Archive - Jan 2013

January 31st

Apeiron: Lizenzdeal für therapeutischen Antikörper

Das Wiener Biotech-Unternehmen <a href=http://www.apeiron-biologics.com>Apeiron Biologics</a> hat für seinen therapeutischen  Antikörper APN311, der gegen besonders aggressive Formen des kindlichen Neuroblastoms eingesetzt wird, ein  Lizenzabkommen mit dem kanadischen Pharma-Unternehmen Paladin Labs geschlossen.

 

Paladin erhält die exklusiven Marktrechte in Kanada und afrikanischen Ländern südlich der Sahara (inklusive Südafrika). Weitere Details zum Geschäftsabschluss wurden nicht bekanntgegeben. Der Deal ist die erste Frucht einer vor kurzem initiierten weltweiten Suche nach potenziellen Lizenznehmern für den monoklonalen chimären Antikörper (ch14.18/CHO), der das auf Neuroblastomzellen selektiv exprimierte GD2-Antigen erkennt.  

Auf Nachfrage von chemiereport.at hieß es von Seiten Apeirons, dass man nach Lizenz-Partnern für alle Teile der Welt Ausschau halte, sich aber auch die Option offen halte, das Therapeutikum in einigen Gebieten selbst zu vermarkten. In jedem Fall versucht das Unternehmen, die Zahl verschiedener Partner möglichst gering zu halten, daher würde man Lizenznehmer präferieren, die ein größeres Gebiet abdecken können.

 

Klinische Studie gemeinsam mit internationalen Forschungspartnern

APN 311 wird derzeit unter anderem in einer randomisierten Phase III-Studie in Europa klinisch getestet wird. Mehr als die Hälfte der Patienten konnten  bereits durch das Children’s Cancer Research Institute (CCRI) und die International Society of Paediatric Oncology European Neuroblastoma (SIOPEN) rekrutiert werden. Apeiron ist in Kontakt mit der europäischen Regulationsbehörde EMA, um die Therapie allen Patienten so schnell als möglich zugänglich zu machen.

 

 

 

 

January 29th

Erfolgreiche Finanzierungsrunde

Baxter Ventures investiert zwei Millionen Euro in das österreichische Biotechnologie-Unternehmen <a href=www.zytoprotec.com>Zytoprotec</a>. Das Engagement des Pharma-Konzerns ist Teil einer laufenden Finanzierungsrunde, die insgesamt vier Millionen Euro einbringen soll.

 

Zytoprotec entwickelt neuartige Dialysate für die Peritonealdialyse (PD) und andere Therapeutika mit zytoprotektivem Wirkmechanismus. Derzeit bereitet das Unternehmen eine Phase II-Studie mit dem zytoprotektiven Dialysat „PD-protec“ vor. In dieser Situation sei es  ein großer Erfolg, einen Investor wie Baxter gewinnen zu können, der im Bereich der Peritonealdialyse seit vielen Jahren erfahren und international führend sei, wie Zytoprotec-Geschäftsführer Peter C. Weilguni meinte.

Im Rahmen des Investments wird Norbert Riedel, Chief Scientific and Innovation Officer von Baxter International, Mitglied im Aufsichtsrat von Zytoprotec. Riedel ist von den Möglichkeiten der Technologie überzeugt: “Eine PD-Flüssigkeit mit dem Potenzial, die Behandlungsdauer mit PD zu verlängern, bietet entscheidende Vorteile für Patienten mit Nierenversagen”. PD-protec wird als sogenanntes „Dialysat der nächsten Generation“ für die Peritonealdialyse entwickelt. Das Produkt soll Zellen im Bauchraum des Patienten aktiv schützen und damit die Behandlungsergebnisse für PD-Patienten entscheidend verbessern.

 

Baxter und Zytoprotec

Baxter Ventures ist ein Investment-Fonds, den Baxter International 2011 gegründet hat, um bis zu 200 Millionen US-Dollar in vielversprechende junge Unternehmen zu investieren. Zytoprotec ist ein Biotechnologie-Unternehmen mit Sitz in Wien. Seit der Gründung im Jahr 2007 konnte das Unternehmen - die aktuelle Finanzierungsrunde noch nicht mitgerechnet - bereits 6,7 Millionen Euro von Investoren und österreichischen Forschungsförderungseinrichtungen aufbringen.

 

 

 

January 25th

Wettbewerb um Arzneimittel gegen seltene Erkrankung

Zwei Unternehmen beantragten Zulassungen für oral zu verabreichende Medikamente gegen die hauptsächlich bei Kindern auftretende akute lymphoblastische Leukämie. Eines bekam exklusiven Marktzugang für zehn Jahre, das andere zog seinen Antrag zurück.

 

Akute lymphoblastische (auch lymphatische) Leukämie (abgekürzt ALL) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, die mit einem Überschuss an Lymphoblasten, den Vorläuferzellen der Lymphocyten einhergeht. Sie tritt am häufigsten bei Kindern zwischen zwei und fünf Jahren auf und zeigt eine zweite Häufung in höherem Alter. Mit einer Inzidenz von 1,5 Neuerkrankungen auf 100.000 Menschen pro Jahr gehört sie zu den seltenen Erkrankungen.

Bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA wurden mit den Präparaten „Xaluprine“ des Herstellers Nova Laboratories und „Loulla“ des Herstellers Only For Children Pharmaceuticals binnen kurzer Zeit zwei Kandidaten gegen ALL eingereicht, die beide den Wirkstoff Mercaptopurin benutzen und oral verabreicht werden. Xaluprine erhielt am 9. März 2012 die Marktzulassung für den europäischen Markt. Wegen der Seltenheit der Indikation wurde Xaluprine ein „Orphan Drug“-Status, verbunden mit zehnjähriger Marktexklusivität zuerkannt.

 

Antrag zurückgezogen

Only For Children Pharmaceuticals beantragte daraufhin eine Ausnahmeregelung für das von der EMA als „ähnlich“ erachtete Loulla mit der Begründung, es handle sich um ein Produkt mit klinischer Überlegenheit. Das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) antwortete mit einer Liste von Fragen. Es vertrat die Meinung, dass eine solche Überlegenheit nicht ausreichend gezeigt werden konnte und darüber hinaus die zugrundgelegte klinische Studie nicht allen Kriterien der Good Clinical Practice (GCP) entsprach. Die Fragen blieben unbeantwortet, das Unternehmen zog seinen Antrag am 19. Dezember zurück.

 

 

 

 

January 24th

Quantenphysik trifft Chaostheorie

Die Physikerin Iva Březinová erhält den Hannspeter-Winter-Preis der <a href=http://www.tuwien.ac.at>TU Wien</a>. In ihrer Dissertation hat sie die Chaostheorie auf ein quantenphysikalisches Problem angewendet.

 

Knapp über dem absoluten Nullpunkt können Atome ein sogenanntes Bose-Einstein-Kondensat bilden – sie befinden sich dann in einem gemeinsamen Quantenzustand und führen alle Bewegungen hoch korreliert, gleichsam im Gleichtakt aus. Quantenmechanisch kann die Ausbildung dieses Zustands als Vereinigung der einzelnen, den Teilchen zugeschriebenen Wellen zu einer einzigen Welle betrachtet werden, wodurch die Atome ihre Individualität verlieren.

Dass trotz dieses hohen Ordnungsgrads die Chaostheorie für die Beschreibung der Zustandsentwicklung eines Bose-Einstein-Kondensats bedeutsam sein kann, hat nun Iva Březinová an der Technischen Universität Wien gezeigt. Die Physikerin verfasste ihre Dissertation unter Anleitung von Joachim Burgdörfer am Institut für Theoretische Physik und promovierte am 8. Juni vergangenen Jahres sub auspiciis. Bereits kleinste Störungen, beispielsweise unregelmäßige elektromagnetische Felder, können demnach die Bewegung einer Quanten-Welle so stark verändern, dass zwei Systeme,  die zu Beginn fast völlig gleich aussehen, sich auf ganz unterschiedliche Weise entwickeln können  und nach einer gewissen Zeit völlig unterschiedliche Zustände einnehmen. Genau das ist das Kennzeichen dessen, was man in der Physik „chaotisches Verhalten“ nennt: Winzige Unterschiede in den Anfangsbedingungen können zu völlig unterschiedlichen Entwicklungen führen.

In Experiment ist es immer wieder zu Problemen mit der Stabilität von Bose-Einstein-Kondensaten gekommen. Březinová hat dafür nun eine theoretische Erklärung parat: „Wenn einzelne Atome des Kondensats plötzlich mehr Energie bekommen, brechen sie aus dem gemeinsamen Quanten-Zustand aus und verlassen das Kondensat ", sagt die Physikerin. „Unsere Berechnungen zeigen, dass dieser Effekt dann eine wichtige Rolle spielt, wenn sich die Quanten-Welle des Bose-Einstein-Kondensats chaotisch verhält.“

 

Über den Hannspeter-Winter-Preis


 
Der Hannspeter-Winter-Preis wird alljährlich an eine Absolventin des Doktoratsstudiums der TU Wien vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gemeinsam von der TU Wien und der BA/CA-Stiftung finanziert. Der Forschungspreis wurde im Gedenken an TU-Professor Hannspeter Winter gestiftet, der sich besonders für die Förderung von weiblichen Nachwuchswissenschaftlern eingesetzt hat.

January 22nd

Lanxess unterstützt Chemie-Unterricht an Wiener Schulen

Der Spezialchemie-Konzern <a href=http://lanxess.at/de>Lanxess</a>  ist Sponsor eines Projektwettbewerbs zum Thema „Mit Chemie vom Rohstoff zum Werkstoff“, den der Verband der Chemielehrer Österreichs (VCÖ) durchführt. Sieben Wiener Schulen werden bei der Anschaffung von Geräten und Materialien für die Durchführung von Versuchen unterstützt.

 

Im Rahmen einer Veranstaltung am 21. Jänner im Realgymnasium 4 am Wiedner Gürtel übergab Manfred Stiedl, Länder- Koordinator von Lanxess in Österreich, die Unterrichtsmaterialien an Chemielehrer aus sieben Wiener Schulen. Neben dem Gastgeber können sich auch das pG 1 in der Schottengasse, das BGRG 3 in der Kundmanngasse, das BRG 6 in der Marchettiggasse, das BGRG 10 in der Ettenreichgasse, die WMS 6 am Loquaiplatz und die NMS 22 in der Konstanziagasse über die Unterstützung durch den Chemie-Konzern freuen. Das Unternehmen nehme seine gesellschaftliche Verantwortung und sein Engagement für die Bildung ernst, wie Stiedl bei der Übergabe betonte. Bildung bestimme die Zukunftsfähigkeit Europas, da Wissen die zentrale Ressource sei, die wir hier zur Verfügung hätten.

Mit dem Geld werden die Schulen Geräte und Materialien zur Versuchsdurchführung anschaffen, die nach der Teilnahme am Projektwettbewerb ins Eigentum der Schulen übergehen. So werden beispielsweise Molekülbaukästen, heizbare Magnetrührer, Infrarot-Thermometer mit Lasermarkierung, ein neu entwickeltes Kunststoffexperimentalset und ein Rohstoffkoffer „Was steckt im Handy“ den Chemie-Unterricht bereichern.

 

Rege Teilnahme am Wettbewerb

Am Projektwettbewerb des VCÖ nehmen in diesem Jahr 212 Schulen aus Österreich, Deutschland, Liechtenstein, der Slowakei, Ungarn und Serbien mit insgesamt rund 16.500 Schülern teil. Jungen Menschen sollen dabei Entscheidungshilfen für den sinnvollen Gebrauch von Werkstoffen gegeben werden, wie VCÖ-Präsident Ralf Becker betonte. Ziel sei es aber auch, die Schüler für die faszinierende Welt der Naturwissenschaften zu begeistern und berufliche Möglichkeiten auf diesem Gebiet aufzuzeigen. Die Schüler haben nun bis zum 5. März Zeit, ihre Projektarbeit abzuschließen und ihre Dokumentationsmappe eizureichen. Die Preisverleihung der insgesamt 30 Sonderpreise zu je 700 Euro wird am 4. April in Wieselburg erfolgen. Die Verleihung der acht Hauptpreise (je 2.000 Euro) des VCÖ findet im Juni in Wien statt.

 

 

 

 

Hygiene unter Extrembedingungen

Im Rahmen eines <a href=http://www.draeger.at/AT/de>Dräger Safety</a> Talks am 21. Jänner stellte Gernot Grömer vom Österreichischen Weltraum-Forum (<a ref=http://www.oewf.org>ÖWF</a>) die heimischen Beiträge zu den Bemühungen um einen bemannten Mars-Flug vor. Nicht zuletzt werden es hygienische Überlegungen sein, die über den Erfolg einer Reise entscheiden werden, die schon in eine Richtung 200 Tage dauert.

 

Der erste Mensch, der den Mars betritt, sei heute bereits geboren, ist die Überzeugung von Gernot Grömer. Der Astronom  und Obmann des Österreichischen Weltraum-Forums leitet ein Projekt, bei dem Flug und Landung einer bemannten Expedition zu unserem Nachbarplaneten simuliert werden. Im März startet dazu eine großangelegter Analog-Feldtest in der marokkanischen Sahara, die der Situation auf dem Mars (abgesehen von dem dort herrschenden viel geringeren Atmosphärendruck) von allen irdischen Plätzen am ähnlichsten ist.

Das ÖWF hat für diesen Einsatzzweck die Raumanzugssimulatoren Aouda X und Aouda S entwickelt, die die drei an dem Test teilnehmenden „Analog-Astronauten“ während der von ihnen durchgeführten geophysikalischen Experimente tragen werden. Bei der Konstruktion wurde dabei  auf ein Design geachtet, das die Möglichkeit der bakteriellen Verkeimung möglichst gering halten soll (etwa indem Atemluft nicht über Bauteile streicht).

 

Bakterien im Vorteil

Hygiene ist überhaupt eine der großen Herausforderungen für eine Mars-Expedition, bei der drei Menschen über mehrere hundert Tage auf engste Raum zusammenleben und dabei bis zu 380 Millionen Kilometer von der Erde entfernt sind. Waschen und Wäsche-Wechseln muss dabei auf ein notwendiges Maß reduziert werden. Dazu kommt, dass sich Bakterien in Schwerelosigkeit besser vermehren können, das menschliche Immunsystem hingegen unter diesen Bedingungen supprimiert ist. Außerdem ist aufgrund der höheren Strahleneinwirkung mit einer erhöhten Mutationsrate von pathogenen Stämmen zu rechnen. Angesprochen auf das Ausmaß an Restrisiko, das ein Astronaut zu tragen und ein Entscheidungsträger zu verantworten hat, sprach Grömer einen gesellschaftlichen Wandel an: Die Teilnehmer der Apollo-Mission hatten ein wesentlich höheres Risiko zu tragen, als heue vertretbar wäre.

Hygiene in Extremsituationen war denn auch das Thema einer Expertenrunde im Anschluss an Grömers Vortrag. Der Raumfahrtexperte  diskutierte dabei unter der Moderation von Johann Karmel, Geschäftsführer von Dräger Safety Austria, mit der stellvertretenden Chefärztin der Johanniter-Unfallhilfe, Gabriele Lerche, und dem Mikrobiologen Michael Sturm. Sterile Bedingungen wie sie in der Raumfahrt überlebensnotwendig sind, herrschen freilich weder bei der Bergung lebensgefährlich verletzter Unfallopfer noch in den Zimmern unserer Krankenhäuser.  

 

Dräger übergibt Wärmebildkamera

Im Vorfeld der Veranstaltung übergab Dräger eine hochwertige Wärmebildkamera an Grömer. Das Gerät wird - „wie bei uns üblich anders als zu seinem eigentlichen Zweck“ (Grömer) – für geophysikalische Untersuchungen und zur Überprüfung elektronischer Baugruppen eingesetzt.

 

Bild: ÖWF/Paul Santek

January 21st

IMP: Methode zum Aufspüren von regulatorischen DNA-Sequenzen gefunden

Wissenschaftler aus dem Team von Alexander Stark am Institut für Molekulare Pathologie (<a href=http://www.imp.ac.at>IMP</a>) in Wien haben eine Methode entwickelt, mit der DNA-Sequenzen, die die Aktivität von Genen regulieren (sogenannte Enhancer), vollständig und rasch aufgespürt werden können.

 

Es war eine der Überraschungen des Human-Genom-Projekts: Ein hoher Prozentsatz der DNA eines Organismus (beim Menschen sind es etwa 95 bis 98 Prozent) codiert nicht für Proteine. Die zunächst als Junk-DNA apostrophierten  nicht-codierenden Abschnitte erfüllen aber eine ganze Reihe an anderen biologischen Funktionen, wie sich in den vergangenen Jahren nach und nach gezeigt hat. Einen Typus derartiger Funktionen stellen sogenannte Enhancer dar: Dabei handelt es sich um Basensequenzen, die als Bindungsstellen für bestimmte Proteine („Trans-acting factors“) dienen, um auf diese Weise die Transkriptions-Levels von räumlich benachbarten Genen (also codierenden DNA-Abschnitten) regulieren. Auf diese Weise bewirken Enhancer beispielsweise, dass Hämoglobin-Gene in den Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen, Gene für Verdauungsenzyme hingegen in Zellen des Magens exprimiert werden.

Bisher war es allerdings nur sehr eingeschränkt möglich, diese regulierenden DNA-Abschnitte systematisch aufzufinden. Wissenschaftler um Alexander Stark ist es nun gelungen, eine Technologie zu entwickeln, die hier einhakt. Die Methode, die den Namen „STARR-seq“ (self-transcribing active regulatory region sequencing) träg, erlaubt es, Enhancer-Sequenzen in der DNA vollständig und rasch aufzuspüren und gestattet darüber hinaus, die Aktivität der jeweils gefundenen Enhancer auch quantitativ zu bestimmen.

Die Originalpublikation „STARR-seq Reports Genome-Wide Quantitative Enhancer Activity Maps Revealing Complex cis-Regulation of Transcription“ von Cosmas Arnold et al. ist am 17. Jänner online in Science Express erschienen.

 

January 17th

Stipendien für die Erforschung seltener neurologischer Erkrankungen ausgeschrieben

<a href=http://www.cslbehring.at/home>CSL Behring</a>, ein Tochterunternehmen des australischen Pharmakonzerns CSL, stiftet im Rahmen des Internationalen Immunglobulin-Symposiums in Interlaken zum dritten Mal die <a href=http://www.interlakenleadershipawards.com>Annual Interlaken Leadership Awards</a>. Das Programm stellt Stipendien für die Erforschung seltener neurologischer Erkrankungen zur Verfügung.

 

CSL Behring, das durch den Verkauf von Aventis Behring an die australische CSL-Gruppe 2004 entstanden ist und heute seinen Sitz in King of Prussia, Pennsylvania, hat, entwickelt und vertreibt Therapeutika auf der Basis von Plasma-Proteinen. Einer der Schwerpunkte, auf den man sich spezialisiert hat, liegt auf dem Gebiet der seltenen Erkrankungen. Da ist es naheliegend, dass sich das Unternehmen finanziell für jene Forschung engagieren will, die sich um ein tieferes Verständnis seltener neurologischer Störungen bemüht. Eine besondere Rolle spielen dabei polyvalente Immunglobuline, die vom Immunsystem als bedeutende Säule der körpereigenen Abwehr verwendet werden.

Dieser Proteinklasse widmet sich seit mehr als drei Jahrzehnten das Internationale Immunglobulin-Symposium im Schweizer Interlaken. In diesem Rahmen wurde 2010  das Interlaken Leadership Awards-Programm ins Leben gerufen, das jährlich Geld- und Sachstipendien für die Erforschung der Rolle der Immunglobuline bei der Behandlung neurologischer Erkrankungen vergibt. Für die Interlaken Leadership Awards kommen Personen in Frage, die sich in der klinischen oder Grundlagenforschung mit polyvalenten Immunglobulinen in Zusammenhang mit Indikationen wie Neuromyelitis optica (NMO), Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), komplexem regionalem Schmerzsyndrom (CRPS), akutem ischämischem Schlaganfall, paraneoplastischen Syndromen und autoimmunen peripheren Neuropathien beschäftigen. In den vergangenen Jahren konnten Stipendien in Höhe von zwei Millionen US-Dollar vergeben werden.

 

 

 

 

 

Klimapolitik: Nach dem Ziel ist vor dem Ziel

Um 2,6 Prozent bzw. 2,2 Millionen Tonnen auf 82,8 Millionen Tonnen gesunken sind die österreichischen Treibhausgasemissionen im Jahr 2011. Sie liegen damit um 14 Millionen Tonnen über den 68,8 Millionen Tonnen, die laut Kyoto-Protokoll emittiert werden dürfen. Das zeigt die aktuelle Treibhausgasbilanz, die Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Jürgen Schneider, der Leiter des Geschäftsfeldes „Wirtschaft und Wirkung“ des Umweltbundesamtes, heute präsentierten.Allerdings: Der Bund kaufte in den vergangenen Jahren Emissionszertifikate über insgesamt rund 67 Millionen Tonnen CO2. Das genügt, um Österreichs Ziel für die erste Periode der Geltung des Kyotoprotokolls zu erreichen. Diese dauerte von 2008 bis einschließlich 2012. Zwar wird erst kommendes Jahr endgültig abgerechnet, wenn die Treibhausgasbilanzen für 2012 vorliegen. Aber da die Emissionen für dieses Jahr sich nach den derzeitigen Schätzungen auf dem Niveau von 2011 bewegen dürften, sollte sich die Rechnung laut Schneider ausgehen. Kostenlos war der Kauf der Zertifikate freilich nicht: Er schlug mit insgesamt rund 600 Millionen Euro zu Buche – was indessen deutlich weniger war als die „Milliardenbeträge“, in diesem Zusammenhang unter anderem in Österreich staatlich anerkannte Umweltorganisationen kolportiert hatten.

Allerdings wartet bereits die nächste Herausforderung auf die Republik. Bereits 2009 verpflichteten sich die EU-Mitgliedsstaaten, ihre Emissionen bis 2020 gegenüber den Werten des Jahres 2005 um durchschnittlich 20 Prozent zu reduzieren. Für Österreich läuft dies auf eine Senkung um 16 Prozent hinaus. Nicht berücksichtigt werden müssen dabei jene Emissionen, die in der energieintensiven Industrie und bei den großen Energieversorgern anfallen. Diese Bereiche sind seit 2005 in den EU-internen Emissionshandel (EU-ETS) einbezogen. Seit heuer, dem ersten Jahr der dritten Periode des EU-ETS, kümmert sich darum die EU-Kommission selbst. Die Mitgliedsstaaten sind „nur“ noch für den „NON-ETS“-Bereich zuständig. Doch der hat es zur Genüge in sich: Er umfasst unter anderem den Sektor Gebäude, sprich Heizung und Warmwasserbereitung, sowie den Verkehr, laut Schneider das traditionelle „Sorgenkind“ der Klimapolitik.

 

Umstrittene Novelle

Nicht zuletzt, um Österreichs neues klimapolitisches Ziel zu erreichen, plant das Umweltministerium eine Novelle des vergangenes Jahr beschlossenen Klimaschutzgesetzes (KSG). Sie sieht für alle sechs Non-ETS-Sektoren (Energie und Industrie außerhalb des ETS, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Fluorierte Gase) jährlich einzuhaltende Emissionsobergrenzen („Sektorziele“) vor. Das Problem: Der Umweltminister kann zwar Ziele vorschlagen, nicht jedoch verbindlich vorgeben. Und was die Maßnahmen zum Erreichen der Ziele betrifft, hat er sich nicht zuletzt mit den Ländern zu einigen. Die zeigen allerdings wenig Lust, mitzumachen. Erste Stellungnahmen zum Entwurf der KSG-Novelle lassen sich mit zwei Worten zusammenfassen: so nicht. Insbesondere stoßen sich die Länder daran, dass die größten Emissionsreduktionen im Sektor Gebäude erfolgen sollen, für den sie zuständig sind. Der hochgeschätzte Herr Minister möge zuerst gefälligst Industrie, Energiewirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft ordentlich in die Pflicht nehmen, auf die mit rund 72 Prozent der Löwenanteil der Emissionen im Non-ETS-Bereich entfalle, verlautete beispielsweise das Amt der Kärntner Landesregierung.

Einen Zeitplan für den Beschluss der Novelle gibt es laut Umweltministerium übrigens nicht. „Natürlich möchten wir das Gesetz so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen. Aber zuerst müssen wir abwarten, was es an Stellungnahmen gibt und wie diese ausfallen“, verlautete aus dem Kabinett Berlakovichs gegenüber dem Chemiereport.

January 16th

EFSA-Studie: Birgt Insektizid-Einsatz Risiko für Bienen?

Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit <a href=http://www.efsa.europa.eu>EFSA</a> kommt in einer Studie zum Schluss, dass drei Insektizide aus der Stoffklasse der Neonikotinoide  Risiken für Bienenvölker darstellen. Die Hersteller <a href=http://www.syngenta.com/global/corporate/en/Pages/home.aspx>Syngenta</a> und <a href=http://www.cropscience.bayer.com>Bayer Crop Science</a> fordern, die Aussagen in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

 

Im Auftrag der EU-Kommission untersuchten EFSA-Wissenschaftler den Einfluss der Wirkstoffe Clothianidin, Imidacloprid and Thiamethoxam, die als Granulat und Saatgut-Beize gegen Schadinsekten in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Betrachtet wurden die akuten und chronischen Effekte auf das Überleben von Bienenkolonien, die Einflüsse auf Larven und Verhalten der Bienen sowie die Risiken, die bei subletalen Dosen der drei Substanzen bestehen. Die Analyse bezog dabei drei Arten der Exposition mit ein: Bienen könnten durch Aufnahme von Rückständen in Nektar und Pollen, durch die Verdriftung von Staub, der beim Säen von behandeltem Saatgut entsteht, und durch Guttation (die Abgabe von Wassertropfen) durch behandelte Pflanzen mit den Wirkstoffen in Berührung kommen.

In vielen Fällen habe die Behörde ihre Beurteilung nicht abschließen können, weil notwendige Daten nicht zur Verfügung gestanden seien, wie man in einer Aussendung betonte. In anderen Fällen kam man zu dem Schluss, dass bestimmte Risiken nicht auszuschließen seien. So könne die Behandlung nur bei Pflanzen als akzeptabel bezeichnet werden, die selbst nicht für Honigbienen attraktiv sind. Ein Risiko durch Saatgutstäube könne nach Meinung der EFSA nur für Zuckerrüben und Glashauspflanzen ausgeschlossen werden. Im Falle der Exposition durch Guttation konnte man die Analyse nur für die Maisbehandlung mit Thiamethoxam zu Ende bringen – für die man einen akuten Effekt auf Bienen feststellte.

 

Neue Kriterien, unberücksichtigte Erfahrungen

Bei ihrer Überprüfung berücksichtigte die EFSA neue Entwicklungen in der Risikoabschätzung des Pflanzenschutzes auf Bestäuber, die erst vergangenen Mai ihren Niederschlag in einem neuen „Guidance Document“ gefunden haben.  Genau an diesem Punkt haken aber die beiden betroffenen Hersteller Bayer Crop Science und Syngenta ein. Die EFSA räume selbst ein, dass die aktuelle Bewertung mit zahlreichen Unsicherheitsfaktoren behaftet sei, denn die Richtlinie zur Bienenprüfung befinde sich noch in der Entwicklungsphase, hieß es etwa in einer Aussendung von Syngenta. Die Behörde beziehe sich auf die rein theoretisch vorhandenen Risiken und lasse die jahrelangen Ergebnisse von unabhängigen Monitoring-Studien aus der landwirtschaftlichen Praxis außer Acht. Gerade die Erfahrungen aus der Praxis zeigten aber, dass die Technologie bei Beachtung der Anwendungsvorschriften sicher und ohne Probleme eingesetzt werden könne.

Auch bei Bayer Crop Science betont man, dass in der Wissenschaft ein breiter Konsens darüber bestehe, dass Verluste von Bienenvölkern auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sind, deren wichtigster die parasitische Varroa-Milbe sei. Die politischen Entscheidungen bezüglich der Zulassung von Neonikotinoid-Produkten sollten auf einem klaren wissenschaftlichen Nachweis von schädlichen Nebeneffekten unter realistischen Verwendungsbedingungen basieren. Dazu gehören zahlreiche Maßnahmen, die man unter dem Begriff „Stewardship“ gerade in Österreich in den letzten Jahren gesetzt habe (etwa die Umrüstung von Sämaschinen für gebeiztes Saatgut). Sich von einer Überinterpretation des Vorsorgeprinzips leiten zu lassen sei nicht angebracht, zumal der Landwirtschaft durch Schadinsekten enorme Schäden entstehen würden.

 

 

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