Archive - 2013

February 14th

Konkrete Schritte zu Linzer Medizin-Fakultät

Nach Jahren vergeblicher Vorstöße zum Aufbau einer eigenen medizinischen Ausbildung in Linz einigte sich eine Expertenrunde am 12. Februar auf konkrete weitere Schritte. Nun sollen zusätzliche Institutionen in die Beratungen einbezogen werden.

 

Als Rektor Richard Hagelauer und der Vorsitzende des Universitätsrats, Ludwig Scharinger, am 25. Jänner auf die Entwicklung der Johannes-Kepler-Universität Linz in den vergangenen zehn Jahren zurückblickten, stellte man die Errichtung einer medizinischen Fakultät als eines der großen Projekte für die Zukunft des Hochschulstandorts vor. Der Ruf nach einer eigenen Medizin-Ausbildung in Oberösterreich wird von Seiten des Landes schon seit Jahren erhoben, man stieß aber meist auf zurückhaltende Reaktionen – von Seiten des Wissenschaftsministeriums ebenso wie von Seiten der Universitätenkonferenz „Uniko“. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle willigte aber schließlich ein, eine Expertengruppe, zusammengesetzt aus Vertretern von Land, Stadt Linz, Universität sowie Wissenschafts- und Finanzministerium mit dem Thema zu befassen.

 

Einigung auf organisatorische Eckpfeiler

Diese einigte sich nach einem Bericht der Oberösterreichischen Nachrichten bei ihrem jüngsten Treffen am 12. Februar auf organisatorische Eckpfeiler – etwa die Bildung einer Universitäts-Krankenanstalt, bestehend aus AKH Linz, der Landes-Frauen- und Kinderklinik sowie der Wagner-Jauregg-Nervenklinik. Zur Ausarbeitung der Finanzierung des Vorhabens wird gemeinsam mit dem Finanzministerium eine eigene Arbeitsgruppe gebildet. Bestehende Schwerpunkte der anderen österreichischen Medizin-Universitäten sollen bei der Erstellung des Forschungskonzepts  Berücksichtigung finden.

Die Expertenrunde selbst soll nun vergrößert werden, wie man bei einer Sitzung des Hochschulrats am 13. Februar festlegte. Beim nächsten Treffen, das für 5. April angesetzt ist, sollen auch Vertreter von Gesundheitsministerium, Hochschülerschaft, Universitätenkonferenz und Wissenschaftsrat dazustoßen – gerade die letzten beiden Institutionen  zeigten sich zuletzt skeptisch bezüglich einer eigenen Ärzte-Ausbildung in Oberösterreich, ÖH und Gesundheitsminister befürworten das Projekt. Zuletzt sprachen sich auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Bundeskanzler Werner Faymann für eine medizinische Fakultät in Linz aus.

 

 

 

Zulassung von Pomalidomid gegen multiples Myelom

Pomalidomid, ein struktureller Verwandter des unter dem Namen „Contergan“ zu trauriger Berühmtheit gelangten Thalidomid, ist von der US-Arzneimittelbehörde FDA unter strengen Sicherheitsauflagen zur Behandlung von rezidiviertem multiplem Myelom zugelassen worden.

 

Seit der Jahrtausendwende hat Thalidomid – jener Wirkstoff aus der Gruppe der Piperidindione, der in den 1950er-Jahren unter dem Markennamen „Contergan“ als Beruhigungsmittel verabreichet wurde und zu tausenden Missbildungen an Ungeborenen führte – eine unauffällige zweite Karriere begonnen. Es wird bei schweren Fällen von Lepra, bestimmten Autoimmunerkrankungen und multiplem Myelom wegen seiner entzündungs- und tumorwachstumshemmenden Wirkung eingesetzt.

Das US-amerikanische Unternehmen Celgene hat von der Struktur des Thalidomid eine neue Klasse von Immunmodulatoren abgeleitet und einen ihrer Vertreter, die Verbindung Lenalidomid, als Orphan Drug in der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten zur Behandlung von multiplem Myelom zugelassen bekommen. Ein weiteres Mitglied der Wirkstofffamilie ist die Neuentwicklung Pomalidomid, die von der US-Arzneimittelbehörde FDA nun zur Behandlung von rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom zugelassen wurde. Voraussetzung für die Behandlung ist, dass sich die Patienten mindestens zwei früheren Therapien unterzogen haben, darunter auch Lenalidomid und Bortezomib, und die Krankheit nach bzw. innerhalb von 60 Tagen nach Abschluss der letzten Therapie weiter fortgeschritten ist.

 

Erhöhtes Ansprechen von Myelom-Patienten

Die Zulassung durch die FDA beruht dabei auf der Ansprechrate – klinische Vorteile wie längere Überlebenszeit oder Verbesserung von Symptomen wurden nicht überprüft. Zur Unterstützung der Zulassungsentscheidung wurden die Ergebnisse einer randomisierten, offenen Phase-II-Studie zur Prüfung von Pomalidomid plus niedrig dosiertem Dexamethason (Studie „MM 02“) herangezogen. Von den 221 Patienten, deren Ansprechen ausgewertet werden konnte, erzielten 29,2 Prozent mindestens ein teilweises Ansprechen im Studienarm Pomalidomid plus niedrig dosiertes Dexamethason im Vergleich zu 7,4 Prozent im Studienarm mit Pomalidomid allein.

Celgene hat den Antrag zur Zulassung der Kombinationstherapie auch bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA gestellt. Damit verbunden ist die Durchführung einer eigenen Phase III-Studie in Europa (Studie „MM 03“). Zwischenergebnisse der Studie zeigen, dass Pomalidomid plus niedrig dosiertes Dexamethason, im Vergleich zu hoch dosiertem Dexamethason allein, das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben von rezidivierten und refraktären Myelompatienten verlängert.

 

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die Sicherheitsvorkehrungen des Einsatzes der Wirkstoffgruppe sind mit der Situation in den 1950er-Jahren freilich nicht vergleichbar. Während der Schwangerschaft ist Pomalidomid kontraindiziert. Schwangerschaftsfähige Frauen müssen während und bis vier Wochen nach Abschluss der Therapie zwei verlässliche Empfängnisverhütungsmethoden anwenden oder kontinuierliche heterosexuelle Enthaltsamkeit üben. Das Medikament, das unter dem Markennamen „Pomalyst“ vertrieben wird, ist nur über das eingeschränkte Vertriebsprogramm „Pomalyst Rems“ erhältlich.

 

 

 

 

 

 

 

February 12th

Bio-Ferm: Biologisches Bakterizid in Kanada zugelassen

„Blossom Protect“, ein biologisches Pflanzenschutzmittel, das vom Tullner Unternehmen <a href=http://www.bio-ferm.com>Bio-Ferm</a> entwickelt wurde, ist in Kanada zur Bekämpfung von Feuerbrand während der Obstbaumblüte zugelassen worden.

 

Feuerbrand ist eine durch das Bakterium Erwinia amylovoraverursachte Pflanzenerkrankung, die vor allem Kernobstgewächse befällt und zum Welken von Blüten und Blättern führt. Da der Erreger sich außerordentlich schnell verbreiten kann, ist der Befall in Österreich meldepflichtig. Das in Tulln beheimatete Unternehmen Bio-Ferm, das Teil der Erber-Gruppe ist, hat eine biotechnologische Alternative zu den üblicherweise gegen den Feuerbrand-Erreger eingesetzten Antibiotika entwickelt. Das unter dem Namen „Blossom Protect“ auf den Markt gekommene Präparat enthält hochaktive Mikroorganismen, die die Blüten der Obstbäume besiedeln und auf diese Weise das Wachstum von Erwinia amylovora blockieren. Die Wirkung des biologischen Bakterizids basiert somit auf der natürlichen Konkurrenz um Platz und Nährstoffe zwischen dem Pathogen und seinem Antagonisten.

Nach der erfolgreichen Registrierung in den USA  konnte Blossom Protect vergangenen Dezember auch für den kanadischen Markt zugelassen werden, wo es bei der in wenigen Wochen beginnenden Obstbaumblüte erstmals eingesetzt wird. Einsatzorte sind vor allem die  Kernobstanbaugebiete in Ontario und British Colombia. Die gesamte Kernobstfläche beträgt in Kanada derzeit rund 17.000 Hektar und wächst rasch an. Gemeinsam mit dem Vertriebspartner UAP aus London, Ontario, will Bio-ferm im kommenden Jahr auch ein Spezialbotrytizid für Weinbau und Beerenobst am kanadischen Markt platzieren.

 

Das Unternehmen Bio-Ferm

Bio-Ferm wurde 2004 als Spin-off der Wiener Universität für Bodenkultur gegründet und ist heute Teil der österreichischen Erber-Gruppe. Gemeinsam mit einer Forschungseinheit in Konstanz wird an der Entwicklung, internationalen Registrierung und Vermarktung von Pflanzenschutzmitteln auf der Basis von Mikroorganismen gearbeitet.  Derzeit werden die Produkte, die auch im integrierten Pflanzenschutz und in der biologischen Landwirtschaft zugelassen sind, in 20 Ländern der Welt im Obst- und Weinbau eingesetzt.

 

 

 



 

February 11th

Neue Rolle für einen alten Bekannten

Ein Forscherteam unter Federführung von Innsbrucker Medizinern konnte zeigen, dass das Protein RANKL die Wirkung von Insulin in der Leber hemmt. Die Ergebnisse könnten entscheidend zum Verständnis der Entstehung von Diabetes Typ 2 beitragen.

 

RANKL (die Abkürzung steht für „Receptor Activator of Nuclear Factor Kappa-B Ligand) ist ein Protein mit zahlreichen Funktionen, die in Bezug zu ebenso zahlreichen Krankheitsbildern stehen. Zunächst wurde das Cytokin aus der Familie der Tumornekrosefaktoren als Botenstoff bekannt, der die Bildung von Osteoklasten anregt – von Zellen, die Knochensubstanz abbauen und so im gesunden Organismus zu einem Gleichgewicht zwischen Resorption und Neubildung von Knochengewebe beitragen.

Eine ganze Reihe von Erkrankungen (etwa Rheumatoide Arthritis) kann die Überexpression von RANKL auslösen und durch Beschleunigung des Knochenabbaus dieses Gleichgewicht pathologisch verändern.  Auch hat man herausgefunden, dass RANKL von den T-Zellen des Immunsystems exprimiert wird und vermutlich eine Rolle in der Reifung von dendritischen Zellen spielt. Eine Forschergruppe um IMBA-Leiter Josef Penninger hat 2010 gezeigt, dass das Protein in die Erhöhung des Brustkrebsrisikos durch die Einnahme synthetischer Gestagene verwickelt ist.

 

Was macht RANKL in der Leber?

Dass auch Leberzellen empfänglich für die Aktivität von RANKL sind, weckte das Interesse einer Forschungsgruppe rund um Stefan Kiechl, Johann Willeit und Herbert Tilg von der Medizinischen Universität Innsbruck. Den Wissenschaftlern gelang der Nachweis, dass RANKL den Transkriptionsfaktor NF-Kappa B in der Leber stimuliert - der dort als zentraler Entzündungsschalter eine Aktivierung von Entzündungsgenen im Zellkern bewirkt.

Dass dadurch das Hormon Insulin seine Wirkung verliert, wurde zunächst epidemiologisch gezeigt. Im Rahmen der sogenannten „Bruneck-Studie“ (einer seit 22 Jahren laufenden Langzeitbeobachtung von zufällig ausgewählten Einwohnern der Stadt Bruneck in Südtirol) wurde die Konzentration von RANKL im Blut von fast 1.000 Teilnehmer gemessen. Dabei zeigte sich, dass Personen mit hohem RANKL-Spiegel, unabhängig von Geschlecht und Alter, ein deutlich erhöhtes Risiko aufwiesen, an Diabetes Mellitus Typ 2 zu erkranken.

 

Mechanismen aufgeklärt

In mehrjähriger Laborarbeit konnten in einem zweiten Schritt – gemeinsam mit Forschern um Georg Schett von der Universität Erlangen –die hinter dem Auftreten der  Zuckerkrankheit stehenden zellulären Mechanismen aufgeklärt werden. Durch die spezifische Hemmung der Aktivierung von RANKL in der Leber konnte eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels erreicht werden. Die Hoffnung ruht nun darauf, in diesen Prozess gezielt medikamentös eingreifen und die Entstehung von Diabetes Mellitus 2 verhindern zu können.

Originalpublikation: „Blockade of receptor activator of nuclear factor-κB (RANKL) signaling improves hepatic insulin resistance and prevents development of diabetes mellitus.” Nature Medicine, published online 10 February 2013; http://dx.doi.org/10.1038/nm.3084

 

 

 

February 8th

Europäisches Treffen zur Regulation des Arzneimittelmarkts

Von 4. bis 6. März findet in Amsterdam  das <a href=http://www.diahome.org/en-GB/Flagship-Meetings/13101-EuroMeeting/Meeting-Program.aspx>Euromeeting 2013</a> der Drug Information Association (DIA) statt. Erwartet werden rund 3.000 Teilnehmer, die sich über den Einsatz von Arzneimitteln im öffentlichen Gesundheitswesen und die dabei ablaufenden Prozesse austauschen werden.

 

Dabei werden Vertreter der pharmazeutischen Industrie, der Auftragsforschung, von akademischen Forschungszentren, Behörden und Patientenorganisationen unter den Teilnehmern vertreten sein. Die Veranstalter haben für das diesjährige Meeting 17 Themen herausgearbeitet, zu denen im Zuge des dreitägigen Vortragsprogramms 110 Sessions angeboten werden. Die Bandbreite reicht von Fragen der Pharmakovigilanz über regulatorische Angelengeheiten, Innovationen auf dem Gebiet von Arzneimitteln und Medizingeräten bis hin zur Durchführung von klinischen Studien. Die Präsentationen, zu denen mehr als 300 Sprecher, Moderatoren und Diskutanten eingeladen sind, sollen dabei aus der Erfahrung schöpfen, die seit der Implementierung der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen durch das EU-Pharmapaket gesammelt wurden.

Unter den Referenten ist auch Guido Rasi, der Executive Director der European Medicines Agency (EMA), der gemeinsam mit Christa Wirthumer-Hoche, der stellvertretenden Leiterin der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am 6. März einem Regulatory Town Hall Meeting vorsitzen wird, bei dem die Teilnehmer Gelegenheit erhalten, brennende Fragen an die Experten der Zulassungsbehörden zu stellen.

 

 

 

 

February 7th

Das Zentralnervensystem im Computer

<a href=http://www.rhenovia.com/pages/home.php>Rhenovia Pharma</a> bereitet eine zweite Finanzierungsrunde vor. Das Unternehmen will vom erwarteten Marktwachstum auf dem Gebiet der Biosimulation profitieren.

 

6 Millionen Euro hat das in Mulhouse, Frankreich, beheimatete Unternehmen Rhenovia Pharma seit seiner Gründung im Jahr 2007 aus verschiedenen Finanzierungsquellen an Land ziehen können, darunter Geschäftsverträge, Forschungsprojekte, öffentliche Ausschreibungen und private Investoren wie die Alsace Business Angels oder SODIV. Dieses Geld sowie die Einlagen der Firmengründer wurden in die Entwicklung einer Modellierungstechnologie entwickelt, mit der zelluläre und molekulare Mechanismen  von Gehirn und Nervensystem am Computer reproduziert werden können. Die Modelle dienen dazu, gesunde und pathologische Zustände des Zentralnervensystems zu simulieren, etwa solche, die bei Patienten mit Alzheimer, Parkinson, Epilepsie, Schizophrenie oder Depression auftreten. In weiterer Folge können Vorhersagen der Wirksamkeit und Toxizität von Wirkstoffen oder Wirkstoffkombination vorgenommen werden, um auf diese Weise die Entwicklung neuer Arzneimittel zu unterstützen.

Rhenovias Ansatz wurde nun vom US-Marktforschungsunternehmen Markets & Markets attestiert, weltweit führend auf dem Gebiet der Biosimulation des Zentralnervensystems zu sein. Im Report „Global Biosimulation Technology Market For Drug Discovery & Development (2012 – 2017)“ schätzen die Branchen-Analysten das Weltmarkt-Volumen für Biosimulations-Technologien auf insgesamt 432 Millionen US-Dollar und erwarten einen Anstieg dieses Werts auf 1,2 Milliarden im Jahr 2017, was einem jährlichen Wachstum von 18,5 Prozent entspräche.

 

Finanzierungsrunde in Vorbereitung

Rhenovia konnte die wissenschaftliche Relevanz seiner Simulationsergebnisse im vergangenen Jahr durch die Entdeckung eines neuen Arzneimittelkandidaten gegen Chorea Huntington, sowie der Identifikation von Nebenwirkungen einer Reihe von Wirkstoffen zeigen. Auf der Basis dieser Erfolge plant das Unternehmen eine zweite Finanzierungsrunde, die seine Position ausbauen und den Ausbau des Personalstands ermöglichen soll. Derzeit unterhält Rhenovia Niederlassungen in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und der USA und beschäftigt insgesamt 20 Mitarbeiter.

 

 

 

February 5th

REACH: EU-Kommission zieht positive Bilanz

Eine positive Bilanz über die bisherigen Auswirkungen des europäischen Chemikalienmanagementsystems REACH zieht die EU-Kommission in einem heute veröffentlichten Bericht. REACH ist seit 1. Juni 2007 in Kraft. Seither ließen die betroffenen Unternehmen 30.601 Dossiers über 7.884 chemische Stoffe bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA registrieren. Bereits zur ersten Registrierungsdeadline im Jahr 2010, die sich auf Stoffe mit einem Produktions- bzw. Importvolumen von mindestens 1.000 Tonnen pro Jahr bezog, lagen 24.675 Dossiers über etwa 4.300 Substanzen vor. Am 31. Mai des heurigen Jahres endet die zweite Deadline, bis zu der sämtliche Stoffe mit einem Produktions- bzw. Importvolumen zwischen 100 und 1.000 Tonnen pro Jahr zu registrieren sind. Ab 31. Mai gilt die Registrierungspflicht auch für Stoffe mit einem Produktions- bzw. Importvolumen zwischen einer und 100 Tonnen.

Dem Bericht der Kommission zufolge konnte durch REACH der Zugang zu Informationen über chemische Stoffe sowie Maßnahmen zum Risikomanagement erleichtert werden. Damit seien „die Risiken durch Stoffe, die im Rahmen von REACH erfasst sind, entscheidend gesunken." Gestiegen ist dagegen das Vertrauen der Bevölkerung in die in Europa zum Einsatz gelangenden Chemikalien, betont die Kommission: Sie verweist auf eine Eurobarometer-Umfrage, laut derer rund zwei Drittel der Bevölkerung glauben, „dass Chemikalien heute sicherer sind als noch vor zehn Jahren.“

 

Verbesserungen, nicht umkrempeln

Wie die EU-Kommission in ihrem heute vorgelegten Bericht feststellt, sind aus ihrer Sicht keine umfassenden Änderungen an REACH notwendig. Allerdings kann die Umsetzung weiter verbessert werden. Das betrifft etwa die Qualität der Registrierungsdossiers. Viele davon erfüllen die Anforderungen von REACH nicht, etwa hinsichtlich der Identität der beschriebenen Substanzen. Auch führten die Unternehmen teilweise unzureichende Bewertungen persistenter, bioakkumulativer sowie sehr persistenter und sehr bioakkumulativer Substanzen durch. Probleme gibt es schließlich mit dem Inhalt der Sicherheitsdatenblätter zur Beschreibung der Substanzen.

Den Mitgliedsstaaten empfiehlt die Kommission, die Durchsetzung von REACH besser zu koordinieren. Um den kleinen sowie mittelgroßen Unternehmen (KMU) den Umgang mit REACH zu erleichtern, will die Kommission die Registrierungsgebühren für die Dossiers senken. Ein entsprechender Vorschlag werde in Kürze ergehen. Überdies wird die Kommission in den kommenden Monaten eine Konferenz zur umfassenden Überprüfung von REACH abhalten.

 

Lob für die ECHA

Lob zollt die Kommission der ECHA, die maßgeblich zum reibungslosen Start von REACH beigetragen habe. Lorbeeren sind das nicht zuletzt für den Leiter der Abteilung VI/5 (Stoffbezogener Umweltschutz, Chemiepolitik, Risikobewertung und Risikomanagement) im Umweltministerium, Thomas Jakl: Er war von 2008 bis 2012 Vorsitzender des Management Boards der Agentur.

 

Starke Branche

Ausdrücklich hebt die Kommission in ihrem Bericht die Bedeutung der chemischen Industrie für Europa hervor. Trotz der wachsenden Konkurrenz insbesondere aus Asien habe diese ihre führende Position auf dem Weltmarkt behauptet. Der kumulierte Produktionswert der Branche habe 2011 etwa 491 Milliarden Euro betragen, was gut und gerne sieben Prozent des Produktionswerts der gesamten europäischen Industrie entspriche. Auch sei die EU mit einem Anteil von 21 Prozent am weltweit mit dem Verkauf von Chemikalien erzielten Umsatz der zweitgrößte Markt Europas, übertroffen lediglich von China mit etwa 25 Prozent.

Neugierde zwischen Physik und Theologie

Der Physiker Walter Thirring wird mit dem <a href=http://www.watzlawickehrenring.at>Paul-Watzlawick-Ehrenring</a> 2013 der Ärztekammer für Wien ausgezeichnet. Thirring sei einer, der die Grenzen seines Fachs ausgelotet habe und nachhaltigen Einfluss auf die Quantenphysik ausübe, so der Vorsitzende der Jury, Hubert Christian Ehalt.

 

Walter Thirring wurde 1927 als Sohn des Physikers Hans Thirring in Wien geboren. Nach der Promotion bei Felix Ehrenhaft arbeitete er unter anderem bei Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli. In den 1950er-Jahren gehörte er zu den Pionieren auf dem Gebiet der Quantenfeldtheorie, später erweiterte er seinen Wirkungsbereich auf Arbeiten zur Elementarteilchenphysik und zur Stabilität der Materie. Von 1959 bis 1997 war er Professor für Theoretische Physik an der Universität Wien, 1968 bis 1971 zusätzlich Direktor der Abteilung für Theoretische Physik am Kernforschungszentrum CERN.

In populärwissenschaftlichen Werken versuchte er immer wieder, die Grenzen zwischen Physik und Religion zu überwinden. So zeigte er sich in seinem 2004 erschienen Buch „Kosmische Impressionen“ als Anhänger des sogenannten „anthropischen Prinzips“ und vertrat die Ansicht, dass die Feinabstimmung bestimmter Naturkonstanten notwendig für ein Universum, das Leben hervorbringe, und daher ein Hinweis auf die Existenz Gottes sei.

 

Auszeichnung für den Blick über den Tellerrand

Der ehemalige Ärztekammer-Präsident und Kurator des Paul-Watzlawick-Ehrenrings, Walter Dorner, hob denn auch die Tiefe von Thirrings theologischem Ansatz hervor, betonte aber auch die Schärfe seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Thirring sei, so Dorner, ein Diagnostiker, wie er auch für Ärzte ein Vorbild sein könne. Für den Mediziner ist der Ehrenring „Zeichen unseres Engagements für den Dialog zwischen Medizin und Ethik und eine Humanisierung der Medizin“. Die nach dem österreichischen Psychoanalytiker und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick benannte Auszeichnung wird seit 2008 jährlich an Personen vergeben, „die über den Tellerrand der Disziplinen hinaus denken, sich in ihrem Leben für eine humane Gesellschaft einsetzen und Forschung und Wissenschaft einem breiten Publikum vermitteln können.“ Bisherige Preisträger sind der Philosoph und Soziologe Peter L. Berger, die Kulturphilosophin Aleida Assmann, der Autor und Biograph Rüdiger Safranski und der Architekturtheoretiker Friedrich Achleitner. Der Jury unter Vorsitz von Hubert Christian Ehalt gehörten 2013 Karin Gutiérrez-Lobos, Michael Kerbler, Ulrich Körtner, Karin Schaupp, Raoul Schrott, Sabine Seidler, Rudolf Taschner, Albert Wimmer und Paul Zulehner an.

 

 

 

 

 

February 4th

Lanxess baut neues Pigment-Werk in China

<a href=http://www.lanxess.com>Lanxess</a> hat den Bau einer neuen Produktionsstätte für anorganische Pigmente im Chemiepark Ningbo an der chinesischen Ostküste bekanntgegeben. Das Werk wird auf eine Jahreskapazität von 25.000 Tonnen ausgelegt und rund 150 Arbeitnehmer beschäftigen.

 

Die Anlage soll Rot-Pigmente auf der Basis von Eisenoxid nach einem weiterentwickelten Pennimen-Verfahren herstellen, bei dem metallisches Eisen mit Luftsauerstoff unter Säurekatalyse zu Eisenoxid oxidiert wird. Die gelbstichigen Rot-Pigmente sind unter der Marke „Bayferrox“ bekannt und werden an die Lack-, Bau- und Kunststoffindustrie verkauft. Mit der Investition von 55 Millionen Euro erweitert Lanxess sein Produktionsnetzwerk in China, das heute im Bereich der anorganischen Pigmente bereits Anlagen für die Herstellung von Eisenoxidgelb- und Eisenoxidschwarz-Pigmente mit einer Gesamtkapazität von 38.000 Tonnen pro Jahr umfasst.

Der Konzern mit Sitz in Leverkusen produziert pro Jahr insgesamt 350.000 Tonnen an anorganischen Pigmenten und beschäftigt 1.300 Mitarbeiter in diesem Bereich. Das Zentrum der weltweiten Produktion liegt in Krefeld-Uerdingen. In China beschäftigt Lanxess – über alle Geschäftsbereiche hinweg – rund 1.000 Mitarbeiter an zehn Standorten.

 

 

 

February 1st

Dieter Imboden ist neuer Aufsichtsratsvorsitzender des FWF

Der Aufsichtsrat des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (<a href=http://www.fwf.ac.at>FWF</a>) ist in neuer Zusammensetzung zu seiner ersten Sitzung zusammengetroffen. Neuer Vorsitzender des Gremiums ist Dieter Imboden, emeritierter Professor für Umweltphysik an der ETH Zürich.

 

Dem auf drei Jahre bestellten Aufsichtsrat gehören neun Personen an, fünf davon waren auch schon bisher Mitglied des Kontrollorgans der österreichischen Fördereinrichtung für Grundlagenforschung. Zu den Aufgaben des Aufsichtsrats zählen die Genehmigung des Mehrjahresprogramms, der Arbeitsprogramme sowie der Jahresbudgets und Jahresabschlüsse des FWF. Außerdem ist der das Gremium für die Ausschreibung des FWF-Präsidiums verantwortlich – ein Prozess, der nun wieder ansteht und in der ersten Sitzung in die Wege geleitet wurde.

Vier Mitglieder des Gremiums wurden von der Delegiertenversammlung des FWF gewählt (neben Dieter Imboden sind dies Juliane Besters-Dilger, Professorin am Slavischen Seminar der Universität Freiburg, Peter Fratzl, Professor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung und Hannah Monyer, Professorin an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg), drei (Gerhard Grund, Mitglied des Vorstands der Raiffeisen Centrobank AG, Friedrich Faulhammer, Generalsekretär des BMWF und Andrea Schenker-Wicki, Prorektorin für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich) werden vom Wissenschaftsministerium  und eines (Dwora Stein, Bundesgeschäftsführerin der Gewerkschaft der Privatangestellten) vom BMVIT entsandt. Der ehemalige Rektor der TU Graz, Hans Sünkel, wurde einvernehmlich durch die acht gewählten bzw. entsandten Mitglieder des Aufsichtsrats bestellt.

 

Erfahrungen aus Schweizer Forschungsrat

Aus diesem Personenkreis wurde Dieter Imboden zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er war bis Ende 2012 Professor für Umweltphysik an der ETH Zürich und Präsident des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds SNF. In dieser Zeit habe er den FWF kennen und schätzen gelernt, so Imboden, er freue sich, seine Erfahrungen einbringen zu können. Der Schweizer folgt in der Funktion des FWF-Aufsichtsratsvorsitzenden Wilhelm Krull nach, der, den Bestimmungen des Forschungs- und Technologieförderungsgesetzes folgend dem Gremium keine dritte Amtsperiode angehören konnte.

 

 

Bild: SNF


 

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