (HER1) abzielt. HER1, auch EGFR genannt, ist eine wichtige Komponente der HER-Signalübertragung, die bei der Entstehung und dem Wachstum zahlreicher Krebsarten eine wichtige Rolle spielt. Tarceva blockiert bei der HER1-Signalübertragung die Tyrosinkinase-Aktivität innerhalb der Zelle, was zu einer Hemmung des Tumorzellwachstums führt. Tarceva wird gegenwärtig in einem ausgedehnten klinischen Entwicklungsprogramm durch eine globale Allianz zwischen OSI Pharmaceuticals, Genentech und Roche erforscht. Chugai entwickelt den Wirkstoff in Japan und strebt dort eine Marktzulassung an. In den USA wird Tarceva von Genentech vermarktet. Tarceva in Europa gegen Lungenkrebs zugelassen