Archive - 2017

April 4th

Gutes Geld mit seltner Krankheit

Der Pharmaindustrieverband Pharmig will den Markt für Arzneien gegen seltene Erkrankungen aufbereiten und lud deshalb zur Podiumsdiskussion ins Novomatic-Forum.

 

Fachkreise und Öffentlichkeit verstärkt auf die Bedeutung seltener Erkrankungen (SE) sowie einschlägiger Arzneien hinweisen will der Pharmaindustrieverband Pharmig. Daher lud er am 3. April zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Rare-Diseases-Dialog“ ins Wiener Novomatic-Forum, bei der es um Herausforderungen bei der Diagnostizierung solcher Krankheiten ging. Laut Wolfgang Schnitzel, dem Leiter des Arbeitskreises „Seltene Erkrankungen“ der Pharmig, sind weitere Rare-Diseases-Dialoge geplant.

 

Der Hintergrund ist: Dem Gesundheitsministerium zufolge leiden in Österreich rund 400.000 Personen bzw. sechs bis acht Prozent der Bevölkerung an unterschiedlichen SE. Ingesamt betrachtet, kann das nicht zuletzt auch ein attraktiver Markt für die Pharmabranche sein. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Die Entwicklung neuer Medikamente ist bekanntlich aufwendig. Nach Pharmig-Angaben müssen um die 10.000 potenzielle Wirkstoffe getestet werden, um ein einziges neues Arzneimittel auf den Markt zu bringen. Da von den rund 6.000 bis 8.000 einzelnen seltenen Erkrankungen oft nur relativ wenige Personen betroffen sind, kann sich das bei Mitteln gegen seltene Erkrankungen über die Absatzmenge nicht so leicht rechnen. Daher muss die Rentabilität des jeweiligen Präparats über einen vergleichsweise hohen Preis dargestellt werden.

 

Und das ist in Zeiten knapper Budgets und entsprechend knausriger Krankenkassen eine einigermaßen heikle Angelegenheit. Erst Ende März beschloss der Nationalrat eine Novelle zum Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG), die die Arzneimittelkosten verringern soll - was in der Pharmaindustrie begreiflicherweise keine Begeisterung auslöste. Angesichts dieser Situation ist es aus Sicht der Branche umso wichtiger, den Nutzen der eigenen Produkte zu kommunizieren und so den Markt aufzubereiten. Nicht zuletzt dazu dienen Veranstaltungen wie der Rare-Diseases-Dialog. Das verdeutlicht auch ein bei der Veranstaltung im Novomatic-Forum verteiltes Datenblatt der Pharmig, in dem es heißt: „Menschen mit seltenen Erkrankungen haben das gleiche Anrecht, mit wirksamen Therapien behandelt zu werden, wie Patienten, die an häufigen Erkrankungen leiden. Mit diesem Bewusstsein und Verständnis ist es offensichtlich, dass auch Forschung und Entwicklung gestärkt werden müssen, um neue spezifische Therapien für diese seltenen und oft lebensbedrohlichen Leiden zur Verfügung stellen zu können.“

 

Medikamente gegen seltene Erkrankungen werden als „Orphan Drugs“ bezeichnet und genießen nach ihrer Erstzulassung zehn Jahre lang die Marktexklusivität. Weitere Präparate zur Behandlung der jeweiligen Krankheit dürfen laut Pharmig nur zugelassen werden, „wenn sie besser wirksam oder verträglicher sind, oder um einen Versorgungsgengpass zu überwinden“. Ende 2016 hatten in der EU 126 Arzneien den Orphan-Drug-Status. Davon bestand für 95 noch die zehnjährige Marktexklusivität. Für 31 war diese abgelaufen, sie waren aber noch erhältlich. Darüber hinaus können mehr als andere 130 Medikamente ebenfalls zur Behandlung seltener Erkrankungen verwendet werden.

 

 

Im Aufbau

 

Vertreter von Selbsthilfegruppen, darunter der Obmann von Pro Rare Austria, Rainer Riedl, betonten beim Rare-Disease-Dialog, es dauere oft Jahre, bis eine seltene Erkrankung richtig diagnostiziert werde. Und die Diagnose sei auch nur die halbe Miete, wenn es kein Mittel gegen die jeweilige Krankheit gebe. Grundsätzlich positiv sieht Riedl den im Feber 2015 vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Nationalen Aktionsplan für seltene Erkrankungen (NAP.se) und die darin vorgesehenen Expertisezentren (EZ). Sie sollen als Anlaufstellen für Patienten dienen. „Es wird aber nicht einfach werden, die Zentren aufzubauen“, warnte Riedl.

 

Der Grund ist nicht zuletzt die bekannte Kompetenzzersplitterung zwischen Bund und Ländern im Gesundheitsbereich. Laut Magdalena Arrouas, die im Gesundheitsministerium für das Thema zuständig ist, müssten die EZ von den Ländern bezahlt werden. Daher wollten diese bei deren Einrichtung und Ausgestaltung entsprechend mitreden. Die Verhandlungen seien im Gang. Ihr zufolge bezahlt das Ministerium die seit 2011 bestehende Nationale Koordinationsstelle für seltene Erkrankungen (NKSE) bisher allein: „Und die kostet auch nicht gerade nichts.“

 

Sowohl laut Patientenvertretern als auch Ärzten ist Österreich im EU-weiten Vergleich bei der Einrichtung der EZ mittlerweile im Hintertreffen. „In Österreich wollen wir immer das Beste. Aber es darf nichts kosten, und zuständig ist niemand“, kritisierte etwa Wolfgang Sperl, Vorstand der Universitätskinderklinik Salzburg. Der Leiter der NKSE, Till Voigtländer, bemühe sich nach Kräften, ermangle aber der erforderlichen Ressourcen: „Das ist unerträglich.“ Voigtländer selbst wollte die Lage nicht so schwarz sehen. Qualität gehe vor Schnelligkeit, und insgesamt sei Österreich „genau in der Pipeline“.

ABB übernimmt Bernecker & Rainer

Der Elektro- und Automatisierunsgtechnik-Konzern ABB wird das österreichische Unternehmen Bernecker & Rainer (B&R) übernehmen. B&R ist für sein Portfolio in der Industrieautomation bekannt, das der eigenen Entwicklung entstammt.

Nach Aussage von Ulrich Spiesshofer, CEO der ABB AG mit Sitz in Zürich, wird dadurch eine wichtige Lücke geschlossen. Bislang fehlten im Angebot des Konzerns, das Robotik, Prozessautomation, Digitalisierung und Elektrifizierung umfasste, wichtige Teilgebiete der Industrieautomatisierung, die B&R einbringen kann. Gemeinsam will man sich als weltweiter Komplettanbieter im Bereich Automatisierung positionieren.

 

Oberösterreichische Erfolgsgeschichte

B&R wurde 1979 in der oberösterreichischen Marktgemeinde Eggelsberg gegründet und steht bis heute im Eigentum der beiden Gründer Erwin Bernecker und Josef Rainer. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 3.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Bilanzjahr 2015/16 einen Umsatz von rund 600 Millionen US-Dollar. In den vergangenen 20 Jahren ist der Umsatz um durchschnittlich 11 Prozent pro Jahr gewachsen.

B&R soll nach der Integration in die ABB-Division Industrieautomation als neue Geschäftseinheit „Maschinen- und Fabrikautomation“ weitergeführt werden. Sie wird unter der Leitung des bisherigen B&R-Geschäftsführers Hans Wimmer stehen und ihren Sitz am B&R-Standort in Eggelsberg haben. ABB bringt darin seine Aktivitäten in den Bereichen Speicherprogrammierbare Steuerungen und Servo-Antriebe ein. Die B&R-Gründer wollen das Unternehmen in der Integrationsphase „beratend begleiten“, wie es in einer Aussendung hieß. Der Verkaufspreis entspreche einer „branchenüblichen Bewertung“, über die genaue Höhe wurde Stillschweigen vereinbart.

 

 

 

April 3rd

Lanxess darf Chemtura übernehmen

Die EU-Kommission billigte die Transaktion ohne Auflagen.

 

Ohne Auflagen genehmigte die EU-Kommission die Übernahme des US-amerikanischen Spezialchemikalien-Unternehmens Chemtura durch die deutsche Lanxess. Laut einer Aussendung der Kommission bestehen gehen die Transaktion keine Bedenken. Auch nach der Akquisition ist Lanxess mit starker Konkurrenz konfrontiert, sodass keine Gefahr für den Wettbewerb besteht.

 

Die beiden Unternehmen hatten das beabsichtigte Geschäft am 24. Februar angemeldet. Am 1. Februar war die Billigung durch die Chemtura-Aktionäre erfolgt. Lanxess-Vorstandschef Matthias Zachert sprach damals von einem „wichtigen Meilenstein, um Lanxess als einen der führenden Anbieter auf dem Gebiet der Additivchemie zu etablieren“.

March 31st

Arzneimittel: Preisobergrenze beschlossen

Mittels eines verfahrenstechnischen Tricks zog die Regierung die ASVG-Novelle rasch durch. Ihr zufolge bringt diese „Planbarkeit für die Pharmafirmen“. Diese reagieren grantig.

 

Eine Preisobergrenze gibt es künftig auch für Arzneien, die nicht im Erstattungskodex der Krankenkassen stehen. Das beschloss der Nationalrat am 30. März. Dem Beschluss zufolge dürfen neue teure Medikamente nicht mehr kosten als im EU-weiten Durchschnitt. Ferner ist 18 Monate nach der erstmaligen Festsetzung des EU-Durchschnittspreises eine weitere Preisprüfung mit allfälliger Kostenadaptierung vorgesehen, nach weiteren 24 Monaten eine dritte, nach nochmaligen 18 Monaten schließlich eine vierte. Bei der Preisbestimmung werden gesetzlich festgelegte Rabatte berücksichtigt. Änderungen gibt es auch bei den Preisen für Generika. Der Preis des ersten Generikums muss demnach um 50 Prozent niedriger sein als der des Originalpräparats, bisher betrug der Preisunterschied 48 Prozent. Das dritte Generikum hat um 65 Prozent billiger zu sein als das Originalmedikament. Eine ähnliche Regelung wird für Biosimilars eingeführt, also Nachfolgemedikamente von Biopharmazeutika. Für sie gilt ein Preisunterschied von 52,5 Prozent. Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner sagte, den Patienten sollten „auch in Zukunft moderne innovative Arzneimittel ohne ausufernde Kosten zur Verfügung stehen“. Ihr zufolge bringen die neuen Bestimmungen „auch Planbarkeit für die Pharmafirmen“.

 

Verfahrenstechnisch bediente sich die Regierung eines - völlig rechtskonformen - Tricks, um den Beschluss rasch durchzubringen. Mittels eines Antrags zu einer geringfügigen Änderung des ASVG ließ sie dieses auf die Tagesordnung der Plenarsitzung setzen. Zu diesem Antrag brachten die Koalitionsparteien einen Gesamtänderungsantrag ein, in dem die nunmehrigen Bestimmungen enthalten waren. SPÖ-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger verlautete, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger (HV) und die Pharmaindustrie hätten 14 Monate ergebnislos verhandelt. Daher sei die jetzige Vorgangsweise nötig geworden. Ihm zufolge ist die Regelung „fair“, weil die Pharmaindustrie ohnehin „Milliardengewinne“ erwirtschaftet.

 

Erwartungsgemäß wenig erfreut zeigte sich die Pharmaindustrie. Für den Branchenverband Pharmig kritisierte Generalsekretär Jan Oliver Huber, der HV „bestellt sich bei der Politik ein Gesetz, ohne dass auch nur im Geringsten eine Notwendigkeit dafür bestünde. Offensichtlich soll hier der eigene Reformbedarf der Krankenkassen – Stichwort Effizienzstudie – einmal mehr durch ungerechtfertigte Einschnitte bei medikamentösen Therapien kaschiert werden“. Huber zufolge besteht die Gefahr, dass „innovative Produkte nicht mehr so schnell in Österreich zur Verfügung stehen. Draufzahlen werden dank Hauptverband die österreichischen Patienten“. Manuel Reiberg, der Präsident des Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), bezeichnete die Vorgangsweise bei der Novelle als „Tiefpunkt des österreichischen Parlamentarismus“. Außerdem würden damit die im Gesundheitssystem bestehenden Probleme nicht gelöst. „Und die in den langen und zähen Verhandlungen getroffene Übereinkunft bedeutet für die Pharmaindustrie zusätzliche massive Belastungen“, haderte Reiberg.

 

Kritik kam auch vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). Laut Geschäftsführerin Sylvia Hofinger ist es „unverständlich, dass man bei einem so heiklen Thema wie der Arzneimittelversorgung bereit ist, ohne eine Abschätzung der Auswirkungen vorzugehen. Weder Patientenorganisationen, Patientenanwaltschaft, Ärztevertreter noch Apotheker waren in die Entwicklung des Gesetzes eingebunden. Diese intransparente Vorgehensweise ist auch aus demokratiepolitischen Aspekten von der Pharmawirtschaft unisono abgelehnt worden“. Einmal mehr verlangte Hofinger eine „Strukturreform“ bei den Krankenkassen. Die Pharmaindustrie könne „unmöglich akzeptieren, dass der Zugang zu innovativen Therapien und die Versorgungssicherheit gefährdet werden, nur um mögliche Budgetlöcher zu stopfen“. 

 

 

March 30th

Jan Vanbrabant ist neuer Vorstandsvorsitzender der Erber AG

Jan Vanbrabant ist neuer Vorstandsvorsitzender der Erber AG, die als Holdinggesellschaft der Erber Group die Unternehmen Biomin, Romer Labs, Sanphar, Bio-Ferm und EFB steuert.

Vanbrabant stammt aus Belgien, ist promovierter Biochemiker und hat einen Bachelorabschluss in Wirtschaft sowie einen MBA in Marketing. Nach 20 Jahren Erfahrung in leitenden Positionen in der Pharma-, Biotech- und Agroindustrie stieg er 2009 als Managing Director Biomin Asia Pacific in die Erber-Gruppe ein. Seit 2016 ist er Mitglied des Vorstands der Erber AG und war in diese Funktion für Beschaffung, Produktion, Vertrieb und Marketing sowie Infrastruktur der gesamten Gruppe verantwortlich.

Vanbrabant übernimmt seine neue Funktion von Rudolf Stelzhammer, der nach dem Ausscheiden von Christian Seiwald zusätzlich zu seiner Funktion als Finanzvorstand den interimistischen Vorsitz im Vorstand innehatte.  

 

Über die Erber AG

Die Erber Group ging aus dem 1983 als Erich Erber KG gegründeten und später in Biomin Gmbh umfirmierten Unternehmen hervor, das sich früh auf natürliche Futtermitteladditive spezialisiert hat. Heute ist die nach wie vor in Familienbesitz befindliche  Firmengruppe mit Sitz in Getzersdorf (NÖ) und Forschungszentrale in Tulln weltweit auf den Gebieten Lebens- und Futtermittelsicherheit, Lebensmittelanalytik, Pflanzenschutz und Tiermedizin tätig. 2016 wurde ein Umsatz von rund 290 Millionen Euro erzielt.

 

 

March 28th

Evotec vervierfacht EBITDA

Laut Vorstandschef Werner Lanthaler ist der Hamburger Wirkstoffentwickler mit seinem Geschäftsmodell „erst am Anfang“.

 

„Unser Geschäftsmodell ist erst am Anfang. Wir sind weiterhin in einer starken Position und profitieren vom Megatrend Outsourcing in der Pharmabranche.“ So kommentierte der Vorstandschef des Hamburger Wirkstoffentwicklers Evotec, Werner Lanthaler, am 28. März das Jahresergebnis 2016 seines Unternehmens. Dieses erzielte einen Umsatz von 164,5 Millionen Euro, um 29 Prozent mehr als 2015. Das operative Ergebnis konnte von 11,6 auf 31,3 Millionen Euro fast verdreifacht werden. Hinsichtlich des bereinigten Konzern-EBITDA weist die Evotec eine Vervierfachung auf 36,2 Millionen Euro (2015: 8,7 Millionen Euro) aus. Den Jahresüberschuss beziffert das Unternehmen mit 26,8 Millionen Euro gegenüber 16,5 Millionen im Jahr 2015. Mit 54,5 Millionen Euro entfiel fast ein Drittel des Evotec-Umsatzes auf die Zusammenarbeit mit dem französischen Pharmagiganten Sanofi. Weitere rund 15,1 Millionen Euro erbrachte die Kooperation mit dem deutschen Bayer-Konzern.

 

Was die beiden Geschäftsbereiche von Evotec betrifft, entfallen rund 83,8 Prozent des Umsatzes bzw. 137,8 Millionen Euro auf die Auftragsforschung- und Entwicklung („EVT Execute“) und 16,2 Prozent bzw. 26,6 Millionen auf eigene Projekte und Kooperationen („EVT Innovate“). Laut dem Geschäftsbericht entwickelte sich das Basisgeschäft „sehr gut“, auch konnten neue Kooperationen geschlossen und bestehende erweitert werden. Insbesondere im Zuge der Zusammenarbeit mit Bayer erhielt Evotec höhere Meilenstein-Zahlungen als 2015.

 

Für heuer und die kommenden Jahre rechnet das Management des Unternehmens mit einem weiteren Wachstum des EVT-Executive-Geschäfts und mit dem Abschluss neuer Kooperationen im Bereich EVT Innovate. Das bereinigte Konzern-EBITDA „soll positiv bleiben und sich gegenüber 2016 verbessern“. Grundsätzlich gehen Lanthaler und seine Vorstandskollegen davon aus, „dass die Pharmabranche verstärkt umfangreichere strategische Forschungsvereinbarungen bevorzugen wird, die ein als geringer empfundenes kommerzielles Risiko aufweisen und eine bessere Handhabung ermöglichen. Evotec ist ideal aufgestellt, um von diesen Marktentwicklungen voll profitieren zu können.“ Der Umsatz soll 2017 um mehr als 15 Prozent wachsen. Anders als bisher werden in dieser Prognose nunmehr auch die Meilenstein- und Abschlagszahlungen sowie die Lizenzabgeltungen berücksichtigt. Als Grund dafür nennt Evotec, dass die Meilensteinzahlungen „zunehmend zum Umsatz und zur Profitabilität des Unternehmens“ beitragen.

 

 

 

March 27th

Infrarotspektroskopie mit nanomechanischen Resonatoren

Silvan Schmid vom Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme der TU Wien hat gemeinsam mit Forschern aus Dänemark eine nanomechanische Messmethode für die Infrarotspektroskopie entwickelt. Diese kommt mit geringsten Probenmengen aus und ist daher vor allem für die Analytik pharmazeutischer Wirkstoffe interessant.

Bei dem neuartigen Verfahren wird aus der zu analysierenden Probe ein Aerosol erzeugt, ohne dass eine händische Probenvorbereitung notwendig wäre. Das Aerosol wird durch einen Filter aus Siliciumnitrit geblasen, der aus vibrierenden Membranen mit einer Dicke im Nanometerbereich und eine Breite von unter einem Millimeter bestehen – Schmid spricht von „Nanotrommeln“ oder „nanomechanischen Resonatoren“. Wird ein Infrarot-Laser auf den Filter gerichtet, regt er die Moleküle in den anhaftenden Aersoltröpfchen an, diese „verstimmen“ die Nanotrommeln, was durch Elektroden gemessen werden kann.

Die Infrarotquelle kann entsprechend ihres Frequenzspektrums „durchgestimmt“ werden und so Molekülschwingungen mit unterschiedlichen Frequenzen erzeugen. Die Wissenschaftler haben die Messergebnisse mit den bekannten Aborptionsmaxima von pharmazeutischen Wirkstoffen verglichen und gute Übereinstimmung gefunden.

 

 

 

March 24th

Werkstoffe mit Zukunft

Niederösterreichische Unternehmen sind bei Kunststofflegierungen (Compounds) ebenso innovativ unterwegs wie bei Metall- und Keramikmaterialien. Unterstützt werden sie dabei von der Wirtschaftsagentur Ecoplus.

 

Wachstum ist angesagt, und das nicht zu knapp: Im vergangenen Jahr erzeugte die Thermoplastkreislauf GmbH im Sitz in Traiskirchen rund 1.800 Tonnen hochwertige Kunststofflegierungen (Compounds), davon rund 650 Tonnen Recyclingmaterial (Regranulate). Heuer werden es über 2.000 Tonnen sein, für 2020 peilt Unternehmenschef Christian Wind rund 6.000 Tonnen an. Noch im Lauf des Jahres wird auf Dreischichtbetrieb umgestellt. Mindestens drei zusätzliche Arbeitsplätze kommen zu den derzeitigen etwa 20 hinzu, bis 2020 soll auf etwa 30 Beschäftigte aufgestockt werden. Derzeit erwirtschaftet Wind rund 20 Millionen Euro Umsatz pro Jahr - wobei sein Unternehmen Kunststoffe tatsächlich recycelt und meist sogar „upcycelt“, also aus sauberen Kunststoffabfällen aus der Industrie teilweise sogar höherwertige Produkte herstellt. Spezialisiert hat sich die Thermoplastkreislauf GmbH auf Erzeugnisse, die den jeweiligen Anforderungen der Kunden angepasst sind. Die Compounds werden eigens für diese entwickelt bzw. produziert. Ein eigenes Forschungs- und Entwicklungslabor macht es möglich, die gewünschten Rezepturen zusammenzustellen. „Wir entwickeln unsere Produkte in beiden Bereichen, bei Neuwaren ebenso wie bei Regranulaten“, erläuterte Wind am 23. März bei einem Betriebsbesuch der niederösterreichischen Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav.

 

Hilfreich sind dabei immer wieder hochqualifizierte Partner. Nicht zuletzt das ist der Grund, weshalb die Thermoplastkreislauf GmbH seit etlichen Jahren am Kunststoffcluster der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus beteiligt ist: „Wir profitieren vom Know-how und von der überbetrieblichen Zusammenarbeit.“ Gefragt sind die Erzeugnisse des Unternehmens auch international. Die Exportquote liegt bei derzeit etwa fünf Prozent, die ausländischen Zielmärkte sind zurzeit insbesondere Deutschland und Italien. Heuer steht in Sachen Export eine Premiere an: Rund 40 Tonnen Compounds gehen in die mexikanische Hafenstadt Veracruz. Dort betreibt ein international tätiger Kunde eine Produktionsstätte, in der er das Material der Thermoplastkreislauf GmbH benötigt.

 

Nicht zu verachten ist übrigens die CO2-Menge, die mit den Regranulaten eingespart werden kann: Sie belief sich allein im vergangenen Jahr auf etwa 965 Tonnen. Und weil der Trend in Richtung immer umwelt- sowie klimaverträglicherer Kunststoffe geht, „wollen wir bei der CO2-Reduktion vorne mit dabei sein“, konstatierte Wind. Dass das ordentlich funktioniert, bestätigt die Montanuniversität Leoben. Sie attestiert der Thermoplastkreislauf GmbH, mit jeder Tonne Regranulat gegenüber neuen Compounds rund 1,5 bis zwei Tonnen an CO2-Emissionen zu vermeiden. Nicht zuletzt deshalb erhielt das Unternehmen den Steirischen Energy Globe Award und ist für den Clusterland Award 2017 nominiert.

 

Von der Raumfahrt bis zum Schmuckstück

 

Hightech ist in Niederösterreich indessen nicht nur im Kunststoffbereich ein Thema, sondern auch bei Metall und Keramik. Ein Beispiel dafür ist die RHP-Technology GmbH, ansässig auf dem Gelände des Forschungszentrums Seibersdorf. Sie hat ein schnelles Heißpressverfahren entwickelt, mit dem sich Bauteile bei bis zu 2.400 Grad Celsius in weniger als einer Stunde zu Werkstücken formen lassen. Neben dieser Kernkompetenz bringen die Geschäftsführer Michael Kitzmantel und Erich Neubauer mit ihrem Team mittlerweile auch 3D-Druck- sowie Pulverspritzgussverfahren zum Einsatz. Beim Pulverspritzguss mischt die RHP-Technology Keramik- oder Metallpulver mit Kunststoff und kann so das gewünschte Werkstück in Form bringen. Anschließend wird der Kunststoff durch Sintern entfernt. „Wir wollen niemanden kopieren, sondern in neue Themen gehen“, berichtete Kitzmantel anlässlich eines Besuchs von Wirtschaftslandesrätin Bohuslav. Zurzeit sind verstärkte Aktivitäten im Bereich Luft- und Raumfahrt angesagt. Unter anderem ist ein Modul in Entwicklung, das die Druckverteilung von Treibstoffen für Minisatelliten steuert.

 

Doch auch im Bereich der erneuerbaren Energien ist die RHP-Technology aktiv: Sie kooperiert unter anderem mit der „Route 16.6“, einer Tiroler Firma. Diese erzeugt biegsame Photovoltaikmodule und nutzt dabei Werkstoffe des niederösterreichischen Unternehmens. Wie Neubauer erläuterte, wird in den kommenden Jahren das Recyceln von Photovoltaikmodulen stark an Bedeutung gewinnen. Die ersten in Österreich installierten Paneele erreichen das Ende ihrer Betriebsdauer. Daher ist es sinnvoll, mit geeigneten Verfahren wertvolle Inhaltsstoffe wieder aufzubereiten, darunter Aluminium und Silber, aber auch das Siliziumglas für die Solarzellen. „Das wird ein Riesenthema“, konstatierte Neubauer.

 

Auch die RHP-Technology ist seit geraumer Zeit Mitglied im Ecoplus-Kunststoffcluster. „Dadurch bekommen wir einen guten Überblick darüber, welche Werkstoffe gebraucht werden und wo sich bei deren Anwendung Probleme ergeben könnten. Außerdem werden wir immer wieder auf neue Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten gebracht“, berichtete Kitzmantel.

 

Als möglicher neuer Geschäftszweig zeichnet sich die Schmuckproduktion ab. Für einen Kunstschmied entwickelte das Unternehmen einen Werkstoff mit der Bezeichnung „Niellium“. Ferner erzeugt die RHP-Technology Materialien, die sie als „Tiger Metals“ bezeichnet. Unter anderem können diese von Luxusuhren und Ringen eingesetzt werden. Für die Uhrenproduktion wird ein Partner gesucht. Laut Kitzmantel müsste es sich dabei um ein international tätiges (Groß-)Unternehmen in dieser Branche handeln: „Die Uhren würden mindestens 200.000 Euro pro Stück kosten.“

 

Laut Ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki kooperieren im Kunststoffcluster mittlerweile rund 120 Partnerunternehmen mit etwa 20.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über sechs Milliarden Euro. Die Arten der Zusammenarbeit reichen „von der Grundlagenforschung bis zur gezielten Produktentwicklung“.

March 23rd

BASF: Lederchemikaliengeschäft geht an Stahl Group

Im Gegenzug übernimmt der deutsche Chemieriese 16 Prozent an dem niederländischen Lederchemikalienspezialisten. Die Transaktion soll im vierten Quartal abgeschlossen werden.

 

Der deutsche Chemiekonzern BASF überträgt sein weltweites Lederchemikaliengeschäft inklusive der Fabrik in L’Hospitalet in Spanien an die niederländische Stahl Group. Im Gegenzug erhält er einen Anteil von 16 Prozent an dieser. Die Stahl Group ist auf Prozesschemikalien für Lederprodukte und Hochleistungsbeschichtungen spezialisiert. Vorbehaltlich der Zustimmung der Genehmigungsbehörden ist geplant, die Transaktion im vierten Quartal abzuschließen, verlautete die Stahl Group in einer Aussendung. Ihr zufolge sollen die rund 210 Arbeitsplätze in L’Hospitalet erhalten bleiben.

 

Durch die Kombination des eigenen Lederchemikaliengeschäfts mit dem von BASF lässt sich laut Stahl Group ein Jahresumsatz von rund 850 Millionen Euro und ein EBITDA von mehr als 200 Millionen Euro erzielen. Zurzeit gehört das BASF-Lederchemikaliengeschäft zum Unterbereich „Performance Chemicals“. Dessen Umsatz sank 2016 im Vergleich zu 2015 um rund acht Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Im BASF-Geschäftsbericht wird dies mit den gefallenen Verkaufspreisen sowie dem Verkauf des Paper-Hydrous-Kaolin- und des Textilchemikaliengeschäfts begründet.

March 22nd

AkzoNobel sträubt sich gegen Übernahme

 

Auch das zweite Offert der US-amerikanischen PPG Industries wurde zurückgewiesen. Diese hält an ihren Plänen fest. 

 

Der niederländische Farben-, Beschichtungs- und Spezialchemikalienkonzern AkzoNobel wehrt sich weiterhin gegen die Übernahme durch die US-amerikanische PPG Industries. Ein neuerliches Angebot vom Montag dieser Woche wurde am 22. März abgelehnt, meldete AkzoNobel. Wie schon das erste Offert von Anfang März stelle auch das zu Wochenbeginn ergangene eine „substanzielle Unterbewertung“ von AkzoNobel dar und berücksichtige nicht die Optionen für künftige Wertschöpfung. Ferner mache es eine Reihe von Divestitionen nötig und bringe daher Wertverluste mit sich. Der Grund für die Divestitionen seien mögliche umfangreiche Auflagen durch die Genehmigungsbehörden, die in dem Angebot nicht berücksichtigt würden. Auch gebe es Probleme durch eine Vielzahl von Unterschieden in der Unternehmenskultur der beiden Konzerne, für die in dem Angebot keine Lösungen geboten würden. Überdies führt AkzoNobel eventuelle „erhebliche“ Arbeitsplatzverluste ins Treffen, wobei allerdings keine konkreten Zahlen genannt werden. Zurzeit beschäftigt AkzoNobel weltweit rund 46.000 Personen.

 

PPG Industries betonte in einer Aussendung, das Angebot um 7,00 Euro je Aktie auf rund 24,5 Milliarden Euro verbessert zu haben. Es liege damit bei 90,00 Euro je Aktie und somit um 40 Prozent über dem Kurswert vom 8. März. PPG-Chef Michael McGarry verlautete, er halte an den Übernahmeplänen fest. Das Offert sei für die Aktionäre von AkzoNobel attraktiv und beinhalte für sie die Möglichkeit der Teilhabe am fusionierten Unternehmen. Somit könnten sie auch von dessen zukünftigem Erfolg profitieren. Er hoffe daher auf baldige Verhandlungen mit dem Management von AkzoNobel, um zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung zu kommen.

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