Archive - Nov 25, 2020

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Clariant: Reduktion aufs Kerngeschäft

Im Zuge von Restrukturierungen und Effizienzsteigerungen baut der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant rund 1.000 Arbeitsplätze ab. Auf längere Sicht ist aber Wachstum angesagt. 

 

Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant baut in den kommenden zwei Jahren rund 1.000 Arbeitplätze ab, davon 600 bis Ende 2021. Zumindest teilweise soll dies durch „ Austritte von Beschäftigten aufgrund natürlicher Fluktuation“ erfolgen, hieß es in einer Aussendung. Betroffen sind Service- sowie regionale Strukturen. Mit dem Personalabbau setzt Clariant eine weitere Maßnahme im Zuge der Reduktion aufs Kerngeschäft. Im Oktober 2019 hatte der Konzern seinen Healthcare-Packaging-Bereich verkauft, im Juli des heurigen Jahres auch sein Masterbatches-Segment. Zur Veräußerung steht überdies das Pigmentgeschäft an. Nach eigenen Angaben vollzieht die Clariant damit „ihre Transformation in Richtung eines höherwertigen Portfolios mit Spezialitäten mit Fokus auf ihre Kerngeschäftsbereiche Care Chemicals, Catalysis und Natural Resources“. Das Unternehmen erstrebt „die Neudimensionierung regionaler Organisationen und Serviceeinheiten zur Vermeidung von Remanenzkosten“, die sich nach dem Verkauf der Teilbereiche ergeben könnten.

Hariolf Kottmann, der seit Ende Juli 2019 als Executive Chairman fungiert, bis ein neuer zur Chief Executive Officer bestellt ist, erläuterte: „Während wir mit der nächsten Veräusserung eines nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bereichs voranschreiten, müssen wir diese Gelegenheit nutzen, um Clariants Kern weiter zu stärken und für eine erfolgreiche Zukunft zu positionieren. Durch die Vermeidung von Remanenzkosten, den konsequenten Abbau von Komplexität und den stärkeren Fokus auf Innovation, Nachhaltigkeit und Operational Excellence sorgen wir dafür, dass unsere Geschäfte mit hochwertigen Spezialitäten noch fokussierter und flexibler agieren können. Damit schaffen wir die Grundlage, um überdurchschnittliches Wachstum, höhere Profitabilität und eine stärkere Cashflow-Generierung zu erzielen.“

 

Im Jahr 2019 hatte Clariant mit 6,53 Milliarden Schweizer Franken (CHF) um 1,5 Prozent weniger Umsatz erzielt als 2018. Das Nettoergebnis war von 356 Millionen auf nur noch 38 Millionen Franken eingebrochen, der operative Cashflow hatte sich von 530 auf 509 Millionen Franken verringert. Begründet wurde dies mit einer Rückstellung von 231 Millionen Franken für eine 2019 befürchtete Kartellstrafe bezüglich des Ethylengeschäfts, zu der Clariant schließlich tatsächlich verurteilt wurde.

 

Im heurigen Jahr hatte auch Clariant mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu kämpfen. Hinsichtlich der längerfristigen Perspektiven gab sich Kottmann indessen zuversichtlich. Abgesehen von den Effizienzsteigerungen und der Neudimensionierung erstrebe sein Unternehmen nach wie vor „organisches und anorganisches Wachstum, um die Optimierung ihres Portfolios voranzutreiben. Clariants Transformation bietet einzigartige Chancen zu höherer Wertschöpfung im Jahr 2021 und darüber hinaus“.