Archive - 2017

March 13th

Linde Group: Ausbau in China

Der Industriegase-Konzern investiert mehr als 110 Millionen Euro in neue Stickstoffgeneratoren sowie weitere Systeme zur Flüssiggasversorgung. Sie sollen noch heuer in Betrieb gehen.

 

Um über 110 Millionen Euro baut die deutsche Linde-Group in China neue Produktionsanlagen für industrielle Gase. Sie dienen der „On-site-Gaseversorgung von Schlüsselkunden in großen Fertigungs-Clustern für Halbleiter und Flachbildschirme in den östlichen und zentralen Provinzen Chinas“, meldete Linde. Mit neuen sowie bestehenden Kunden seien „zahlreiche langfristige Verträge zur Versorgung mit Elektronikgasen“ geschlossen worden. Errichtet werden die Anlagen von Linde LienHwa, dem in Taipei auf Taiwan ansässigen Elektronikgase-Joint Venture des deutschen Konzerns in China. Dieses gilt als größter Erzeuger industrieller Gase in Taiwan. LienHwa selbst ist vor ­allem in der Nahrungsmittelindustrie tätig. Unterstützt wird Linde LienHwa bei den Projekten von der Linde Engineering Division. Errichtet werden mehrere Stickstoffgeneratoren mit einer Gesamtkapazität von mehr als 110.000 Normkubikmetern pro Stunde sowie weitere Systeme zur Flüssiggaseversorgung. Sämtliche Anlagen sollen noch heuer in Betrieb gehen.

 

Wie seitens der Linde Group verlautete, betrachtet diese den „gesamten asiatisch-pazifischen Raum“ als wichtige Wachstumsregion und engagiert sich dort entsprechend. Erst kürzlich eröffnete der Konzern ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrums für Elektronik in Taichung, etwas 150 Kilometer südwestlich von Taipei. Die Linde-Group verweist verweist in diesem Zusammenhang auf Schätzungen von Semiconductor Equipment and Materials International (SEMI), eines internationalen Verbands von Halbleiterproduzenten, denen zufolge in den kommenden Jahren „mehr als die Hälfte der neuen Investitionen in Halbleiterfabriken“ in China erfolgen wird. Von 2014 bis einschließlich heuer stecke der staatliche chinesische National IC Industry Investment Fund rund 16,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Halbleiterindustrie: „Weitere 82 Milliarden Euro könnten über private Investoren und Lokalregierungen hinzukommen.“

 

 

March 10th

Forscher spielen Gehirnentwicklung nach

In einer im EMBO Journal veröffentlichten Publikation konnte ein Forscherteam unter der Leitung von Jürgen Knoblich vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien zeigen, wie sich in der embryonalen Entwicklung des Gehirns bestimmte Regionen, etwa die Großhirnrinde, ausbilden.

Die Wissenschaftler verwendeten zu diesem Zweck sogenannte Organoide – im Labor aus Stammzellen erzeugte Strukturen, die dem embryonalen Gehirn erstaunlich ähneln. Anhand dieser Strukturen konnte nachvollzogen werden, wie im Zuge der Gehirnentwicklung zunächst die Selbstorganisation zu bestimmten Zentren erfolgt, die wiederum die Ausbildung der verschiedenen Hirnregionen lenken. Die Differenzierung der Zellen wird dabei durch chemische Signale gesteuert: Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt sich die Zellen bilden, spezialisieren sie sich zu Neuronen oder Gliazellen, die im Gehirn Stützfunktionen erfüllen sowie der elektrischen Isolation und Homöostase dienen.

 

Zentren steuern Entwicklung von Gehirnregionen

Beispielsweise konnten in den Organoiden sogenannte Vorderhirnzentren lokalisiert werden, die sich an zwei Stellen – dorsal und ventral –gegenüberliegen. Diese Zentren lenken wiederum die Organisation von Zellen der wachsenden Großhirnrinde.

Die Methodik,  dreidimensionale Gehirnmodelle („Organoide“) aus Stammzellen zu erzeugen, wurde bereits 2013 von Knoblichs Team am IMBA entwickelt. Sie ermöglicht, neben der Untersuchung der Gehirnentwicklung im Zuge der Embyrogenese  auch neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, oder Schizophrenie am menschlichen Gewebe zu studieren.

Michaela Bayerle neue Geschäftsführerin der Jeder GmbH

Michaela Bayerle hat die Geschäftsführung des Medizintechnik-Unternehmens Jeder GmbH übernommen. Bayerle ist Fachärztin für Innere Medizin und Tochter von Klaus Eder, dem Erfinder jener zahnmedizinischen Innovation, die Grundlage für die Unternehmensgründung war.

Das von Jeder GmbH mit Sitz in Klosterneuburg entwickelte Gerät dient dem Knochenaufbau im Oberkiefer, wenn ein Zahnimplantat gesetzt werden soll und der Knochen dafür zu dünn ist. Es ersetzt den heute zu diesem Zweck verwendeten „Sinuslift“, der häufig deutliche Spuren im Gesicht und Schmerzen nach sich zieht.

Doris Agneter, Geschäftsführerin des niederösterreichischen VC-Unternehmens Tecnet Equity, das in die Jeder GmbH investiert hat, glaubt, dass derartige minimalinvasive Methoden auch in der Zahnmedizin eine große Zukunft haben. Derzeit wird das Gerät im deutschsprachigen Raum im Zuge von Probeoperationen demonstriert.

 

VWR vertreibt Avantor-Chemikalien in Europa

VWR hat einen Vertrag mit dem Chemikalienanbieter Avantor geschlossen, der es dem Handelsunternehmen gestattet, Avantors Produkte für Labor und pharmazeutische Produktion in allen europäischen Ländern mit Ausnahme von Polen zu vertreiben.

Konkret geht es dabei um Chemikalien der Produktreihen J.T.Baker und Macron Fine Chemicals, die Kunden aus den Bereichen Biopharmazie, Produktion, Qualitätslabore sowie Forschung und Bildungswesen angeboten werden. Produkte von Avantor werden nach cGMP-Kriterien hergestellt und zeichnen sich durch besondere Reinheit aus, wie sie insbesondere in den Biowissenschaften benötigt wird. Das Produktspektrum umfasst mehr als 30.000 Produkte.

 

March 9th

REACH „unbürokratisch umsetzen“

Mit einem Workshop in Wien wollen die Europäische Chemikalienagentur ECHA, der KMU-Verband UEAPME und die WKO Klein- und Mittelbetriebe auf die letzte Registrierungsdeadline vorbereiten.

 

Die europäische Chemiepolitik müsse für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) „möglichst praktikabel und unbürokratisch sein“. Das forderte die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer (WKO) und Präsidentin des europäischen KMU-Verbands UEAPME, Ulrike Rabmer-Koller, in Wien bei einem Workshop zur REACH-Umsetzung. Bekanntlich endet im Mai 2018 die letzte REACH-Registierungsdeadline, die besonders für Klein- und Mittelbetriebe relevant ist. Den Workshop veranstaltet die UEAPME in Zusammenarbeit mit der Europäischen Chemikalienagentur ECHA und der WKO.

 

Eines der wichtigsten Anliegen der KMU ist laut Rabmer-Koller, für die Kommunikation im Zusammenhang mit REACH die Amtssprache ihres Heimatlandes nutzen zu können. Das „erleichtert es, regulatorische Anforderungen und Risiken zu erkennen, wenn beispielsweise genaue rechtliche Interpretationen zur Debatte stehen. Dabei geht es nicht nur um Einsparungen von Übersetzungskosten, sondern auch um einen praktikableren Arbeitsalltag.“

 

Der Workshop läuft bis einschließlich 10. März. Die Präsentationen sind unter www.reach2018.at kostenlos verfügbar.

 

 

VCI: „Durchwachsenes Jahr“ 2016

Der deutsche Chemieindustrieverband beklagt die gesunkene Produktion und den geschrumpften Umsatz. An die Politik hat er eine Reihe von Wünschen. Eine Warnung geht an US-Präsident Trump.

 

„Ein durchwachsenes Jahr“ für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland sei 2016 gewesen. Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Utz Tillmann, bei der Präsentation der Jahresbilanz seiner Branche. Insgesamt wuchs die Produktion um lediglich 0,5 Prozent. Ohne den Anteil der Pharmaunternehmen schrumpfte sie sogar um 0,5 Prozent. Ferner fielen die Preise für Chemieprodukte um 1,9 Prozent. Der Umsatz der Chemiebranche inklusive Pharma sank laut Tillmann um drei Prozent auf 183 Milliarden Euro. Im Inlandsgeschäft ging er um vier Prozent zurück, im Auslandsgeschäft um 2,5 Prozent.

 

Für heuer rechnet Tillmann mit einem Produktionsanstieg um 0,5 Prozent und einer Preiserhöhung um rund 1,0 Prozent, „da die Ölpreise voraussichtlich weiter moderat zulegen“. In der Folge werde der Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie um 1,5 Prozent auf 185,7 Milliarden Euro wachsen.

 

Tillmann betonte, das Wachstum der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland liege seit fünf Jahren „nahe der Nulllinie“. Seiner Ansicht nach gibt es dafür folgende Gründe: Im Bereich Basischemie seien die Rohstoffkosten im internationalen Vergleich hoch, „auch wenn sich die Lage in den vergangenen Jahren durch den niedrigen Ölpreis etwas entspannt hatte“. Ferner verschärfe sich die Konkurrenz aus den Schwellenländern, in denen „enorme Produktionskapazitäten“ aufgebaut worden seien. Das gelte auch für die USA und den Mittleren Osten. Die Folge seien Überkapazitäten und fallende Preise, was die Produktion in Deutschland „nicht attraktiver“ mache. Darüber hinaus belaste die europäische Energie- und Klimapolitik die Branche. Immerhin habe die Bundesregierung durch Ausnahmebestimmungen für energieintensive Unternehmen gegengesteuert.

 

Laut Tillmann genügt das aber nicht: Er forderte eine „Kostenbremse für die Strompreise, die auch wirklich greift und damit Planungssicherheit schafft. Dafür ist eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) unerlässlich“. Weitere Wünsche des VCI sind laut Tillmann „die Mobilisierung von Wagniskapital und die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung“ sowie der Ausbau der „Infrastruktur für Verkehr, Energie und digitale Netze“. Zu guter Letzt müsse sich die Politik auch „für Freihandel und offene Märkte“ starkmachen.

 

Eine Warnung richtete Tillmann in diesem Zusammenhang an US-Präsident Donald Trump. Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie leiste „einen wichtigen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt der USA“. Ihre 139 Tochtergesellschaften erwirtschafteten mit 71.000 Beschäftigten rund 61 Milliarden Euro Jahresumsatz. Das sei mehr als drei Mal so viel wie der Wert der Chemie- und Pharmaprodukte, die deutsche Unternehmen in die USA exportieren (19,3 Milliarden Euro im Jahr 2016). Ferner investiere die deutsche Chemie- und Pharmabranche in den USA jährlich etwa 3,5 Milliarden Euro, was etwa der Hälfte des Werts der Investitionen im eigenen Land entspreche. Mehr Protektionismus wäre laut Tillmann daher „eine schlechte Entwicklung“.

 

 

March 8th

ECHA: Greenpeace-Vorwürfe substanzlos

Die Europäische Chemikalienagentur wehrt sich gegen den Versuch, Mitglieder ihres Risk Assessment Committee (RAC) zu vernadern.

 

Bekanntlich soll die Europäische Chemikalienagentur ECHA bis Ende November des heurigen Jahres eine wissenschaftliche Bewertung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat vornehmen. Auf deren Basis will die EU-Kommission über die weitere Zulassung des Mittels entscheiden. Am 7. März versuchte nun Greenpeace im Verein mit anderen einschlägigen Organisationen, darunter Global 2000, Mitglieder des Risk Assessment Committee (RAC) der Agentur öffentlich anzuschwärzen. In einem offenen Brief unterstellte der Europa-Direktor von Greenpeace, Jorgo Riss, dem RAC-Vorsitzenden Tim Bowmer und zweien seiner Kollegen, Slawomir Czerczak und Tiina Santonen, Industrienähe und daraus resultierende angebliche Parteilichkeit.

 

Heute wies ECHA-Generaldirektor Geert Dancet die Vorwürfe zurück - ausnehmend höflich im Ton, aber unmissverständlich in der Sache. Der Kernbotschaft: Die Unterstellungen entbehren jeder Grundlage.

 

Wie Dancet erläuterte, müssen Personen, die bei der ECHA arbeiten wollen, vor Antritt ihrer Position mögliche Interessenkonflikte in umfassenden sogenannten „Declarations of Interest“ offenlegen. Anzugeben sind unter anderem die früheren Arbeitgeber, Beratungstätigkeiten, die Tätigkeit für einschlägige Behörden, wissenschaftliche Beratungsgremien oder eine ähnliche Institutionen, Mitgliedschaften in relevanten Organisationen, finanzielle Beteiligungen sowie öffentliche Stellungnahmen. Die Angaben werden strengstens überprüft. Der ECHA-Generaldirektor, der für die Personalaufnahmen zuständig ist, hat das Recht, Bewerber zurückzuweisen, bei denen Interessenkonflikte dauerhaft zu erwarten sind. Die „Declarations of Interest“ sind mindestens einmal pro Jahr zu aktualisieren und zu überprüfen. Dancet fügte hinzu, grundsätzlich schließt die ECHA nicht aus, Personen mit Industrie-Hintergrund zu beschäftigen. Dies ist aufgrund ihrer Erfahrung mit der täglichen Arbeit in Chemieunternehmen auch sinnvoll.

 

Was nun die von Greenpeace Denunzierten betrifft, bestehen keine irgendwie relevanten Probleme, betonte Dancet. So legte RAC-Vorsitzender Bowner unter anderem ausdrücklich einen Interessenkonflikt in Zusammenhang mit einem CLP-Dossier offen. Bei den Sitzungen des RAC, bei denen dieses Dossier behandelt wurde, führte eine andere Person den Vorsitz. Auch Czerczak und Santonen haben sich völlig korrekt verhalten. Santonen etwa deklarierte einen „Conflict of Interest“ im Zusammenhang mit einer Studie zu einem bestimmten Stoff, an der sie beteiligt war. An den Beratungen des RAC, bei denen es um ein Dossier betreffend diesen Stoff ging, nahm sie nicht teil.

 

Laut Dancet kann es auch keinen Zweifel an der korrekten und unparteiischen Vorgehensweise des RAC in Bezug auf Glyphosat geben. Nur wenige der 53 Mitglieder des Komitees sind an der Analyse und an der Ausarbeitung des Entwurfs des Bewertungsberichts beteiligt. Der „Peer Review“ des Berichts erfolgt indessen durch alle RAC-Mitglieder. Wer den Bericht verfasst hat, wird laut Dancet erst bekannt gegeben, wenn die im RAC abgestimmte finale Version vorliegt. Der Sinn dieser Vorgangsweise ist, die Betreffenden vor allfälligem Lobbyismus welcher Art auch immer zu schützen. Dies ist offensichtlich als Wink mit dem Zaunpfahl hinsichtlich des Lobbyismus von Organisationen wie Greenpeace verstehen.

 

Abschließend machte Dancet klar, dass er die Greenpeace-Taktik des öffentlichen Anschwärzens einzelner Personen und damit des Diskretierens des RAC insgesamt durchschaut: „Angesichts der weiten Verbreitung Ihres Schreibens stelle ich meine Antwort auf unsere Website.“ Mit freundlichen Grüßen.

 

 

 

Pharmig und FOPI gratulieren Rendi-Wagner

Die neue Gesundheitsministerin wird als „versierte Gesundheitsexpertin“ und „ ausgewiesene Kennerin“ des österreichischen Gesundheitswesens bezeichnet.

 

Ins Spalier der Gratulanten der neuen Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner anlässlich ihrer Bestellung am 8. März reihten sich auch die Pharmawirtschaftsverbände ein. Seitens der Pharmig verlautete Präsident Martin Munte, die neue Ressortchefin sei „nicht nur eine hervorragend qualifizierte Medizinerin und Wissenschaftlerin, sondern zudem eine versierte Gesundheitsexpertin, die - wie Sabine Oberhauser - das Patientenwohl im Fokus hat und sich der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems aktiv annimmt“. Generalsekretär Jan Oliver Huber ergänzte, Rendi-Wagner wisse „um die Wichtigkeit von Fortschritt und Innovation im Gesundheitssystem zum Wohle der Patienten und setzt sich seit jeher für eine moderne Gesundheitsversorgung ein. Dieses Bekenntnis ist auch in der pharmazeutischen Industrie tief verankert. Wir freuen uns daher auf eine gemeinsame Zusammenarbeit für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen“.

 

Manuel Reiberg, der Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI), bezeichnete die Ministerin als „ausgewiesene Kennerin des heimischen Gesundheitswesens und sachkundige Expertin. Ihre Bestellung zeugt davon, dass die drängenden Agenden mit Sach- und Lösungsorientierung angegangen werden sollen. Und das ist gut so, denn die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen und insbesondere das Gesundheitsministerium stehen vor großen Herausforderungen.“

 

Das Gesundheitsministerium besteht in unterschiedlichen Formen seit 45 Jahren. Erste Ressortschefin war Ingrid Leodolter, die das Amt vom 2. Februar 1972 bis zum 5. Juni 1979 innehatte.

 

 

March 2nd

RAG: „Killerapplikation“ für die Energiewende

Ein Konsortium Rohöl-Aufsuchungs-AG (RAG) nutzt Mikroorganismen zur Methanisierung von Wasserstoff in Gasspeichern. Damit könnte Erdgas zu einem erneuerbaren Energieträger werden.

 

Die Idee hinter sogenannten „Power-to-Gas“-Technologien ist bestechend: CO2-frei erzeugter Strom, etwa aus Wind- und Photovoltaikanlagen, wird benutzt, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Unter Reaktion mit CO2 entsteht aus dem Wasserstoff Methan, der Hauptbestandteil vor Erdgas. Dieser kann ins Gasnetz sowie in Gasspeicher eingebracht werden und steht für unterschiedlichste Anwendungen zur Verfügung. Er eignet sich als Kraftstoff ebenso wie als Brennstoff für thermische Kraftwerke, nicht zuletzt Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK), die sowohl Strom als auch Wärme erzeugen können. Bilanzell gesehen, lässt sich so ein weitestgehend geschlossener CO2-Kreislauf darstellen. Erdgas würde damit zu einem erneuerbaren Energieträger, der auf lange Sicht jederzeit die Versorgungssicherheit in den Bereichen Strom, (Fern-)Wärme und Kraftstoff gewährleisten kann. Im industriellen Maßstab umgesetzt, könnte das wesentlich zum Erreichen der klimapolitischen Ziele der internationalen Staatengemeinschaft beitragen. Salopp formuliert, wäre es wohl eine Art „Killerapplikation“ für die vielbeschworene globale Energiewende.

 

Umso wünschenswerter wäre es freilich, diese Technologie in Österreich zu entwickeln und weltweit zu vermarkten. Und das muss kein Wunschtraum bleiben. Denn einen weiteren Schritt zur Umsetzung dieser Idee tut ein Konsortium unter der Leitung der Rohöl-Aufsuchungs-AG (RAG) im Zuge des Forschungsprojekts „Underground Sun Conversion“. Und die RAG nutzt dabei ein weltweit einzigartiges Verfahren: Die Umwandlung des Wasserstoffs in Methan (Methanisierung) erledigen Mikroorganismen, die in unterirdischen Gasspeichern in der Natur vorkommen. Dass die Mikroben das binnen einiger Wochen zustande bringen, entdeckten die RAG und ihre Partner im Rahmen des Forschungsprojekts „Underground Sun Storage“, bei dem sie die Speicherbarkeit von mit Ökostrom erzeugtem Wasserstoff im Sandstein der Gasspeicher erprobten. Beim Projekt „Underground Sun Storage“ konzentrieren sich die RAG und ihre Partner nun auf die Erforschung dieses mikrobiologischen Prozesses. „Im Wesentlichen bilden wir dabei den natürlichen Entstehungsprozess von Erdgas im Zeitraffer nach“, erläuterte RAG-Generaldirektor Markus Mitteregger bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Projekts.

 

Fleißige Mikroben

 

Zu den wissenschaftlichen Partnern der RAG gehört dabei die Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU). Laut dem Biotechnologen und Chemodynamiker handelt es sich bei den Mikroorganismen um Bakterien der Linie Archaea. Das ist die mutmaßlich ältesteste auf der Erde existierende Lebensform, die sich bereits seit rund 3,5 Milliarden Jahren ihres Daseins erfreut. Solche Mikroben sind fast überall anzutreffen, wo es keinen Sauerstoff gibt - in Sümpfen und Sedimenten beispielsweise ebenso wie im Darmtrakt des Menschen und der Tierwelt. Und die fleißigen Kleinen haben eine höchst erfreuliche Eigenschaft: Sie sind nicht pathogen, können also keine Krankheiten auslösen. In Biogasanlagen Kläranlagen leisten sie bereits seit langem ihre Dienste. Loibner zufolge hat die BOKU bei „Underground Sun Conversion“ im Wesentlichen folgende Aufgaben: Sie kontrolliert die mikrobielle Methanisierung in den Gasspeichern, erforscht die optimalen Bedingungen für die Methanerzeugung und definiert Entwicklungsschritte für deren industrielle Umsetzung.

 

Das Projekt läuft bis 2020. Finanziell unterstützt wird es vom Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung (KLI.EN). Dieser deckt rund 4,9 Millionen Euro der Gesamtinvestitionen von etwa acht Millionen Euro. Kein Wunder, dass sich Technologieminister Jörg Leichtfried, neben Umweltminister Andrä Rupprechter für den KLI.EN zuständig, bei der Pressekonferenz höchst erfreut zeigte: „Das kann eine technische Revolution werden. Zu verdanken haben wir sie den klugen Köpfen bei der RAG und ihren Partnern.“ Neben der BOKU sind das die Montanuniversität Leoben, das Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB), das Energieinstitut an der Johannes-Keppler-Universität Linz und das Prozesstechnikunternehmen Axiom.

 

 

 

 

 

 

 

 

Evonik: Umsatz und bereinigtes EBITDA gesunken

Der Essener Spezialchemikalienkonzern konnte die rückläufigen Verkaufspreise durch höhere Verkaufsmengen nicht ausgleichen. Laut Vorstandschef Klaus Engel hat sich die Ertragslage „normalisiert“.

 

Der Umsatz des deutschen Spezialchemikalienkonzerns Evonik belief sich im Geschäftsjahr 2016 auf 12,7 Milliarden Euro, um sechs Prozent weniger als 2015. Das bereinigte EBITDA sank um 12,2 Prozent auf 2,16 Milliarden Euro, das bereinigte Konzernergebnis verringerte sich um 17,5 Prozent von 1,1 Milliarden auf 930 Millionen Euro. Laut dem scheidenden Vorstandsvorsitzenden Klaus Engel ist dies auf die rückläufigen Verkaufspreise zurückzuführen, insbesondere im Bereich Nutrition & Care, zu dem unter anderem Produkte in den Bereichen Gesundheit und Tierernährung gehören. Diese habe Evonik durch die um rund drei Prozent höheren Absatzmengen nicht kompensieren können. Insgesamt gesehen, habe sich die Ertragslage 2016 „nach dem außergewöhnlich starken Vorjahr normalisiert“. So gesehen, sei 2016 ein „gutes Geschäftsjahr“ gewesen. Wie berichtet, verlässt Engel Evonik am 23. Mai. Sein Nachfolger ist der stellvertretende Vorstandschef Christian Kullmann.

 

Für heuer ist laut Engel mit einem Umsatz von mehr als 12,7 Milliarden Euro sowie einem bereinigten EBITDA zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden Euro zu rechnen. Er erwartet zusätzliche Erträge aus Erwerb der Spezialadditivsparte des US-amerikanischen Chemiekonzerns Air Products, den Evonik am 3. Jänner abschloss. Die Transaktion kostete Evonik rund 3,8 Milliarden US-Dollar (3,6 Milliarden Euro). Heuer soll dadurch ein positiver Effekt auf den Umsatz von rund einer Milliarde Euro entstehen. Für das bereinigte EBITDA prognostiziert Evonik positive Auswirkungen von rund 250 Millionen Euro.

 

Nicht in der Prognose enthalten sind die möglichen Auswirkungen einer weiteren Übernahme. Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden will Evonik bis Jahresende den Erwerb des weltweiten Kieselsäuregeschäfts des US-amerikanischen Chemieunternehmens Huber mit Sitz in Atlanta im Bundesstaat Georgia abschließen. Der Vertrag wurde Anfang Dezember 2016 unterzeichnet, die Kosten belaufen sich auf 630 Millionen US-Dollar (599 Millionen Euro).

 

 

Seiten