Archive - Sep 29, 2021

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Krach um Wirkstoffverschreibung

Die Überlegungen Gesundheitsminister Wolfgang Mücksteins, statt konkreter Medikamente nur noch die darin enthaltenen Wirkstoffe zu verschreiben, stoßen auf Widerstand bei Pharmaindustrie und Ärztekammer. Auch der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) lehnt die Pläne ab. 

 

In nicht immer geübter Einmütigkeit wehren sich der Pharmaindustrieverband Pharmig und die Ärztekammer gegen Überlegungen Gesundheitsminister Wolfgang Mücksteins, eine Wirkstoffverschreibung einzuführen. Derartige Pläne werden seitens der Gesundheitspolitiker und der Krankenkassen immer wieder gewälzt. Sie versprechen sich davon nicht zuletzt eine Senkung der Arzneimittelkosten. Das Argument: Statt eines bestimmten Präparats kann dem Patienten ein billigeres Mittel ausgehändigt werden, wenn es eine wirkungsgleiche Sustanz enthält. Nach Ansicht der Pharmig und der Ärztekammer ist das aber ein Trugschluss. Schon jetzt sei Österreich im EU-weiten Vergleich ein Billigland, was Medikamente betrifft. „Eine Wirkstoffverordnung übt weiter Druck auf die hiesigen Preise aus. Zahlreiche bewährte Arzneimittel würden vom Markt verschwinden, weil ihren die wirtschaftliche Basis entzogen wird. Das alles ist schlichtweg nicht im Sinne einer verbesserten Versorgung, ganz im Gegenteil. Daher muss der Status Quo erhalten bleiben“, betont Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Und in einer Resolution der Ärztekammer heißt es: „Angesichts der ohnehin bereits angespannten Preissituation bei Medikamenten in Österreich würde ein Diktat des niedrigsten Preises nach Ansicht der Experten dazu führen, dass einige Medikamente vollends vom Markt verschwinden und sich die Lage verschärfen würde.“

 

Außerdem erachten die Pharmaindustriellen und die Ärztschaft die Anlegenheit aus medizinischer Sicht für problematisch. Die Pharmig etwa diagnostiziert, die Patienten würden verunsichert, wenn sie in der Apotheke jedesmal ein anderes Mittel gegen ihre Krankheit bekämen. Dies führe unter Umständen dazu, dass sie die Einnahme des Präparats verweigerten. Außerdem verlören die Mediziner den Überblick darüber, welche Medikamente ihre Patienten bekämen. Damit sei es auch nicht mehr möglich, mehrere gleichzeitig einzunehmende Arzneimittel „gut aufeinander abzustimmen, um unerwünschte Wechselwirkungen möglichst zu vermeiden“.

 

Ähnlich argumentiert die Ärztkammer: Die Ärzte seien „gegenüber den Patienten letztverantwortliche Kompetenzträger“. Mit einer allfälligen Wirkstoffverschreinung werde ihnen jedoch „die Entscheidungs- und Gestaltungshoheit über eine medikamentöse Therapie entzogen. Daran anschließend drohen Haftungsprobleme“. Das Fazit: Mückstein möge seine Pläne ehestens schubladisieren und lieber für einen besseren Überblick über die aktuelle Verfügbarkeit bzw. Nichtverfügbarkeit von Präparaten sorgen: „Nur so können Ärzte mit ihrer medizinischen Kompetenz sofort ihre Therapie anpassen und Patienten den bestmöglichen Service bei optimaler Sicherheit bieten.“

 

Unterstützt werden die Pharmig und die Ärztekammer vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO). „Wir erkennen keinerlei Vorteile bei dem Vorschlag. Es werden dadurch keine Einsparungen lukriert, gleichzeitig könnte eine derartige Systemänderung die Versorgungssicherheit weiter gefährden. Die Wirkstoffverschreibung widerspricht daher ganz klar den Interessen der Patienten auf eine bestmögliche medizinische Versorgung“, konstatiert Geschäftsführerin Sylvia Hofinger.

 

TFZ Krems: Mehr Infrastruktur für Gesundheitstechnologie

Am Technologie- und Forschungszentrum Krems gingen dieser Tage neue Forschungs- und Produktionsstätten in Betrieb.

 

Neue Forschungs- sowie Erzeugungskapazitäten für die Cells+Tissuebank Austria (C+TBA) und die Fresenius Medical Care Adsorber Tec GmbH eröffnete Niederösterreichs Wirtschafts- und Technologielandesrat Jochen Danninger dieser Tage am Technologie- und Forschungszentrum Krems (TFZ Krems). Laut einer Aussendung kann die C+TBA mit ihren rund 30 Beschäftigten infolge der Erweiterung ihrer Produktionsanlagen nunmehr bis zu 25.000 Gewebespenden pro Jahr verarbieten. Zurzeit stellt sie jährlich etwa 60.000 Transplantate zur Verfügung. Die Fresenius Medical Care Adsorber Tec wiederum sieht sich durch die Erweiterung ihrer Entwicklungslabore nach eigenen Angaben in der Lage, „die ständig steigenden regulatorischen Anforderungen an Medizinprodukte“ auch weiterhin zu erfüllen.

 

Danninger zufolge ist die jetzt abgeschlossene Ausbaustufe am TFZ Krems „der perfekte Nachweis dafür, dass Niederösterreich national wie international ein attraktiver Hotspot für Wissenschaft und Forschung ist und sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu einer innovativen Region im Zentrum Europas entwickelt hat. Mit forschungsaffinen Unternehmen wie Fresenius Medical Care Adsorber Tec und der Cells+Tissuebank Austria wird diese prosperierende Entwicklung auch in Zukunft fortgesetzt“.

 

Das TFZ Krems wurde seit dem Jahr 2000 mehrmals erweitert. Zurzeit bietet es 28 Unternehmen mit insgesamt rund 180 Beschäftigten Labor- und Büroräume. Bis dato wurden in die Errichtung und den Ausbau des TFZ Krems rund 14 Millionen Euro investiert. Etwa eine halbe Million davon floss in Laborräumlichkeiten. Errichter und Betreiber der niederösterreichischen Technologie- und Forschungszentren ist die landeseigene Wirtschaftsagentur Ecoplus. Deren Prokuristin Angela Stransky und der Geschäftsführer des Regionalen Innovationszentrums Niederösterreich-Nord (RIZ NÖ-Nord), Michael Beranek, konstatierten, sie seien „sehr stolz darauf, dass wir die zukunftsweisende Entwicklung im Bereich der Gesundheitstechnologie in Krems unterstützen und begleiten. Hier in Krems wird deutlich, wie es mit Engagement, Kooperation, Brain-Power und bestmöglicher moderner Infrastruktur gelingen kann, sich als international beachteter Forschungsstandort zu etablieren“.