Archive - Sep 2017

September 12th

Glyphosat-Streit: Ende in Sicht

Bei der Tagung des „Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed“ (PAFF) der Europäischen Kommission Anfang Oktober könnte darüber entschieden werden, ob der Einsatz des Pflanzenschutzmittels in der EU weiter erlaubt bleibt.

 

Die schier endlosen Streitereien um die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat in der EU könnten demnächst zum Abschluss kommen. Am 5. und 6. Oktober tagt in Brüssel das „Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed“ (PAFF) der Europäischen Kommission. Dabei könnte sich entscheiden, ob die Zulassung des Mittels um zehn Jahre verlängert wird, wie das die EU-Kommission anstrebt, oder ob sie zu Jahresende ausläuft. Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ist grundsätzlich für die Verlängerung, will allerdings den Einsatz eingeschränkt wissen. Eine ähnliche Position vertritt auch die österreichische Landwirtschaftskammer. Frankreichs Umweltminister Nicolas Hulot deutete Ende August an, eher dagegen zu sein. Keine offizielle Stellungnahme gibt es bis dato von Deutschland. Dass eine solche vor der Bundestagswahl am 24. September erfolgt, gilt als ausgeschlossen.

 

Der Gesundheitskommissar der EU, Vytenis Andriukaitis, konstatierte mehrfach, er wolle das leidige Thema endlich vom Tisch haben. Es gebe keinen Grund, die Zulassung nicht zu verlängern. Wie unter anderem die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) und die Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgestellt hätten, sei Glyphosat nicht krebserregend. Außerdem könne jeder Staat den Einsatz des Mittels trotz dessen Wiederzulassung auf EU-Ebene verbieten, wenn er das wolle.

 

Nach Aussagen aus der Landwirtschaft gibt es für Glyphosat keinen tauglichen Ersatz. Laut einer Umfrage des in Frankreich ansässigen Meinungsforschungsinstituts IPSOS befürchten die dortigen Landwirte Schäden von bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr, falls die Zulassung nicht verlängert wird. Die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP) verlautete am 12. September einmal mehr, bei einem allfälligen Verbot von Glyphosat „steigen das Risiko von Bodenerosion und die CO2-Emissionen durch vermehrte Pflugüberfahrten und den dadurch zunehmenden Dieselverbrauch sowie Kohlenstoff-Emissionen aus dem Boden. Durch die zunehmenden Überfahrten sinkt zudem die Biodiversität, da Bodenlebewesen und -organismen, Insekten, Vogelnester und -eier sowie Jungtiere durch das verstärkte Pflügen gefährdet werden. Und der steigende Bedarf an Ackerland führt dazu, dass Naturräume und Habitate mit einer deutlich höheren Artenvielfalt in Ackerland umzuwandeln wären“. Rund 3.300 Studien mit insgesamt 90.000 Seiten attestierten die Unbedenklichkeit der sachgemäßen Verwendung von Glyphosat. Es sei daher „völlig absurd“, den Wirkstoff zu verbieten.

 

Für ein Verbot des Mittels sprechen sich unter anderem die Grünen aus. Ihnen zufolge soll der EU-Unterausschuss des Nationalrates „eine bindende Stellungnahme beschließen und damit die österreichische Position für die Abstimmung über Glyphosat auf europäischer Ebene im Oktober verbindlich festlegen“.

September 8th

EIB-Darlehen für Evotec

Das Hamburger Wirkstoffforschungs- und Entwicklungsunternehmen Evotec bekommt bis zu 75 Millionen Euro an Juncker-Plan-Mitteln für neue Investitionen.

 

Mit einem Darlehen von bis zu 75 Millionen Euro unterstützt die Europäische Investitionsbank (EIB) das Hamburger Wirkstoffforschungs- und Entwicklungsunternehmen Evotec. Besichert werden die Mittel durch eine Garantie des Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), berichteten die EIB und die Evotec. Wie es seitens des Unternehmens hieß, handelt es sich bei dem Darlehen um „die erste größere erfolgsabhängige Finanzierung unter dem EFSI. Zudem handelt es sich um die erste erfolgsabhängige Finanzierung mit EFSI-Garantie, bei der die Bank das Risiko des Forschungs- und Entwicklungs-Erfolgs ihres Kunden teilt“.

 

In einer Stellungnahme bezeichnete die Europäische Kommission den EFSI als „Kernelement des Investitionsplans für Europa, des sogenannten Juncker-Plans“. Der für Beschäftigung, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Jyrki Katainen, erläuterte, die Entwicklung innovativer Therapien sei nur mittels kontinuierlicher Investitionen möglich. Dabei könne der Juncker-Plan helfen: „Ich freue mich, dass der Plan Forschung unterstützt, die die Behandlung schwerer Krankheiten zum Ziel hat“.

 

Evotec möchte Mittel aus dem Darlehen nach eigenem Bekunden bereits heuer „für erste Investitionen einsetzen“. Der CEO des Unternehmens, Werner Lanthaler, verlautete, es sei erfreulich, „dass wir den EFSI für unsere Finanzierung nutzen können und unsere Innovationsstrategie Vertrauen genießt. Auch künftig konzentrieren wir uns auf unsere Investitionen und F+E der Spitzenklasse. Dank der Finanzierung der EIB, ihrer Flexibilität und ihres innovativen Finanzierungsmodells sinken unsere Kapitalkosten erheblich. Der Einsatz dieses neuen Finanzierungsinstruments in der Biotechbranche ist ein wichtiger Meilenstein und wird messbare Auswirkungen auf das globale Innovationsökosystem in der Wirkstoffforschung haben“.

 

September 7th

„Positives zweites Quartal“

Der deutsche Verband der Chemischen Industrie zeigt sich mit der aktuellen Lage und den Aussichten zufrieden.

 

Der Umsatz der chemisch-pharmazeutischen Industrie Deutschlands betrug im zweiten Quartal 2017 rund 46,9 Milliarden Euro. Er lag damit um 7,1 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres, meldete der Verband der Chemischen Industrie (VCI), der die beiden Branchen vertritt. In Deutschland selbst erhöhte sich der Umsatz um etwa 4,1 Prozent. Im Ausland erwirtschaftete die chemisch-pharmazeutische Industrie ein Umsatzplus von 8,5 Prozent.

Nach Angaben des Verbands lagen die Erzeugerpreise um 4,1 Prozent über dem Vorjahreswert, die Produktion stieg um 1,6 Prozent. Die Auslastung der Fabriken belief sich auf rund 86,9 Prozent und war damit „überdurchschnittlich hoch“, berichtete der VCI. Ihm zufolge liegt die „Normalauslastung“ der Anlagen bei rund 85 Prozent. Was die Zahl der Beschäftigten betrifft, verzeichneten die beiden Branchen ein Plus von 0,5 Prozent auf 449.300 Personen. Aus diesen Gründen sprach der VCI von einem „insgesamt positiven zweiten Quartal“.

 

Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind laut VCI zufriedenstellend. Der Verband erwartet im Vergleich mit 2016 einen Produktionszuwachs von 1,5 Prozent. Und: „Durch einen starken Anstieg der Chemikalienpreise um 3,5 Prozent kann der Branchenumsatz um 5,0 Prozent auf 193,9 Milliarden Euro zulegen.“ VCI-Präsident Kurt Bock zufolge sind die „Chancen gut, dass die deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen auch in der zweiten Jahreshälfte gute Geschäfte machen. In Europa hellt sich die Lage weiter auf: Die Industrie befindet sich im Aufschwung, dadurch steigt die Nachfrage nach Chemikalien. Auch in Deutschland geht es weiter aufwärts.“

 

Laut dem Quartalsbericht gehen die Unternehmen zwar mehrheitlich davon aus, dass die Preise und damit die Gewinnspannen „unter Druck“ geraten. Doch habe der Austritt Großbritanniens aus der EU wenigstens kurzfristig an Schrecken verloren. Europas Industrie ist laut VCI „im Aufschwung und die Nachfrage nach Chemikalien steigt“. Andererseits wiederum verringerten „chemieintensive Branchen“ wie etwa die Papier- und Druckindustrie ihre Erzeugung. Gleichzeitig steige der Wettbewerbsdruck im Bereich der chemischen Grundstoffe. Folglich bleibe die Wachstumsdynamik „insgesamt verhalten“. Wegen der „unsteten“ US-amerikanischen Wirtschaftspolitik seien auch im US-Geschäft „große Sprünge nicht zu erwarten. Ähnliches gilt für Südamerika, das sich nur langsam aus der Rezession befreien kann“.

September 6th

Lanxess mit neuen Finanzzielen

Der Spezialchemikalienkonzern will die operative Ergebnismarge ab 2021 von rund 13 auf bis zu 18 Prozent steigern.

 

Der deutsche Spezialchemikalienkonzern Lanxess hat seine Finanzziele für die Zeit ab 2021 aktualisiert. Wie er verlautete, soll sich „die operative Ergebnismarge, gemessen am EBITDA vor Sondereinflüssen, in einem Korridor von 14 bis 18 Prozent bewegen“. Die Marge für das Geschäftsjahr 2016 bezifferte Lanxess mit 12,9 Prozent.

 

Um das Ziel zu erreichen, will der Konzern in Zukunft nur noch Geschäfte betreiben oder ins Portfolio nehmen, in denen er „führende Marktpositionen erreichen und nachhaltig attraktive Margen erwirtschaften“ kann. Ferner wird das Geschäft noch stärker regional und sektoral diversifiziert. Steigen soll insbesondere der Anteil sogenannter „Wachstumsmärkte“ am Umsatz. Als Beispiele nennt Lanxess Asien sowie Nordamerika. Sektoral betrachtet, möchte Lanxess unter anderem die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Energiewirtschaft verstärkt beliefern.

 

Vorstandschef Matthias Zachert sagte, „Lanxess steht heute wieder auf festen Beinen und ist zurück auf einem profitablen Wachstumspfad. In den kommenden Jahren wollen wir unser volles Potenzial ausschöpfen und uns zu einem noch stärkeren Unternehmen entwickeln“.

 

Wie berichtet, steigerte Lanxess im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 seinen Umsatz um fast 30 Prozent. Ausschlaggebend dafür war nicht zuletzt die Chemtura-Übernahme. Das um Sondereffekte bereinigte EBITDA stagnierte dagegen.

 

 

 

 

September 4th

REACH-Dossiers: Aktualisierung nötig

Vielen Unternehmen ist nicht klar, dass mit der einmaligen Registrierung ihre Pflichten aufgrund des EU-Chemikalienmanagementsystems nicht erfüllt sind, zeigt eine neue Studie.

 

Die Stoffregistrierungsdossiers im Rahmen des Chemikalienmanagementsystems REACH müssen stets aktuell gehalten werden. Dies ist der Wirtschaft jedoch auch elf Jahre nach Inkrafttreten des Systems noch immer nicht ausreichend klar, zeigt eine Studie im Auftrag der europäischen Chemikalienagentur ECHA. Durchgeführt wurde diese von den Beratungsunternehmen Peter Fisk Associates und Amec Foster Wheeler mittels Fragebögen und vertiefenden Interviews. Aus 5.700 Kontakten mit betroffenen Unternehmen und Institutionen ergaben sich 322 ausgefüllte Fragebögen und 20 Interviews.

 

Den Antworten zufolge wurden 64 Prozent der Dossiers noch nie aktualisiert, obwohl die ersten Chemikalienregistrierungen bereits 2008 zu erfolgen hatten. Viele Unternehmen sind der Ansicht, dass mit der Registrierung ihre Pflichten in Hinsicht auf REACH ein für allemal erledigt sind. Immer wieder wird auch beklagt, dass die Formulierungen bezüglich der Aktualisierungspflicht im Artikel 22 der REACH-Richtlinie unklar seien. Nicht zuletzt betreffe dies die Frage, wer in einer Registrierungsgruppe (Substance Information Exchange Forum, SIEF) für die Aktualisierungen zuständig ist. Kritisiert werden auch die mit den Aktualisierungen verbundenen Kosten, denen nach Ansicht der Wirtschaft wenig Nutzen gegenübersteht - wenn sie denn überhaupt einen Nutzen bringen. Diese Klage wird vor allem von Klein- und Mittelbetrieben vorgebracht. Ferner verweisen die Unternehmen auf Probleme mit der Registrierungssoftware IUCLID, die Aktualisierungen alles andere als einfach mache. Dazu kommt eine gewisse „REACH-Müdigkeit“ in der Wirtschaft, wobei auf den erheblichen Zeit- und Finanzaufwand mit den erstmaligen Registrierungen verwiesen wird.

 

Daraus leiten die Autoren der Studie vier wesentliche Empfehlungen ab:

 

Erstens ist klarzustellen, was aktualisiert werden muss. So lässt sich der Aufwand minimieren und der Nutzen maximieren.

 

Zweitens ist zu klären, wer für die Aktualisierungen verantwortlich ist.

 

Drittens empfehlen die Autoren einen regulatorischen Mechanismus, um die Erfüllung der Aktualisierungspflicht zu verbessern. Beispielsweise könnten regelmäßige Aktualisierungen mit klaren Zeitvorgaben vorgeschrieben werden.

 

Viertens ist zu erläutern, warum die Aktualisierungen wichtig sind und dass diese Auswirkungen auf den Schutz von Gesundheit und Umwelt haben.

 

Wie die Autoren festhalten, richten sich die Empfehlungen in erster Linie an die ECHA und in zweiter Linie an die Wirtschaftsverbände der EU-Mitgliedsstaaten. Zu guter Letzt sei aber auch die Politik aufgerufen, geeignete Maßnahmen zu setzen.

 

 

September 1st

Megafusion abgeschlossen

Die US-amerikanischen Chemiekonzerne Dow und DuPont sind zu DowDuPont verschmolzen, einem Unternehmen mit 73 Milliarden US-Dollar Nettoumsatz

 

Die US-amerikanischen Chemiekonzerne Dow und DuPont haben ihre Fusion abgeschlossen, meldeten sie in einer Aussendung am 1. September. Ab sofort firmieren die beiden Unternehmen unter einer gemeinsamen Holding mit der Bezeichnung DowDuPont mit den drei operativen Geschäftsbereichen Agriculture, Materials Science und Specialty Products. Oberster Manager von DowDuPont (Executive Chairman of the Board) ist der vormalige Dow-Chef Andrew N. Liveris. Als Chief Executive Officer fungiert Edward D. Breen, der bisher DuPont leitete.

 

Liveris sprach von einem „Meilenstein in der Geschichte der beiden Unternehmen“. In den drei neuen Geschäftsbereichen würden eigenständige börsennotierte Unternehmen geschaffen, die „Wachstum zum Wohl der Aktieninhaber generieren“. Breen zeigte sich überzeugt, dass diese Unternehmen führende Positionen in ihren jeweiligen Geschäftsbereichen erringen werden.

 

Der erwartete Nettoumsatz von DowDuPont beläuft sich auf rund 73 Milliarden US-Dollar (61 Milliarden Euro) pro Jahr. Binnen 24 Monaten sollen sich durch die Fusion kostenseitig Synergien von rund drei Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden Euro) ergeben. Ferner wird mit wachstumsseitigen Synergien von etwa einer Milliarde US-Dollar (840 Millionen Euro) gerechnet.

 

Dow und DuPont hatten ihre geplante Fusion am 11. Dezember 2015 bekannt gegeben. Nach der Genehmigung durch sämtliche zuständigen Behörden trat die Transaktion per 31. August 2017 in Kraft.

 

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