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Chemiereport_2016-4

teilen als auch in Entwicklung und Bau von Spritzgusswerkzeugen aktiv. „Wenn man 45 Jahre Erfahrung mit Kunststoffteilen hat, hat sich umfangreiches Wissen angesammelt. Junge Leute, die heute in der Ausbildung sind, brauchen Möglichkeiten, sich diese Informa- tionen schneller zu beschaffen“, ist Brunn- thalers Ansicht. Genau dazu könne die Mate- rialbibliothek einen wichtigen Beitrag leisten. Rund 500 GEMs sind nun in der Bibliothek der NDU ausgestellt. Auf einige Materialgrup- pen wurden dabei besondere Schwerpunkte gelegt: So finden sich Referenzmuster aus biobasierten Kunststoffen ebenso in der Sammlung wie solche aus faserverstärkten Materialien oder Nanocomposites. Neben Standard-Verarbeitungsverfahren wie Spritz- gießen, Blasformen oder Thermoformen wur- den auch das Pressen von Duroplasten, das Herstellen von Nanocomposites und Metho- den des Rapid Prototyping verwendet. Jedes GEM ist in einer Datenbank erfasst, in der zu- gehörige Materialeigenschaften und Verar- beitungseinstellungen gespeichert sind. Besonders faszinieren Brunnthaler die Ausstellungsstücke, die aus mit Wolfram ge- füllten Kunststoffen bestehen und als Ersatz für Metalle Verwendung finden. „Beim Kunst- stoff-Spritzguss kommt man mit wesentlich niedrigeren Temperaturen aus als beispiels- weise im Aluminium-Druckguss. Je wichtiger es wird, CO2 -Emissionen einzusparen, desto mehr werden derartige Materialien an Be- deutung gewinnen“, prognostiziert der Fach- mann. Zudem können die gewünschten Teile mittels Spritzguss in einem Arbeitsschritt ohne Nachbearbeitung erzeugt werden. „Das Material wird selbst zum Designer“ Dass die Materialbibliothek an der New Design University in St. Pölten angesiedelt ist, ist kein Zufall. „Wir denken viel über die Zukunft des Designs nach“, führte Rektor Stephan Schmidt-Wulffen anlässlich der Eröffnung am 22. April aus: „Das Material wird immer mehr selbst zum Designer. Mit der Auswahl eines bestimmten Werkstoffs ist bereits so viel definiert, dass für die Ge- staltung nicht mehr viel Spielraum bleibt.“ Man brauche daher Designer, die auch In- genieure sind – und umgekehrt. „Mit der Materialbibliothek Materiautech, die uns für Lehre und Forschung zur Verfügung steht, ist der erste Schritt dazu getan“, so Schmidt-Wulffen. Auch WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl zeigte sich beim Rundgang von der Materialvielfalt beeindruckt. Philipp Aduatz unterrichtet an der NDU angehende Industriedesigner zum Thema Kunststoffe. „Das ist ein abstraktes Gebiet, auf dem viel chemisches Wissen notwen- dig ist“, so Aduatz. Die Materialbibliothek biete hier die Möglichkeit, sich die verschie- densten Kunststoffe und Verarbeitungs- arten anzusehen, sie anzugreifen und zu erleben. Zudem können der Datenbank wei- terführende Daten entnommen werden, die dem Designer bei der Materialentscheidung helfen. Aduatz hat selbst Produktdesign an der Universität für Angewandte Kunst in Wien studiert und anschließend über ein materialtechnologisches Thema disser- tiert. „Mich hat die naturwissenschaftliche Seite des Fachs Design immer mehr inter- essiert als die kulturwissenschaftliche“, ge- steht Aduatz. Diese Neigung kann er nun in die Projektleitung für den österreichischen Materiautech-Standort, die er gemeinsam mit Thomas Gröger vom Kunststoff-Cluster innehat, einbringen. Bei ihm laufen die Fä- den für Organisation und Lehre zusammen, zudem koordiniert er die mit der Material- bibliothek verbundene Forschungsarbeit. Vieles davon wird gemeinsam mit Studen- ten des Bachelor-Studiengangs „Manual & Material Culture“ an der NDU gemacht. Zuweilen bestehen bei den Studenten star- ke Vorbehalte gegenüber Kunststoffen, wie Aduatz bemerkt hat: | nächste Seite Gerhard Brunnthaler hat über mehr als 40 Jahre das Spritzguss-Unternehmen Miraplast geführt. Der Kunststofftechniker wird Materiautech in der Lehrlingsaus- bildung benützen und unterstützt die NDU mit seinem umfangreichen Know-how. Helmut Schwarzl ist Geschäftsführer der Geberit ProduktionsgesmbH & Co KG in Pottenbrunn. Er sieht in Materiautech große Chancen für die Forschung und Entwicklung des Unternehmens. Harald Bleier ist Cluster-Manager im St. Pöltner Büro des Kunststoff-Cluster. Er hat Materiautech im Rahmen eines Interreg IVC-Projekts in Frankreich kennengelernt und die Idee nach Österreich gebracht. Gilles Gauthier und Sébastien Moussard von der Materiautech- Zentrale in Lyon

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