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Chemiereport_2016-4

44 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.4 LIFE SCIENCES W er an Krebs erkrankt, hatte lange Zeit nur drei Möglich- keiten: Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Seit einigen Jahren gibt es zielgerichtete Therapien wie Gleevec oder Herceptin, die aber nur dann zum Einsatz kommen, wenn Krebszellen spezifische Mutationen tragen. Nun lässt ein neuer Ansatz aufhorchen: CAR T, eine Kombination aus Zellthe- rapie, Gentherapie und Immuntherapie hat erste Erfolge in der Klinik und zieht Pharmakonzerne und Investoren magisch an. Der Ansatz ist nicht neu: Schon in den späten 80er-Jahren forschte Zelig Eshhar am Weizmann Institute of Science an den ersten CAR-T-Zellen. Doch erst die Fortschritte in Genomik, Pro- teomik und Molekularbiologie haben die CAR-T-Zelltherapie in eine ernstzunehmende Therapieform transformiert. Seit immer mehr Humanstudien ihr Potenzial bestätigen, fließen Millionen- beträge in die Grundlagenforschung und in Biotechnologie-Un- ternehmen. So investierte Novartis 20 Millionen US-Dollar in den Aufbau eines Zentrums für „Advanced Cellular Therapeutics“, um gemeinsam mit der Penn State University CAR-T-Zellthera- peutika zu produzieren. Das erste Produkt zur Behandlung der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) besitzt den „Break- through Status“, ein Zulassungsantrag ist für 2016 geplant. T-Zellen im Trainingscamp Und so funktioniert die Technologie: Man nehme ein Eiweiß, das Krebszellen erkennt, packe dessen Gen in ein nicht-infektiö- ses Virus und schleuse dieses Konstrukt in menschliche T-Zellen ein: Fertig ist die Immuntherapie gegen Krebs. Was trivial klingt, war ein langwieriger Prozess, hat Millionen an Forschungsgel- dern verschlungen und zahlreiche Doktoranden verschlissen. Was steckt wirklich hinter CAR T, und kann die neue Therapie- form den hohen Erwartungen gerecht werden? CAR ist ein Akro- nym und steht für „Chimeric Antigen Receptor“, das „T“ steht für T-Zelle, eine von vielen spezialisierten Zellen des menschlichen Immunsystems. Da Tumorzellen verschiedene Schutzmecha- nismen entwickeln, bleiben die Waffen des Immunsystems bei Krebs häufig stumpf. Genau hier setzt CAR T an: Gentechnisch modifizierte T-Zellen sollen Krebszellen wiedererkennen, sie ihrer immundämpfenden Wirkung berauben und so ihre Zer- störung einleiten. Das Funktionsprinzip gleicht einem Training, bei dem patienteneigene T-Zellen wieder lernen sollen, zwischen gesunden und kranken Zellen zu differenzieren und letztere zu attackieren. Weitere Anwendung: Auch Hirntumoren könnten mit CAR T behandelt werden. Arzneimittelentwicklung Eine fünfte Säule der Krebstherapie Um CAR T, eine Kombination aus Zelltherapie, Gentherapie und Immuntherapie, gibt es derzeit einen Hype in der Pharmaindustrie. Von Simone Hörrlein Bild: iStockphoto.com/Eraxion

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