Archive - Sep 15, 2011

Biokerosin aus dem Windschutzgürtel

Ein Konsortium um das kanadische Unternehmen <a href=http://www.dynamotive.com>Dynamotive Energy Systems Corporation</a> (DYMTF) will Flugzeugtreibstoff aus einem nachwachsenden Rohstoff herstellen. Ausgangsprodukt ist die strauchförmige Eukalyptusart „Mallee“, die im Süden und Westen Australiens verbreitet ist. Biokerosin aus dem Windschutzgürtel <% image name="process" %> <small><b>Mithilfe des Verfahrens der schnellen Pyrolyse</b> kann feste Biomasse zu energetisch nutzbaren Ölen verflüssigt werden. <i>Bild: Dynamotive Energy Systems Corporation</i></small> Kern des Produktionsprozesses ist das von DYMTF entwickelte Verfahren zur schnellen Pyrolyse, das trockene Cellulose-Biomasse bei mittleren Temperaturen und sauerstofffreien Konditionen zu Ölen für die Kraft- und Wärmeerzeugung verflüssigen kann. Mallees werden von australischen Farmern verstärkt als Windschutzhecken angepflanzt. Das Konsortium, dem auch die Renewable Oil Corporation Pty Ltd (ROC), das Future Farm Industries Co-operative Research Centre (FFI CRC) und Virgin Australia angehören, wird im ersten Schritt die Pyrolysetechnologie auf die Eukalyptusart adaptieren. Die Partner bringen Kompetenzen rund um die gesamte Wertschöpfungskette von Flugzeugtreibstoffen in das Projekt ein: Das FFI CRC ist ein landwirtschaftliches Forschungszentrum und beschäftigt sich mit innovativen Anbauformen, ROC ist australischer Lizenznehmer von DYMTF, das Flugunternehmen Virgin Australien erhält Zugang zu einer Prozesskette, die einen lokal verfügbaren Rohstoff nutzt.

Ausbau des Saatgutgeschäfts bei Bayer Crop Science

Sandra Petersen blickte anlässlich der Jahrespressekonferenz von <a href=http://www.bayercropscience.com>Bayer Crop Science</a> auf ihr erstes Jahr an der Spitze des Teilkonzerns zurück. Ein neue Roadmap und die Stärkung des Saatgut-Geschäfts sollen kontinuierliches Wachstum sicherstellen. Ausbau des Saatgutgeschäfts bei Bayer Crop Science <% image name="BayerPK" %> <small><b>Bei der Jahreskonferenz von Bayer Crop Science</b> stellte CEO Sandra Petersen die neue Roadmap für den Teilkonzern vor. <i>Bild: Bayer Crop Science</i></small> 2010 konnte Bayer Crop Sceince ein Wachstum von 10 Prozent erzielen, 3,2 von insgesamt 4,2 Milliarden Euro verdiente man nach wie vor mit Pflanzenschutzmitteln. Wie schon in den letzten Jahren ist der aber Umsatz im Geschäftsfeld „Bioscience“, in dem Saatgut und Pflanzeneigenschaften entwickelt werden, mit einer Steigerungsrate von 25 Prozent am stärksten gewachsen. Dieser Bereich soll entsprechend ausgebaut werden. In den Saatgut-Märkten für Soja, Weizen und Reis will man in führende Positionen aufrücken, die man bei Gemüse, Ölsaaten und Baumwolle schon innehat. <b>Neuartige Agrochemikalien</b> Bis 2015 sollen die Forschungs- und Entwicklungsausgaben für das Bioscience-Geschäft etwa gleich groß sein wie jene für jene für Innovationen im Pflanzenschutz. Zudem sollen biologische und chemische Betrachtungsweise stärket ineinander verzahnt werden, um auf dieses Weise Zugang zu Agrochemikalien mit neuartigen Wirkungsmechanismen zu erhalten. Eine gefüllte Pipeline soll aber auch im klassischen Pflanzenschutzgeschäft für kontinuierliche Markteintritte neuer Produkte sorgen. 2010 und 2011 konnten bereits das Reisfungizid „Routine“, das Weizenfungizid „XPro“, das Nematozid „Poncho/Votivo“ (ein Mittel zur Behandlung von Getreidesaatgut gegen Fadenwürmer) sowie „Fox/Stratego“ (ein Fungizid in Getreide und Soja-Kulturen) gelauncht werden. Petersen hat dem Bayer Teilkonzern eine neue strategische Roadmap verpasst, die unter anderem ein „Streamlining“ des Pflanzenschutz-Portfolios, die Optimierung der Versorgungskette des Unternehmens sowie organisatorische Veränderungen beinhaltet, die vor allem Verbindungen zwischen den verschiedenen Geschäftsfeldern und Funktionen herstellen sollen. Auch will man sich verstärkt um neue Dienstleistungsmodelle entlang der Wertschöpfungskette der landwirtschaftlichen Produkte bemühen. Mit einiger dieser Modelle, beispielsweise mit Warentauschgeschäften in Brasilien oder der Erarbeitung von Saatgut-Behandlungsrezepturen in den USA, ist man bereits auf dem Markt.

Lebensmittel: Weiter Streit um Gütezeichen

Gesundheitsminister Alois Stöger hält seinen Entwurf für ein Gütezeichengesetz für beschlussreif, Landwirtschafts-Vertreter halten ihn für überflüssig. <% image name="Stoeger01_Web" %> <small><b>Streit ums Essen:</b> Gesundheitsminister Stögers Kennzeichnungspläne sind für Landwirtschafts-Vertreter schwer verdaulich. <i>Foto: Gesundheitsministerium</i></small><br> Der Streit zwischen Gesundheitsminister Alois Stöger und Landwirtschaftsvertretern über die Lebensmittelkennzeichnung geht weiter. Stöger will staatliche Kennzeichen einführen, „ auf die sich die Menschen verlassen können“, verlautete der Minister in einer Aussendung. So werde Fleisch, das mit Hilfe gentechnisch veränderten Futters erzeugt wurde, derzeitig nicht gekennzeichnet: „ Durch ein staatliches Gütezeichen 'gentechnikfrei' können wir das ändern.“ Dass damit der vielfach beklagte „Dschungel“ an mehr oder weniger vertrauenswürdigen Gütezeichen zusätzliches Wachstum erfährt, befürchtet Stöger nicht. Er erwartet im Gegenteil ein Eindämmen des Wildwuchses durch „einige wenige staatliche Gütezeichen“. Sein Gesetzesentwurf sei fertig und könne schon bald beschlossen werden, kündigte Stöger an.<br> Vielleicht dauert es damit aber doch noch ein Weilchen: Landwirtschafts-Vertreter laufen nach wie vor Sturm gegen die Pläne des Ministers. Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, betonte, notwendig sei „kein Gütezeichengesetz, sondern eine konsequente und verständliche Anwendung des Täuschungsschutzes.“ Für Lebensmittel existiere das Gütesiegel der Agrarmarkt Austria (AMA), das ja auch staatlich anerkannt sei und „sich bei Bedarf auch auf neue Themenfelder erweitern“ lasse. Schweinefleisch, hergestellt durch Fütterung mit gentechnisch verändertem Sojaschrot, müsse aufgrund der EU-Vorschriften nicht kenntlich gemacht werden. Mit Hilfe gentechnisch nicht veränderten Futters produziertes Fleisch wiederum dürfe „derzeit bereits freiwillig als gentechnikfrei gekennzeichnet werden.“ Kurz und gut: Das Problem, das Stöger lösen wolle, existiere überhaupt nicht. Lebensmittel: Weiter Streit um Gütezeichen

Aluschlackendeponie Berger: Sanierung in Aussicht

Nach jahrelangen Debatten soll die Umweltverträglichkeitsprüfung im Herbst beginnen. Die Sanierung selbst wird bis etwa 2023 dauern. Ihre Finanzierung ist nach Auskunft der Bundealtlastensanierungsgesellschaft (BALSA) gesichert. Aluschlackendeponie Berger: Sanierung in Aussicht <% image name="AluBerger_Web" %> <small><b>700.000 Tonnen Aluschlacke:</b> die Altlast N 06 bei Wiener Neustadt <i>Foto: Chemiereport</i></small><br> Es wird ernst mit der seit Jahren in Diskussion befindlichen Sanierung der sogenannten Aluschlackendeponie Berger, einer Altlast im Gemeindegebiet von Wiener Neustadt. Im Oktober leitet die Bundesaltlastensanierungsgesellschaft (<a href=http://www.balsa-gmbh.at target=“_blank“>BALSA</a>) das Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren (UVP-Verfahren) ein. Das sagte der Wiener Neustädter Bürgermeister Bernhard Müller vor Journalisten. Die Sanierung werde nach Abschluss des UVP-Verfahrens sowie des europaweiten Vergabeverfahrens in etwa anderthalb Jahren beginnen. Die Stadt Wiener Neustadt wird sich als Formalpartei am UVP-Verfahren beteiligen. Sie will dadurch sicherstellen, dass allfällige Belastungen im Zuge der Sanierung so gering wie möglich gehalten werden. Parallel zum UVP-Verfahren wird die Ausschreibung der Sanierungsarbeiten vorbereitet. BALSA-Geschäftsführer Michael Zorzi sagte dem Chemiereport, er hoffe, bis Ende 2013 über Verträge mit Sanierungsunternehmen zu verfügen und „starten zu können.“<br> Die Altlast mit der Nummer N 06 im Altlastenkataster entstand durch die Ablagerung von etwa 700.000 Tonnen Aluschlacke sowie 200.000 Bauschutt durch die Firma Almeta in den Jahren 1974 bis 1990. Es bestehen Befürchtungen, dass bei einem Ansteigen des Grundwasserspiegels Schadstoffe ausgewaschen werden und das Trinkwasserreservoir in der Mitterndorfer Senke, das größte Mitteleuropas, beeinträchtigen könnten. <p> <b>„Nicht dramatisieren“</b><br> Angesprochen darauf, dass das Umweltbundesamt (UBA) keine akute Gefahr sieht und die Altlast daher als solche der Prioritätenklasse 2 einstuft, sagte Bürgermeister Müller, BALSA-Geschäftsführer Zorzi habe sich für eine grundlegende Sanierung ausgesprochen, um Gefahren dauerhaft ausschließen und das Gelände für eine spätere Nutzung aufbereiten zu können. Gegenüber dem Chemiereport sagte Zorzi, es sei keine Gefahr im Verzug. Dennoch sollte die Sanierung aus wasserrechtlichen Gründen „so schnell wie möglich erfolgen“, da es „großteils um gefährliche Abfälle geht.“ Zorzi bestätigte, dass der Deponiekörper der Altlast zurzeit nicht ins Grundwasser reicht. Doch genüge allein die Untergrundfeuchte, um Schadstoffe wie Chloride und Schwermetalle auszuwaschen. Auch sei wegen des schwankenden Grundwasserspiegels nicht auszuschließen, dass der Deponiekörper ins Grundwasser gelangt. Zeitweise sei dies bereits der Fall gewesen. <br> Der Wiener Neustädter Umweltstadtrat Wolfgang Mayerhofer ergänzte gegenüber dem Chemiereport, die Stadt wolle die Lage „auf keinen Fall dramatisieren. Wir wollen uns aber auch nicht sagen lassen, dass wir nichts tun.“ Daher sei die Sanierung immer wieder thematisiert worden. Der im Auftrag der Stadt tätige PR-Experte Roman Rusy ergänzte, die vom UBA vorgenommene Qualifizierung der Altlast werde „nicht von allen Experten geteilt.“ <br> <b>Debatten um den ALSAG-Beitrag</b><br> Geplant ist, die abgelagerten Abfälle zu bergen, auf dem Gelände der Altlast aufzubereiten und anschließend ordnungsgemäß zu entsorgen. Die Dauer der Arbeiten wird auf etwa zehn Jahre geschätzt. Die Kosten sollen sich auf rund 190 Millionen Euro belaufen. Sie werden durch Förderungen aus dem Altlastensanierungsfonds gedeckt, der durch eine Abgabe auf die Deponierung von Abfällen gespeist wird.<br> Allerdings stimmte Umweltminister Nikolaus Berlakovich im Herbst 2010 der teilweisen Aufhebung der Zweckbindung dieses sogenannten „ALSAG-Beitrags“ bis einschließlich 2014 zu. Nach derzeitiger Rechtslage werden die Einnahmen aus diesem Titel daher in den kommenden Jahren jeweils unter 50 Millionen Euro liegen. Um die Altlastensanierung im bisherigen Umfang durchzuführen zu können, halten Berlakovichs Abfallwirtschaftsexperten jedoch jährlich rund 70 bis 100 Millionen Euro für notwendig. Sie planen daher, auch das Recycling von Abfällen ALSAG-pflichtig zu machen. Die betroffene Wirtschaft geht dagegen auf die Barrikaden und spricht von einer „Rohstoffsteuer“.<p> <b>„Finanzierung gesichert“</b><br> Zorzi sagte dem Chemiereport, laut Umwelt- und Finanzministerium sei die Finanzierung der Sanierung gesichert. Dies gelte auch dann, wenn die seitens des Umweltministeriums geplante Aufstockung der ALSAG-Mittel nicht zustande kommt. Die Kosten würden über einen Zeitraum von rund zehn Jahren ab Beginn der Arbeiten anfallen. Daher sei es nicht notwendig, die geschätzten 190 bis 200 Millionen Euro auf einen Schlag aufzubringen. Zorzi geht davon aus, dass die Sanierung bis etwa 2023 dauern wird. „Leider nicht rentabel“ sei es, das in den Abfällen enthaltene Aluminium zu recyceln. Dessen Anteil mache lediglich rund zehn Prozent der Gesamtmenge aus. <i>KF</i>