Elf Milliarden Euro gegen Arzneimittelfälschungen
Die Arzneimittelhersteller, die Vertriebsfirmen und die Behörden müssten gemeinsam gegen Arzneimittelfälschungen vorgehen, verlautete der Generalsekretär des österreichischen Pharmaindustrieverbands Pharmig, Jan Oliver Huber heute in einer Aussendung. Ihm zufolge ist die „Gefahr, die von Arzneimittelfälschungen ausgeht, enorm, sowohl für die Gesundheit der Patienten als auch für die pharmazeutische Industrie. Deshalb investieren wir Milliardenbeträge in die Entwicklung neuer Sicherheitsvorkehrungen.“ In den kommenden Jahren würden sich die Aufwendungen der Industrie EU-weit auf etwa elf Milliarden Euro belaufen. Jede einzelne Arzneimittelverpackung werde künftig serialisiert sowie codiert und könne damit eindeutig identifiziert werden. So solle verhindert werden, dass gefälschte Arzneimittel in die legale Vertriebskette gelangen. Überdies werde ein EU-weites Datenspeicher- und –abrufsystem aufgebaut. Zusätzlich bekämen sämtliche Arzneimittelverpackungen einen Originalitätsverschluss. Damit lasse sich feststellen, ob eine Packung geöffnet wurde. „Der Aufwand für die Industrie ist enorm, aber angesichts des Gefahrenpotenzials durch die Fälschungen eine absolute Notwendigkeit“, erläuterte Huber.
Vor wenigen Tagen hatte das österreichische Bundeskriminalamt gemeinsam mit Ermittlern aus Großbritannien, Frankreich und Spanien sowie der Europol eine Organisation mutmaßlicher Viagra-Fälscher ausgehoben. Der Anführer der Bande sowie weitere sieben Verdächtige sind in Haft.
Die in Österreich operierenden mutmaßlichen Täter sollen laut Innenministerium „für die Verpackung und den weltweiten Versand via Slowakei, Deutschland und Österreich verantwortlich“ gewesen sein. In Österreich seien etwa 20.000 Paketsendungen mit rund 300.000 gefälschten Arzneimitteln sichergestellt worden. Ihren Wert bezifferte das Innenministerium mit etwa drei Millionen Euro. Der Vertrieb der gefälschten Medikamente erfolgte über eine Reihe von Internetplattformen. Der Internethandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten ist in Österreich verboten.
Das Innenministerium verwies in diesem Zusammenhang auf „Warnungen des Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen“, denen zufolge „mehr als 95 Prozent der im Internet vertriebenen Arzneimitteln Fälschungen oder Substandard sind.“